Sucht kommt von "siech" (krank) - und nicht von "suchen"

G

Gawyrd

Guest
Wenn von Sucht die Rede ist, kommt in der Esoterik reflexartig die scheinbar naheliegende Standart-Antwort : Sucht kommt von "suchen".

Es gibt eine eigene Wissenschaft, die sich mit der Herkunft von Wörtern beschäftigt - die Etymologie. Und die zeigt, dass Wörter, die ähnlich klingen oft völlig unterschiedliche Wortwurzeln haben. (siehe zB. das Herkunftswörterbuch von Duden)

Dies trifft auch auf "Sucht" und "suchen" zu :

"Sucht" ist keine Abwandlung des Begriffes "suchen", sondern stammt von "siech" (= krank) - wie es zB. in "Fallsucht" (alte Bezeichnung für Epilepsie) deutlich wird - "die zum Fallen führende Krankheit".

Gawyrd
 
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Hallo Du!

Du hast Recht mit der Herleitung des Wortes... dennoch hat Sucht immer auch etwas mit Suchen zu tun... Süchtige suchen Entspannung, Auszeit von ihrem Alltag, ihren Problemen, den ultimativen Kick, die höchste Welle, den Ruhezustand, das Gefühl der Realität für eine kurze oder längere Zeit zu entrücken.
Ich habe gerade das Buch (Un) Glück der Sucht, von Reinhard Haller gelesen, bin selber Psychologin und auch Betroffene... trinke leidenschaftlich gerne Kaffee, rauche seit Ewigkeit und bin süchtig nach Nähe... die Geborgenheit gibt. Und vielleicht hab ich noch andere Süchte, von denen ich noch gar nichts weiß ... oder zu denen ich mich hier nicht äußern möchte. ;)

Wer kann sagen, er habe keine Süchte... oder keine Abhängigkeiten (wovon auch immer)... der werfe den 1. Stein ;)

Und nicht alle Süchte machen unglücklich oder krank... auch wenn die meisten nicht gerade gut für die Freiheit der Seele sind... ob ein Mensch glücklich ist, entscheidet nur er selbst.

Ich kenne einige Internet- und/ oder Forensüchtige Menschen ;)... und sie erhalten dadurch auch sehr viel Positives. Habe schon von Menschen gehört, die auf diese Art und Weise den Kontakt zur Außenwelt und zu anderen Menschen aufrechterhalten... Eine Frau schrieb mir mal, wir (in einem anderen Forum) hätte durch diesen Kontakt ihr Leben gerettet... sie hätte sich sonst umgebracht. Was ist nun besser. Eine Sucht die mir gibt, was ich mir wünsche (wenn auch nicht immer konkret diese Wünsche erfüllt)... oder ein Leben in Freiheit... ohne die Möglichkeit dem Schmerz zu entfliehen... von Zeit zu Zeit?!

Soweit meine Meinung dazu

LG

Schwarzerle
 
Ich habe die Erklärung des Wortes erst kürzlich in einem Buch gelesen. Und denke schon, daß wirkliche Sucht nichts mehr mit suchen zu tun hat - denn wenn man sich elend und bedürftig fühlt, falls man das "Objekt" der Sucht nicht zur Verfügung hat, dann fühlt man sich ja tatsächlich "siech" - nicht suchend. Vielleicht suchte man ja ursprünglich etwas,um dieses Siechtum zu heilen.

LG, Alana
 
Und um noch einen weiteren Aspekt einzubringen:

"Sucht ist Flucht"

Ist mir besonders aufgefallen bei meinem Rauchverhalten, als ich noch zu den Rauchern gehörte. Um nicht hinsehen zu müssen, um mich nicht mit dem eigentlichen Problemen beschäftigen zu müssen, ging ich in den Garten rauchen, statt gleich zu reagieren.

Statt dazubleiben und mich mit dem Problem auseinanderzusetzen, ließ ich im wahrsten Sinne des Wortes "Dampf ab".

Hat wahrscheinlich bei jedem Menschen andere Hintergründe, aber bei mir war diese Sucht tatsächlich Flucht.

Ich weiß nicht, ob bei Alkoholismus ein ähnlicher Mechanismus in Kraft tritt, möglich wäre es.

Aber Danke Gawyrd, für die Erklärung, dass Sucht von siechen kommt, ich dachte bisher auch immer, es käme vom Wort suchen.

Lg
Suena
 
Sehr oft verbindet sich in der "Sucht" beides : etwas wünschen und anstreben UND ihm ausweichen. Das Ausweichen ist dabei stärker.

Deswegen ist bei Süchten eine gute Frage : "Wovor weiche ich aus, wovor schrecke ich zurück ?" - oder mit Suenas Worten : "Wovor flüchte ich ?"

Oder noch konkreter : "Wovor habe ich Angst ?"

Gawyrd
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Ich denke mir, daß man da wohl immer auf sich selbst zurückkommt - daß man vor sich selbst ausweicht und flüchtet. Vor dem , was man in sich selbst nicht wahrnehmen möchte, vor dem, was man in sich selbst befürchtet. Vor der zeitweiligen Leere, vor dem Schmerz und vielem anderen.
 
Zur Ergänzung :

Etymologie

Das Wort "Sucht" (germanisch suhti-, althochdeutsch suht, suft, mittelhochdeutsch suht) ist nicht verwandt mit "suchen", sondern mit "siechen" (althochdeutsch siuchen, mittelhochdeutsch siuchan; vgl. zum Adjektiv "siech" auch das englische sick) in der Bedeutung von Krankheit. Andere, vor allem veraltete Krankheitsbezeichnungen wie Fallsucht, Magersucht, Mondsucht, Schwindsucht, Wassersucht, aber auch zum Beispiel das Wort Eifersucht, enthalten ebenfalls den Wortstamm "Sucht" in dieser Bedeutung.

Die Wendung "Sucht nach etwas" beruht allerdings auf der volkstümlichen Verbindung mit "suchen": Sucht nach Liebe, Abwechslung, Zerstreuung, u. dgl.

ursprung: nur noch über cache zu finden

Mediabote, danke !
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Hallo Gawyrd :)

danke für das Eingangsposting, auch wenn mir die Herkunft bekannt war.

Deswegen ist bei Süchten eine gute Frage : "Wovor weiche ich aus, wovor schrecke ich zurück ?" - oder mit Suenas Worten : "Wovor flüchte ich ?"

Oder noch konkreter : "Wovor habe ich Angst ?"

Mir hat sehr gut getan, den Ursprung der Angst zu erleben - uns zwar wirklich zu erleben - das war allerdings erst möglich, nachdem ich etliche Widerstände aufgegeben hatte.

Nicht nur bei mir, auch bei den Alkoholkranken, die ich kennenlernte, war es häufig so, dass die Welt nicht so war, wie wir sie uns vorstellten. Um es platt auszudrücken: Wir rannten gegen die Realität an, und wenn wir nicht mehr gegenan rennen mochten und uns dabei erschöpft hatten, dann tauchten wir ab.

Heute sehe ich die Sucht als einen Versuch der Selbstheilung, der allerdings nicht so gelungen war, vielmehr neue Symptome hervorbrachte. Je größer der zeitliche Abstand zu meiner süchtigen Zeit wird, umso deutlicher wird mir, wie krank/siech ich war - damals hätte ich das vehement abgestritten. Zu dem Zeitpunkt war mir das "Suchen" lieber - denn einem Suchenden kann man ja nicht vorwerfen, sich nicht zu bemühen (heute denke ich, dass das unter anderem eine Ausrede war).

Liebe Grüße
Rita
 
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Sucht komt vom suchen, ich habe gerade die puzzle sucht, und suche 2 verlorene teile.:confused:

Sucht heisst auch manie.
Wenn man unbedingt was sucht unbedingt was braucht, man spürt das auch so.
Siech oder siechen, verbinde ich mit dahinwesen, sick heisst aber krank.:)
 
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