Suche nicht - lasse Dich finden

emze

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Berlin
:morgen:


Wenn man so wie ich es gern tue, menschliche Verhaltensweisen öfter mal ganz bewusst beobachtet und analysiert, bleibt es einem nicht verborgen, wie schwer es vielen Menschen fällt, dem Drang und Zwang zu widerstehen, anderen seine Leidenschaften oder Abneigungen, eben seine Sichtweise der Dinge regelrecht aufzwingen zu wollen, ohne dass die Penetranz mit der dies oft geschieht einem wirklich bewusst ist.
Es ist nicht böse gemeint, doch wir verfallen besonders dann, wenn uns etwas extrem begeistert oder schockiert, oft dem Irrglauben, andere müssten diese Begeisterung oder Abneigung mit der gleichen Leidenschaft teilen.

Die bei den meisten Menschen ebenso gültige Erkenntnis, dass die Geschmäcker verschieden sind, hält uns nicht davon ab, es dennoch immer wieder zu versuchen, bei anderen Begeisterung für etwas zu wecken, was einen selbst vom Hocker reißt.
Sicher liegt es in der Natur des Menschen, nach Gleichgesinnten zu suchen mit denen man das, was einen selbst bewegt, teilen kann. In meinem Thema >Warum< hatte ich ja bereits dargelegt, weshalb ich glaube, dass es so ist.

Der Forumsbereich hier nennt sich &#8222;Aufgeschrieben&#8220;. Vielleicht kann ich Euch mit einer kleinen Geschichte erfreuen, die ich vor einigen Jahren genau zu diesem Thema mal geschrieben habe:

Suche nicht &#8211; lasse dich finden
emze (2006)

Wie jeden Tag in den frühen Morgenstunden bevor der Tag erwacht ging das Mädchen in den Wald hinter dem großen See an dem das Dorf lag, um Reisig und kleines Gehölz zu sammeln, dass sie bündelte um es später auf dem Markt im Dorfe feilzubieten.

Als sie mit ihrem kleinen voll beladenen Karren, den sie hinter sich herzog wieder zum See kam, sah sie schon von ferne etwas Glitzerndes auf dem Boden liegen. Und als sie näher kam sah sie, dass es einige Steine waren die mit den ersten Strahlen der aufgehenden Morgensonne spielten.

Sie hob sie auf und betrachtete sie, und wunderte sich, dass ihr diese Steine, die sicher schon lange dort gelegen hatten, zuvor nie aufgefallen waren, denn es waren ganz besondere Steine. Sie waren wunderschön, hatten eine vielfarbige, ganz besondere Maserung. Sie drehte und wendete sie im Licht und es schien ihr, als hielte sie den Sternenhimmel in den Händen und ein Gefühl unbändiger Freude über diesen Fund durchströmte sie.
Sie kam ins Dorf zurück und rief dem ersten Nachbarn dem sie begegnete freudig zu: &#8222;sieh nur was ich gefunden habe, sind die nicht wunderschön?!&#8220; &#8222;Hm&#8220;, meinte der Nachbar, was soll daran schön sein?&#8220;. Das Mädchen sah ihn verwundert an, &#8222;aber sieh doch genau hin, siehst du es den nicht, diese Farben, dieses Funkeln?!&#8220;
&#8222;Hm&#8220; machte der Nachbar nur wieder, &#8222;ich sehe nur ganz gewöhnliche Steine?!&#8220;
Das Mädchen schaute dem Mann verwundert nach und sprach den nächsten Nachbarn an, doch die Reaktion war die gleiche. Und jeder dem sie ihren Fund zeige gab ihr eine ähnliche Antwort.
Und als sie schließlich nach Hause kam fragte die Mutter, was hast du denn da, und das Mädchen sagte, &#8222;ach, es sind nur ein paar gewöhnliche Steine&#8220;.

Und während sie das Reisig bündelte schaute sie immer wieder diese &#8222;gewöhnlichen&#8220; Steine an und war verwirrt. Diese Farben, dieses Glitzern, zum Kuckuck noch mal, es war da, sie war doch nicht verrückt.

Sie nahm die Steine mit zum Markt und legte sie neben ihre Reisigbündel.
Und jeden der bei ihr vorbeikam versuchte sie die Besonderheit dieser Steine nahe zu bringen, denn sie konnte es nicht begreifen, nein sie wollte es nicht begreifen, dass sie die einzige sein sollte, welche die Schönheit dieser Steine erkannte.
Und immer wieder rief sie, &#8222;seht ihr es denn nicht, es ist doch so klar, dieses dunkle Rot, dieses warme Braun durchzogen von funkelndem Grau, umschlossen von feinen, filigranen, schwarzen Linien, das ist doch wunderschön, das müsst ihr doch auch erkennen, warum seht ihr es denn nicht?!
Und je mehr sie sich bemühte, die Menschen von der Schönheit ihrer Steine zu überzeugen, desto ablehnender wurden sie. Und schließlich machten alle kopfschüttelnd einen Bogen um ihren kleinen Reisigstand und beachteten nicht einmal mehr ihre mühsam gesammelten und verschnürten Reisigbündel.

Manche sahen mitleidig auf sie herab und andere belächelten oder verspotteten sie und wieder andere warfen ihr sogar Betrug vor, weil sie den Menschen vortäuschen wolle, diese gewöhnlichen Steine seien etwas Besonderes.

Das Mädchen wusste nicht wie ihm geschah, denn es war sich keiner Schuld bewusst. Es wollte doch nichts weiter, als nur ein bisschen ihre Freude mit anderen Menschen teilen.
Sie spürte Tränen der Wut in sich hochsteigen und den Drang noch einmal aufzubrüllen, >aber seht sie euch doch mal genau an, meine Steine, ihr könnt doch nicht alle so blind sein, dass ihr nicht sehen könnt, was ich sehe<. Aber sie schwieg, und sammelte traurig ihre Reisigbündel zusammen. Und dann betrachtete sie noch ein mal ihre Steine. Waren es wirklich nur ganz gewöhnliche Steine? Sie versuchte das Gewöhnliche darin zu erkennen. Nun ja, vielleicht, wenn alle es sagen.

Die Sonne neigte sich dem Horizont entgegen und da war es wieder, dieses Funkeln, dieses Glitzern diese Farben diese Schönheit und so sehr sie sich auch bemühte, sie konnte nichts Gewöhnliches in diesen Steinen erkennen. In jedem Einzelnen sah sie etwas Besonderes, etwas Einzigartiges.
Sie legte ihre Steine auf die Reisigbündel und machte sich still und gedankenverloren auf den Heimweg. Und plötzlich hörte sie jemanden sagen, &#8222;oh, die sind aber schön&#8220;. Verwirrt blickte sie auf und sah eine alte Frau neben ihrem Karren hergehen. Das Mädchen sah sie fragend an und sagte leise &#8222;aber es sind doch nur gewöhnliche Steine&#8220;.
&#8222;Aber nein&#8220;, sagte die alte Frau, &#8222;siehst du denn nicht dieses Funkeln, dieses Glitzern, diese Farben?!&#8220;
Und das Mädchen antwortete zaghaft: &#8222;Ja aber....ich dachte.....&#8220;
Die alte Frau lächelte weise und sagte:
Jeder lebt in seiner eigenen kleinen Welt, welche ihre eigenen ganz besonderen Schönheiten hat, die sonst niemand erkennen kann. Aber jede kleine Welt hat auch ihre Mitbewohner und so auch die deine und nur die können sehen, was du siehst und begreifen was du begreifst.

Das Mädchen wurde nachdenklich, &#8222;aber wie soll ich denn mit denen umgehen, die mich nicht begreifen? Es ist oft schmerzlich und macht mich wütend oder traurig.
Und die alte Frau antwortete, &#8222;könntest du es z.B. einem kleinen Kind übel nehmen, dass es mit seinen Kinderaugen nicht sehen kann, was du siehst? Und würde dich das so wütend oder traurig machen, dass du ihm deshalb deine Aufmerksamkeit und Zuwendung verwehren würdest.?&#8220;
&#8222;Natürlich nicht!&#8220;

&#8222;Siehst du&#8220;, die alte Frau nahm einen der glitzernden Steine in die Hand, &#8222;und hier ist es ganz ähnlich. Erfreue dich ganz offen an dem Glanz und der Schönheit deiner Steine und teile dein Glücksgefühl mit den Mitbewohnern deiner kleinen Welt.
Und die brauchst du nicht zu suchen, sie werden dich finden, so wie ich dich gefunden habe.&#8220;
&#8222;Ich denke, ich verstehe&#8220;, sagte das Mädchen und setzte mit einem verklärten Lächeln seinen Heimweg fort.

LG
emze:)
 
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Hallo emze,

schöne Geschichte, aber ich blick nicht so ganz durch, was du damit sagen willst.
:doof:

LG ethacarinae

Nun... das wird wohl daran liegen, dass es nicht Deine kleine Welt ist, deshalb kannst Du die "Besonderheit" der Steine auch nicht erkennen...

Und nein, doof bist Du definitiv nicht! Spätestens beim zweiten Durchgang wird Dir klar worauf es ankommt. :kiss4:
 
:morgen:

Hallo ethacarinae

ich will versuchen, Dir den Sinn der Geschichte zu erklären.

Das Mädchen in der Geschichte zeigt die Schwierigkeit zu begreifen, dass man anderen seine Vorlieben, oder das was einen selbst begeistert, eben nicht aufzwingen kann und es eher nervt, wenn einer daherkommt und immer wieder sagt, Mensch, das ist doch so toll, du kannst doch nicht so blöd sein, dass du das nicht siehst.

Die alte Frau macht dem Mädchen dann begreiflich, dass man niemals jeden mit dem was man selbst fühlt und empfindet erreichen kann, aber es trotzem immer Menschen gibt, die ähnlich denken, und das sind jene „Mitbewohner“ der eigenen kleinen Welt. Man nennt sie Gleichgesinnte. Und die eigene kleine Welt, das ist die, in der du mit deinen Gefühlen und Empfindungen lebst, und Menschen, die ähnlich empfinden wie du selbst.
Und diese Menschen braucht man im Grunde nicht zu suchen. Die kommen von selbst auf einen zu.

Dafür ist so ein Forum auch ein Beispiel. Es ist ein Eso-Forum. Also treffen sich hier Menschen, die schon mal eines gemeinsam haben, ihr Interesse an Dingen, die über das rational Erklärbare hinausgehen. Aber auch hier gibt es Unterschiede, denn nicht jeder begeistert sich gleichermaßen für jeden Bereich. Und so gibt es auch hier viele kleine Welten.;)

Es gibt hier viele User und viele unterschiedliche Themen. Jeder der hier schreibt, zeigt auf seine Weise, was ihn interessiert, bewegt und wo er mit seiner Meinung steht. Aber es sind immer nur relativ wenige User, die der Einzelne von uns wirklich erreichen kann, und die dann auf den jeweiligen Beitrag, auf die eine oder andere Weise reagieren. Und von denen sind es wiederum nur wenige, die von derselben Sache emotional wirklich ergriffen oder begeistert sind.
Und die sind dann auf derselben Welle, wie man sagt, oder die Chemie stimmt, oder sie teilen sich eine kleine Welt.

Wenn die Chemie aber eben nicht stimmt, dann können wir fluchen, toben, heulen, uns die Haare rausreißen und uns auf den Kopf stellen, wir werden diejenigen dann nie von dem überzeugen was uns begeistert. :wut1: :cry:

Und die alte Frau in der Geschichte macht dem Mädchen klar, wie sinnlos es ist, soetwas versuchen zu wollen, anstatt sich mit Gleichgesinnten an einer Sache zu erfreuen.

Noch ein Beispiel, kennt jeder. Musik. Jeder, der gern Musik hört, hat seine ganz persönliche Gänsehaut-Lieblingsmusik.
Ich nenne Euch gleich mal vier von vielen Titeln, die zu meinen Top Favoriten gehören. Könnt ihr dann bei youtube oder so gucken. Links kann ich hier noch nicht setzen. Mein Musikgeschmack ist breitgefächert.

Titel 1 bis 3 stimmen für mich komplett. Text und Melodie bringen mein Inneres total in Wallung. Titel 4 war Liebe nach dem ersten Hören, da hatte ich auf den Text noch gar nicht geachtet. Wenn ich das höre, schmelze ich total dahin. Die Stimme, die Melodie, der Typ – hat sowas Eigentümliches- Es gibt da ein schönes Video dazu.

1 If everyone card – Nickelback
2 Mein Ding – Udo Lindenberg
3 Nebel-Rammstein
4 Candy – Paolo Nutini

Und nun könnt Ihr selbst mal testen, was Musik, die mich vom Hocker reißt, bei Euch auslöst. Vermultich nicht viel. Vielleicht das eine oder andere ein bisschen oder auch gar nicht.

Und….,sollte ich darüber nun enttäuscht, sein oder traurig, ärgerlich oder gar wütend?
Sollte ich mich aufregen und brüllen, Ihr seid ja blöd, Ihr wisst ja nicht was schön ist, Ihr habt ja keine Ahnung, was hört Ihr denn überhaupt für’ne Schrottmusik?!

Tja, was ist klug – was ist dumm? ;)

Das zumindest wäre dumm, blöd, bescheuert und völlig sinn- und nutzlos.

Ich werde mich weiterhin an meiner Musik erfreuen, so wie Ihr Euch an Eurer „Schrottmusik“ :D :drums: :banane:

So, ich denke, das müsste nun ausführlich genug gewesen sein.;)

LG
emze:)
 
Dankeschön liebe emze, das du mir das so schön erklärt hast !! :umarmen:

LG ethacarinae

Die Musiktitel werde ich mir mal anhören, aber ich weiß jetzt schon, Udo Lindenberg ist nicht so mein Fall.
Ein Musiktitel, der mir so richtig liegt, ist " Allein " von Reinhard May, oder " The Book of Love" von Peter Gabriel, oder Rosenstolz hör ich auch sehr gerne, oder.....
 
Dankeschön liebe emze, das du mir das so schön erklärt hast !! :umarmen:

Total schöne Geschichte und noch schönere Erklärung, danke emze. :)
Ich denke gerade darüber nach, dass, wenn man NICHT SUCHT man überhaupt kein Signal setzt, gefunden zu werden?! Dann würde doch das Gesetz "Ursache-Wirkung" gar nicht zum Tragen kommen und man kann demnach nicht gefunden werden.
Oder denke ich wirr? :tomate:
 
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Nun... das wird wohl daran liegen, dass es nicht Deine kleine Welt ist, deshalb kannst Du die "Besonderheit" der Steine auch nicht erkennen...

Und nein, doof bist Du definitiv nicht! Spätestens beim zweiten Durchgang wird Dir klar worauf es ankommt. :kiss4:

Danke auch dir nufaro (das du mich nicht für doof hältst)

LG ethacarinae :danke:
 
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