Beim Cthulhu-Mythos handelt es sich um einen von dem amerikanischen Horrorautor H. P. Lovecraft begründeten Mythos, dessen wichtigster Bestandteil von außerirdischen Wesen mit übernatürlichen Kräften gebildet wird. Diese Wesen werden von Lovecraft als die "Alten" oder die "Großen Alten" bezeichnet. Sie stammen aus weit entfernten Teilen der Galaxie oder sogar des Universums und unterliegen Naturgesetzen, die sich der menschlichen Vorstellungskraft entziehen. Nach menschlichen Maßstäben verfügen sie über eine gottgleiche Macht und scheinen unsterblich zu sein.
Bei Cthulhu handelt es sich um eines dieser gottähnlichen Wesen, das vor mehreren Hundert Millionen Jahren mit seinem Gefolge auf die Erde kam und sich seit dem Untergang seiner Stadt infolge der Plattenverschiebung in einem Tiefschlaf befindet. Cthulhu nimmt in dem von Lovecraft begründeten Mythos keine besonders herausragende Rolle ein, doch griff der Schriftsteller August Derleth dessen Namen als Bezeichnung für diesen modernen Sagenkreis auf. Lovecraft selbst sprach vom "Arkham Cycle", da in vielen seiner Erzählungen die fiktive neuenglische Stadt Arkham vorkommt.
Der Ausgangspunkt von Lovecrafts Kurzgeschichten und Erzählungen war meist das Neuengland der 20er und 30er Jahre des 20. Jahrhunderts, was sich annähernd mit Lovecrafts Herkunftsregion und der Zeitspanne seines literarischen Wirkens deckt. Ein irreales Element erlangt die von Lovecraft beschriebene Erde des letzten Jahrhunderts durch die Annahme der Existenz außerirdischer Rassen und gottgleicher Wesen, die teilweise seit mehreren Milliarden Jahren auf der Erde vertreten sind. Diese Wesen bringen denjenigen Menschen Verderben, die sich ihrer Existenz bewusst werden. Während manche dieser außerirdischen Kreaturen den Menschen gleichgültig gegenüberstehen, trachten einige nach der Vernichtung oder Unterwerfung der Menschheit. Lovecraft erdachte zudem okkulte Bücher, in denen die Herkunft der außerirdischen Wesen offenbart wird und die Formeln enthalten, mit denen man Große Alte und Äußere Götter heraufbeschwören kann. Zudem erfand Lovecraft in seinen Erzählungen Ortschaften, in denen das Wissen über diese übernatürlichen Wesen oder die Verbindung zu ihnen besonders verbreitet ist. Dabei handelt es sich um neuenglische Kleinstädte und Dörfer wie Arkham, Dunwich und Innsmouth. Auch reale Städte wie Lovecrafts Geburtsort Providence sind Schauplatz seiner Geschichten. Da das von Lovecraft geschaffene Pantheon außerirdischer Rassen und Götter in Verbindung mit den von ihm erdachten okkulten Büchern und Ortschaften in den meisten seiner Geschichten aufgegriffen wird, kann man von einem modernen, kosmischen Mythos sprechen.
Die meisten "Großen Alten" und außerirdischen Rassen aus dem Mythos besitzen die Gemeinsamkeit, dass sie einen äußerst penetranten Geruch verströmen. Zudem haben sämtliche Tiere panische Angst vor ihnen. Ihre Körper sind so fremdartig, das sie sich weder als pflanzlich noch als tierisch einstufen lassen.
Als Atheist war Lovecraft einer okkulten oder religiösen Weltanschauung abgeneigt. Mit dem von ihm begründeten Mythos wollte er veranschaulichen, dass die Menschheit angesichts der Unendlichkeit des Universums nahezu unbedeutend ist und es möglicherweise für Menschen unerreichbare Gebiete gibt, in denen völlig andere Naturgesetze herrschen und Kreaturen existieren, die sich nicht mit menschlicher Logik erklären lassen. Das Erfinden derartiger Kreaturen und ihre Ansiedlung auf der Erde dienten Lovecraft nur als Beispiel, um die Grenzen des Menschen im Erfassen von unerklärlichen, kosmischen Zusammenhängen zu beschreiben.
Vor seinem Tod verfügte Lovecraft, dass sein Mythos weitergeführt werden solle. Diverse Autoren phantastischer Literatur griffen seitdem den Cthulhu-Mythos auf, den sie auf unterschiedliche Weise interpretierten und erweiterten. Auch bekannte Autoren wie Stephen King verfassten derartige Geschichten. Da der Cthulhu-Mythos von manchen Autoren in einer Weise verarbeitet wird, die den ursprünglichen Intentionen Lovecrafts zu widerstreben scheint, werden oftmals nur Lovecrafts Erzählungen als wirkliche Geschichten des Mythos betrachtet.