Bringen wir das Ganze mal auf eine sachliche Ebene. Tatsächlich hat jede Nahrungsform eine spezifische Wirkung auf den Körper und stärkt bzw. schwächt damit bestimmte Fähigkeiten desselben.
Eine rein pflanzliche Ernährungsweise mit ihrer Armut an schweren (gesättigten) Fettsäuren hat den Vorteil, den Stoffwechsel nicht unnötig zu belasten und ist in manchen Sportarten, in denen der Mensch dauerhaft einer physiologischen Höchstbelastung ausgesetzt ist, von einem gewissen Vorteil. Dazu zählen z. B. die meisten Ausdauersportarten, also Laufen, Rudern, Schwimmen, Radfahren usw.
Allerdings stehen diesem Vorteil zwei Nachteile entgegen:
1. Bei eiweißarmer pflanzlicher Ernährung fehlen Grundstoffe für den Aufbau körpereigener Botenstoffe (Hormone), die gerade dann im Höchstmaß gebraucht werden, wenn der Körper auf Hochtouren laufen muß.
2. Ebenfalls ein Problem ist der bei Vegetarismus oftmals auftretende Eisenmangel. Eisen (Fe) wird aber zum Aufbau des sauerstoffbindenden Hämoglobin benötigt. Ein Eisenatom ist das Herz eines jeden Hämoglobin-Proteins. Hämoglobin wiederum ist in den roten Blutkörperchen für den Aufnahme von Sauerstoff (O) notwendig. Ein niedriger Eisenstatus bedeutet relative Blutarmut, damit geringere Fähigkeit zum Sauerstofftransport, dadurch schwächeres Atemvolumen. Es kann weniger Sauerstoff aufgenommen werden, was sich gerade bei Ausdauersportarten bemerkbar macht. Alles wirkt anstrengender.
Ideal ist es für Ausdauersportler, wenn sie sich im Regelfall durchaus fleischlich ernähren, aber die zwei oder drei Tage vor dem Wettkampf kein Fleisch mehr essen. Damit verbinden sie die Vorteile der vegetarischen Ernährungsweise (relativ weniger Stoffwechselbelastungen durch Schlacken, Harnsäure usw.) mit denen der fleischlichen Ernährung (mehr Eiweiß > mehr Hormonie & mehr Eisen > mehr Hämoglobin > bessere Sauerstoffzufuhr).
In kraftbetonten Sportarten sieht die Sache grundsätzlich anders aus. Hier kommt es auf eine hohe Zufuhr von Proteinen sowie den Anabolismus (gewebeaufbauenden Stoffwechsel) unterstützenden Substanzen wie z. B. L-Carnitin an. Letzteres kommt aber in nennenswerten Mengen nur im roten Fleisch vor, das gleichzeitig auch reich an Eiweiß und Eisen ist. Nach einer Einheit Krafttraining wechselt der Körper vom katabolen in den anabolen Zustand, in welchem er bereit ist, Gewebe aufzubauen (vorausgesetzt, man hat hart genug trainiert). Je nachdem, wie geeignet nun die Nährstoffe sind, die den Körper in dieser Erholungsphase unterstützen, desto groß werden die Fortschritte im Muskelaufbau sein. Fleischliche Ernährung ist hier in jedem Falle deutlich günstiger als vegetarische Speisen. Selbst wenn letztere eiweißreich sind (wie z. B. Soja) wird aufgrund des Mangels an Stoffen wie L-Carnitin der Anabolismus nicht so gut unterstützt wie durch rotes Fleisch, z. B. Hirsch, Pferd, Rind usw.
Man kann auch als Vegetarier oder gar Veganer Kraftsport betreiben, allerdings wird der Fortschritt beim Muskelaufbau notwendig langsamer vonstatten gehen und auch niemals die Extreme erreichen wie bei fleischlicher Speise. Wer aber gar nicht anstrebt, Mister Universum oder dergleichen zu werden, der kann selbst Kraftsport auch vegetarisch betreiben.
Relativ ist der Anteil der echten Vegetarier im Leistungssport jedoch eher niedrig. Natürlich wirkt es eindrucksvoll, wenn man eine Liste von einigen Dutzend vegetarischen Leistungssportlern bringt. Allerdings gab und gibt es Tausende solcher Sportler, so daß diese zunächst imposant erscheinende Zahl dann doch auf einen prozentual in Wirklichkeit eher bescheidenen Anteil zurückschrumpft.