Spiele der Erwachsenen

ChrisTina

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Himmelreich des Ortes, wo die Götter Schach spiele
Das ist auch der Titel eines Buches von Eric Berne wo es um Transaktionsanalyse geht - eine Form, um auf Menschen hin zu schauen - und auch auf die Spiele, die zwischen einzelnen Personen ablaufen - konkret gesagt Dramaspielchen.

Die bekannte Familientherapeutin Virgina Satir hat Ähnliches in ihren Satir-Kategorien dar gestellt - und zahlreiche andere bekannte Persönlichkeiten haben sich mit diesem Thema über lange Zeit beschäftigt.

Auch James Redford hat dies in ähnlicher Form in seinen Prophezeihungen von Celestine als Kontrolldramen aufgelistet.

Ich persönlich hab parallel zu meiner NLP-Ausbildung auch eine Ausbildung in Trinergy® absolviert, weil mein NLP-Lehrer diese Methode aus einer Kombination von NLP und Transaktionsanalyse und systemischer Arbeit in dieser Zeit entwickelt hat - und wir live im Prozeß integriert waren.

Es geht auch hier um die Drama-Spiele nicht nur der Erwachsenen - sondern jedes Menschen auf diesem Planeten.

Da gibt es als Dramapositionen
den Täter
das Opfer
den Retter

Und es geht darum, aus diesen Dramapositionen bewusst aussteigen zu können - bzw. sie transformieren zu können in die trinergetischen Positionen von
Macher
Muse
Mentor

Ich möchte dies an dieser Stelle explizit erwähnen, weil ich immer häufiger den Eindruck bekomme, dass es grad in - besonders esoterisch angehauchten - Foren sehr viele Opfer und Retter gibt.

Das Interessante an dem Konstrukt ist, dass sich diese Drama-Positionen auch immer wieder abwechseln - und einen Kreislauf bilden können:

Das arme Kind hat was angestellt (Täter)
wird von der Mutter beschimpft (Opfer) geht zum Papa sich ausheulen
wenn der dann mit der Mama schreit, mischt sich das Kind wieder ein, um Frieden zu schaffen (Retter)

Andere Sicht
Der Papa zu dem das Kind kommt rettet dieses aus den Fängen der Mama - indem er mit ihr täterhaft zu schimpfen beginnt ......

Na gut - so viel im Familienkontext - aber geht auf jegliche Lebenslagen umzulegen. Nehmen wir die Retter in den Foren - warum glauben sie, andere Menschen retten zu müssen?

Meine momentane Theorie geht dahin, eigentlich fühlen sie sich als Opfer der Menschheit - aber da sie sich selbst nicht retten können, dazu müßten sie nämlich zu Tätern werden (zu Menschen, die aktiv was tun) - was aber ihrer Opferrolle nicht gerecht werden würde, weil Opfer haben eben das Problem, dass sie ja nix tun können gegen ihr Opfersein - und deshalb retten sie halt Andere, damit wenigstens wer gerettet werden kann.

Und wenn keiner zum Retten gefunden wird, dann gehen sie dann doch mal in die Täterposition, damit sie sich dadurch ihr Opfer machen, welches sie dann retten können.

Soviel mal meine ersten Überlegungen - mal sehen, was uns gemeinsam noch dazu einfällt.
 
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ChrisTina schrieb:
Nehmen wir die Retter in den Foren - warum glauben sie, andere Menschen retten zu müssen?

Soviel mal meine ersten Überlegungen - mal sehen, was uns gemeinsam noch dazu einfällt.

Liebe ChrisTina!

Danke für Deinen Beitrag, er gefällt mir sehr gut. Die Motive, in einem Forum zu schreiben, sind bei mir, wenn ich so darüber nachdenke:

Kommunikation - durch Bearbeitung von "Problemen" anderer erfahre ich eine Bereicherung, denn ich glaube, dadurch auch zu wachsen *parasitbin*

Wenn es dem anderen auch hilft, ist das Ergebnis ok. Das wäre die Rolle des "Retters".

Wenn ich selbst eine Frage stelle, dann ist es dadurch möglich, andere Meinungen und Inputs zu lesen, die mir wiederum weiterhelfen können in meiner Meinungsfindung.

Ich hoffe, jetzt nicht am Thema vorbeigegangen zu sein *smile*

Alles LIebe
Reinfriede
 
Hi Reinfriede,

nicht jeder der hilft, tuts aus einem Retterimpuls - manche sind eben in der Mentorenposition, kommt auf die persönlichen Grundeinstellungen und Überzeugung an.

Dazu vielleicht noch etwas zu den Positionen der Transaktionsanalyse mit den entsprechenden hintergründigen Vorannahmen - in ganz vereinfachter Form:

Täter = ich bin ok - du bist nicht ok
Opfer = ich bin nicht ok - du bist ok
Retter = ich bin nicht ok - du bist nicht ok

Die trinergetischen Positionen - Macher/Muse/Mentor - gehen alle 3 davon aus - ich bin ok - du bist ok - und können dadurch aus einer anderen Sicht handeln.

Und es geht auch nicht so um die Motive für das schreiben in Foren - mir persönlich geht es überhaupt generell darum, diese Dramapositionen auf zu zeigen - und sie können auch in unterschiedlichen Kontexten unterschiedlich sein - zB privat und beruflich.

Ein extremes Beispiel ist zB der businessmäßige Macher, der bei der gestrengen Domina dann zum geschlagenen und wehrlosen Opfer wird - freiwillig natürlich.

Aber meist ist es eben nicht bewusst und freiwillig - sondern geschieht einfach aus mangelndem Hinterfragen, warum sich jemand genau das gibt, was sie/ihn dann zum wehrlosen gepeinigten Opfer macht.

Die Kunst es dann, aus dem Opfer zur Muse zu transformieren - oder vorab mal einfach - aus der Opferposition aus zu steigen - und sich zu überlegen, warum man sich diese Opferrolle glaubt, weiterhin geben zu müssen.

Bzw. aus dem Rettersyndrom raus zu kommen - um in die Mentorenposition zu gelangen - und von dort echte Hilfestellung anbieten zu können. Solange jemand aus der Retterposition (ich bin nicht ok - du bist nicht ok) helfen will kann er dadurch nur lernen sich selbst zu retten um danach aus der Mentorenposition (ich bin ok - du bist ok) einen anderen Blickwinkel auf das Geschehen bekommen zu können.
 
Hallo Christina,
wie wahr, wie wahr...
Ich sehe in diesem Forum viele Spielchen und rings um mich herum auch.
Fragt sich nur, welche ich selber spiele ;)!

Bijoux
 
Hallo,

In dem Buch "Die Prophezeiung von Celestine"...

da wurde es sogar etwas anders beschrieben...

man wird durch die Eltern als Beispiel in eine Rolle

hineingespielt, meist übernimmt man eine Art des

Elternteil als Erwachsener... dennoch ist der Vater

z.B. uneinsichtig und man hat als Sohn kaum Chancen dagegen

anzugehen, dann ist es durchaus möglich, wie in dem Buch,

das der Sohn sich in sich selbst zurück zieht und verklemmt...

Als erwachsener Mensch muss man sich erst selbst

erkennen um sich zu reinigen, zu finden, oder zu erneuern...

Es gibt verschiedene Möglichkeiten sich davon zu reinigen, oder

zu lösen... Eine der Möglichkeiten wird in dem Buch von Phyllis Krystal

>Die inneren Fesseln sprengen< gut beschrieben...

An dieser Stelle würde mich eben interessieren welche

Erfahrung Ihr damit gemacht habt!

Alles Liebe Sabsy :)
 
Hallo,

also ich sehe das folgendermaßen: Ob man es nun zugeben will oder nicht, jeder möchte gern andere von seinen Ansichten überzeugen. Letztendlich deshalb gibt's doch Kriege. In einem Forum kann ich mich natürlich über alle lustig machen, deren Meinung ich für falsch halte. Ist aber fraglich, ob ich damit viel Sympathie gewinne. Wenn ich aber mit der Darstellung meiner Meinung/ meines Wissens jemandem helfen kann, habe ich gleichzeitig auch ein starkes Argument zugunsten meiner Meinung gewonnen ("sie funktioniert!!"). Damit Hand in Hand geht auch die unterbewußte Freude darüber, jemandem helfen zu können. Evolutionär gesehen hängen also Überzeugungsversuche und "Rettertum" ganz eng zusammen und stellen einen Selektionsvorteil dar.
 
ChrisTina schrieb:
Da gibt es als Dramapositionen
den Täter
das Opfer
den Retter

Meine momentane Theorie geht dahin, eigentlich fühlen sie sich als Opfer der Menschheit - aber da sie sich selbst nicht retten können, dazu müßten sie nämlich zu Tätern werden (zu Menschen, die aktiv was tun) - was aber ihrer Opferrolle nicht gerecht werden würde, weil Opfer haben eben das Problem, dass sie ja nix tun können gegen ihr Opfersein - und deshalb retten sie halt Andere, damit wenigstens wer gerettet werden kann.


Ähäm.. *räusper*

Das Drama-Dreickeck der Opfer/Täter/Helfer-Beziehung ist nun wirklich nicht neu. Sogar in Schulbüchern der 5/6-Klasse wird diese Thematik aufgegriffen.
Die Einsicht, dass Menschen in einem sozialen Raum bestimmte Rollenbilder übernehmen und dann in deren Kontext agieren, ist ebenfalls nicht neu, das hat schon Theodor Storm in seinen Novellen (zB Hans und Heinz Kirch) aufgegriffen. Die Psychologie bzw. die Psychoanalyse hat sich lange Zeit vorbehalten, ganz nach Freud'schem Vorbild rekursiv zu interpretieren: ich schlage Dich, weil ich eigentlich mich schlagen will, ich onaniere, weil ich Dich befriedigen will, ich rauche, weil ich Dir schaden will,....

Die Frage ist doch aber: was kommt dabei effektiv heraus? Bleibt es Theorie ? - oder lässt sich daraus ein verwertbarer, empirischer Effekt erzielen? Hier liegt (lag) der Hase im Pfeffer, denn eine (diese) These ohne Bestätigung/Widerlegung/Beweis hat auf Dauer keine Existenzberechtigung, wenn man nicht nur in philosophischen Dimensionen schweben will - fernab im Elfenbeinturm sitzend, die Notwendigkeiten ignorierend, nur um die eigene Meinung nicht zu belasten.

PAUL WATZLAWIK hat seit den 70ern / 80ern und in jüngerer Zeit einiges zur Aufklärung beigetragen: einerseits durch sein Kommunikationsmodell (Objekt- und Beziehungsprojektion), welches solche Effekte nicht nur erklärt sondern auch Möglichkeiten zur Gestaltung bietet. Zum anderen hat Watzlawik aber auch durch seine Populärliteratur (zB "Anleitung zum Unglücklichsein") die Interpretation von solchen Dreiecks-Beziehungen O/T/H als "unüberwindliche, mystische" und scheinbar "unergründliche Mechanismen der menschlichen Existenz" ausgehebelt und gegen ein brauchbares, weil anwendbares, Konzept etabliert. (Literatur von dem Knaben gibt's überall...)

Das ist natürlich alles wider der Esoterik, die ja prinzipgemäss unbedingt darauf angewiesen ist, dass die Dinge der Welt unergründlich, mystisch und geheimnissvoll und schicksalshaft und (ohne Hilfe der Esoterik) unvermeidbar sind. Im esoterischen Sinne sind Watzlawiks Modelle also ausgesprochen schäbig, weil sie die Ent-Mystifizierung gebieten und umsetzen. ;)



(Ich darf doch ein wenig provozieren ?! ;) )
 
Bist sauer, hm? ;)


Literatur:

Wissenschaftlich:
Manfred Pfister, Das Drama, München 1988, UTB für Wissenschaft (+)
Gerhard Wehr, Die großen Psychoanalytiker: Profile, Ideen, Schicksale (++)

Literarische Rezeption des Themas zB Theodor Storm, Hans und Heinz Kirch,
dazu: Hartmut Pätzold, Der soziale Raum als Ort "schuldlosen Verhängnisses", 1991 / bzw Hermann Pongs, "Sein Liebstes zu zerstören", psychoanalytisch-ideologiekritischer Ansatz zu STORM, 1939. (+ andere Novellen zB Gottfried Keller, F. Hebbel mit gleichem ideologiekritischem Kontext)


Watzlawik hatte ich ja schon genannt, vor allem "Anleitung zum Unglücklichsein" und "Von Unsinn des Sinns - Einführung in den radikalen Konstruktivismus". Pop-Literatur, daher leichter zu lesen als die fachwissenschaftlichen Texte.

Wenn Du wirklich interessiert bist scanne ich Dir mal den ein oder anderen Text auszugsweise ein.

Gruß,
KTG
 
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