Liebe Tarot!
Ich denke, es gibt eine Faustregel das Thema Loslassen betreffend: Wurde ich gefragt um Hilfe - dann ist es ok, wurde ich nicht dezitiert gefragt, geht es in Richtung Helfersyndrom.
Man kann davon ausgehen, dass jeder Mensch, der NICHT um Hilfe bittet, davon überzeugt ist, dass SEIN Weg der Richtige ist, dass das, was er tut, "gut" ist, dass er ein "guter Mensch" ist.
Wenn er sich seines Weges nicht sicher ist oder bemerkt, dass etwas schiefläuft, erst dann fragt er um Hilfe oder um eine andere Meinung.
Sie findet, dass ihr Weg völlig richtig ist, dass sie keinen Fehler macht. Wie sonst könnte sie glauben, sie hätte mehr Mitgefühl, mehr Herz etc. Sie ist davon überzeugt, dass sie "im Recht" ist.
Ich gehe mal salopp davon aus, dass wir hier geboren werden, um Erfahrungen zu sammeln, Aufgaben zu meistern. Jeder mit seinen Anlagen, Talenten etc. Sie geht ihren Weg, den sie gehen muss, um IHRE Aufgaben zu meistern, auf IHRE Art und Weise.
Es tut Dir weh, dass Du etwas siehst, was sie nicht sieht. Deiner Meinung nach geht sie einen Weg, der nicht richtig ist. Für Dich, denn Du bist anders. Für sie dürfte er richtig sein, sonst würde sie um Hilfe bitten (dann würde sie wahrscheinlich auch aufnahmefähiger für Deine Ansicht sein). Sie will diese Erfahrung machen. Loslassen - Du bist nicht dafür verantwortlich.
Auch hier: Der Kollege hat nicht um Hilfe gebeten, also kannst Du davon ausgehen, dass er glaubt, sein Verhalten ist richtig und gut.
Dass er damit in Deinen Augen Schiffbruch erleiden wird - das zeichnet sich ja bereits ab, das muss ER erleben. Er muss diese Erfahrungen sammeln, vielleicht (wer weiß...) braucht er genau diese Rolle, die er jetzt spielt, um später mal in den Augen der anderen ein verständnisvoller, liebenswerter und aufrichtiger Mensch zu sein? Vielleicht hätte er ohne genau diese Erfahrung nie so ein toller Mensch werden können?
Es tut Dir nur weh, weil Du von Dir auf andere schließt. In Deiner Situation, mit Deinen Erfahrungen, dem Heute, wie Du jetzt bist, würdest Du ganz anders reagieren als ein anderer Mensch.
Dieser andere Mensch muss seinen eigenen Weg gehen, er hat wahrscheinlich ganz andere Aufgaben als Du.
Weil sie wissen oder spüren, dass es bei Dir funktioniert. Du hast einen großen Zettel umhängen auf dem steht: "Her mit Euren Problemen, ich mach sie zu meinen!" Es sind aber nicht Deine Probleme, sie fühlen sich anders an, sie entstanden aus anderen Erfahrungswerten, sie haben mit Dir nichts zu tun....
Weil das Polarisieren für viele Menschen lebenswichtig ist. Das Bewerten in Richtig/Falsch, Gut/Böse, das sind "Werte", an die man sich klammern kann. Da loszulassen verursacht oft Angst und Orientierungslosigkeit.
Ich hoffe, es kommt richtig rüber, was ich meine....
Liebe Grüße
Reinfriede