Hallo Pothos!
Es muss dir wohl ein grosser Schmerz sein. Ich kenne das von mir.
Der Egoismus ist vielleicht nur eine Reaktion von dir, weil du diesen Schmerz hast. Jeder verarbeitet das auf seine Weise und nicht jeder kann einfach so zur Tagesordnung übergehen. Ich kannte das von einem Verwandten auch, er hat am Grabe zu meiner (toten) Mutter gesagt: "Warum hast du das getan, warum hast du uns verlassen?" Jeder hat eben seine Weise um damit fertig zu werden und ich glaube, es ist das nur ein Prozess, bei dem man nur sicher stellen muss, dass man es wirklich verarbeitet.
Glücklicherweise habe ich noch nicht jemanden verloren, der mir sehr viel bedeutet hat. Eine Mutter zu verlieren ist was anderes, denn man hat nur eine Mutter. Ich habe aber noch niemanden verloren,d en ich von Herzen liebte.
Ich habe nur jene verloren, wo es mir eigentlich nicht viel aus machte. Ich weiss nicht, ob du das jetzt hören willst, das ist aber das einzige, was ich aus meiner Erfahrung berichten kann.
Ich weiss, dass die Seele auf ihrer Weiterreise geht, wenn das Leben hier zuende ist. Ich habe einen Kumpel gehabt, der ist gestorben an Hirntumor. Ich verstand mich gut mit ihm, aber ich hatte erhebliche Probleme mit mir, und sein Tod kam zu einer Zeit, wo ich mit der ganzen Welt eigentlich abgeschlossen hatte. Niemand war da. Es gab niemanden. Und alle die mich kannten, wollte ich, dass ich sie nicht mehr kannte. Und ich hatte sozusagen schon losgelassen. Als er aber im Sterben lag, es war eine lange Krankengeschichte, habe ich diesen Weltschmerz schon wieder überwunden gehabt und bin zurück in die alltägliche Welt gekommen und habe mich auch meinem Kumpel wieder angenähert, vor allem, weil klar war, dass er vielleicht nicht mehr lange leben würde. Vorher hatte ich ihn ein Jahr lang nicht gesehen, aus besagten Gründen.
Dann, es verschlimmerte sich innerhalb eines Monats, war der Abend gekommen, wo ich ihn das letzte Mal sehen konnte. Er stand schon sehr unter Morphium und ich weiss nicht, wieviel er noch "mitgekriegt" hat von meinem Besuch.
Aber als ich dann zuhause in meinem Bett im Halbschlalf versunken war, spürte ich auf einmal seine Anwesenheit und ich schaute auf, im Halbschlaf, in einem vor mich hin dämmern, - und ich sah ihn als Seele. Er - besser gesagt: Seine Seele flog regelrecht kurz an mir vorbei. Das war er, als sein Wesenskern, ich war gar nicht traurig, denn er - also die Seele - war es auch nicht. Es war für mich ein Eindruck, der haften geblieben ist. Da ist kein Leid, keine Trauer, es ist für die Seele ein grosses Glück gewesen, so begriff ich die leichte Freude, die da an mir vorüberzog. Nun weiss ich, wie ich mir das vorstellen kann, die Seele. Wohin es geht, weiss ich nicht, darüber mache ich mir Gedanken wie jeder andere auch, ich weiss jetzt nur, dass es sie gibt. Die Seele, wie man es auch nennen mag, Energie-entität etc.
Leider weiss ich nicht, ob dich das eher aufbaut oder runterbringt.
Aber so kannst du das sehen. Seine Seele wird sich deiner erinnern, aber dennoch: für die Seele heisst es weitereisen.
Was dir bleibt, ist die Erinnerung hier, das weisst du ja selber, das braucht dir keiner zu sagen. Mir sagte man zu dem Tode meines Kumpels, und meiner Mutter, nimm dir die guten Erinnerungen.
Ich weiss nicht, wie weit ich noch gehen kann, aber wenn du wissen willst, wie ich meine Tode erlebte, meiner Mutters Tod: ich konnte stundenlang nicht mehr aufhören zu heulen. Über mehrere Tage, und in Anfällen, ich krümmte mich sogar auf dem Boden, hilflos... geschüttelt und durchzuckt von Weinkrämpfen und Erinnerungen
Jetzt habe ich das Gefühl, dass ich alles raus geheult habe. Es ist nichts mehr da, was ich noch beheulen könnte.
Ich empfehle dir das, aber nimm es nicht als Ratschlag: Lass den Schmerz einfach zu....; tue alles, was du willst, ohne Hemmungen; schreien kann da sehr helfen;mit der Zeit wirst du schon die richtige Entscheidung treffen. Es kommt vieleicht drauf an, dass du dich ein bisschen erleichterst, denke ich.
Liebe Grüße und ich wünsche dir alles Gute!