Inspiriert aus einem anderen Thread (habe jetzt so viel geschrieben, und dort viel zu allgemein, dass ich dafür nun einen neuen aufmache):
Worin soll man überhaupt den Hauptsinn einer Gefängnisstrafe (und andere Strafen) sehen? Ist es Strafe für moralischen Regelverstoß, Vergeltung und Sühne, Abschreckung, Schutz der Gesellschaft durch Einsperren oder doch Resozialisierung?
Für mich hat alles eine gewisse Berechtigung, allerdings auch nicht uneingeschränkt.
Strafe für ein moralisches Fehlverhalten geht quasi davon aus, dass jemand bewusst gegen ein moralisches Gebot verstößt und dafür dann entsprechend sanktioniert wird. Größtes Problem hier ist wohl, dass bestimmte Personen nicht, oder vermindert (wie unter Alkoholeinfluss), strafmündig sind, daher frei kommen könnten (wenn man es wirklich durchzieht so) und generell nicht immer klar ist, ob jemand wirklich weiß, dass es Unrecht war. Meine Hauptkritik hier ist, dass die gefährlichsten Personen vermutlich am wenigsten wissen, dass sie gegen Regeln des Zusammenlebens verstoßen. Positiv ist, dass es fair erscheint.
Vergeltung und Sühne, da geht es um Rache und Wiedergutmachung (kann man unterscheiden, aber sind für mich eher 2 Seiten einer Medaille). Größtes Problem ist, dass das zur Verrohung führt. Bis zu einem gewissen Punkt ist aber Wiedergutmachung (zum Beispiel Schadensersatz, wobei sich hier immer die Frage stellt, ob diese Wiedergutmachung absolut oder relativ zum Reichtum des Täters berechnet werden sollte, was beides Probleme bringt) und das Gefühl, dass jemand nicht damit durchkommen darf mehr als verständlich. Aber das sollte nicht dazu führen, dass man quasi das wird was man bekämpfen wollte. Da sind zum Beispiel Leute, die hoffen, dass irgendwelche Vergewaltiger im Knast vergewaltigt werden (sowas liest man immer wieder). Aber Vergewaltigung wird nicht plötzlich ok, weil es den "richtigen" trifft. Und für Mord (ist dann die Todesstrafe) gilt das aus meiner Sicht auch. Davon abgesehen kann sich ein Toter nicht mehr juristisch verteidigen, ein Fehlurteil entkräften und es wurden ja schon genug Unschuldige getötet, und spätestens dann, so muss man sagen, schlicht ermordet. Positiv ist hier aber, dass ein Opfer von einer Strafe profitieren kann, was ausgleichend wirkt.
Abschreckung, das ist pragmatisch sinnvoll um Leute davon abzubringen ein Verbrechen zu begehen. Aber absurd wird es wenn die Konsequenzen nicht mehr dem Fehlverhalten entsprechen, sondern der Wahrscheinlichkeit, dass jemand anderes auch sowas tut, wofür der einzelne Straftäter ja gar nichts kann. Nichtsdestotrotz ist es erwartbar und möglicherweise sinnvoll Strafen zu erhöhen, wenn bestimmtes Fehlverhalten überhand nimmt.
Schutz der Gesellschaft hat klar den Vorteil, dass man die Konsequenzen für die Allgemeinheit betrachtet, und die Gefährlichkeit des Täters spielt da eine entscheidende Rolle. Ich bin mehr oder weniger ein Konsequentialist und daher präferiere ich diese Denkweise wohl. Das sieht man zum Beispiel daran, dass mich Alkoholeinfluss als Strafminderungsgrund nicht interessiert, schon gar nicht, wenn derjenige ein regelmäßiger Alkoholtrinker ist und damit weiß wie er darauf reagiert, es aber offensichtlich trotzdem tut. Problem wäre natürlich, dass man Leute härter sanktioniert, denen eventuell weniger klar ist, dass sie falsch gehandelt haben, weil sie an einer psychiatrischen Störung leiden. Im Extremfall könnte man dann schon potentielle Gefährder einsperren, was natürlich viel zu weit ginge. Diese Sicht lässt sich daher (auch für mich) nicht uneingeschränkt vertreten. Persönlich denke ich, dass man mehr oder weniger unmündige Personen woanders verwahren sollte als in einem Gefängnis, aber am Ende ist natürlich beides irgendwo Freiheitsentzug. Aber mich interessiert wirklich mehr was Leute sind (eine Gefahr oder nicht), und nicht ob sie etwas dafür können. Die Gesellschaft muss geschützt werden, das ist Priorität.
Resozialisierung ist insofern wichtig, da Leute auch wieder aus dem Gefängnis rauskommen gewöhnlich. Alles andere wäre für die meisten Straftaten sowieso drakonisch. Und weiterhin ist es zusätzlich verständlich, weil man wohl oft davon ausgehen kann, dass jemand wegen schlechten Erfahrungen (Kindheit usw.) dazu gekommen ist die nun straffällige Person zu sein. Hier ist natürlich zu kritisieren, dass, wenn man da übertreibt, die Interessen der restlichen Gesellschaft, und der Opfer speziell, nicht ausreichend gewürdigt werden, gerade dann, wenn man grundsätzlich jeden therapieren und wieder freilassen will (Serienkiller und Sexualmörder sollte man aus meiner Sicht grundsätzlich nicht, da sie zu gefährlich sind). Das ist in extremer Form verantwortungslos. Nichtsdestotrotz würde ich diese Denkart bei Drogendelikten (selbst Verbreitung, es sei denn diese ist mit anderen Verbrechen verbunden) in extremer Form anwenden und die Leute mehr oder weniger solange einsperren, bis sie clean sind (gilt nicht für Cannabis aber, das sollte man legalisieren). In dem Fall wäre Resozialisierung (Drogenentzug) praktisch der einzige Sinn die Leute einzusperren.
LG PsiSnake
Worin soll man überhaupt den Hauptsinn einer Gefängnisstrafe (und andere Strafen) sehen? Ist es Strafe für moralischen Regelverstoß, Vergeltung und Sühne, Abschreckung, Schutz der Gesellschaft durch Einsperren oder doch Resozialisierung?
Für mich hat alles eine gewisse Berechtigung, allerdings auch nicht uneingeschränkt.
Strafe für ein moralisches Fehlverhalten geht quasi davon aus, dass jemand bewusst gegen ein moralisches Gebot verstößt und dafür dann entsprechend sanktioniert wird. Größtes Problem hier ist wohl, dass bestimmte Personen nicht, oder vermindert (wie unter Alkoholeinfluss), strafmündig sind, daher frei kommen könnten (wenn man es wirklich durchzieht so) und generell nicht immer klar ist, ob jemand wirklich weiß, dass es Unrecht war. Meine Hauptkritik hier ist, dass die gefährlichsten Personen vermutlich am wenigsten wissen, dass sie gegen Regeln des Zusammenlebens verstoßen. Positiv ist, dass es fair erscheint.
Vergeltung und Sühne, da geht es um Rache und Wiedergutmachung (kann man unterscheiden, aber sind für mich eher 2 Seiten einer Medaille). Größtes Problem ist, dass das zur Verrohung führt. Bis zu einem gewissen Punkt ist aber Wiedergutmachung (zum Beispiel Schadensersatz, wobei sich hier immer die Frage stellt, ob diese Wiedergutmachung absolut oder relativ zum Reichtum des Täters berechnet werden sollte, was beides Probleme bringt) und das Gefühl, dass jemand nicht damit durchkommen darf mehr als verständlich. Aber das sollte nicht dazu führen, dass man quasi das wird was man bekämpfen wollte. Da sind zum Beispiel Leute, die hoffen, dass irgendwelche Vergewaltiger im Knast vergewaltigt werden (sowas liest man immer wieder). Aber Vergewaltigung wird nicht plötzlich ok, weil es den "richtigen" trifft. Und für Mord (ist dann die Todesstrafe) gilt das aus meiner Sicht auch. Davon abgesehen kann sich ein Toter nicht mehr juristisch verteidigen, ein Fehlurteil entkräften und es wurden ja schon genug Unschuldige getötet, und spätestens dann, so muss man sagen, schlicht ermordet. Positiv ist hier aber, dass ein Opfer von einer Strafe profitieren kann, was ausgleichend wirkt.
Abschreckung, das ist pragmatisch sinnvoll um Leute davon abzubringen ein Verbrechen zu begehen. Aber absurd wird es wenn die Konsequenzen nicht mehr dem Fehlverhalten entsprechen, sondern der Wahrscheinlichkeit, dass jemand anderes auch sowas tut, wofür der einzelne Straftäter ja gar nichts kann. Nichtsdestotrotz ist es erwartbar und möglicherweise sinnvoll Strafen zu erhöhen, wenn bestimmtes Fehlverhalten überhand nimmt.
Schutz der Gesellschaft hat klar den Vorteil, dass man die Konsequenzen für die Allgemeinheit betrachtet, und die Gefährlichkeit des Täters spielt da eine entscheidende Rolle. Ich bin mehr oder weniger ein Konsequentialist und daher präferiere ich diese Denkweise wohl. Das sieht man zum Beispiel daran, dass mich Alkoholeinfluss als Strafminderungsgrund nicht interessiert, schon gar nicht, wenn derjenige ein regelmäßiger Alkoholtrinker ist und damit weiß wie er darauf reagiert, es aber offensichtlich trotzdem tut. Problem wäre natürlich, dass man Leute härter sanktioniert, denen eventuell weniger klar ist, dass sie falsch gehandelt haben, weil sie an einer psychiatrischen Störung leiden. Im Extremfall könnte man dann schon potentielle Gefährder einsperren, was natürlich viel zu weit ginge. Diese Sicht lässt sich daher (auch für mich) nicht uneingeschränkt vertreten. Persönlich denke ich, dass man mehr oder weniger unmündige Personen woanders verwahren sollte als in einem Gefängnis, aber am Ende ist natürlich beides irgendwo Freiheitsentzug. Aber mich interessiert wirklich mehr was Leute sind (eine Gefahr oder nicht), und nicht ob sie etwas dafür können. Die Gesellschaft muss geschützt werden, das ist Priorität.
Resozialisierung ist insofern wichtig, da Leute auch wieder aus dem Gefängnis rauskommen gewöhnlich. Alles andere wäre für die meisten Straftaten sowieso drakonisch. Und weiterhin ist es zusätzlich verständlich, weil man wohl oft davon ausgehen kann, dass jemand wegen schlechten Erfahrungen (Kindheit usw.) dazu gekommen ist die nun straffällige Person zu sein. Hier ist natürlich zu kritisieren, dass, wenn man da übertreibt, die Interessen der restlichen Gesellschaft, und der Opfer speziell, nicht ausreichend gewürdigt werden, gerade dann, wenn man grundsätzlich jeden therapieren und wieder freilassen will (Serienkiller und Sexualmörder sollte man aus meiner Sicht grundsätzlich nicht, da sie zu gefährlich sind). Das ist in extremer Form verantwortungslos. Nichtsdestotrotz würde ich diese Denkart bei Drogendelikten (selbst Verbreitung, es sei denn diese ist mit anderen Verbrechen verbunden) in extremer Form anwenden und die Leute mehr oder weniger solange einsperren, bis sie clean sind (gilt nicht für Cannabis aber, das sollte man legalisieren). In dem Fall wäre Resozialisierung (Drogenentzug) praktisch der einzige Sinn die Leute einzusperren.
LG PsiSnake