Selbstregulation

Lunatic0

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Ich frage mich in letzter zeit warum es so verdammt schwer ist, mich in meiner situation glücklich zu fühlen. Ich habe keine schulden, keine be- oder erziehungsprobleme, ein dach überm kopf, bin weitestgehend gesund und habe sonnst keine existenziellen sorgen oder nöte. Trotz all dem finde ich fast allgegenwärtig etwas wessethalben ich mich verrückt machen könnte. Bei genauerer überlegung ist glück auch höchst relativ. Für jemanden der im krieg, in gefangenschaft oder auf der straße leben muss wäre meine situation ein lottogewinn, die spitzenreiter auf der maslow-pyramide wären doch mit ein paar umstellungen konfrontiert wenn sie sich in meiner situation wieder fänden. Außerdem glaube ich nicht daß das spektrum des glücks so 'linear' ist, es ist immer auch wahrnehmungssache.
Jedenfalls wurde mir in einer angeregten diskussion in diesem zusammenhang der begriff 'selbstregulation' an den kopf geworfen. Im kontext war die kernaussage daß sich menschen die sich in glücklichen situationen wiederfinden plötzlich überall probleme sehen, was in der psychologie mit der selbstregulation zusammenhängt. Nach kurzer recherche ist es wohl nicht so einfach, selbstregulation ist demnach ein wichtiges prinzip das einem gesunden menschen nicht zuletzt erst eine kohärente existenz in der gesellschaft ermöglicht. Gibt es bei subjektiv empfundenen glück aber doch auch auswüchse davon die man vernachlässigen kann bzw sollte um sich nicht steine in den weg zu legen? Oder macht es gar sinn, freie ressourcen zu nützen um sich anderen sorgen zu widmen denen man begegnen zu können glaubt?
Hat jemand erfahrungswerte oder ist vom fach und kann dazu etwas schreiben?
 
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Nach kurzer recherche ist es wohl nicht so einfach, selbstregulation ist demnach ein wichtiges prinzip das einem gesunden menschen nicht zuletzt erst eine kohärente existenz in der gesellschaft ermöglicht.

Ja, die psychische Selbstregulation ist elementar wichtig.

Gibt es bei subjektiv empfundenen glück aber doch auch auswüchse davon die man vernachlässigen kann bzw sollte um sich nicht steine in den weg zu legen? Oder macht es gar sinn, freie ressourcen zu nützen um sich anderen sorgen zu widmen denen man begegnen zu können glaubt?
Hat jemand erfahrungswerte oder ist vom fach und kann dazu etwas schreiben?

Ich versteh dich hier nicht ganz...was meinst du mit Auswüchsen?
Freie Ressourcen zu nützen ist auf jeden Fall gut, glaube aber nicht, dass es dabei darum geht, sich damit anderen möglichen Sorgen zu widmen, sondern eher darum, einen inneren Ausgleich zu momentanen Problemen zu schaffen. Weil solche Probleme, gerade wenn es keine ernsthaften sind, sich eben an inneren, empfundenen Defiziten orientieren.
 
Selbstregulation meint ja erst mal nichts anderes als die Fähigkeit, das eigene Verhalten hinsichtlich selbst gesteckter Ziele zu steuern/lenken.
Meine Selbstregulationskompetenz schwächelt immer dann, wenn ich kaum oder keine Kontrolle über äußere Reize, die einwirken, mehr habe.
Wo andere Menschen cool oder wenigstens gelassen(er) erscheinen, kann es mich schon mal ordentlich aus der Bahn werfen.
Das ist individuell verschieden und sicher auch abhängig von der eigenen Biographie bzw. psychischen Belastbarkeit.

Vielleicht hast du @Lunatic0 aber auch Lust, mal ganz konkret darauf zu schauen, was dir neben der materiellen Sicherheit und physischer Gesundheit, zu fehlen scheint.
 
Ich frage mich in letzter zeit warum es so verdammt schwer ist, mich in meiner situation glücklich zu fühlen. Ich habe keine schulden, keine be- oder erziehungsprobleme, ein dach überm kopf, bin weitestgehend gesund und habe sonnst keine existenziellen sorgen oder nöte. Trotz all dem finde ich fast allgegenwärtig etwas wessethalben ich mich verrückt machen könnte. Bei genauerer überlegung ist glück auch höchst relativ. Für jemanden der im krieg, in gefangenschaft oder auf der straße leben muss wäre meine situation ein lottogewinn, die spitzenreiter auf der maslow-pyramide wären doch mit ein paar umstellungen konfrontiert wenn sie sich in meiner situation wieder fänden. Außerdem glaube ich nicht daß das spektrum des glücks so 'linear' ist, es ist immer auch wahrnehmungssache.
Jedenfalls wurde mir in einer angeregten diskussion in diesem zusammenhang der begriff 'selbstregulation' an den kopf geworfen. Im kontext war die kernaussage daß sich menschen die sich in glücklichen situationen wiederfinden plötzlich überall probleme sehen, was in der psychologie mit der selbstregulation zusammenhängt. Nach kurzer recherche ist es wohl nicht so einfach, selbstregulation ist demnach ein wichtiges prinzip das einem gesunden menschen nicht zuletzt erst eine kohärente existenz in der gesellschaft ermöglicht. Gibt es bei subjektiv empfundenen glück aber doch auch auswüchse davon die man vernachlässigen kann bzw sollte um sich nicht steine in den weg zu legen? Oder macht es gar sinn, freie ressourcen zu nützen um sich anderen sorgen zu widmen denen man begegnen zu können glaubt?
Hat jemand erfahrungswerte oder ist vom fach und kann dazu etwas schreiben?

Ja, habe auch schon davon gelesen und vermute auch, dass man sich an "Glück" gewöhnt.

Vermutlich "will" die Evolution, dass man immer nach "mehr" (muss nicht Geld sein) strebt.

Andererseits kann tatsächlich auch etwas im argen liegen.

Ich erinnere mich zum Beispiel mal, dass mein Vater gesagt hatte, dass die Kinder von heute quasi blöd dran sind. Hingegen hätte ihnen damals die Straße gehört. Er ist aus Pantelleria, und das war in den 50ern. Gab dort wenig bis nichts, Bildungssystem war Schrott usw. Aber naja, er dachte/denkt, dass es dort besser war ein Kind zu sein. Vermutlich half bei der Betrachtung nicht, dass ich (sein Sohn) selber isoliert war, aber denke, er meinte das generell auch.

Soll sagen, dass manchmal nicht offensichtlich ist, was subjektiv oder objektiv "falsch" läuft vielleicht.
Eventuell ging es irgendwelchen Steinzeitjägern besser damit im Einklang mit der Natur zu leben, als jemandem der einsam und entfremdet auf einem Büro-Stuhl sitzt heute. Wobei ich natürlich in der Steinzeit auch keine gute Figur abgeben würde, keine Frage. Aber kannst dir nicht beliebig neue Hemden anziehen auch.

Daher, hmm, vermutlich eine Mischung aus dem Gewöhnungseffekt an das Glück und evolutionär begründeter Rastlosigkeit, und andererseits gibt es vielleicht einen Mangel, der nicht für alle immer offensichtlich ist.

Zuletzt ist es auch etwas Willenssache und worauf man die eigene Aufmerksamkeit legt. Ich sehe selber, dass ich einfach in irgendwas versinken, und Freude haben kann damit. Oder ich fange eben damit an herum zu grübeln. Oder du schaust auf andere Menschen, und kannst dich mitfreuen, wenn jemand lacht und glücklich ist, oder du denkst nun, dass du das gerade nicht hast und verfällst in Neid.
 
Ich versteh dich hier nicht ganz...was meinst du mit Auswüchsen?
Freie Ressourcen zu nützen ist auf jeden Fall gut, glaube aber nicht, dass es dabei darum geht, sich damit anderen möglichen Sorgen zu widmen, sondern eher darum, einen inneren Ausgleich zu momentanen Problemen zu schaffen. Weil solche Probleme, gerade wenn es keine ernsthaften sind, sich eben an inneren, empfundenen Defiziten orientieren.
Ich meine die eigenschaft der selbstregulation die es jemandem der sich glücklich schätzen könnte vereitelt sein glück zu genießen. Grundsätzlich ist der schluss durchaus nachvollziehbar: wenn ich in einer glücklichen situation bin liegt es nahe sich beizeiten zu fragen, was denn meinem glück früher oder später grenzen setzen könnte und schon sind die sorgen wieder da. Ob man das löst indem man an sich arbeitet oder je nach verfügbaren mitteln im äußeren versucht etwas zu verändern ist eine frage der einstellung.
Selbstregulation meint ja erst mal nichts anderes als die Fähigkeit, das eigene Verhalten hinsichtlich selbst gesteckter Ziele zu steuern/lenken.
Meine Selbstregulationskompetenz schwächelt immer dann, wenn ich kaum oder keine Kontrolle über äußere Reize, die einwirken, mehr habe.
Wo andere Menschen cool oder wenigstens gelassen(er) erscheinen, kann es mich schon mal ordentlich aus der Bahn werfen.
Das ist individuell verschieden und sicher auch abhängig von der eigenen Biographie bzw. psychischen Belastbarkeit.

Vielleicht hast du @Lunatic0 aber auch Lust, mal ganz konkret darauf zu schauen, was dir neben der materiellen Sicherheit und physischer Gesundheit, zu fehlen scheint.
Ich persönlich handle sehr oft nach der frage was ich noch weglassen kann als danach, was mir noch fehlt. Grundsätzlich weiß ich aber über die meisten meiner bedürfnisse gut bescheid. Ich bekomme zugegebenermaßen nicht immer alles was ich will, aber auch damit kann ich einigermaßen gut umgehen. Was die reize betrifft: auch hier ist es eine frage ob ich im innen oder im außen damit arbeite, wie maryem schon geschrieben hat: man kann immer ein stück weit versuchen an den inneren resonanzen zu arbeiten, wenn man keine möglichkeit hat im außen etwas zu bewirken.

@PsiSnake, Die idee die während der diskussion aufkeimte war, weniger daß man sich an sein glück gewöhnt. Es war eine form der selbstregulation gemeint die in glücklichen situationen bewusst oder unbewusst förmlich danach trachtet den geist unglücklich zu machen um eben zu regulieren. Dass man mit der aufmerksamkeit an solchen themen arbeiten kann ist gut bemerkt. Aber das schwierige bei dieser selbstregulation so es sich denn darum handelt, ist, daß sie dermaßen intrusiv auftritt daß es genau daran hapert. Ein gutes beispiel ist etwa wenn jemand von einem attraktiven und auf den ersten blick sympathischen menschen umworben wird und plötzlich die innere überzeugung auftritt daß es sich bei dem werbenden um einen heiratsschwindler handelt.
 
Und wie genau machst du das?
Erwischt, ich tat im grunde immer so als wäre ich bewusstseinsprofi und wüsste genau was ich tue. Mit dieser überzeugung, fehlerkultur und etwas frustrationstoleranz hat sich aber über die jahre vielleicht tatsächlich der eine oder andere 'biohack' oder sinnvoller habitus gefunden.
 
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Ich meine die eigenschaft der selbstregulation die es jemandem der sich glücklich schätzen könnte vereitelt sein glück zu genießen. Grundsätzlich ist der schluss durchaus nachvollziehbar: wenn ich in einer glücklichen situation bin liegt es nahe sich beizeiten zu fragen, was denn meinem glück früher oder später grenzen setzen könnte und schon sind die sorgen wieder da. Ob man das löst indem man an sich arbeitet oder je nach verfügbaren mitteln im äußeren versucht etwas zu verändern ist eine frage der einstellung.

Ja, das ist nachvollziehbar. Ich kenne das auch gut, weil mein Vater war so jemand, der sich extrem viele Sorgen machte und so eigentlich kaum dazu kam, sich glücklich zu fühlen oder das Glück zu geniessen. Er war sozusagen mein Sorgenmach-Vorbild. Meine Mutter hingegen war sehr rational und eigentlich ein Vorbild für effiziente Selbstregulation.

An sich arbeiten und im Aussen etwas verändern, schliesst sich meines Erachtens gegenseitig nicht aus.
Ich arbeite momentan an meiner Polymyalgie - die ich zwar nicht bin, aber die momentan zu mir gehört - mit meinen Bewegungsmustern - jetzt, wo das überhaupt so langsam wieder geht. Körper, das ist aussen und innen zugleich.
 
Ja, das ist nachvollziehbar. Ich kenne das auch gut, weil mein Vater war so jemand, der sich extrem viele Sorgen machte und so eigentlich kaum dazu kam, sich glücklich zu fühlen oder das Glück zu geniessen. Er war sozusagen mein Sorgenmach-Vorbild. Meine Mutter hingegen war sehr rational und eigentlich ein Vorbild für effiziente Selbstregulation.
Es gibt ja auch rationale sorgen. Ich kann, wenn ich meine traumhaus auf einer exotischen insel gewonnen habe, mich daran aufhängen daß ich in hundert jahren voraussichtlich aus staub und ein paar knochen bestehen werde und nicht ewig in der hängematte liegen kann. Aber es ist richtig, das war nicht, was ich in erster linie mit überbordender selbstregulation meinte.
An sich arbeiten und im Aussen etwas verändern, schliesst sich meines Erachtens gegenseitig nicht aus.
Ich arbeite momentan an meiner Polymyalgie - die ich zwar nicht bin, aber die momentan zu mir gehört - mit meinen Bewegungsmustern - jetzt, wo das überhaupt so langsam wieder geht. Körper, das ist aussen und innen zugleich.
Da lasse ich mal die bewunderung aus mir sprechen für jemanden der es schafft pathologische körperlichkeiten als teil des lebensweges zu erkennen und damit zu arbeiten. Ich wünsche dir alles erdenklich gute dabei.
 
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Es gibt ja auch rationale sorgen. Ich kann, wenn ich meine traumhaus auf einer exotischen insel gewonnen habe, mich daran aufhängen daß ich in hundert jahren voraussichtlich aus staub und ein paar knochen bestehen werde und nicht ewig in der hängematte liegen kann. Aber es ist richtig, das war nicht, was ich in erster linie mit überbordender selbstregulation meinte.

Naja, ich befürchte, dass das keine rationale Sorge ist. Auch wenn du selbstverständlich einmal sterben wirst...Eine rationale Sorge wäre hier eher, dass das Haus abbrennen könnte oder dass es von Plünderern ausgeraubt werden könnte...meiner Meinung nach.
Aber gut, du würdest das Glück quasi runter regulieren. Und das ist nicht wirklich das Kerngeschäft der Selbstregulation, oder? Wenn ich mich richtig erinnere, gibt es verschiedene Aspekte der Selbstregulation, einer davon hat zum Bsp. mit Belohnung zu tun. Und es geht darum, wie man die Gedanken und das Verhalten so steuert, dass man "am Ende" zufrieden mit sich ist. Hat aber eben weniger mit Ende zu tun, sondern eher mit dem Moment. Die Frage, die sich mir bei einem solchen Gewinn stellen würde, wäre also, was macht das mit mir? Überfordert mich das jetzt, und was kann ich tun?

Da lasse ich mal die bewunderung aus mir sprechen für jemanden der es schafft pathologische körperlichkeiten als teil des lebensweges zu erkennen und damit zu arbeiten. Ich wünsche dir alles erdenklich gute dabei.

Danke sehr. Ich war heute morgen in der Magnet-Resonanzröhre und ich finde, ich muss schon ziemlich verzweifelt gewesen sein, um der Untersuchung zuzustimmen. Die Polymyalgie - oder wie bei mir vermutlich eher eine Mischform - ist zwar genetisch bedingt, aber unterdessen habe ich für mich die Ursachen/Auslöser schon ziemlich gut aufgedröselt. Zu vieles Sitzen und einseitige Belastungen sind wohl nur zwei davon.
Ich lieferte mich also der halbstündigen Prozedur inklusive all meiner Gedanken und Gefühle aus, und es war schlimmer als angenommen. Ich hatte nicht nur Angst um mein Gehör, sondern es kamen auch sonst allerlei Ängste hoch, wie zum Beispiel die Angst vor einem weiteren Zufallsbefund (so einen hatte ich in einem anderen Zusammenhang), oder die Angst vor der Angst, was dann in Panik münden könnte.

Die Prozedur ist ziemlich fies, weil sich der Lärm mit fortschreitenden Abschnitten steigert und die wechselnden Frequenzen und Hämmer-Geräusche rein gar nichts zur Beruhigung beitragen. Vielleicht gibt es Menschen, die das locker weg stecken, aber für mich war das schon eine Übung.
Gedanke und Gefühl waren da sozusagen deckungsgleich: In welch gigantischem, kaltem Fisch bin ich da gelandet und wie komm ich da wieder raus!
Ich habe versucht, es als Meditation zu nehmen und vor allem gut zu atmen. Atem ist spürbar Leben.
 
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