Selbsteinschätzung der Grundschüler

Damour

Sehr aktives Mitglied
Registriert
19. Mai 2010
Beiträge
4.441
Ort
auf den Vulkanen
Hallo :)
Morgen ist mal wieder Lehrergespräch und zudem das Empfehlungsgespräch für die weiterführenden Schulen.

Seit zwei Jahren müssen wir für dieses Gespräch einen Selbsteinschätzungsbogen ausfüllen, indem die Kinder sich selbst einschätzen müssen, ihre Fähigkeiten zu den jeweiligen Lernbereichen, über ihr Sozialverhalten und und und ....
Teilweise ist es auch sehr fachlich und komplex ausgedrückt, da hab ich mich schon letztes Jahr aufgeregt, wie die damals 8-jährigen sich einschätzen sollen, wenn schon die Frage so schwierig gestellt ist, dass sie darüber stolpern.

Meiner Tochter fällt diese Einschätzung echt schwer, und sie neigt dazu, ihre Fähigkeiten immer schlechter zu beurteilen, als das Zeugnis dann letztendlich ausfällt. Von ihren Mitschülerinnen ist sie die Beste der Klasse.

Es ist ihr sichtlich unangenehm, den Bogen auszufüllen, und sie hadert und ringt , ich hab es eben mit ihr gemacht und sie sich auch wirklich selbst beurteilen lassen, auch wenn ich die Beurteilung anders gemacht hätte ....

Ich finde das irgendwie total doof, weil ich durch den Bogen das Gefühl habe, dass das Gespräch so einen Prüfungsdruck auslöst und sie sollte doch entspannt mit mir zum Gespräch gehen können.

Überhaupt hab ich das Gefühl, dass die Kids viel zu viel Druck in der Schule haben, ich weiß noch, dass ich damals das Wort Stress überhaupt nicht für mich kannte.

Das Schulsystem sollte doch freie, kreative und begeisterte Menschen hervorbringen wollen, statt kleine, gedrillte Persönchen, die einfach nur aufgrund des Drucks meinen, jetzt schon funktionieren zu sollen ....

Ich denke (hoffe, glaube), dass ich ihr zumindest dahingehend den Druck nehmen kann, als dass ich nicht noch mehr Druck auf sie ausübe.
Natürlich freue ich mich, wenn sie Erfolg hat in der Schule und sie ihr auch leicht fällt, aber das ist doch das Wichtigste!

Wie geht ihr denn mit euren Kids um, damit sie Vertrauen in sich selbst haben?
 
Werbung:
Und du schon damals "Druck"? :)

Ja, sicher....bin ja unter nem Egotyrannen aufgewachsen. Den Druck hatte ich also schon zu Hause. Da war der Druck in der Schule ziemlich schwächer.....

Hauptschule:

"Und unser größter Chaot schreibt mal wieder die beste Arbeit" - Sowas vergesse ich nicht.

Beste Arbeiten und schlechte Zeugnisse. Das war ein schweres Paradoxon.

Grundschule:

Die Lehrer sahen Potential in mir und versuchten es zu fördern und legten mir immer ans Herz auf höhere Schulen zu gehen. Doch damals haben sie sich nie für zu Hause interessiert. Immer wenn sie bemerkten, dass ich etwas drauf hätte, wurde ich gezogen - Zu Hause fiel es dann wieder wie ein Kartenhaus zusammen.

Du musst dir das so vorstellen: Der Druck in der Schule war Nordpol und der Druck zu Hause war Nordpol. Im Ergebnis prallten beide Druckarten aufeinander und stießen sich ab.

Hausaufgaben machen JA - Lernen NEIN. Dafür schwer körperlich arbeiten - mit ein Grund, weshalb ich dem später so gut ich konnte, aus dem Weg ging. Ich hatte mein Soll erfüllt.

Oft fühlte ich mich auseinander gerissen, das war wohl der Vorreiter Aspekt dafür, dass ich später immer zwischen den Stühlen stand. Früher wollte ich Pfarrer werden, während dem Schuldesaster Lehrer. Ergebnis war dann immer: Nur wenn ich es auch sein darf, will ich es werden. Leider wurde es so vorgelebt, dass ich nie die Chance sah, es wirklich zu wollen. Echter Pfarrer ging nicht wegen falscher Glauberei. Echter Lehrer ging nicht wegen falscher Lehrmeisterei.

Dann bin ich konsequent "ausgestiegen". Und hatte nur noch die Bibliothek im Sinn, die ich leider nur einmal kurz 2006 führen durfte.

Ich kann es nicht ertragen, etwas in meinen Augen falsches tun zu sollen.
 
Hallo Damour,

wir hatten ja letztes Jahr das Vergnügen, hinsichtlich des Schulwechsels, allerdings gibt es bei uns diese Selbsteinschätzung inkl. Gespräch in der Grundschule nicht.

Meiner Tochter fällt diese Einschätzung echt schwer, und sie neigt dazu, ihre Fähigkeiten immer schlechter zu beurteilen, als das Zeugnis dann letztendlich ausfällt. Von ihren Mitschülerinnen ist sie die Beste der Klasse.

Es ist ihr sichtlich unangenehm, den Bogen auszufüllen, und sie hadert und ringt , ich hab es eben mit ihr gemacht und sie sich auch wirklich selbst beurteilen lassen, auch wenn ich die Beurteilung anders gemacht hätte ....

Ich finde das irgendwie total doof, weil ich durch den Bogen das Gefühl habe, dass das Gespräch so einen Prüfungsdruck auslöst und sie sollte doch entspannt mit mir zum Gespräch gehen können.

Die Lehrperson wird bestimmt ihre Sichtweise einfließen lassen, was zu einem Gesamtbild führt, oder?

Überhaupt hab ich das Gefühl, dass die Kids viel zu viel Druck in der Schule haben, ich weiß noch, dass ich damals das Wort Stress überhaupt nicht für mich kannte.

Der Druck ist definitiv höher, empfinde ich auch so.

Das Schulsystem sollte doch freie, kreative und begeisterte Menschen hervorbringen wollen, statt kleine, gedrillte Persönchen, die einfach nur aufgrund des Drucks meinen, jetzt schon funktionieren zu sollen ....

Ich denke (hoffe, glaube), dass ich ihr zumindest dahingehend den Druck nehmen kann, als dass ich nicht noch mehr Druck auf sie ausübe.
Natürlich freue ich mich, wenn sie Erfolg hat in der Schule und sie ihr auch leicht fällt, aber das ist doch das Wichtigste!

Wie geht ihr denn mit euren Kids um, damit sie Vertrauen in sich selbst haben?

Ja, das liebe Schulsystem ...

Ich mach es genauso, ich nehmen den Druck unsererseits raus, gelingt mir nicht immer, zugegeben.

Durch seine eigenen Erfahrungen lass ich ihn Vertrauen zu sich entwickeln. Ich kenne seine Stärken und seine Schwächen, weiß wo ich ihn loslassen kann, weiß auch, wo ich ihn ermutigen oder unterstützen muß. Oftmals geht er gestärkt hervor, manchmal auch nicht, aber auch das ist eine wichtige Erfahrung und gehört dazu, ein Prozess, um zu wachsen und sich zu entwicklen, immer aufs Neue. :)
 
Super toll - wenn man den Post über ein 8jähiges Schulmädchen hernimmt und ihn zu seinen eigenen macht ... :rolleyes:

@Damour - ich kenn das gar nicht mit der Selbsteinschätzung. Bei meiner Tochter gab es das (noch) nicht. Aber eigentlich find ich, dass das auch eine gute Seite hat. Man wird nicht einfach von anderen beurteilt, sondern darf auch selbst mitreden und hat die Möglichkeit sich selbst einzubringen. Die Aufgabe zur Selbstreflektion find ich gar nicht so schlecht.

Natürlich gibt es Kinder, die damit ein Problem haben können und sich davor scheuen. Aber wenn ihr das gemeinsam macht und du sie auf ihre Stärken und ihre Schwächen aufmerksam machst, ihr darüber redet und vielleicht auch ein bisschen dabei scherzt und das vielleicht auch als Spiel seht, vielleicht beginnt es ihr dann auch Spaß zu machen und ihre Sicherheit wächst.

Tja, ich bin aber schon froh, dass ich meine durch die Schule durch hab. Nicht umsonst der Spruch: Geht es Ihnen gut oder haben Sie noch schulpflichtige Kinder?

Ich wünsch Euch beiden ein möglichst stressfreies Schuljahr, dir gute Nerven, deiner Maus eine gute Zeit, gute Freunde und natürlich auch gute Noten ...

:o
Zippe
 
Aber wenn ihr das gemeinsam macht und du sie auf ihre Stärken und ihre Schwächen aufmerksam machst, ihr darüber redet und vielleicht auch ein bisschen dabei scherzt und das vielleicht auch als Spiel seht, vielleicht beginnt es ihr dann auch Spaß zu machen und ihre Sicherheit wächst.



Ich wünsch Euch beiden ein möglichst stressfreies Schuljahr, dir gute Nerven, deiner Maus eine gute Zeit, gute Freunde und natürlich auch gute Noten ...

:o
Zippe
Das haben wir auch so gemacht ..... :) - hab ihr aber ihre Sicht gelassen, selbst wenn ich sie besser beurteilt hätte - das hab ich ihr dann nur gesagt, und dann aber ihre Sichtweise angekreuzt ....

Und danke :)

@Sunset77 - ja klar, das Feedback des Lehrers wird es natürlich auch dazu geben. Er hat morgen dann den gleichen Bogen und vergleichen dann ihre Einschätzungen :)
 
Ja, sicher....bin ja unter nem Egotyrannen aufgewachsen. Den Druck hatte ich also schon zu Hause. Da war der Druck in der Schule ziemlich schwächer.....

Hauptschule:

"Und unser größter Chaot schreibt mal wieder die beste Arbeit" - Sowas vergesse ich nicht.

Beste Arbeiten und schlechte Zeugnisse. Das war ein schweres Paradoxon.

Grundschule:

Die Lehrer sahen Potential in mir und versuchten es zu fördern und legten mir immer ans Herz auf höhere Schulen zu gehen. Doch damals haben sie sich nie für zu Hause interessiert. Immer wenn sie bemerkten, dass ich etwas drauf hätte, wurde ich gezogen - Zu Hause fiel es dann wieder wie ein Kartenhaus zusammen.

Du musst dir das so vorstellen: Der Druck in der Schule war Nordpol und der Druck zu Hause war Nordpol. Im Ergebnis prallten beide Druckarten aufeinander und stießen sich ab.

Hausaufgaben machen JA - Lernen NEIN. Dafür schwer körperlich arbeiten - mit ein Grund, weshalb ich dem später so gut ich konnte, aus dem Weg ging. Ich hatte mein Soll erfüllt.

Oft fühlte ich mich auseinander gerissen, das war wohl der Vorreiter Aspekt dafür, dass ich später immer zwischen den Stühlen stand. Früher wollte ich Pfarrer werden, während dem Schuldesaster Lehrer. Ergebnis war dann immer: Nur wenn ich es auch sein darf, will ich es werden. Leider wurde es so vorgelebt, dass ich nie die Chance sah, es wirklich zu wollen. Echter Pfarrer ging nicht wegen falscher Glauberei. Echter Lehrer ging nicht wegen falscher Lehrmeisterei.

Dann bin ich konsequent "ausgestiegen". Und hatte nur noch die Bibliothek im Sinn, die ich leider nur einmal kurz 2006 führen durfte.

Ich kann es nicht ertragen, etwas in meinen Augen falsches tun zu sollen.
Manchen Kindern wird einfach viel, sehr viel, viel zugemutet in jungen Jahren :/ ....

Ausgestiegen heißt für dich heute was?
 
Ich habe zwei Töchter, eine auf dem Gymnasium und eine auf der Oberschule. So eine Art Selbsteinschätzung mussten beide nicht bringen. Auf der einen Seite ist es gut sich mit sich selbst auseinander zusetzen und dadurch zu Selbstbewusstsein zu gelangen.
Andererseits verabscheue ich den Schauspielzwang um sich ins bessere Licht zu rücken wie es auch bei Bewerbungen und Einstellungsgesprächen verlangt wird.
Manchmal habe ich die ganzen Selbstdarsteller satt.

Ich selbst war nie ehrgeizig und verlange das von meinen Kindern auch nicht.
Schule ist nicht alles im Leben.
 
Werbung:
Ausgestiegen heißt für dich heute was?

Das heißt es nicht erst heute, das heißt es schon
seit dem Ist Stand.

(Du musst irgend was sein, du musst irgend was haben, du musst irgendwas vorweisen, du musst doch nen Beruf haben, du musst doch arbeiten, du musst doch gesellschaftlich integriert sein, du musst doch.....du musst)
 
Zurück
Oben