Reale Bedeutung der Tierkreiszeichen - astrologische Archetypen

Comradeon

Mitglied
Registriert
17. Februar 2011
Beiträge
130
Ort
DDR
Eine vorurteilsfreie Astrologie sollte sich hüten, sich nur auf verstaubtes Schulwissen zu den einzelnen Tierkreiszeichen und ihrer Bedeutung zu verlassen. Die Wirklichkeit straft oft Lügen denjenigen, der glaubt, die typischen, aus dem kanonischen Astrowissen abgeleiteten Eigenschaften eines Menschen auf jede reale Person zu projizieren. Man macht sich etwas vor, wenn man glaubt, in kaltblütigen Psychopathen wie George W. Bush „typische gutmütige Krebseigenschaften“ oder in grausamen Massenmördern wie Josef Stalin den „typischen idealistischen Schützen“ wieder zu erkennen - um nur zwei extreme Beispiele zu verwenden. Oder, zwei harmlosere Beispiele: Wer will ernsthaft in weltflüchtigen Träumern wie Tolkien den typischen „wirklichkeitsnahen Steinbock“ oder in ruhig-autoritären Männern wie Altkanzler Schröder den „aufbrausenden Widder“ wiedererkennen?

Es ist also geboten, sich vom traditionellen Schulkanon der Zeichen-Beschreibungen zu lösen und – aufbauend auf eigenen, statistisch abgesicherten Beobachtungen (ausreichend große Zahl an Einzelindividuen) – mehr am tatsächlichen Charakter dieser Zeichen zu orientieren. Zwar mag manches dem Schulkanon Widersprechende einfach die Auswirkung peripherer Horoskopfaktoren (Aszendent, Stellung der anderen Gestirne, Aspekte usw.) sein, doch zeigt das wiederholte Auftreten von Eigenschaften bei Menschen bestimmter Tierkreiszeichen, die ganz und gar nicht dem Schulkanon entsprechen, daß wir wohl etwas umdenken müssen über den wahren Charakter mancher Zeichen.

Ich habe die Angewohnheit bei jeder Person, mit der ich mich theoretisch näher beschäftige – seien es private Kontakte als auch Prominente – sofort nach dem Sternzeichen zu fragen bzw. zu googeln. Dadurch ist im Laufe meines Lebens eine eigene Anschauung zum tatsächlichen Charakter der Zeichen entstanden. Diese mag ein wenig subjektiv erscheinen, doch dies ist ja bekanntlich grundsätzlich ein Problem der Astrologie, das ihren Wahrheitsgehalt wohl etwas einschränkt, sie aber keineswegs obsolet oder irrig macht. So komme ich denn nun zu meinen eigenen empirischen Realbeobachtungen des Sonnenzeichencharakters:

Widder
- meist introvertiert, ruhig, schüchtern
- oft geringes Selbstbewußtsein
- etwas langsam und phlegmatisch in allem, was er tut
- vergleicht sich häufig mit anderen, hält sich für minderwertig und leidet darunter
- häufig tiefere Begabungen, sehr oft auf musikalischem Gebiet
- oft sehr auf sich fixiert, introvertiert, d. h. an den eigenen Problemen kauernd
- Streben nach Außenwirkung, um inneres Leiden zu überwinden
- oft eher abstrakte Denkweise, gute Intelligenz
- schwankendes Denken, fehlender innerer Ruhepol
- hat oft wenig Glück, muss daher kämpfen
- zuweilen unzuverlässig
- das Denken kreist meist um ein oder einige wenige Grundprobleme, in die er sich mit der Zeit immer mehr „hineinbohrt“
- eher geringes Interesse für die Massenkultur, meist gepflegter, eigener Geschmack
- Positivbeispiele sind oft begnadete Musiker und Politiker
- Negativbeispiele sind manche sexuell Perverse

Stier
- starkes Selbst, ist von sich überzeugt
- oft starke Geisteskraft, denkerische Veranlagung
- vielseitig interessiert und informiert
- neigt etwas schnell zu Neidgefühlen
- geltungsbedürftig, will Autorität ausüben
- reges Interesse für Gesundheits- und Ernährungsfragen
- hilfsbereit und guter, gutmütiger Erzieher
- Positivbeispiele: Wissenschaftler, Philosophen
- Negativbeispiele: Diktatoren, selbstgerecht-bornierte „Autoritäten“, die wirklichen Fortschritt zuweilen blockieren

Zwilling
- oft etwas flapsiges, vorlautes Auftreten
- neigt im höheren Alter stark zum Dogmatismus und Priestertum, die eigene geistige Autorität wird überbewertet
- oft philosophische und weltanschauliche Veranlagung, durchaus tieferes Denken
- baut sich gerne eigene Weltanschauung auf, die er dann versucht, anderen aufzudrängen
- reges Interesse für Sport, Musik, Studium und Bildung
- zuweilen auch sadistisch veranlagt
- Positivbeispiele: Philosophen, Musiker
- Negativbeispiele: vulgäre Künstler und Kabarettisten, verschworene Sektierer

Krebs
- freundliches, sonniges Gemüt
- sommerlich-extravertiert
- große Eitelkeit bis hin zum Narzissmus, verliebt in die eigene Art und Weise des Auftretens, Überlegenheitsgefühl
- sexuell sehr dominant und bedürftig
- genau beobachtende Vorstellungsgabe, plastisches Denken
- Fähigkeit zur Manipulation und Beeinflussung anderer Menschen
- oft künstlerisches Talent
- Positivbeispiele: viele erfolgreiche Unternehmer, Schauspieler, auch Musiker
- Negativbeispiele: Hochstapler, Betrüger, exzentrische Psychopathen

Löwe
- einfacher, ruhiger Charakter
- schließt sich gerne Masse und Zeitgeist an, will die Gesellschaft nicht verändern, sondern für sich nutzen
- zuverlässig und charakterfest
- genießerisch und lebensbejahend
- gute Beobachtungsgabe, Entlarver menschlicher Schwächen und Laster
- oft borniert, selbstgerecht und zugeknöpft gegenüber Neuem, will seine Ruhe haben
- Positivbeispiele: Viele Psychologen und Verhaltensforscher
- Negativbeispiele: bornierte Betonköpfe und Verhinderer neuer Ideen

Jungfrau
- genauer Beobachter, ehrliche Gesinnung
- Extraversion ohne Aggressivität
- stark um das eigene Auftreten und Erscheinungsbild besorgt
- hat starken Sinn für den Unterschied zwischen Schein und Sein
- einerseits Streben nach seriös-bürgerlichem Auftreten, andererseits unbestechliche, oft fanatische Wahrheitsliebe
- Positivbeispiele: Idealisten, Humanisten
- Negativbeispiele: eigentliche Negativtypen sind in diesem Zeichen selten

Waage
- leichtfertig, nachlässig, achtlos, unbeständig
- oberflächliche Freundlichkeit ohne Tiefe, mehr Schein als Sein
- anständige Manieren
- sehr sportlich, aber auch im Sport leichtfertig und haltlos
- schließt sich meist dem Zeitgeist an, will nicht anecken
- Schwere des Körpers kontrastiert oftmals eigenartig mit Leichtigkeit des Gemüts
- Positivbeispiele: Künstler, Schauspieler, Sportler
- Negativbeispiele: Gaukler

Skorpion
- starker Gerechtigkeitssinn
- nüchtern, auf das Alltägliche konzentriert
- schwankendes Selbstvertrauen
- Sinn für Unterordnung und für militärische Disziplin
- Selbstbeherrschung nach außen, oft freiwillige Zerstörung äußerlicher individueller Charakteristika
- soziale Einstellung: Neid nach oben, Mitleid nach unten
- Beschützer der Schwachen
- manchmal Neigung zur Hysterie und ersteigerten, künstlichen Gefühlen
- Positivbeispiele: Gerechtigkeitskämpfer, erfolgreiche Militärs
- Negativbeispiele: Lustmörder, Serienmörder

Schütze
- dynamisch, erfolgsorientiert, willensstark und kämpferisch
- oft außerordentliche musikalische Begabung
- weiß sich gut in Szene zu setzen, Darstellungsgabe
- nimmt es mit der Wahrheit meist nicht so genau, guter Sinn für Täuschung und Propaganda
- Strebernatur, will unbedingt nach oben, um herrschen und befehlen zu können
- extravertiertes, oft aggressives Auftreten
- Neigung zu Arroganz und Überheblichkeit, lebt meist im Gefühl, „etwas Besseres zu sein“ als die Umwelt, selbstgerecht
- im Falle unerwarteter Niederlagen oder Rückschläge oft Neigung zu Sadismus und Grausamkeit
- Verachtung für Verlierer und Unglücksraben, gleichzeitig oft aber auch starke Neidgefühle gegenüber den „Reichen und Schönen“, sofern er selbst nicht dazu zählen kann
- zuweilen Verachtung für Tradition, Anstand und Moral, Neigung zum Zynismus
- Positivbeispiele sind vor allem viele Musiker, die in diesem Zeichen geboren wurden, daneben auch Stars aus der Welt der Unterhaltung und des Sports
- Negativbeispiele liefern vor allem Diktatoren, Massenmörder, auch viele Serienmörder sowie große Lügner, Demagogen und Betrüger

Steinbock
- an sich introvertierter Charakter, der nach außen hin aber oft energisch und sachlich-fixierend auftritt
- große Empfindlichkeit gegenüber Kränkungen und Zurücksetzungen
- Neigung zur Selbstunterschätzung, oft etwas mißtrauisch und ängstlich
- muss fehlendes Glück in einfachen Dingen durch angestrengte Leistung oder Erfindungsgabe kompensieren
- Hin- und Herschwanken zwischen Weltverbesserungsplänen und dem skorpionhaften Autozynismus der Anpassung
- plant die Dinge genau, denkt und handelt meist logisch und konsequent
- disponiert oftmals weit voraus, steckt sich aber meist zu kleine Ziele
- trotz grundsätzlichem Wohlwollen und starker Neigung zu Mitleid und Behüter-Instinkten oft gewisse Schwierigkeiten im Umgang mit Frauen und Kindern
- oft gewisse Unfähigkeit zum Small-Talk
- Ausleitung von Aggressionen / ausgleichender Charakter durch Versachlichung
- strukturelles Denken, durchschaut komplexere gesellschaftliche Vorgänge, ihm kann man „nichts vormachen“
- technisches Verständnis, große Erfindungsgabe, unermüdlich im Ausdenken neuer praktisch nutzbarer Ideen
- Positivbeispiele: Politiker, Erfinder, Schriftsteller
- Negativbeispiele: Mafiosi, korrupte Politiker, Schieber

Wassermann
- schließt sich mit Vorliebe alternativen, andersdenkenden, revolutionären oder „politisch inkorrekten“ Szenen an
- rebellische Grundeinstellung, lebt oft gegen den Zeitgeist
- kritisches Denken, oft Wahrheitsfanatiker
- Verneiner-Natur, kann nur schwer einmal einfach „ja“ sagen
- häufig dominant-maskuline Art, will oft durch bloße Autorität selbst einschüchtern
- hilfsbereit und guter Kamerad für den, der ihn näher kennt
- kämpft für die Unterdrückten, unterdrückt aber selbst auch gerne
- starkes Gruppen- und Kameradschaftsdenken, Einstehen für die Sache der eigenen Gruppe bis hin zum Chauvinismus
- Positivbeispiele sind Politiker, Freiheitskämpfer, aufopferungsvolle Patrioten und Verteidiger einer gerechten Sache
- Negativbeispiele sind nicht gerade wenige Rassisten, Chauvinisten und Gewaltmenschen

Fische
- meist gutmütig und warmherzig
- oft geborene Glückskinder, denen die Dinge einfach zufallen
- neigt oft zu Ressentiments und Nachgefühlen
- zuweilen unterschwellig-spitzfindiges Wesen
- oft sehr neugierig
- kann schlecht haushalten, neigt oft zur Verschwendung
- Positivbeispiele: Schauspieler, Karrieremenschen mit dem nötigen Glück
- Negativbeispiele: Manche Serienmörder und überhaupt Triebtäter, daneben alle möglichen Protagonisten der Unterwelt

Das waren meine Beobachtungen. Bitte nach Bedarf und bestem Wissen ergänzen!
 
Werbung:
Hallo Comradeon :)

Man macht sich etwas vor, wenn man glaubt, in kaltblütigen Psychopathen wie George W. Bush „typische gutmütige Krebseigenschaften“ oder in grausamen Massenmördern wie Josef Stalin den „typischen idealistischen Schützen“ wieder zu erkennen - um nur zwei extreme Beispiele zu verwenden. Oder, zwei harmlosere Beispiele: Wer will ernsthaft in weltflüchtigen Träumern wie Tolkien den typischen „wirklichkeitsnahen Steinbock“ oder in ruhig-autoritären Männern wie Altkanzler Schröder den „aufbrausenden Widder“ wiedererkennen?

Diese Irrtümer entstehen ganz einfach dadurch, indem nur das Tierkreiszeichen in dem die Sonne steht, herangezogen wird. Ihm wird zu viel Bedeutung beigemessen.

Es ist also geboten, sich vom traditionellen Schulkanon der Zeichen-Beschreibungen zu lösen und – aufbauend auf eigenen, statistisch abgesicherten Beobachtungen (ausreichend große Zahl an Einzelindividuen) – mehr am tatsächlichen Charakter dieser Zeichen zu orientieren. Zwar mag manches dem Schulkanon Widersprechende einfach die Auswirkung peripherer Horoskopfaktoren (Aszendent, Stellung der anderen Gestirne, Aspekte usw.) sein, doch zeigt das wiederholte Auftreten von Eigenschaften bei Menschen bestimmter Tierkreiszeichen, die ganz und gar nicht dem Schulkanon entsprechen, daß wir wohl etwas umdenken müssen über den wahren Charakter mancher Zeichen.

An dieser Stelle möchte ich einwenden, dass nach meiner Auffassung zwar Astrologie und Empirie unter einem geisteswissenschaftlichen Paradigma zusammenpassen, jedoch nicht oder kaum Astrologie und Statistik.

Statistik gehört zu den quantitativen Methoden und folgt dem "wenn - dann"-Schema, in dem es gilt, eine Hypothese eindeutig zu wiederlegen. Dieses Schema ist auf die Astrologie natürlich übertragbar, jedoch immer kontextabhängig und variabel. Es spielen sehr viele Mediator- und Moderatorvariablen hinein (Aspekte, Termini, Würden, Kritische Grad, Zyklen, Häuserherrscher), als das man einen Faktor so einfach komplett isloliert betrachten könnte. Es bleibt auch immer der beobachtende Astrologe das Messinstrument, welches anfälliger für Fehler ist, als man schlechthin meint.

Wolltst du tatsächlich allein die Eigenschaften der Tierkreiszeichen statistisch prüfen, mit Korrelationskoeffizienten oder dergeichen, so bräuchtest du erstmal standardisierte Frage- oder Beobachtungsbögen, welche z.B. das Konstrukt "Sonne in Widder" zuverlässig messen. Dies würde sich erst bei Stichproben und einem hohen Chronbachs-Alpha-Wert zeigen usw. Dann müsste dieser Fragebogen viele Pretest durchlaufen und es müsste gewährleistet sein, dass er wirklich das misst, was er messen soll. Dazu kommen dann noch begriffliche Schwierigkeiten von der Definition her, was denn unter "Einer Sonne in Widder" zu verstehen ist usw.

Doch kein Mensch, der diesen Fragebogen ausfüllt, wird dabei nur die Sonne in Widder zeigen.

Der Tierkreis ist ein geistiges Prinzip, rein in seinem Wesen. Diesen reinen Qualitäten wirst du im echten Leben nie begegnen, da sie ja nie für sich alleine wirken können, da im Radix alles miteinander wechselwirkt. Dies ist meiner Meinung nach jedoch kein Indiz für die Schwäche der antiken/alten Beschreibungen der Tierkreiszeichen, sondern eines dafür, dass es sich bei den TKZ an sich um Prinzipien handelt. Genauso ist es in der Mathematik - man kann von der "2" an sich sprechen, dabei können jedoch zwei Äpfel, Birnen oder Orangen gemeint sein. Man kann es vielleicht noch auf die Gattung, in diesem Falle das Obst, eingrenzen - aber mehr wird schwierig.

Weiters ist der Aszendent keineswegs ein peripherer Horoskopfaktor. Der Aszendent bzw. alle Häuserspitzen, die Stellungen dieser und die Planeten in ihnen haben eine viel größere Aussagekraft als die Tierkreiszeichen. Dies lässt sich daran festmachen, dass innerhalb von 30 Tagen alle Menschen das gleiche Tierkreiszeichen haben können - jedoch diese alle je nach Geburstort einen ganz anderen Aszendenten, der wiederum andere Aspekte aufweist und dessen Herrscher wiederum andere Konstellationen bildet.

Von daher sind die großen Diskrepanzen zwischen dem Sonnenzeichen eines Menschen und dessen Charakter/Lebenslauf ganz einfach dadurch zu erklären, dass das Sonnenzeichen im Vergleich zu den übrigen Horoskopfaktoren wie Aszendent, Häuser und Mond, viel weniger ins Gewicht fällt.

LG Ouranos
 
Eine vorurteilsfreie Astrologie sollte sich hüten, sich nur auf verstaubtes Schulwissen zu den einzelnen Tierkreiszeichen und ihrer Bedeutung zu verlassen. Die Wirklichkeit straft oft Lügen denjenigen, der glaubt, die typischen, aus dem kanonischen Astrowissen abgeleiteten Eigenschaften eines Menschen auf jede reale Person zu projizieren. Man macht sich etwas vor, wenn man glaubt, in kaltblütigen Psychopathen wie George W. Bush „typische gutmütige Krebseigenschaften“ oder in grausamen Massenmördern wie Josef Stalin den „typischen idealistischen Schützen“ wieder zu erkennen - um nur zwei extreme Beispiele zu verwenden. Oder, zwei harmlosere Beispiele: Wer will ernsthaft in weltflüchtigen Träumern wie Tolkien den typischen „wirklichkeitsnahen Steinbock“ oder in ruhig-autoritären Männern wie Altkanzler Schröder den „aufbrausenden Widder“ wiedererkennen?
Ich denke vor allem darüber nach, was eine "reale Bedeutung" sein könnte – ein Grundproblem der Erkenntnistheorie, das weit über die Astrologie hinausreicht, aber freilich jede astrologische Aussage betrifft. Be-Deutung ist das Ergebnis eines Prozesses, der vom "Realen", was immer das sein mag, mitten hinein führt in das aus dem Zusammenhang Gelöste, das Vereinzelte, das Fokussierte. Das geht (außer vielleicht in der Meditation) nicht anders. Wenn ich über eine Wahrnehmung kommunizieren will, benötige ich dafür Begriffe. Begriffe sind der Versuch, strukturell ähnliche Wechselwirkungen zwischen Sinnesreizen und Umgebungsvariablen so zu verallgemeinern, dass sie eine Ahnung davon vermitteln, was gemeint sein könnte. Begriffe wiederum stehen in intensiver Wechselwirkung mit den Kontexten, in denen sie gebraucht werden - individuelle Entwicklung, intellektuelle Schulung, emotionale Befindlichkeit, kulturelle Färbungen und dergl. mehr. Das betrifft den, der einen Begriff benutzt, um etwas mitzuteilen, und ebenso den, der diesen Begriff hört oder liest und in seine eigenen Verarbeitungsmuster einordnet. Auf diesem Weg zwischen Sinnesreiz/"Wahr-"Nehmung und Verarbeitung zu einem scheinbar verlässlichen Modul meines Wissens sind dermaßen viele, hochgradig komplexe Prozesse involviert, dass es schon ziemlich frech klingt, wenn ich behaupte, meine Begrifflichkeit sei zutreffend für das "Reale", auf das sie sich bezieht.

Die Konstruktivsten gehen davon aus, dass objektives Erkennen nicht möglich ist; sie sprechen davon, dass unsere Wissensbestände aus brauchbaren und nützlichen Konstrukten zusammengesetzt sind, die sich je nachdem bewähren oder nicht. Die letzte Wahrheit einer Aussage durch Vergleich mit dem "Realen" sei nicht möglich, weil jedwede Form, sich auf Reales zu beziehen, über den Weg der sinnlichen Wahrnehmung und des Konstruierens von Begriffen ginge und gehen müsse – also zwangsläufig zur Ausbildung von Konstrukten führe.

In diesem Sinne hätten astrologische Begriffe also gar keine "reale" Bedeutung, die nur "objektiv" zu erkennen wäre, sondern erst die Ausbildung von Begriffen und Begriffssystemen, von Konstrukten, führt dazu, dass Beobachtungen oder Messungen in bestimmten Sinnzusammenhängen interpretiert werden können. Dass die Sonne auf 24° Krebs steht, hat von vornherein überhaupt keine Bedeutung, setzt allerdings schon das Konstrukt eines Tierkreises voraus, der ja auch nicht "real" existiert. Aus einer Fülle von Querschnitten, Mittelungen, Verallgemeinerungen meiner Wahrnehmungen und Messungen kann ich dann etwas wie eine Bedeutung für diese astronomische Sonnenposition formulieren – sprich: ich gebe dem eine Bedeutung. Und wenn es gut geht, schaut dabei ein Konstrukt heraus, das sich bewährt und als nützlich erweist.

Deine Beispiele überzeugen mich nicht. Warum sollte ich Bush z.B. nicht (auch) als einen pervertiert übersteigert heimatverbundenen Menschen betrachten können, was ja auch durchaus mit dem Krebs-Sonnenzeichen vereinbar wäre? Warum sollte ein Massenmörder wie Stalin kein "Idealist" sein (wenn ich schon den Idealismus dem Schützen zuschreiben möchte, was ich nicht so unbesehen tue) – sind nicht die meisten Massenmorde der Geschichte im Zeichen irgendeiner Idee oder Ideologie verübt worden? Hat Tolkien nicht die Zähigkeit und ordnende Struktur des Steinbocks gut brauchen können, um so umfangreiche Werke schreiben zu können? Und beim "ruhig-autoritären" Schröder muss ich ohnedies schmunzeln – und denke dabei nur an seine Ausritte bis hin zu Gerichtsverfahren, als in einem Wahlkampf die Echtheit seiner Haarfarbe angezweifelt wurde. Wenn sich rotbraun und Kopfbezogenheit nicht als widder-typisch darstellen ...

Ich sehe hier vor allem den untauglichen Versuch, Menschen in ihrem So-Sein und in ihren Entwicklungen aus dem Sonnenzeichen heraus beschreiben zu wollen. Wenn die komplexe Systemik eines astrologischen Bildes auf so einfache Nenner zu bringen wäre, dann hätten wir's leichter mit der Astrologie als es sich "real" zeigt ...

Es ist also geboten, sich vom traditionellen Schulkanon der Zeichen-Beschreibungen zu lösen und – aufbauend auf eigenen, statistisch abgesicherten Beobachtungen (ausreichend große Zahl an Einzelindividuen) – mehr am tatsächlichen Charakter dieser Zeichen zu orientieren. Zwar mag manches dem Schulkanon Widersprechende einfach die Auswirkung peripherer Horoskopfaktoren (Aszendent, Stellung der anderen Gestirne, Aspekte usw.) sein, doch zeigt das wiederholte Auftreten von Eigenschaften bei Menschen bestimmter Tierkreiszeichen, die ganz und gar nicht dem Schulkanon entsprechen, daß wir wohl etwas umdenken müssen über den wahren Charakter mancher Zeichen.
Wenn ich mich erst einmal davon löse, dass sich ein Mensch über die Deutungskonstrukte zum Sonnenstand im Geburtshoroskop auch nur einigermaßen beschreiben lässt, dann wird es zum vertrauten Normalfall, dass solche traditionellen bzw. kanonischen Beschreibungen nicht deckungsgleich mit dem Beobachteten sind. Was - siehe oben - sich auch aus den komplexen Kontexten einer Wahrnehmung ergibt. Was ich wahrnehme, das ist nur das, was ich wahrnehme und nicht das, was real ist ... und andere nehmen das anders wahr. Weil sie andere Wahrnehmungsmuster, -strukturen und -filter benutzen, auch dann, wenn sie Astrologie betreiben und selbst dann, wenn sie der gleichen astrologischen Schule zugehören. Und da kann ich nun hergehen und alles, was ich beobachte, auf den Generalnenner Sonne reduzieren ... warum nicht. Das Resultat wird dann sein, dass ich für den jeweiligen Sonnenstand eine Fülle von Merkmalen und Beobachtungen zusammentrage, immer mehr – und dann kann ich hergehen und – aufbauend auf meinem Vorurteil (!), dass ich fast alles aus dem Sonnenstand erklären können müsste – meine Konstrukte so verallgemeinern, dass sie praktisch immer passen. Und selbst wenn ich dafür eine große statistische Basis heranziehe, bleibt für mich die Frage, die der Biologe Rupert Riedl einmal gestellt hat: "Wieviele weiße Schwäne müssen vorbeifliegen, damit ich sicher sein kann, der nächste Schwan ist ein schwarzer?"

Goethe wusste das auch schon: "Wär nicht das Auge sonnenhaft, die Sonne könnt es nicht erblicken!" – wenn ich meine astrologische Wahrnehmung von der Sonnen-Fixierung löse, könnte es sein, dass mein "astrologisches Auge" ganz neue Welten oder aber vertraute Welten in ganz anderen systemischen Wechselwirkungen sieht ...

Wenn ich mir im Vergleich dazu ansehe, wie sehr eine astrologische Deutung an Feinheit, Details, Plausibilität gewinnt, wenn ich sie nicht auf ein paar Sonnenmerkmale reduziere, sondern mich bemühe, mich dieser faszinierenden systemischen Komplexität der astrologischen Daten auszusetzen, denen ich in einem Horoskop (oder gar einem Set von Horoskopen) begegne, dann ist es für mich keine Frage, welche Form der Annäherung nützlicher sein kann. Für mich und nach meinen Kriterien für Nützlichkeit.

Ich habe die Angewohnheit bei jeder Person, mit der ich mich theoretisch näher beschäftige – seien es private Kontakte als auch Prominente – sofort nach dem Sternzeichen zu fragen bzw. zu googeln. Dadurch ist im Laufe meines Lebens eine eigene Anschauung zum tatsächlichen Charakter der Zeichen entstanden. Diese mag ein wenig subjektiv erscheinen, doch dies ist ja bekanntlich grundsätzlich ein Problem der Astrologie, das ihren Wahrheitsgehalt wohl etwas einschränkt, sie aber keineswegs obsolet oder irrig macht. So komme ich denn nun zu meinen eigenen empirischen Realbeobachtungen des Sonnenzeichencharakters
Da beginnt schon das Vor-Urteil zu greifen: Dir begegnen Menschen, die auf der Basis des Dir eigenen Selektions-Systems für Dich interessant werden ... da ist also schon eine unbewusste Vor-Fokussierung gegeben, bevor Du Dir überhaupt bewusst wirst, dass Du nun "Fakten" sammeln möchtest – nebenbei stammt der Begriff "Faktum" vom lat. facere=machen ab; ein schöner sprachlicher Hinweis darauf, dass die "Fakten" unseres Denkens in Wirklichkeit Konstrukte sind, gemachte Begriffe. Und daraus entsteht dann, wie Du ja selbst zutreffend sagst, "Deine eigene Anschauung zum tatsächlichen Charakter der Zeichen." Das ist es, und es ist wertvoll, dass Du das in den Diskurs einbringst – dass Du Impulse lieferst und Feedback bekommst. Du hast für Dich Sichtweisen und Deutungsmuster entwickelt, die für Dich stimmig erscheinen und sich bewähren. Das ist viel. Das ist viel mehr als das stupide Nachbeten von Stehsätzen aus Deutungstabellen zum Sonnenstand. Für Dich. Wenn ich nun herginge und meine Beobachtungen von Menschen und Ereignissen auf einen jeweils zuordenbaren Sonnenstand reduzieren und das dann mit Deinen Beobachtungen zusammenführen würde – ich fürchte, unterm Strich käme eine lange und immer weniger brauchbare Liste heraus, begleitet von der Auseinandersetzung, was denn nun "richtig oder falsch" wäre. Darum lasse ich mich auch gar nicht erst darauf ein, Deine Sonnenstands-Zuweisungen zu kommentieren, sondern ich habe ein paar meiner grundsätzlichen Vorbehalte gegenüber solcher Methodik formuliert.

Allem voran: Real sind nur die sich wandelnden Geschichten, die ich mir über mich und die Welt erzähle. Und, lange vorher, meine Verbundenheit mit allem – nicht als Teil, sondern als Beteiligter. Darum achte ich gern darauf, meine Muster nicht zu einfach zu stricken.
 
Zuletzt bearbeitet:
Man darf doch bei der astrologischen Beurteilung eines Charakters nicht nur das Sonnenzeichen heranziehen. Es gibt doch noch den Aszendenten und eine Menge weiterer Einflüsse. Dazu kommt, dass jede Eigenschaft eine erlösten und und einen unerlösten Zustand kennt. Damit wird die Sache schon differenzierter, oder?
 
Ich würde es als "reale Beobachtung" bezeichnen. Auch wenn ich mit der Auslegung nicht ganz einverstanden bin, so kann es sein, dass die Sonnenzeichen deines Umfeldes so sind. ;)
Dasgleiche müsstes du mit Mond, Merkur, Mars, Venus machen, um ein persönliches Bild zu erhalten.
Ich habe vor Jahren eine Liste gemacht mit Mondzeichen und war erstaunt, dass Menschen z.B. einen Fische-Mond hatten, die ich für ziemlich kaltschnäuzig hielt. Das hat nicht die Menschen geändert, aber meine Sichtweise. :D
 
Hallo Comradeon,

Die Schule der Hubers, an welcher ich die Ausbildung zum astrologischen Berater, später zum Ausbilder und Lehrer gemacht habe, geht in der Astrologie immer von menschlichen Entwicklungstufen aus. Das gilt für die Tierkreiszeichen, die Planeten, die Aspekte und ebenso für die Häuser!

Beispiel: Auf der ersten Stufe kann der Widder wie der Elefant im Porzelanladen sein, mit seinem Feuer alles überfahren, so dass sein Gegenpolzeichen Waage ihn zurückweisen wird.

Durch diese Niederlage kommt er in den Konflikt, der im positiven Sinne eine Wandlung bewirkt, so dass das Widderfeuer nur zum zünden kommt, sobald danach gefragt wird.

Zuletzt lernt er die Waage zu integrieren, um schließlich gut beim Du ankommen zu können!

Ebenso kann man kein Horoskop nur auf den Sonnenstand beziehen, weil die Sonne nur ein Teil des gesamten ausmacht.

Alles liebe!

Arnold
 
Mir ist auch schon aufgefallen, daß die typischen Eigenschaften der einzelnen Zeichen meist nicht zutreffen. Aber kann das nicht auch einfach an der Verschiebung des Tierkreises um fast 30 Grad in den letzten zwei Jahrtausenden liegen? Demnach müssten die meisten Widder-Geborenen dann Fische-Typen sein, was mit deiner Beschreibung des Widder-Zeichens gut übereinstimmt. Und die Schütze-Typen wären dann Skorpione, was ebenfalls passen würde zu dem, was du beobachtet hast. Und so bei den anderen Zeichen auch.

Mir ist eher so aufgefallen, daß die Kardinalzeichen die tiefsten Denker und ehrlichsten Charaktere sind. Die Fixzeichen sind auch noch brauchbar, während die veränderlichen Zeichen haltlose und oberflächliche Witzbolde ohne Tiefgang und Seele sind.

Widder-Typen, die den Fische-Charakter haben, gibt es tatsächlich tonnenweise. Ich habe aber auch viele recht oberflächliche und naive Menschen in diesem Zeichen gesehen. Sind meistens völlig harmlos und leicht lenkbar. :D

Krebs-Menschen sind oft überlegen im Auftreten, sehr selbstbewußt, die Erhabenheit in Person, paßt gut zu deinen Beschreibungen. :thumbup:

Schützen sind sadistisch und arrogant – das trifft genau zu. Wobei man den Sadismus dann auf den Skorpion schieben könnte, wenn man den Tierkreis mit dem vor 2000 Jahren abgleicht. :)

Löwe-Typen sind meist nur auf Äußerlichkeiten bedacht, werden auch schnell neidisch und sind meist nicht übermässig intelligent. Sind gute Angestellte, aber keine Führer.

Deiner Beschreibung zu Wassermann kann ich nicht so zustimmen. Das klingt bei dir so, als wären das alles Nazis! Ich empfinde den Wassermann zwar als störend, aber rechts sind die meisten, die ich kenne nicht, eher so Mainstream und meist sehr von sich überzeugt. :confused:

Naja, hat halt jeder so seine Erfahrungen. Peace, Freunde. :)
 
Werbung:
Zurück
Oben