Rabeneltern und dann heilig???

abendsonne

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Österreich
wo während der kindheit bis ende der pubertät noch heilig schützend von "traumatisierenden ereignissen", "rabeneltern und "unwegsamer jugend" gesprochen wird, kommt es für diese kinder dann generell zum anders-gesehen-sein, sobald es ums erwachsensein geht.

dann heißt es plötzlich für diese ehemals beschützten kinder, eine neuerliche hürde zu verkraften. nicht nur, dass sie fertig werden müssen mit all dem, was passiert ist, síe müssen fertig werden mit dem gefühl, nicht diese wunderbare eltern/kind-beziehung zu haben, die für andere die welt bedeutet.

und sie/wir müssen dann auch noch fertig werden mit schuldgefühlen, die ihnen/uns die gesellschaft auferlegt, als wäre all das andere nicht genug.
plötzlich kann man sich pauschalurteile anhören: "was ist das für eine tochter, die es nicht mal der mühe wert findet, sich zu ... bedanken (so gerade wieder gelesen....), zu melden, zu gratulieren.....".

"du willst mit deinem vater/deiner mutter brechen, das find ich nicht schön von dir": das bekommt man untergejubelt sogar von menschen, die genau wissen müssten, was die gründe dafür sind.

was ist die veranlassung dafür, dass man als erwachsener selber an den pranger gestellt wird, wenn man diesen vater/diese mutter/diese eltern, die vorher am pranger standen, nicht bedingungslos würdigt????

nur weil in der bibel steht "du sollst vater und mutter ehren????????????????
 
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Hallo Chira,
nun wahrscheinlich gibt es da mehrere Gründe. Bist du kein Kind mehr, fällt der "Welpenschutz " weg. Du bist ja nicht mehr das arme kleine Opfer, du wirst als Erwachsener behandelt. Das heisst, nicht mehr die großen Erwachsenen tragen die Verantwortung, du selber übernimmst nun Verantwortung. Nun wirst du aufeinmal zum "Täter" (meldest dich nicht, brichst den Kontakt ab ....) und das als Erwachsener. Es gibt ja immer noch den Irrglauben, das Kinder vergessen, was man ihnen antut und nun sollst du dich doch bitte schön fügen. Hinzu kommt, das auch die Verantwortung für den sozialen Umgang an die Kinder abgegeben wird. Hat eine Mutter immer alles wissen wolle, gratuliert und weiss nicht was, heisst es auf einmal, du mußt jetzt nachfragen, an die Eltern denken... Die Eltern werden zu Kindern und die Kinder sollen sich kümmern.
Das auch Aussenstehende so reagieren, obwohl sie wissen wie alles war, liegt vielleicht daran, das sie selber es nie gewagt haben ihr Verletztsein ihren Eltern gegenüber zu zeigen und Konsequenzen daraus zu ziehen.
Ich erlebe auch immer diese "Es kann nicht sein, was nicht sein darf-Mentalität". Es ist darf nicht sein, dass Eltern sich nicht richtig kümmern, aber in Wirklichkeit will es keiner wissen, wenn es so ist. Du bist jetzt erwachsen und musst vergeben. So wäre es doch am einfachsten.
Nicht das wir uns falsch verstehen, ich sehe das alles gar nicht so, aber so sehen es viele Menschen. Sie wollen sich nicht wirklich mit den Folgen falscher Erziehung auseinander setzen ( könnte ja eigenes Handeln in Frage stellen).
Ich weiss nicht wie Rabenelterlich deine Eltern waren, aber ich finde du solltest ehrlich bleiben, auch in deiner Wut. Lass die anderen ignorieren, geh deinen Weg. Ich glaube das ist der beste Weg um auch irgendwann zurückzukehren. Wenn dein Schmerz vorbei ist und du verzeihen kannst.
Liebe Grüße
merry
 
lass dich nur nicht von den ander iritierren.:liebe1:
du selber mußt wissen wie du zu deinen eltern heute stehen möchtest,
und wenn du keinen kontackt willst ist das eine sache die nur dich und deine eltern etwas angeht!!!
und ich denke doch, das du es ihnen gesagt hat..warum du keinen kontakt möchtest..
und gut isses...:banane:

:schaukel:
 
hallo,

den nagel auf den kopf getroffen!!!!

....
ich selber würde meine eltern keinesfalls als "rabeneltern" bezeichnen, es ist so eine von der gesellschaft gemachte pauschaltitulierung, die in die ganzheitliche abwertung geht und die hintergründe nicht betrachtet.

....

liebe grüße
chira
 
also meine eltern waren grossartige eltern. natürlich hatten sie auch ihre fehler im nachhinein gesehen (ich bekam schon meine orfeigen). aber jetzt aus der sicht, dass ich selber mutter bin, muss ich sagen, dass ich glück hatte so unbeschwert aufzuwachsen und überhaupt eltern zu haben.

viele kinder haben ja heutzutage nicht mal mehr richtige eltern, denen ist es wichtiger auf sich selbst und ihre karriere zu schaun und nicht auf ihre kinder. kein wunder das dann alles aus den fugen gerät.
 
...
ich habe diesen beitrag angefangen, weil ich gelesen habe über den bericht der entführten susanne ostlhoff. ich kenne dort die details nicht, aber mir ist eben augefallen, dass dort - auf die kindheit bezogen - berichtet wird von: "einer ansammlung traumatischer erinnerungen von der kindheit, einer unwegsamen jugend" - und zwei absätze später kommt es eben zu dieser verurteilenden aussage: "was ist das für eine tochter, die sich nicht bei der mutter für die dramatischen befreiungs-appelle im fernsehen bedankt".

also, die tochter darf zwar "traumatisiert sein" durch ihre kindheit, sie muss dann aber dennoch als erwachsene tun, was "erwartet wird".
ungeachtet dessen, was in ihr vorgeht.
sonderbare welt......

chira
 
tja, somit hat man sie entmündigt und behandelt sie immer noch als kind, so als ob sie keine eigenen entscheidungen treffen darf (und das als erwachsene frau)!!:confused:
 
hallo sitanka,

danke für deinen beitrag.
siehst du, du erkennst die zusammenhänge.
was nicht jeder kann.
und das ist meine erste anklage.
ich wohnte unlängst ungewollt einer schimpftirrade bei, wo eltern angeprangert wurden, weil sie ihr kind die schule nicht fertig machen ließen.
ich stellte mich da an der kassa eines marktes an, und die kundschaft hatte keine skrupel, mich warten zu lassen, bis sie mit ihrer lästerei fertig war.
da merkte ich, dass die anklagende frau keineswegs über die hintergründe bescheid wusste. sie wusste nicht, WAS der grund war, warum das kind aus der schule genommen wurde. und WENN sie es wusste, dann sagte sie es nicht. hauptsache es gibt IRGENDJEMANDEN, den man anklagen kann.

später wird es das kind sein, das pauschal angeklagt wird. ach, die armen eltern, die hatten sich so bemüht, ihrem kind eine ausbildung zu ermöglichen, und dann....

und das schlimmste: wenn jemand über die hintergründe BESCHEID weiß, und dann dennoch lediglich des verurteilens willen verurteilt!

lg chira
 
Chira schrieb:
wo während der kindheit bis ende der pubertät noch heilig schützend von "traumatisierenden ereignissen", "rabeneltern und "unwegsamer jugend" gesprochen wird, kommt es für diese kinder dann generell zum anders-gesehen-sein, sobald es ums erwachsensein geht.

dann heißt es plötzlich für diese ehemals beschützten kinder, eine neuerliche hürde zu verkraften. nicht nur, dass sie fertig werden müssen mit all dem, was passiert ist, síe müssen fertig werden mit dem gefühl, nicht diese wunderbare eltern/kind-beziehung zu haben, die für andere die welt bedeutet.

und sie/wir müssen dann auch noch fertig werden mit schuldgefühlen, die ihnen/uns die gesellschaft auferlegt, als wäre all das andere nicht genug.
plötzlich kann man sich pauschalurteile anhören: "was ist das für eine tochter, die es nicht mal der mühe wert findet, sich zu ... bedanken (so gerade wieder gelesen....), zu melden, zu gratulieren.....".

"du willst mit deinem vater/deiner mutter brechen, das find ich nicht schön von dir": das bekommt man untergejubelt sogar von menschen, die genau wissen müssten, was die gründe dafür sind.

was ist die veranlassung dafür, dass man als erwachsener selber an den pranger gestellt wird, wenn man diesen vater/diese mutter/diese eltern, die vorher am pranger standen, nicht bedingungslos würdigt????

nur weil in der bibel steht "du sollst vater und mutter ehren????????????????

Hallo Chira,
ich stand als junge Erwachsene genau vor diesem Problem. Es ist unglaublich schwer sich anders zu verhalten als die Gemeinschaft es will. ABER...
Erstens, wenn ich etwas tue muss ich damit rechnen, dass mein Umfeld zum Teil dafür kein Verständnis hat. Das ist auch völlig OK so, finde ich. Zweitens, die Eltern so mies sie auch gewesen sein mögen, sind Menschen, die innerhalb ihrer Möglichkeiten gehandelt haben. Sie haben selber ein Vorleben, das belastet war mit Eltern die kein ordentliches Zuhause anbieten konnten. Das alles durfte ich aber erst nach vielen Jahren des Kampfes gegen meine Eltern erkennen und einer langen Therapie.
LG
Elke
 
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Sitanka schrieb:
tja, somit hat man sie entmündigt und behandelt sie immer noch als kind, so als ob sie keine eigenen entscheidungen treffen darf (und das als erwachsene frau)!!:confused:
Nein, finde ich nicht. Es geht hier nicht um die Vergangenheit, sondern um die Gegenwart. Das zu trennen ist sich schwierig, aber sinnvoll. IHR entmündigt sie, indem ihr sie in der Rolle des erwachsenen Kindes belasst, dass eine traumatische Kindheit hatte und deshalb kein Dankeswort aussprechen kann.
So kann man das auch sehen. Ein Erwachsener bedankt sich bei Menschen, die ihn unterstützen! So sehe ich das. Das ist die Forderung, die gestellt wird.
AUsserdem auch hier wird doch beurteilt und zwar die Menschen, die eben diesen Dank erwarten, obwohl niemand (Du schreibst es ja auch in Deinem Post) hier wirklich weiß was in der Jungend dieser Susanne O, abgelaufen ist.
LG
Elke
 
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