Bei den Direktionen werden, wie der Name schon sagt, die Planeten des Geburtshoroskopes "dirigiert", also im Tierkreis verschoben. Insofern bedeutet Direktion die Überwindung der Distanz zwischen den Planeten, ihren Aspektpunkten und den Häuserspitzen. Beispielsweise wird die Sonne, die sich im Radix 42 Grad vom Mars entfernt befindet, eben dann genau eine Konjunktion zu diesem Planeten eingehen, wenn sie um 42 Grad in Richtung Mars dirigiert wird. Es entsteht durch die Direktion also ein Horoskop mit der doppelten Anzahl der Planeten, nämlich der Dirigierten und der Radixplaneten, wobei erstere als Signifikatoren, letztere als Promissoren bezeichnet werden.
Entscheidend für die Berechnung von astrologischen Direktionen ist nun natürlich die Frage, wie Zeit (= das Erreichen bestimmter Lebensjahre) in Wegstrecke im Horoskop (= die Verschiebung der Planeten) umgerechnet werden soll, mit anderen Worten: welcher Schlüssel denn zu benutzen ist.
Wie so oft in der Astrologie entwickelten sich auch auf diese Frage hin verschiedene Techniken, die jeweils ihre Anhänger gefunden haben. Eine davon geht auf Placidus de Titis zurück (nach dem das gleichnamige Häusersystem benannt wurde) und bietet gegenüber den übrigen Systemen verschiedene Vorteile, weshalb sie hier näher beleuchtet wird: die Methode der Sekundärdirektionen. Der dazu entwickelte Umrechnungsschlüssel ist denkbar einfach und lautet 1 Tag = 1 Jahr. Beispiel: Eine Frau, die am 02. Dezember 1967 um 13.45 Uhr in Frankfurt geboren wird, kann, um die Entwicklungen in ihrem 23. Lebensjahr zu untersuchen, ein Horoskop berechnen, das auf dem Datum 24. Dezember 1967 13.45 Uhr in Frankfurt (02. Dezember + 22 vollendete Lebensjahre, also 22 Tage = 24. Dezember) basiert. Dieses wird dann zu ihrem Radix in Beziehung gesetzt und die sich daraus ergebenden Konstellationen werden nach astrologischen Erfahrungssätzen gedeutet.
Insofern erinnern die Sekundärdirektionen einerseits an das Solarhoroskop, mit dem ja ebenfalls ein bestimmtes Lebensjahr untersucht werden soll, und andererseits an das Transithoroskop, in dem sich gleichfalls die doppelte Anzahl der Planeten befinden. Im Vergleich zum Transithoroskop besteht jedoch ein sehr wichtiger Unterschied: die aktuellen Planetenstände, die beim Transit in Beziehung zum Radix gesetzt werden, gelten zunächst einmal "generell", denn sie sind ja für alle Erdenbewohner gleich. Während Transite also oft als äußerliche Einflüsse empfunden werden, auf die nur individuell reagiert wird, zeichnet sich bei den Sekundärdirektionen hingegen ein Bild ab, das bereits im Geburtshoroskop vorhanden war; sie sind damit nur eine Weiterentwicklung des Radix und beschreiben aus diesem Grunde, was aus den Anlagen, die ja im Säuglingsalter bereits vorhanden sind, im Laufe der Zeit wird.
Zur Deutung der Sekundärdirektionen läßt sich folgendes sagen: Grundsätzlich gelten die selben Regeln wie zur Deutung jedes anderen Horoskops, beispielsweise steht natürlich die Venus für unser Harmoniebedürfnis und vorhandene Kompromißfähigkeit, und ein Quadrat bedeutet eine meist schwierige Herausforderung, während ein Sextil positive Tendenzen beschreibt. Allerdings sollte man genau unterscheiden, ob nun etwa die dirigierte Venus einen Aspekt zum Geburtsmars eingeht oder umgekehrt der dirigierte Mars zur Geburtsvenus. Außerdem ist bedeutsam, wie die Stellung des dirigierten Planeten im Geburtshoroskop an sich ist, und ob sogar die beiden betreffenden Planeten schon im Radix eine (andere) Konstellation bilden. Hinsichtlich des Orbis ist es empfehlenswert, die Aspekte ganz exakt zu nehmen, dabei jedoch einen Zeitrahmen von +/- einem Jahr zu berücksichtigen. Daraus ergibt sich also, daß ein Aspekt in einem Zeitraum von 3 Jahren zu beachten ist, was natürlich ziemlich lang erscheint. Um nun genauere Prognosen zu treffen, bieten die Transite eine wichtige Hilfe, denn diese fungieren oft als Auslöser für eine als Sekundärdirektion latent wirksame Konstellation. Ist beispielsweise der dirigierte Mars am Aszendenten, sollte in einem Zeitraum von drei Jahren betrachtet werden, welche Transite der "aktuelle" Mars zum Aszendenten eingeht. Solcherlei Kombination mag mühsam sein, ist aber durchaus lohnenswert, wobei uns natürlich gerade der Computer viel Arbeit abnimmt.
Die wichtigste Regel bei der Auslegung sollte sein, nicht zu vergessen, daß Direktionen den Drang nach Veränderung beschreiben, was sowohl die eigene Persönlichkeit als auch die Umgebung anbetrifft. Zum besseren Verständnis ist nicht zuletzt empfehlenswert, statt in die Zukunft einen Blick in die Vergangenheit zu werfen und bestimmte wichtige Ereignisse bzw. Entwicklungen danach zu untersuchen, wie sie sich astrologisch dargestellt haben.