mystik: verschmelzung oder begegnung?

pilger

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Wien 7
im neognostischen raum werden die begriffe "mystik", "unio mystica" und
"gotteserfahrung" oft als "verschmelzung" mit dem göttlichen interpretiert,
auch wenn etwa christliche meister wie tauler, seuse und natürlich eckehart
rezipiert werden, welche die vereinigung als "begegnung mit dem göttlichen
DU" aussagen.

"verschmelzung oder begegnung"? was meint ihr?

handelt es sich hier wirklich bloss um ein semantisches problem?
oder wird hier etwas qualitativ völlig anderes ausgesagt?

liebe grüsse,

pilger

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www.spiritualitaet.org

forum für christliche spiritualität und interreligiösen dialog
 
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handelt es sich hier wirklich bloss um ein semantisches problem?
oder wird hier etwas qualitativ völlig anderes ausgesagt?

es scheint mir wichtig, dazu zu entscheiden, was eine Begegnung ausmacht und welche Qualität ihr zugemessen wird.
Rein umgangssprachlich ist ja eine Verschmelzung dadurch gekennzeichnet, dass ursprünglich mehrere Objekte zu einer untrennbaren Einheit werden, die keine der vormaligen individuellen Eigenschaften mehr trägt. Letztlich würde in diesem Sinne eine Verschmelzung mit Gott auch bedeuten, dass Gott sich dabei verändert, bzw. danach nicht mehr wie zuvor existiert. Dieses Modell scheint mir nur haltbar, wenn ich von einer inneren Göttlichkeit ausgehe.
Der Ansatz der Begegnung scheint mir diese Frage letztlich unberührt zu lassen, da durch sie keine substantielle Veränderung der sich begegnenden Objekte stattfinden muss, möglicherweise aber ein tieferes Verständnis des Gegenübers.
Zur Ausgangsfrage: ich sehe da schon einen qualitativen Unterschied. Und vermute dahinter eine unterschiedliche Dimensionierung von "Gott".

PS: vielleicht ist "Begegnung" auch nur eine weniger häresie-verdächtige Formulierung für "Verschmelzung" und in diesem Sinne eine diplomatischere Aussage ;)
 
Letztlich würde in diesem Sinne eine Verschmelzung mit Gott auch bedeuten, dass Gott sich dabei verändert, bzw. danach nicht mehr wie zuvor existiert.

Da kommt mir gleich das Bild von einem Wassertropfen im Meer. Fällt ein Tropfen ins Meer, dann ist der Tropfen nicht mehr einzeln erkennbar, löst sich auf im Gesamten...
 
Da kommt mir gleich das Bild von einem Wassertropfen im Meer. Fällt ein Tropfen ins Meer, dann ist der Tropfen nicht mehr einzeln erkennbar, löst sich auf im Gesamten...

... und bleibt dennoch ein Tropfen im Ganzen :) ...


Für mich gilt dieser Vergleich nur dann, wenn ich sterbe ... diese Hülle verlasse - ansonsten habe ich meine Form und die wird bleiben und mich als einzelnen Tropfen sichtbar machen und sein lassen ... da ist die Begegnung.

Die Verschmelzung findet IN mir statt - auf energetischer Ebene und das unterscheide ich schon ... ansonsten verleugnen wir wieder die Form und ich glaub nicht, dass das gut ist, solange man drinsteckt :weihna1
 
Da kommt mir gleich das Bild von einem Wassertropfen im Meer.
ja, ok, den Tropfen hatte ich nicht auf dem Schirm:)
Aber das setzt dann voraus, dass Gott und Suchender quasi aus dem gleichen "Material" gemacht sind, oder?
(nochmal überlegt...) das Wort Verschmelzung kommt ja wohl aus der Metallverarbeitung, und da geht es darum, aus zwei in der Regel unterschiedlichen Metallen ein neues herzustellen, das von den Ursprungsstoffen abweichende Eigenschaften hat.
 
...mit etwas Abstand alle Beiträge betrachtet: wenn wir kein Konzil draus machen wollen sieht es so aus, als wenn wir uns recht einig sind:) Die leichten Unterschiede sind vermutlich genau die, die einfach auftreten, oder die einfach den Blickwinkel offenbaren.
 
im neognostischen raum werden die begriffe "mystik", "unio mystica" und
"gotteserfahrung" oft als "verschmelzung" mit dem göttlichen interpretiert,
auch wenn etwa christliche meister wie tauler, seuse und natürlich eckehart
rezipiert werden, welche die vereinigung als "begegnung mit dem göttlichen
DU" aussagen.

"verschmelzung oder begegnung"? was meint ihr?

handelt es sich hier wirklich bloss um ein semantisches problem?
oder wird hier etwas qualitativ völlig anderes ausgesagt?

liebe grüsse,

pilger

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würde sagen, Begegnung ist eine Vorstufe von Verschmelzung. Begegnung ist eine Ahnung von der Verschmelzung und erscheint noch als ein flüchtiger Kontakt mit einem DU, während Verschmelzung kein Ich und kein Du mehr kennt. Deutet beides auf einen Bewusstseinszustand hin, das eine wähnt sich auf einem Weg zu Gott, das andere ist dort.
 
... und bleibt dennoch ein Tropfen im Ganzen :) ...


Für mich gilt dieser Vergleich nur dann, wenn ich sterbe ... diese Hülle verlasse - ansonsten habe ich meine Form und die wird bleiben und mich als einzelnen Tropfen sichtbar machen und sein lassen ... da ist die Begegnung.

Die Verschmelzung findet IN mir statt - auf energetischer Ebene und das unterscheide ich schon ... ansonsten verleugnen wir wieder die Form und ich glaub nicht, dass das gut ist, solange man drinsteckt :weihna1

Wenn der Tropfen sich mit dem Meer verbindet, verbindet sich das Meer gleichzeitig mit dem Tropfen... und dieses Erleben geschieht natürlich auf der spirituellen Ebene. Durch dieses innere Erleben wird eine Schleuse geöffnet, die aus dem kleinen ich das ICH BIN erfahrbar macht.
Was dann geschieht, lässt sich leichter mit der Sonne und ihrer Strahlung vergleichen. Das Individuum schöpft aus der vollen Sonne, ist ihr vollkommen verbunden, aber stellt in der Welt einfach einen Strahl dar...
 
Wenn der Tropfen sich mit dem Meer verbindet, verbindet sich das Meer gleichzeitig mit dem Tropfen... und dieses Erleben geschieht natürlich auf der spirituellen Ebene. Durch dieses innere Erleben wird eine Schleuse geöffnet, die aus dem kleinen ich das ICH BIN erfahrbar macht.
Was dann geschieht, lässt sich leichter mit der Sonne und ihrer Strahlung vergleichen. Das Individuum schöpft aus der vollen Sonne, ist ihr vollkommen verbunden, aber stellt in der Welt einfach einen Strahl dar...

Okay ;) ...
 
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... und bleibt dennoch ein Tropfen im Ganzen :) ...


Für mich gilt dieser Vergleich nur dann, wenn ich sterbe ... diese Hülle verlasse - ansonsten habe ich meine Form und die wird bleiben und mich als einzelnen Tropfen sichtbar machen und sein lassen ... da ist die Begegnung.

Die Verschmelzung findet IN mir statt - auf energetischer Ebene und das unterscheide ich schon ... ansonsten verleugnen wir wieder die Form und ich glaub nicht, dass das gut ist, solange man drinsteckt :weihna1

Empfinde ich auch so.....

Dass ich gerade Hunger habe bedeutet noch lange nicht, dass du jetzt essen musst *lach*
"Kind setz dir die Haube auf, mir ist kalt...."

Dennoch sind mir Hunger und Kältegefühle an sich nicht fremd.....

Das Individuum schöpft aus der vollen Sonne, ist ihr vollkommen verbunden, aber stellt in der Welt einfach einen Strahl dar...

Gefällt mir, der Vergleich und ich verstehe es so...
Die Sonne wirkt sich auf mich Strahl aus und ich Strahl wirke mich auf die Sonne aus...wie auch immer....

:) Jo
 
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