Nun zu dir, Erdogan. Hast doch einen gefällig auszusprechenden Namen. Dachte ich, bis zu meiner Schafkopfrunde am Mittwoch, etwa zur gleichen Zeit als Donald mit Ne-vah-da auftrumpfte. Eigentlich kümmern wir uns sonst beim Schafkopfen nur moderat um politische Empfindlichkeiten. Doch was musste ich mir da anhören? Erdogans Namen in der gerade modischen Version Erdoan. Geht's noch? Hat ihm jemand das schöne g weggeputscht! Sollen wir deine Vornamen evaluieren, Recep Tayyip Erdogan? Wie gerne kehren wir für dich unser schönstes Sonntagstürkisch heraus. Obwohl – bei Abraham Lincoln stört es ja auch niemand, dass wir ihn Linkeln aussprechen anstatt des hyperkorrekten Linken (hat das mal jemand Gregor Gysi gesagt?). Sag ich jetzt aber nur so, war kein Thema beim Schafkopfen.
Und erst Polens Lech Walesa. Zuerst, als er noch im Blaumann auf der Werft in Danzig stand, konnte man seinen Namen schlecht hochgradig kompliziert aussprechen. Er war einfach Lech Walesa, der Werftarbeiter. Die Fernsehanstalten hatten, zu jedermanns Erleichterung, noch niemanden zu Recherchieren geschickt. Später, als Gewerkschaftsführer, ernannte ihn die Tagesschau zu Walensa. Warum, wieso? Niemand weiß es zu sagen. Schließlich wurde Walesa polnischer Präsident und den kann man doch nicht so pillepalle aussprechen wie einst den Werftarbeiter. Walesa/Walensa mutierte zu Wauensa (mit nasaliertem ens). Damit war jede Ähnlichkeit mit dem Werftarbeiter beseitigt, na bravo! Erdogan, Lincoln, Walesa brachten es schon zum Präsidenten. Mal sehen, was bei Trump rumkommt.
Merke: Vor den Siebengescheiten ist man nirgends sicher. Am allerwenigsten beim Italiener ums Eck. Der Giuseppe ist völlig zufrieden, wenn ich bei ihm zwei Cappucinos zahle. Nicht so der Neunmalkluge vom Nebentisch: »Aber das heißt doch Cappuci-ni!«. Depp, damischer.