Mit ihrem Tod kam die Angst...

Believe30

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18. Oktober 2014
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Hallo ihr Lieben!

Ich habe mich registriert, weil ich net weiß, wo ich sonst hin soll...
Vielleicht gibt es ja unter euch jemanden, der ähnliches erlebt hat - oder mich zumindest ein bisschen aufmuntern kann.

Vor 4 Wochen ist der wichtigste Mensch in meinem Leben gestorben. Meine Oma. Sie war schwer krank und wir wussten alle, dass sie dieses Jahr Weihnachten nicht mehr mit uns feiern wird - trotzdem war ich die ersten Tage nach ihrem Tod wie in Watte gepackt und fühlte mich selbst richtig krank.
Als sie starb, war ich dabei. Ich hielt in ihrem Todeskampf 16 Stunden ihre Hand, bis sie endlich einschlafen konnte.

Da es jetzt doch schon ein paar Wochen her ist, kann ich mit Sicherheit sagen, dass ich ihren Tod total verdränge. Sobald jemand über ihren Tod spricht, fährt eine Mauer vor meinem Gesicht herunter - und ich blocke.
Was mich wahrscheinlich zu meinem im Titel beschriebenen Problemchen bringt...

Ich hatte schon immer in belastenden Situationen eine Art "Halluzination" Allerdings sehe ich die Dinge nur vor meinem geistigen Auge - nicht in Wirklichkeit. Anfangs waren es Gewaltszenen, mittlerweile sind es Dämonen a´la Evil Death...
Als die Krankheit bei meiner Oma ausgebrochen ist, wurden sie schlimmer. Und mit ihrem Tod sind sie mein ständiger Begleiter...
Jetzt bin ich soweit, dass ich inzwischen Nerventropfen nehme weil ich einfach ständig in "Alarmbereitschaft" bin. Ich habe also quasi Angst, dass etwas passieren könnte. Dass ich etwas sehe oder spüre, das mir Angst macht.
Ich "sehe" auch Dämonen auf dem Grabstein... Oder in den Wolken...

Ich hab langsam das Gefühl, ich dreh durch.

Hat von euch jemand mal etwas ähnliches erlebt?

Vielen Dank für eure Antworten und viele liebe Grüße...
 
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Du brauchst professionelle Unterstützung.
Das sind negative Zwangsgedanken, schaue in belastenden Zeiten weniger Horrorfilme.
Ich bekam auch Krimifilmeverbot, als ich damals labil war, lieber was lustiges anschauen.
Auch hier muss ich wieder darauf aufmerksam machen das man sich selber ferig macht, das Ub, kann einem schon gewaltige Streiche spielen.;)
 
Das sind negative Zwangsgedanken

Vielen Dank, Sternenlicht! :danke:
Jetzt hat das Kind wenigstens einen Namen! :) Du glaubst gar net, wie sehr mich das aufbaut!
Ja, professionelle Hilfe... Ich weiß - aber ich lass gern a bissal was, wo es ist ;-)
Und die Horrorfilme brauch ich eh net - die seh ich eh so auch :D
In meinem jetzigen Zustand trau i mi net mal die unendliche Geschichte anschauen :D

Danke jedenfalls viel mal für deine Antwort!
 
Mein Opa ist ebenfalls letztes Jahr verstorben (vor ein
paar Tage hat es sich das erste mal gejährt)

Ich finde es gar nicht mal so unklug das ganze vorerst zu verdrängen
bis ein wenig Graß darüber gewachsen ist.

Am Anfang ist die Trauer noch zu groß um damit umzugehen
und wenn ein paar Monate verstrichen sind und man ein wenig
Abstand hat kann man langsam beginnen das ganze zu verarbeiten.

Nun beginnt es meiner langsam Oma schlecht zu gehen in den nächsten Jahren,
wird wohl oder übel das selbe nocheinmal auf mich zu kommen.
Aber mit mitte/ende 80 ist es in der Regel an der Zeit und der tot
gehört leider gottes zum Leben dazu.

Die andere Symptome die du da schilderst, klingen dann eher besorgnisserregend.
Deswegen kann ich mich den Ratschlag mit der professionellen Hilfe
auf jeden Fall anschließen.
Vorallem wenn es dir so wichtig ist das Kind beim Namen zu nennen,
wäre eine Diagnose bei einem Arzt sehr wichtig anstatt einer Diagnose
in einem Forum die auschließlich Anhand deiner kurzen Schilderung gefällt wurde.(klingt zwar plausibel und soll kein Angriff gegen diagnosensteller sein)

Man muss sich nur immer vor Auge halten das auch wieder bessere Zeiten kommen -und in der Regel ist das dann auch so! auch wenn man sich in manchen Momenten nicht mal annäherungsweiße vorstellen kann das man irgendwann wieder glücklich ist
 
Man nennt das, worin Du steckst, eine posttraumatische Belastungssituation. Du hast ein Trauma erlitten in Form des Verlustes Deiner lieben Oma. Mein herzliches Beileid sende ich Dir übrigens. Ausserdem hast Du vermutlich das erste Mal jemanden Sterben sehen, oder? Auch das hat ganz bestimmt ein Trauma ausgelöst, wenn es 16 Stunden lang gedauert hat. All das hat Deine Angst geweckt, Du beschreibst es sehr akkurat.

Wenn wir, weil wir etwas noch nicht erfahren haben, das erste Mal ein solches Traumaerlebnis haben, dann stehen uns keine Gefühle und Verhaltensweisen zur Verfügung, mit denen wir diese Erfahrungen bewältigen könnten. Im Grunde sind es sehr schöne Erfahrungen, die Du gemacht hast, in einigen Jahren und Jahrzehnten wirst Du das so bewerten: Du hast die Gelegenheit gehabt, Deiner Oma bei ihrem schwierigen Tod beizustehen. Das ist eine schöne Erfahrung, eine gute, förderliche Erfahrung für Menschen, auch wenn es im Moment der Erfahrung traumatisiert.

Weil man noch nicht weiß, wie man eigentlich mit solchen Erfahrungen umgeht und weil in der Umgebung ja jeder betroffen ist und daher der Austausch über die eigenen Gefühle oft nicht so gelingt unter den Verbliebenen, benötigt man eigentlich einen Trauerbegleiter. Daher würde ich Dich bitten, google aufzurufen und "Trauerbegleitung online kostenfrei" aufzurufen und Deine Geschichte telefonisch oder per e-Mail auch an eine solche Stelle zu schicken. Ich glaube das ist der beste Tip, den ich Dir geben kann von allen weiteren, die noch folgen.

1. Lege ein Tagebuch an: mein Trauertagebuch. Schreibe Deine Gedanken dort jeden Abend auf und achte darauf, daß Du dich an Deine Oma erinnerst. Du könntest von gemeinsamen Erlebnissen berichten und vielleicht möchtest Du Fotos einkleben. Denn es ist so: Deine Erinnerung an sie ist jetzt ganz frisch. Halte sie fest!!!! Schäm Dich nicht dafür, daß Du leidest. Drücke es aus. Du wirst sehen, daß Du dann beim Schreiben weinst, und das ist gut so. Und am Ende hast Du ein Buch, das Dir und Deiner Oma gehört - da hast Du was Bleibendes. Das tröstet.

2. Gehe häufig zum Grab. Sprich dort mit ihr. Nur dort. Vergewissere Dich, daß sie tot ist, geh immer wieder hin, verstehst Du? Vielleicht kannst Du das Grab mitpflegen? Das hilft. Man muß sich überwinden, finde ich, aber es hat mir als junger Mensch wirklich geholfen. Meine Mutter hat mich einfach mitgenommen und ich mußte dem Papa die Blumen vom Grab nehmen und ihm neue einbuddeln - das war schwer, aber es hat mir geholfen.

Ich glaube normalerweise müsste das schon reichen, um zur Ruhe zu kommen. Sprich auch mal mit Leuten darüber, schäme Dich nicht.

Glaubst Du an Gott? Dann könntest Du auch beten für Deine Oma. Das hilft bestimmt auch. Ich zünd ja auch schonmal ein Kerzchen in einer Kirche an, das hilft mir auch. Weißt Du, nicht immer, aber dann wenn ich's tue, dann hilft mir das.

Viele Grüsse und mein Mitgefühl,
Trixi Maus
 
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Hi Believe30,

Du schreibst davon, dass sie mit dem Tod gekämpft habe. Bist du dir sicher, dass das wirklich stimmt? Es hört sich dann so an, als hätte sie den Tod nicht akzeptieren wollen. Denn nur dann müsste man gegen den Tod ankämpfen, ansonsten nicht.

Oder ist es viel mehr so, dass du es als Todeskampf erlebt hast und eigentlich gar nicht weißt ob sie gegen den Tod gekämpft hat?

Wenn deine Oma Ihren Tod nicht hat akzeptieren wollen, dann ist das ja sozusagen nicht dein Problem. Es war das Problem deiner Oma. Aber das Problem hat sich ja quasi gelöst.

Wenn aber (auch) du den Tod deiner Oma nicht akzeptieren wolltest, dann hast du das Problem und solltest nach einer Lösung suchen.

Ich war bei der Situation nicht dabei, deswegen verzeihe mir, wenn ich damit falsch liege, aber: Hat deine Oma wirklich einen Todeskampf durchgemacht? Oder hast nur du den Todeskampf durchgemacht? Oder beides?

Und: Was macht dich so sicher, dass deine Oma wirklich einen Todeskampf durchgemacht hat?

Du merkst vielleicht worauf ich hinaus will: Du schreibst von einem Todeskampf. Das hört sich sehr negativ an. Das wird vermutlich auch negative Gefühle in dir hervorrufen.

Frage dich ob das wirklich mit der Realität übereinstimmt oder ob es nur mit deiner Wahrnehmung übereinstimmt.
 
ich kann mich trixi nur anschließen.zu verstehen, wenn wer gegangen ist, ist immer schlimm und dann soll man noch loslassen(was sogar wichtig ist)aber zuerst darf und soll man trauern.such dir wirklich einen therapeuten,der dir hilft aus dem "loch" rauszukommen.denn grad,wenn man wen besonders geliebt hat ist es schwer.ich denk das verdrängen hilft nicht wirklich,denn es kommt dann irgendwann die große lawine und dann ist es noch schwerer. vorallem dein "sehen",da kann dir wirklich nur wer professioneller helfen.ich denk,deiner oma gehts es jetzt gut und sie will sicher nicht,dass du so leidest.mach was.es tut mir für dich leid,dass sie gegangen ist.ich wünsche dir alles gute und dass du unsere tipps auch annimmst und wen geeigneten findest.
 
Hallo ihr Lieben!

Erst mal danke für eure Antworten und lieben Worte...
Es ist gleich ein anderes Gefühl, wenn man verstanden wird.

Ich versuche, so gut als möglich auf eure Nachrichten einzugehen.

@Nade:
Es tut mir sehr leid, dass es deiner Oma schlecht geht. Ich wünsch dir ganz viel Kraft!
Danke für deinen Zuspruch wegen dem Verdrängen. Ich fühl mich jetzt einfach noch nicht stark genug, um es an mich ranzulassen.
Und zwecks der Hilfe hast du natürlich recht. Aber mir war es mal grundlegend wichtig, dass ich eine Ahnung hab, in welche Richtung es gehen könnte.
Danke und alles Liebe!

@Trixi Maus:
Vielen lieben Dank für deine lange Nachricht! Hab mich sehr verstanden gefühlt, als ich sie las.
Ja, es war das erste Mal, dass ich jemanden Sterben sah.
Nachdem es aber nicht plötzlich war, konnte ich vorher sehr viel Nachlesen über die finale Phase. Und Oma hat wirklich jede davon durchlebt – und noch mehr.Ich bin froh, dass ich mich vorher damit auseinander gesetzt hab, sonst wär ich wahrscheinlich bei den diversen Atmungsrythmen in Panik ausgebrochen.
Danke auch für deine Tipps! Ich weiß, ich sollte mit jemanden sprechen, aber allein das Wort „Trauerbegleiter“ löst in mir schon Abwehr aus... Denn dann müsste ich mich damit auseinander setzen und das schaff ich nicht.
Am Tag bevor sie gestorben ist, habe ich ihr einen Abschiedsbrief geschrieben und den vervollständige ich seither fast jeden Tag. Mit meinen Gedanken und Bildern. Das hilft etwas. Aber sobald ich fertig bin mit dem Schreiben, verdränge ich wieder.
Und ich bin sehr oft am Friedhof. Hab auch das Grab mit meiner Mutter gestaltet. Blumen, Engel, Kerzen, das volle Programm... Aber dass sie wirklich da drunter liegt, realisier ich nicht.
Vielen Dank jedenfalls für alles! Vl schaff ich in naher Zukunft den Schritt zum Trauerbegleiter (und mir stellen sich schon wieder die Haare auf!)
Alles Liebe

@Elaminato:
Wenn ich mir über etwas sicher bin, dann das Oma sich gewehrt hat. Sie hatte Angst. Und das weiß ich so genau, weil ich bei ihr war. Sie hatte über 36 Stunden lang panische Angst zu ersticken. (Kurze Erklärung: Sie war stark dement und hat vergessen zu atmen! Und als sie keine Luft mehr bekam, hat sie sich in Panik aufgebäumt und nach Luft gerungen!) Also für mich sah es nicht gerade nach „Arrangement mit dem Tod“ aus. Sie hat zum Schluss im 2-Stunden-Takt Morphium und Beruhigungsspritzen bekommen – erst dann war sie ruhiger.
Außerdem hab ich ja geschrieben, dass ich es verdränge. Somit akzeptiere ich es auch nicht, da hast du Recht...

@Zauberhexerl:
Vielen lieben Dank auf dir für deine Nachricht!
Ich hoff nicht, dass es eine Lawine wird. Ich hoff es kommt dann, wenn ich stark genug bin. Aber das kann man sich leider nicht aussuchen...
Vielen Dank und alles Liebe
 
Believe30, ich weiß die glühenden bösen Augen, das kenne ich.
Aber so ein Zufall ich will das Buch dazu lesen, da mich die Botschaft des Filmes mehr zum lesen animieren soll, weil es traurig ist wenn es keine schöne Fantasiewelt mehr gibt.
Und weil ich mich teilweise immer noch schwer tue, mir bildlich was vorzustellen.
Vielleicht klappt es einfach nicht mehr so, weil mein Kopf ziemlich ausgelastet ist, und frei werden muss.:)
 
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@Believe30,

Warum bist du so überzeugt, dass sie mit dem Tod gekämpft hat? Ist das etwas was du von Ihrem Verhalten abgeleitet hast?

Wenn deine Oma vergessen hat zu atmen, denkst du nicht, dass deine Oma dann nicht auch ihre eigene Persönlichkeit -ihr eigenes Ich- vergessen hat? Und falls dies stimmen würde (was ich für sehr wahrscheinlich halte): Würde das nicht konsequent bedeuten, dass zu diesem Zeitpunkt deine Oma als Persönlichkeit gar nicht mehr existiert hat und somit auch überhaupt nicht leiden konnte?
 
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