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@ Nüvit

Vielleicht, liebe Nüvit,

 

ist es nicht nur die Fremde, die in mir ist, sondern auch jene, in der ich bin. Und es ist auch die Heimat, die in mir ist und wirkt und in der ich aufgehoben bin.

Ich fände es schön, wenn wir unsere eigenen Wurzeln ebenso wie jene der uns jeweils Fremden achten und ehren können und in Anerkennung der Verschiedenheit die gegenseitige Bereicherung erkennen könnten. Es muss nicht alles eine Einheits-Multi-Kulti-Mono-Soße werden. Die wäre dann wieder langweilig.

 

Meine Freundin sagt - in dem ihr eigenen russischen Charme - "Achtest du besonders das Russische, ist das (ein) Pluspunkt für dich!" Und sie achtet das Deutsche hinter mir. Wir sind uns bewusst, dass in und mit ins unsere Heimatkulturen einander begegnen. Und wenn wir einander lieben, dann lieben sich Russland und Deutschland, die einander so viel angetan haben. Aber eigentlich reichen wir schon aus.

 

Manchmal gibt es natürlich auch Konflikte. Und da gibt es Gelegenheiten, bei denen mir gewahr wird: jetzt gerade streiten in uns Russland und Deutschland und die alten Verletzungen spielen eine Rolle.

 

Alles Gute dir

Christoph

 

@ Maud

 

Liebe Maud,

 

ich achte dein besonderes Familienschicksal - ohne klare Wurzeln aufzuwachsen ist schwer. Wer das bewältigt, hat besondere Tiefe und die Seele hat ein hohes spezifisches Gewicht. Leichtgewichte gibts hier ja genug.

 

Ganz sicher wirkt in deiner Familie auch ohne die Reaktionen von außen eine Menge aus der Kriegszeit nach. Es könnte sein, dass du unbewusst etwas für deine Vorfahren ausgleichen willst.

 

Welche Seite war denn deutsch? Und was war mit deiner Familie im Weltkrieg?

 

ich stime dir zu, wenn du sagst, dass unser Leben hier auf der Erde gegen die Ewigkeit nur ein Wimpernschlag ist. Angesichts der Toten in unseren familien mit denen wir verbunden sind, ist das eine wichtige Erkenntnis. ("Ich lebe noch ein Weilchen und nehme was mir geschenkt ist in der ganzen Fülle... und (erst) dann komme ich auch...", heißt ein Satz, den Teilnehmer einer Familienaufstellung manchmal sagen müssen, wenn der Aufstellende versucht, einem Toten mit besonderem Schicksal nachzueifern und das Leben nicht wirklich hat.)

 

Mancher hat schon geholfen, vor den kroatischen und deutschen Vorfahren gleichermaßen eine Verneigung zu machen und ihnen zu sagen: "Ich gebe euch und eurem besonderen Schicksal die Ehre. In mir blüht das Beste aus beiden Kulturen und Völkern und ich mach jetzt was draus, euch zur Ehre und zum Angedenken. Bitte schaut freundlich wenn ich glücklich lebe."

 

Ja, Zagreb... ich glaub, da war ich als Kind (zw. 5 und 12) im Urlaub ab und an. (Wir - aus Norddeutschland - haben ca. alle zwei Jahre Sommerurlaub in Kroatien [damals noch und deshalb in meiner Erinnerung Jugoslawien] gemacht. Da war's noch ganz untouristisch. Ach, schöne Erinnerungen! *seufz*)

 

Alles Gute dir!

Liebe Grüße

Christoph


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