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Liebe Maud,

 

in gewisser Weise sind ja alle Ehen "Mischehen", wenn man so will. Jeder der Partner kommt aus einem System, in dem etwas anderes gilt. Und jedes der Systeme hat seine eigene "Kultur". Was soll nun in der gemeinsamen neuen Familie gelten?

 

Bei binationalen Ehen und zudem bei Ehen mit Partnern aus zwei ehemals verfeindeten Ethnien oder bei Ehen, in denen einer der Partner sein Land verlassen hat, gibt es besondere Herausforderungen und die wenigsten können sich denen stellen. Es ist mitunter eine besonders schwere Aufgabe und ein schweres Los, das sich beide aufbürden. Sein Land verlassen zu haben, reicht manchmal schon um eine Ehe schwierig werden zu lassen, denn es ist für den Migranten oft schwer, seinen Partner und damit das Land, in das er ausgewandert ist, ganz zu nehmen.

 

Sind die beiden Ethnien zudem noch vor Zeiten im Krieg gewesen miteinander, dann kann es zusätzlich sein, dass sich die ungelösten Aspekte des ethnischen Konfliktes in der Beziehung abbilden. Vielleicht sind Opfer und Täter nicht als zugehörig anerkannt in beiden Völkern. (Das dürfte bei den Deutschen auf jeden Fall sein - wie es bei den Kroaten ist, kannst du mir vielleicht sagen). Oft sind die dem Krieg zugrunde liegenden Konflikte tief in die Volksseelen eingegraben und nicht wirklich mit dem äußeren politischen Frieden beigelegt, sondern sie schwelen noch im Untergrund. Und in der Beziehung zeichnen sie sich dann ab, ohne dass die Partner wissen, dass es um den systemisch-ethnischen "Schatten" geht und sich der alte Konflikt nur verschoben hat.

 

Dies allerdings hier im Detail zu erläutern würde zu weit führen. Ich empfehle die Lektüre der aktuellen Aufstellungsveröffentlichungen.

 

Alles Gute dir

Christoph

(aus einer binationalen Beziehung geboren und in einer binationalen Beziehung lebend)


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