Milch, das sattvische Opiat

tho731

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Wusste zuerst nicht, ob ich dieses Thema im Bereich "Ernährung" oder eben "Yoga" posten solle, doch ich denke, hier ist es besser aufgehoben, da sich die Frage in erster Linie an die Freunde fernöstlicher Okkult-Gymnastik richtet:

Dem praktizierenden Yogi/der praktizierenden Yogini wird zweifelsohne bekannt sein, dass die vielumstrittene Milch innerhalb der drei Gunas eindeutig zu den sattvischen Nahrungsmitteln gezählt wird. Sattvische Nahrungsmittel sind solche, die die geistige Klarheit und Konzentrationskraft fördern sollen, was eine wichtige Grundvoraussetzung für den spirituellen Fortschritt des Yoga-Schülers darstellt.

Wenn man mal die gesundheitstechnischen und ethischen Aspekte außen vor lässt und sich rein auf die geistigen Auswirkungen konzentriert, dann kommt einem diese These der sattvischen Natur der Milch im Lichte modernerer (westlicher) Studien doch etwas befremdlich vor:

Demnach wird das in der Milch (und noch stärker im Käse) enthaltene Casein im menschlichen Körper in sogenanntes Casomorphin umgewandelt, welches sich an die Opiatrezeptoren im Gehirn anbindet. Dies hat einen etwas vernebelnden und beruhigenden Effekt und - wie manche Forscher behaupten - auch einen stark suchtbildenden.

Für mich als Laien klingt das nur allzu plausibel, da beim "Stillen" das Baby ja ruhig gestellt werden soll. Dieser Effekt auf den Menschen tritt bei der Kuhmilch noch um einiges stärker auf. Ein fantastisches Schlafmittel also.

Desweiteren wird so mancher, der von vegetarisch auf vegan umgestiegen ist, bestätigen können, dass man es in einem solchen Falle durchaus mit gewissen Entzugserscheinungen zu tun bekommen kann.

Somit wäre die Milch aber konsequenterweise in das Reich des Tamas zu verbannen.

(All dies gilt übrigens auch für das im - in der Yoga-Ernährungslehre ebenfalls als sattvisch angesehene - Getreide enthalte Glutein.)

Die Liste fragwürdiger gunatischer Zuordnungen könnte man mit dem, ebenfalls als tamasisch, bestenfalls rajasisch bezeichneten, Knoblauch fortsetzen, der - neben seiner seit Urzeiten bekannten Allround-Heilkraft - in anderen religiösen Traditionen wie der jüdischen das Prädikat "sattvisch" bekommt. (Im Talmud wird der tägliche Verzehr empfohlen, nicht nur wegen der gesundheitlichen Aspekte, sondern auch weil man dieser Wunderknolle die Förderung geistiger Klarheit bescheinigt.)

Da manchmal damit argumentiert wird, dass Milch als sattvisch gilt, weil sie sich auf dem Altar Vishnus, Krishnas oder Ramas darbringen lässt, frage ich mich (und ich hoffe, ihr seid mir nicht bös wegen dieser Frage) :
Geht es dem, der traditionellen Yoga-Ernährungslehre folgenden, Yogaschüler hier nun wirklich um eine verstärkte Klarheit des Geistes, um auf seinem körperbezogenen spirituellen Weg weiterzukommen oder folgt er blindlings den atavistischen Dogmen einer kulturfremden Religion?

Ich bedanke mich für etwaige Antworten. Muss jetzt los und kann mich erst später wieder hier einblenden.
 
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"Milch" bedeutet als Synonym in trad. Yogasystemen auch: männlicher Samen.

Die Farben weiss und rot spielen eine Zentrale Rolle im Paradigma.
Richtige Milch, ob nun von Rind, oder Ziege, Schaf, wird hauptsächlich als "Fleischersatz" verwendet, oder bei Ritualen als Ersatz für eben Samen.

Frischmilch zB von Stuten kann man natürlich auch für Heilzwecke verwenden.

Man darf bei allem nicht vergessen, dass es nicht DAS Yogasystem gibt, und v.a. auch, wo diese Menschen leben, und wie.
Was in Indien bzw dem Brahmanen Kasten System für die Menschen "Sinn" macht (da sollte der Interessierte selbst forschen, warum man "Indien" und "Mitteleuropa" in keinster Weise miteinander angleichen kann, besonders in Anbetracht der dort gelebten Spiritualität, mit all ihren dunklen Seiten, und dem hierigen Derivat einer Pseudo Spiritualität.
 
[...]

Da manchmal damit argumentiert wird, dass Milch als sattvisch gilt, weil sie sich auf dem Altar Vishnus, Krishnas oder Ramas darbringen lässt, frage ich mich (und ich hoffe, ihr seid mir nicht bös wegen dieser Frage) :
Geht es dem, der traditionellen Yoga-Ernährungslehre folgenden, Yogaschüler hier nun wirklich um eine verstärkte Klarheit des Geistes, um auf seinem körperbezogenen spirituellen Weg weiterzukommen oder folgt er blindlings den atavistischen Dogmen einer kulturfremden Religion?

Ich bedanke mich für etwaige Antworten. Muss jetzt los und kann mich erst später wieder hier einblenden.
ja spannendes Thema

mit der Milch ist da auf jeden Fall was, 100% also von wegen sattvisch, ich sag das deshalb weil, ich da ähnlich wie Du gedacht habe, also keine Milch, vegan

nun hat sich aber mit spiritueller Entwicklung das opfern der Milch von alleine eingestellt...ich hab auch milch auf dem Altar stehen, das ist wohl nicht ganz unwichtig

auch als ich mit Yogis zusammen war und meinte keine Milch zu wollen, wurde sie mir dennoch entgegen gereicht, ich hab sie getrunken und es war gut


nun hat der Schwan auch viel mit der Milch zu tun und auch das herstellen vom Elexir passiert mit Milch, man macht aus ihr Butter und aus dieser wird das Ghee gemacht, was als das lebenelexier gilt

das kann man auch auf die geistige yogische Arbeit beziehen, auch das rahm abschöpfen zb, Krishna liebt den Rahm der Milch, das aber bezieht sich wieder auf eigentlich geistiges, so meine derzeitige ansicht

also Paramahamsa heisst ja höchster Schwan
 
Was in Indien bzw dem Brahmanen Kasten System für die Menschen "Sinn" macht (da sollte der Interessierte selbst forschen, warum man "Indien" und "Mitteleuropa" in keinster Weise miteinander angleichen kann, besonders in Anbetracht der dort gelebten Spiritualität, mit all ihren dunklen Seiten, und dem hierigen Derivat, einer Pseudo Spiritualität.

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"Milch" bedeutet als Synonym in trad. Yogasystemen auch: männlicher Samen.

Die Farben weiss und rot spielen eine Zentrale Rolle im Paradigma.
Richtige Milch, ob nun von Rind, oder Ziege, Schaf, wird hauptsächlich als "Fleischersatz" verwendet, oder bei Ritualen als Ersatz für eben Samen.

Frischmilch zB von Stuten kann man natürlich auch für Heilzwecke verwenden.

Man darf bei allem nicht vergessen, dass es nicht DAS Yogasystem gibt, und v.a. auch, wo diese Menschen leben, und wie.
Was in Indien bzw dem Brahmanen Kasten System für die Menschen "Sinn" macht (da sollte der Interessierte selbst forschen, warum man "Indien" und "Mitteleuropa" in keinster Weise miteinander angleichen kann, besonders in Anbetracht der dort gelebten Spiritualität, mit all ihren dunklen Seiten, und dem hierigen Derivat einer Pseudo Spiritualität.
Danke für diese meines Erachtens sehr durchdachte und informative Antwort.
 
wegen starkem Kalziumgehalt, Kalzium beruhigt nämlich, daher die Empfehlung
vor dem Schlaf warme Milch zu trinken..
Das ist eine interessante medizinische Ergänzung.
Was mich dabei aber, wie gesagt, wundert, ist, dass der Yogi eben gerade nicht danach strebt, zu schlafen. Im Gegenteil, es dürstet ihn (und nicht nur ihn) nach einem hellwachen Bewusstsein.
 
Zuletzt bearbeitet:
@hnoss
Interessant, das mit dem Schwan. Könntest Du das näher ausführen?

weil, ich da ähnlich wie Du gedacht habe, also keine Milch, vegan
Nun, ich bin kein Veganer. Das wäre mir - sozial gesehen - zu kompliziert und würde die Ernährungsfrage zu sehr in den Mittelpunkt meines Lebens rücken.
Wobei ich meinen (eingeschränkten) Milchkonsum ethisch schon manchmal hinterfrage. Da kann ich die Vorwürfe der Veganer an das vegetarische Lager durchaus nachvollziehen. Aber das ist ein anderes Thema.
 
Hallo lieber @tho731
vielen Dank für diesen interessanten Faden, das finde ich sehr erstaunlich, dass Milch in diesem Kontext eine solche Rolle spielt. Mir fiel spontan ein, was ist eigentlich mit den laktoseintoleranten Menschen, was sollen die machen? Ist für die genannten Erfahrungen Milch erforderlich? Kann man diese Form der spirituellen Praxis auch ohne Milch oder mit einem Ersatz leben?
viele liebe Grüße
und auch bis viel später (keine Eile mit der Antwort ...)
Eva
 
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http://shivadarshana.de/der-schwan/
Zitat:

[Hamsa, der weiße Schwan gilt als die Verkörperung der Weisheit, deshalb ist er das Reittier der Göttin der Weisheit, Gelehrsamkeit und Sprache, Sarasvati, und ihres Gatten Brahma.

Der Schwan trennt die Essenz vom Unwesentlichen. Er isst nur Perlen, trinkt nur Milch, die er vom darin enthaltenen Wasser zu trennen fähig ist.

Paramahamsa ist ein Titel, eine Auszeichnung für hochentwickelte Seelen, die diese Unterscheidungskraft erlangt haben.]

die unterscheidungskraft was wesentlich ist und was unwesentlich ist, also zwischen Sein und Schein.
 
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