Maslow'sche Bedürfnispyramide

orion7

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Ich habe eben im Thread "Grundsätzliche Motivation" gelesen.
Das war Anlass für folgende Frage: Kennt jemand die Maslow'sche Bedürfnispyramide?
Ist ein sehr interessantes Thema.

Auf Eure Meinungen bin ich gespannt.

Liebe Grüße Orion7 :flower2:
 
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Ja, ich kenn sie :daisy:

Beschäftig mich grad auch sehr intensiv damit - und auch den neurologischen Ebenen - und den Entwicklungsstufen nach Clare Graves, bzw. Sypiral Dynamics.

Ich halt von dem allen sehr viel - und find deinen Thread jetzt witzig, weil ich gestern in anderen Foren ähnliche betreffend Graves gestartet habe ;-) allerdings noch ohne wirkliche Rückmeldungen.
 
Ja, ich kenne sie. Sehr interessant... ebenso wie die Säulen der Identität. Schreibe heute oder morgen mehr dazu.

LG
 
Nein, kenne ich leider nicht. Würde ich aber gerne kennen. Also? :)
Dein Wunsch ist mir Befehl, bin aber faul und zitiere mich selbst :daisy:

Im Jahre 1954 veröffentlichte Abraham Maslow sein epochemachendes Werk Motivation und Persönlichkeit, das zu einem Klassiker der Humanistischen Psychologie werden sollte.

Hierbei geht es darum, wodurch der Mensch motiviert wird, bzw. welche seiner Bedürfnisse erfüllt sein müssen, damit er eine entsprechende Motivation erfahren kann.

Berühmtheit und Popularität erlangte die darin zum ersten Mal erwähnte Pyramide menschlicher Grundbedürfnisse und Antriebe (Motivationen), welche auch relativ rasch Eingang in die betriebspsychologischen und wirtschaftliche Seminare und Lehrbücher fand.

maslow5.gif


Maslow geht davon aus, dass sich die grundlegenden Bedürfnisse des Menschen in Form einer Pyramide darstellen lassen, deren Basis die physischen Bedürfnisse bilden.

Wenn also die grundlegenden körperlichen Bedürfnisse, wie zum Beispiel Essen, Trinken, Schlafen, Fortpflanzung, Kleidung, Unterkunft gegeben sind, kann erst die nächste Stufe der Pyramide in Angriff genommen werden.

Es können auch keine Stufen übersprungen werden. Ohne Sicherheit kann es zu keinen sozialen Beziehungen kommen und ohne denen nicht zu einer entsprechenden Anerkennung.

Weiters ist noch wichtig zu beachten, dass die ersten vier Bedürfnisse aus einem Defizit resultieren, sie motivieren uns dazu, etwas zu erlangen, damit ein Defizit in unserem Leben ausgeglichen werden kann.

Erst beim fünften, manchmal auch schon beim vierten, Bedürfnisschritt kommt es dann zu einem bewussten Wachstum, sprich, wir agieren nicht mehr aus einem Mangel, sondern können von der Fülle des Lebens profitieren und uns mit unseren Zielen und Träumen beschäftigen, was in den unteren vier Ebenen relativ schwierig ist.

Noch eine ganz wichtige Anmerkung: Unsere Bedürfnisse unterliegen einem ständigen Wandel, je nach Lebenssituation und Lebensalter, wir können durchaus auch wieder auf eine niedrigere Stufe zurück fallen.

Der Unterschied ist, dass wir, solange wir noch nicht weiter fortgeschritten waren, meist auch nicht nachvollziehen können, warum andere Menschen durchwegs auch andere Bedürfnisse haben als wir selbst.

Wenn wir schon mal auf einer "höheren" Stufe der Pyramide waren, wir auch eine Idee davon haben, wie es anderen Menschen in anderen Stufen gehen kann.

Ausdrücklich betonen möchte ich an dieser Stelle wieder einmal, dass die Stufen keinerlei Wertung unterworfen sind. Auch, wenn eine Stufe über der anderen dargestellt ist, ist sie dennoch jetzt weder besser noch schlechter als die anderen.

In unserer linearen Welt ist es leider nicht gleich wertig darstellbar, wie Mensch sich weiter entwickelt und auch seine Bedürfnisse immer weiter fort schreiten.

Es kann übrigens auch passieren, dass jemand, der eigentlich "ums Überleben kämpft", dies allerdings nicht wahrhaben möchte und glaubt, sich Achtung seiner Umwelt "erschleichen" zu können.

Dies kann zwar kurzfristig funktionieren, jedoch nie auf Dauer. Im langläufigen Sinne sind das die sogenannten "Hochstapler" oder auch "Blender", welche sich Prestigeobjekte zulegen, ohne jedoch das eigene Überleben absichern zu können.

1970 hat Maslow seine ursprüngliche Pyramide noch um einen weiteren Schritt ergänzt. Seither bildet die Spitze der Pyramide das Streben nach Selbsttranszendenz.

maslow6.gif

© ChrisTina Maywald, Weltbilder bilden Welten, Verlag Edition Zaunreiter, erscheint 11/2007
 
Die fünf Säulen der Identität (google läßt grüßen..)


Körper und Leiblichkeit (Gesundheit, Kondition)
Arbeit und Leistung (Beruf)
Soziales Netz (Freunde, Familie, Zweierbeziehung)
Materielle Sicherheit (Wohnung, Einkommen)
Normen und Werte (Moral, Ethik, Sinnfragen)

Leib / Leiblichkeit
Mein Leib als Gefäss, das ich bin - in dem ich lebe - meine Gesundheit, meine Beweglichkeit, mein Wohlbefinden, meine Sexualität, meine Belastungsfähigkeit, meine Psyche, meine Gefühle, meine Lüste, meine Sehnsüchte, Glaubenssysteme, und Träume ... (Meine medizinische Gesundheit, meine Psyche, meine Kondition und Fitness, meine Ausstrahlung, etc.).
In diesen Bereich gehört alles, was mit meinem Leib zu tun hat, "in mir drin" ist, mit seiner Gesundheit, seinem Kranksein, seiner Leistungsfähigkeit, seinem Aussehen, mit der Art und Weise, wie sich der Mensch mag und "in seiner Haut" wohl oder eben auch unwohl fühlt.
Auch wie der Mensch von anderen in seiner Leiblichkeit wahrgenommen wird, ob sie ihn anziehend finden oder ablehnen, schön finden oder hässlich, als gesund und vital oder als krank und gebrechlich erleben, etc.

soziales Netzwerk
Mein soziales Netzwerk, meine Freunde, Familie, Arbeitsplatz, Beziehungen, Ehe, Freizeitgestaltung, Verein ...
Persönlichkeit und Identität werden nachhaltig bestimmt von den sozialen Beziehungen, dem sozialen Netzwerk, also den Menschen, die für jemanden wichtig sind, mit denen er zusammen lebt und arbeitet, auf die er sich verlassen kann und denen er etwas bedeutet. Aber es gehören auch Leute zum sozialen Netzwerk, die ihm nicht wohlgesonnen sind, feindselig gegenüberstehen oder auch schaden.

Arbeit und Leistung
Tätigkeiten, Arbeit, mein "Tätig-sein", mit der ich mich identifiziere und mit der ich identifiziert werde (wichtig ist hier auch die allgemein gehaltene Formulierung "Tätig-Sein", denn auch Erwerbslose, RentnerInnen und invalide / berufsunfähige habe sehr wohl Chance, tätig zu sein oder wieder tätig zu werden...).
Ein weiterer Bereich der Identität kann unter die Überschrift "Arbeit, Leistung, "tätig sein"" gestellt werden. Arbeitsleistungen, Arbeitszufriedenheit, Erfolgserlebnisse, Freude an der eigenen Leistung, aber auch entfremdete Arbeit, Arbeitsüberlastung, überfordernde sowie erfüllte oder fehlende Leistungsansprüche bestimmen die Identität nachhaltig.

materielle Sicherheit
Die Identität wird weiterhin beeinflusst von den materiellen Sicherheiten, dem Einkommen, Geld, materielles wie Nahrung, Kleidung, Lebensbedarf, Weiterbildungsmöglichkeiten, den Dingen, die jemand besitzt, seiner Wohnung oder Haus, aber auch dem ökologischen Raum, dem er sich zugehörig fühlt, dem Stadtteil in dem er sich beheimatet fühlt oder wo er ein Fremder ist. Fehlende materielle Sicherheiten belasten das Identitätserleben schwer. Geld, materielles wie Nahrung, Kleidung, Lebensbedarf, Weiterbildungsmöglichkeiten

Werte & Normen
Moral, Ethik, Religion, Liebe, Hoffnungen, Traditionen, Glauben, Sinnfragen (gesellschaftliche und persönliche und ihr Verhältnis zueinander).
Persönlichen Werte und Normen, sie sind der fünfte Bereich, welcher meine Persönlichkeit und Identität trägt.
Das, was jemand für richtig hält, von dem er überzeugt ist, wofür er eintritt und von dem er glaubt, dass es auch für andere Menschen wichtig sei. Das können religiöse oder politische Überzeugungen sein, die "persönliche Lebensphilosophie", wichtige Grundprinzipien.

Zur Identitätskrise kann es kommen, wenn eine oder mehrere Säulen "wegbrechen" oder sich plötzlich stark verändern und die anderen Säulen die Identität nicht ausreichend stabilisieren können.

Einbezug dieser Säulen in die psychotherapeutische Arbeit heisst:
Psychotherapie ist nicht einfach Arbeit an der Psyche, sondern ganzheitliche Wegbegleitung unter Berücksichtigung des persönlichen Beziehungskontextes, des Arbeits- und Leistungskontextes / -situation, der materiellen Situation, Wertefragen / -konflikten, etc.
Medizin uns Psychotherapie, welche diese Säulen nicht beachten, sind nicht ganzheitlich und greifen in aller Regel zu kurz.
 
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Hallo Ihr Lieben,

auf so viel Resonanz war ich so schnell nicht gefasst.
Habt ganz lieben Dank.

Später schreibe ich noch etwas dazu, falls es nicht schon jemand anderes geschrieben hat.

Lieben Gruß Orion7
 
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