ich würd das nicht in so linearer zeitabfolge sehen
für mich ist maria diejenige, die die einkörperung/inkarmation des göttlichen möglich macht.
dieses einkörperungspotential und das nicht sichtbare göttliche, und auch das im körper wohnende göttliche - sie existieren für mich alle immer gleichzeitig.
...ev ist mal der eine oder andere aspekt grad im vordergrund in meiner wahrnehmung...
Ja, sehe ich auch so. Man kann zwar alles vergleichen, aber das Christentum ist schon sehr viel anders als die an der Natur orientierten Religionen. Maria steht stellvertretend für das Wunder, das in einer Person geschehen kann, wenn sie sich von Gott befruchten läßt. Und die Beziehung zu Jesus und die biographischen Berührungspunkte machen die Beschaffenheit eines Bewusstseins deutlich, daß zum Empfangen des Heiligen Geistes bereit ist. Nicht-Anhaften, Glauben, Hingabe zum Beispiel.
Mit Religionen, in denen den unterschiedlichen Aspekten der Natur - zum Beispiel der Frau oder dem Mann - Göttlichkeit in Form eines Planeten zugeordnet wurde, hat das Christentum wenig gemein. Die Abwendung von den alten Ritualen und Glaubensinhalten (Göttern) wurde ja schon im alten Testament von den Juden von Jahwe verlangt, und der Prophet Jesus ging einen Schritt weiter und deckte die falschen Götter sowohl der Römer als auch der Juden auf. Ähnlich wie Jesus kann man Martin Luther sehen, auch Luther deckte die falschen Götter auf, im mittelalterlichen Katholizismus.
Was übrig bleibt ist ein Gott. Und nicht ein Gott Mann und ein Gott Frau oder irgendwelche göttlichen Aspekte in Mann oder Frau, die sich da begegnen müssten. Sondern es bleiben ganz einfach nur Mann und Frau übrig, daneben Sonne, Mond, Sterne, Tiere, Steine, Pflanzen. Und Gott wird zu einem rein geistigen, dem Einzelwesen zum Erfassen aufgegebenes Lernobjekt des persönlichen Glaubens. Ein persönlicher Gott, wie das Christentum ihn propagiert, macht die Beteiligung der Person notwendig und nicht deren Abwendung von einem Ich oder irgendetwas innendrin.
Die einzelnen Aspekte der Natur werden durch das Christentum unheilig und dinglich, der Naturwissenschaft zugänglich. Dem Glaubenden bleibt nur das Wunder, daß all dies (die Natur, das Leben) überhaupt existiert. Ein Schöpfer dient als Erklärungsmodell. Und der Witz, die Paradoxie und gleichzeitig das unendlich schwierige am christlichen Glauben ist, daß Dein persönlicher Gott, der nur mit Dir spricht, der gleiche Gott ist wie der Schöpfer des Universums.
Das mental zu erfassen ist deutlich schwieriger als zu lernen, daß Lapislazuli ein Heilstein gegen Bauchschmerzen ist und daß der Mond die Mutter repräsentiert und die Sonne den Vater. Einen eigenen Weg zu einem persönlichen Gott finden zu dürfen/müssen ist deutlich schwieriger, als durch Rituale einen Zugang zu göttlichen Aspekten zu finden. Ohne Illusion wird's schwer mit dem Glauben - auch im Christentum.