Auch den Begriff 'dukkha' möchte ich gerne noch einmal vorstellen, weil er der Leerheit entgegensteht.
"dukkha - die spirituelle Krankheit
Die Worte "spirituell" und "geistig" haben sehr verschiedene Bedeutungen.
"Geistig" bezieht sich auf die geistigen Faktoren, die mit dem Körper
verbunden sind und in Beziehung zu ihm stehen. Wenn wir an einer geistigen
Krankheit leiden, gehen wir in ein psychiatrisches Krankenhaus oder eine
Nervenheilanstalt. Das ist keine spirituelle Angelegenheit.
Das Wort "Spirit" (Geist, Geist-Herz) hat hier nichts mit einem Geist oder einem Wesen zu tun, das Menschen besetzt. Hier bezieht es sich auf die subtilen Aspekte des Geistes, der krank ist durch die Kraft der in ihm wirkenden Herzenstrübungen, besonders durch Ignoranz und falsche Anschauung. Der Geist, der sich aus Unwissenheit oder falscher Ansicht zusammensetzt,leidet an der spirituellen Krankheit; er sieht falsch. Falsches Sehen veranlasst den Geist, falsch zu denken, falsch zu reden und falsch zu"
handeln. Folglich drückt sich die Krankheit gerade in falschen Gedanken,
falscher Rede und falschen Handlungen aus.
Euch wird sofort auffallen, dass jeder ohne Ausnahme die spirituelle
Krankheit hat. Soweit es körperliche und geistige Krankheiten betrifft, so
treten diese nur in manchen Menschen zu bestimmten Zeiten auf. Sie sind
nicht so schrecklich. Sie verursachen nicht das beständige Leid bei jeder
Einatmung und jeder Ausatmung, wie es die spirituelle Krankheit tut.
Körperliche und geistige Krankheiten werden deshalb im Buddhismus nicht
behandelt.
Ihr müsst des Weiteren Euer Augenmerk auf die Tatsache richten, dass die
Menschheit dieser Tage der spirituellen Krankheit keine Beachtung schenkt
und dass deshalb die Dinge sowohl für den Einzelnen als auch für die
Gesellschaft immer schlechter werden. Hier finden wir auch die Antwort auf
die Frage, warum die Lehren des Buddha für die Menschen nicht in dem
Masse eine Zuflucht bieten, wie sie es eigentlich tun sollten.
Es ist wahr, wenn viele Leute glauben, dass sich der Buddhismus viel stärker als früher entwickelt und verbreitet und dass die Zahl derer, die ein richtiges
intellektuelles Verständnis über ihn haben, angestiegen ist. Und es ist wahr,
dass die Lehren viel studiert werden und es ein grösseres Verständnis über
sie gibt. Wenn wir jedoch nicht erkennen, dass wir die spirituelle Krankheit
haben, wie wollen wir da die Lehren beherzigen und sie anwenden? Wenn
wir nicht erkennen, dass wir krank sind, werden wir nicht zum Arzt gehen und
wir werden keine Medizin nehmen. Viele erkennen ihre Krankheit nicht und
machen einfach das Medizinsammeln zu ihrem Steckenpferd. Obwohl das
Dhamma eine effektive Arznei ist, die innerlich angewandt werden muss,
hören wir es uns nur an und studieren es äusserlich als ein intellektuelles
Unterfangen, ohne das Gefühl zu haben, dass wir krank sind und die
Medizin brauchen. Wir nehmen die Medizin achtlos an, um sie irgendwo
aufzubewahren, wo sie dann nur Platz verbraucht und unseren inneren
Raum füllt. In manchen Fällen benutzen wir sie als reines Diskussionsthema
oder als Grundlage zum Argumentieren und für Streitgespräche. Aus diesen
Gründen ist das Dhamma noch kein vollständig effektives Mittel, um die Welt
zu heilen."