Alice94
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- 14. März 2010
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Hallo!
In der modernen Psychiatrie scheint die Borderline-Persönlichkeitsstörung eine populäre Diagnose zu sein. Immer öfter wird sie gestellt. Meines Wissens leiden mittlerweile 1% bis 2% aller Menschen an einer Borderline-Störung, insbesondere weibliche Personen.
Was ist die Borderline-Störung anderes als eine Zusammenfassung spezifischer psychiatrischer Symptome, die einem Symptom-Katalog gleicht? So gehören zu den Indikatoren der Borderline-Persönlichkeitsstörung beispielsweise Ängste/Phobien, zwangsneurotische Erscheinungen, Suchtverhalten, Depressivität, ein pathologischer Narzissmus, selbstverletzendes Verhalten, minipsychotische Episoden, erhöhte Aggressionstendenzen, paranoide Gedankenwelten, Depersonalisations- und Derealisationserlebnisse, Störungen der Sexualpräferenz und manches mehr.
Warum fasst man hier einzelne psychische Symptome ab einer bestimmten Anzahl zu einer neuen psychiatrischen Diagnose zusammen, anstatt sie gesondert beim Namen zu nennen? Welchen Zweck erfüllt diese Methodik?
In der psychiatrischen Literatur, die ich über das Borderline-Syndrom las, fielen mir immer wieder die degradierenden Kommentare und Aussagen der Autoren hinsichtlich der Borderline-Patienten auf. Sie werden dort unverblümt als schwergestört, kaum therapierbar und als eine soziale Zumutung für Therapeuten und Angehörige beschrieben. Man unterstellt ihnen primitive psychologische Abwehrmechanismen und lineare Denkschemata. Die Borderline-Leute werden also von vornherein negativ stigmatisiert. Ist das produktiv und hilfreich?
Das Wort "Borderline" bedeutet übersetzt "Grenzlinie". Welche Grenze ist gemeint? Es geht nach meinem Verständnis um die Schranke, die neurotische von psychotischen Krankheitsbildern trennt. Die Bezeichnung des Borderline-Syndroms suggeriert also, dass Borderline-Patienten sich im Störungsgrad zwischen einer Neurose und einer Psychose bewegen. Psychotische Phasen sind gekennzeichnet durch Realitätsverlust, diverse Halluzinationen (optisch, akustisch, olfaktorisch usw.) und auch durch paranoide Fantasien. Aber treffen diese schwerwiegenden Symptome tatsächlich auf die weite Mehrheit der Borderline-Patienten zu? Oder werden sie hier zu Unrecht in die Nähe der Psychotiker gerückt, die zumeist medikamentös behandelt werden müssen, da sie für psychotherapeutische Verfahren oftmals zunächst nicht zugänglich sind?
Ich halte es mindestens für fraglich, ob man an einer Diagnose festhalten sollte, die 1. die Borderline-Patienten negativ tüncht und 2. die Borderline-Erkrankten in eine Verbindung mit psychotischen Diagnosen (wie z. B. Schizophrenie) bringt, obwohl (wahrscheinlich) die Mehrzahl der Borderline-Betroffenen gar nicht unter psychotischen Symptomen leidet.
Viele Grüße
Alice
In der modernen Psychiatrie scheint die Borderline-Persönlichkeitsstörung eine populäre Diagnose zu sein. Immer öfter wird sie gestellt. Meines Wissens leiden mittlerweile 1% bis 2% aller Menschen an einer Borderline-Störung, insbesondere weibliche Personen.
Was ist die Borderline-Störung anderes als eine Zusammenfassung spezifischer psychiatrischer Symptome, die einem Symptom-Katalog gleicht? So gehören zu den Indikatoren der Borderline-Persönlichkeitsstörung beispielsweise Ängste/Phobien, zwangsneurotische Erscheinungen, Suchtverhalten, Depressivität, ein pathologischer Narzissmus, selbstverletzendes Verhalten, minipsychotische Episoden, erhöhte Aggressionstendenzen, paranoide Gedankenwelten, Depersonalisations- und Derealisationserlebnisse, Störungen der Sexualpräferenz und manches mehr.
Warum fasst man hier einzelne psychische Symptome ab einer bestimmten Anzahl zu einer neuen psychiatrischen Diagnose zusammen, anstatt sie gesondert beim Namen zu nennen? Welchen Zweck erfüllt diese Methodik?
In der psychiatrischen Literatur, die ich über das Borderline-Syndrom las, fielen mir immer wieder die degradierenden Kommentare und Aussagen der Autoren hinsichtlich der Borderline-Patienten auf. Sie werden dort unverblümt als schwergestört, kaum therapierbar und als eine soziale Zumutung für Therapeuten und Angehörige beschrieben. Man unterstellt ihnen primitive psychologische Abwehrmechanismen und lineare Denkschemata. Die Borderline-Leute werden also von vornherein negativ stigmatisiert. Ist das produktiv und hilfreich?
Das Wort "Borderline" bedeutet übersetzt "Grenzlinie". Welche Grenze ist gemeint? Es geht nach meinem Verständnis um die Schranke, die neurotische von psychotischen Krankheitsbildern trennt. Die Bezeichnung des Borderline-Syndroms suggeriert also, dass Borderline-Patienten sich im Störungsgrad zwischen einer Neurose und einer Psychose bewegen. Psychotische Phasen sind gekennzeichnet durch Realitätsverlust, diverse Halluzinationen (optisch, akustisch, olfaktorisch usw.) und auch durch paranoide Fantasien. Aber treffen diese schwerwiegenden Symptome tatsächlich auf die weite Mehrheit der Borderline-Patienten zu? Oder werden sie hier zu Unrecht in die Nähe der Psychotiker gerückt, die zumeist medikamentös behandelt werden müssen, da sie für psychotherapeutische Verfahren oftmals zunächst nicht zugänglich sind?
Ich halte es mindestens für fraglich, ob man an einer Diagnose festhalten sollte, die 1. die Borderline-Patienten negativ tüncht und 2. die Borderline-Erkrankten in eine Verbindung mit psychotischen Diagnosen (wie z. B. Schizophrenie) bringt, obwohl (wahrscheinlich) die Mehrzahl der Borderline-Betroffenen gar nicht unter psychotischen Symptomen leidet.
Viele Grüße
Alice