Jain. Ich empfehle als Lektüre "Six Studies Of Out-Of-The-Body Experiences" von Charles Tart.
Bei solchen Studien gibt es zum einen das Problem, geeignete Versuchspersonen zu finden. Nur wenige bekannte Personen scheinen tatsächlich die benötigte Kontrolle über den Vorgang zu haben.
Es kommt erschwerend hinzu, dass die Wahrnehmung völlig anders funktioniert, was nicht verwundern sollte, wenn man bedenkt, das die Projektion, der Lichtkörper oder wie man es auch immer nennen möchte, über keine Sinnesorgane im üblichen Sinne verfügt. Tatsächlich besitzt die Wahrnehmung während des "ausserkörperlichen" Zustandes stark symbolischen Charakter, was ich immer wieder und oft überraschend bemerke, wenn ich die einzelnen Elemente später recherchiere.
Der Bau des weissen Hasens reicht jedoch noch viel tiefer. Es ist sehr oberflächlich und trügerisch, die jetzige Wahrnehmung als objektiv gegeben vorauszusetzen. Auch ist es eine willkürliche Annahme, dass das Selbst durch die Oberfläche der Haut begrenzt ist. Die Sinne täuschen.
Die Bezeichnung "ausserkörperliche Erfahrung", bzw. "out-of-body experience", welche von Robert Monroe als leider vermeintlich neutrale Bezeichung eingeführt wurde, besagt ursprünglich nicht, dass etwas den Körper verlässt, sondern vielmehr, dass die gemachte Erfahrung so wirkt. Die Tatsache, dass das Austreten von etwas aus dem Körper von vielen impliziert wird, zeigt, dass der Begriff schlecht gewählt ist. Obwohl ich es vorher abgelehnt hatte, bediene ich mich mittlerweile selbst lieber des okkult anmutenden Begriffes "Astralprojektion", weil das für die meisten Menschen nicht viel aussagt und dadurch praktisch neutraler ist. Ob es sich dabei um eine äussere, innere oder sonstige Erfahrung handelt, ist nicht feststellbar, genauso wenig, wie sich belegen lässt, dass es eine objektive Realität ausserhalb des subjektiven Erlebens gibt. Das, was wir als physische Realität bezeichnen, hat nüchtern betrachtet keinen höheren Anspruch auf "Echtheit", als jede andere Form des Wahrnehmens, oder um es beispielhaft darzustellen: Nur weil man noch nicht aufgewacht ist, bedeutet das noch lange nicht, dass man nicht träumt. Havelock Ellis hat es einmal treffend ausgedrückt: "Dreams are real as long as they last. Can we say more of life?" (Übersetzung: "Träume sind so lange real, wie sie andauern. Können wir mehr über das Leben sagen?")
Selbst, wenn ein wie vorgeschlagen durchgeführtes Experiment zeigt, dass z.B. Vorgänge beschreibbar sind, die sich aus der Position des physischen Körpers unmöglich wahrnehmen lassen sollten, ist dies noch lange keine Bestätigung für "ausserkörperliche Erfahrungen", weil es noch zahlreiche andere Erklärungen dafür geben kann, z.B. eine andere Form von ESP. Umgekehrt bestätigt ein Versagen, einen physisch verdeckten Vorgang zu beschreiben, auch nicht, dass es "ausserkörperliche Erfahrungen" nicht gibt. Auch hier lassen sich leicht andere Erklärungen finden, angefangen damit, dass z.B. lediglich die spezifische Versuchsperson nicht dazu imstande ist. Phänomene, wie z.B. die "spukhafte Fernwirkung", wie Einstein die Quantenverschränkung spöttisch bezeichnete, sollten eindrücklich demonstriert haben, dass unser intuitives Verständnis dem Universum nicht unbedingt gerecht wird. Nichts ist wirklich offensichtlich. Wie Nietzsche so schön sagte: "Es gibt keine Fakten, sondern nur Interpretationen."
In der Tat decken sich "ausserkörperliche Erfahrungen" eher selten und nur begrenzt mit der physischen Realität und es stellt es eine besondere Anstrengung dar, dieser nahe zu bleiben.
Mir persönlich ist es ziemlich egal, ob es eine "unabhängige Bestätigung" gibt. Ich habe erfahren, was ich erfahren habe und wer es nachvollziehen möchte, muss sich schon selbst die Mühe machen, es unmittelbar herauszufinden. Tatsächlich gibt es interessantere Experimente, die noch viel eher dazu geeignet sind, das alte Weltbild zum Einsturz zu bringen, als eine Verbindung zwischen "ausserkörperlichem" Zustand und physischer Realität nachweisen zu wollen. Nicht zuletzt: Wen kümmert das schon, wenn er auf diese Weise in der Lage ist, ein Universum zu erkunden, dass weit hinter der ordinären Vorstellungskraft liegt. Der Aspekt der physischen Wahrnehmung tritt dabei ziemlich in den Hintergrund, auch wenn ich verstehen kann, dass dies aus unerfahrener Sicht besonders faszinierend scheinen mag.
Aleister Crowley schrieb einmal über Dhyana (höherer Bewusstseinszustand):
It may not be what is seems; but it must be something, and if (on the whole) ordinary life is something, how much more must that be by whose light ordinary life seems nothing!
Übersetzung: Es mag nicht sein, was es scheint; aber es muss etwas sein, und wenn (im Grossen und Ganzen) das gewöhnliche Leben etwas darstellt, wieviel mehr muss das sein, in dessen Licht das gewöhnliche Leben wie nichts wirkt.