in-sich-gehen

mspaetauf

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13. Juli 2004
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Hi!

Weiss gar nicht wie ich anfangen soll....

Hab jetzt schon in mehreren Threads gesehen, das einige Leute offenbar diesen Prozess "Denkweise ändern -> in-sich-gehen -> dort suchen -> 'Heilung'/neues Weltbild aufbauen" durchleben bzw. durchlebt haben.

Hab jetzt schon einige Bücher gelesen, und die obige Sache ist eigentlich in allen sehr relevant. Zwar unterschiedlich dargestellt geht es doch immer um das gleiche!

Und irgendwie....ich weiss eigentlich was zu tun ist, ich möchte es tun - nur kommts mir immer so vor als gehts nicht wirklich!

hatte vor einiger zeit ein erlebnis, hab einige stunden durchgeweint (is mir noch nie passiert vorher) weil ich irgendwie das gefühl hatte alles was ich bin oder mich ausmacht is nur fassade bzw. aufgebaut um vorstellungen und wünschen von anderen zu entsprechen oder um anderen zu gefallen. das es mir psychisch nicht so gut geht darauf bin ich eh schon vor einiger zeit gekommen. der nachmittag des gleichen tages war unglaublich - irgendwie hab ich alles etwas anders wahrgenommen, jeder baum jede pflanze hat mich irgendwie "berührt", und bei jeder bewegung hatte ich das gefühl fast als würde ich mich im wasser befinden - wo man widerstand spürt bei jeder bewegung - nur nicht so stark.

nur irgendwie....war das dann wieder verflogen und seitdem trete ich auf der stelle...

meine denkstrukturen - keine ahnung ob die sich verändert haben - ich habe neue denkweisen angenommen, aber die sind irgendwie so oberflächlich...so aus den büchern übernommen. wenn ich etwas lese und ich spüre eine resonanz in mir (so als würde man bei einem instrument eine saite anschlagen) dann weiss ich irgendwie das das (für mich) stimmt - aber vielleicht möchte ich das auch nur glauben weil es so schön klingt und ich hoffe das es auch mal für mich zutrifft!!!

hab oft das gefühl als würde mir noch etwas fehlen - so ein "aha" erlebnis oder irgendwas was mich mal komplett aus den socken haut. vielleicht geht das ganze aber auch schrittweise....

echt keine ahnung ich weiss nur das ich das gefühl hab momentan total in der luft zu hängen, wenn ich arbeite ich das gefühl hab eigentlich möcht ich mich jetzt wirklich mit was anderem beschäftigen (MIR selbst), ich ausser meiner freundin net wirklcih lust auf sozialen kontakt hab, ich genau weiss das dort wo ich hergekommen bin ich net wieder zurück will (RPGs als flucht, dann fortgehen/saufen als flucht, sport als flucht....eigentlich bin i bis jetzt eh nur vor mir davongelaufen...).
oft beschleicht mich das gefühl das das ganze beschäftigen mit mir selbst auch nur eine weiter form der flucht ist....

lese gerade von millman den "pfad des friedvollen kriegers". schreibt das die meditation der weg ist sich zu finden....aber das es sehr viele falsche wege gibt. und i halt nix davon dogmatisch irgendeinem weg (joga oder was immer) zu folgen....aber "falsch" machen möcht i auch nix.
glaub im grunde hab i ziemlich angst....wie bekommt man die weg?

oft kommt mir auch vor dank meiner gegebenen arroganz weiss ich eigentlich recht gut über meine fehler und probleme bescheid nur irgendwie berührt mi des net.... ok i bin halt so und so es stört (manches), ändern wär ganz nett...aber andererseits....
irgendwie irgendwo im hinterstübchen (hinterkopf passt hier irgendwie nicht...) is dann noch das gefühl das ich irgendwas wesentliches vergessen hab - die problemchen die ich erkannt hab zwar da sind aber so mehr oder weniger der "obermotz", das "alpha-problem" noch nicht erkannt habe - das aber dann alle anderen zur lösung zwingt....

tjo langer rede kurzer sinn - bin verwirrt, wäre neugierig wie es einigen von euch die schon waren wo ich jetzt bin weiter ergangen ist!

gruss und danke
Markus
 
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hallo markus!

ich kenn das... ich meine, niemand erlebt dasselbe, aber ähnliches, das kenn ich nur zu gut...

ein wenig tröstet mich immer wieder laotse: könnte ich nennen das tao, es wäre nicht das tao... so gibt es, glaube ich, auch nicht den richtigen weg. oder umgekehrt: es ist sicher nicht jeder weg dein richtiger, aber der, den du gerade gehst, ist dein weg. und nur ausgetretene pfade sind klar erkennbar, eigene wege entstehen erst unter den schritten, die wir gehen, und sie können ganz wunderbar durch das leben mäandern...

auch ziele sind nur für die orientierung des nächsten schrittes wichtig, mit dem übernächsten schritt kann sich ein neues ziel einstellen. und bei all den dingen, die du als davonlaufen vor dir selbst betrachtest ... was ist denn an dir, was dich davonlaufen lässt? und vor allem: auch das gehört zu dir, als schatten, als (noch) nicht integrierter teil... vor dem kannst du nicht davonlaufen. der ist immer dabei, den kannst du nur in liebe und freundschaft nehmen.

und du meditierst, suchst das ultimative aha-erlebnis, die sensation, den knackpunkt, der alles umkehrt... und irgendwann heißt dieser punkt vielleicht: es ist, wie es ist. ich bin. punkt. vielleicht magst du ja mal lesen, was FCKW in diesem forum über seine erfahrungen mit meditation geschrieben hat...

annehmen wie es ist. vielleicht kannst du den millman ja auch so lesen, dass du viel von dir in diesem friedvollen krieger wiederfindest ... rein visuell tät's passen mit deinen tatoos :) vielleicht kannst du es weniger unter dem aspekt lesen, was dich alles (noch) vom idealbild millman's trennt. es ist millman's ideal ... willst du dieses ideal ausfüllen oder der werden, der du bist? huna: die energie folgt der aufmerksamkeit...

konstantin wecker: liebes leben, halt mich fest, bind mich an die erde. kann doch, der ich bin, nur sein, wenn ich es auch werde. markus, das ist kein weg, der in zwei monaten gegangen ist, wenn du ihn erst mal "gefunden" hast. du hast ihn schon, du gehst ihn schon ... und er dauert ein leben lang. mindestens.

ich wünsch dir einen guten, spannenden weg!

alles liebe, jake
 
Hallo Markus,

vielleicht war dieser Tag ja schon Dein Aha-Erlebnis?

Es klingt so, als wenn Du Dir an diesem Tag Deines Selbstbildes, der Rolle(n) die Du innerhalb der Gesellschaft spielst, bewusst geworden wärst und Du zugleich eine Ahnung von etwas in Dir bekommen hättest, das darüberhinaus geht - ein Sein, das Bestand hat hinter diesem Schein. Durch dieses Aufweichen der Grenzen, der Trennung zwischen Dir und dem Rest der Welt, konntest Du dann am Nachmittag von allem so berührt werden. Der Verstand (das Ego) hat sich vielleicht am Vormittag erschöpft und so konntest Du Deine Umgebung, ohne den sonst dazwischen liegenden Gedanken-Filter sehen, ein direktes wirkliches Sehen und Wahrnehmen der Dinge.

Später hat vielleicht Dein Verstand (das Ego) wieder Kraft gewonnen und möchte Dich nun mittels verwirrender Gedanken davon ablenken.


Die 'einfachste' oder vielleicht besser: die direkteste (weil sehr viele andere Methoden darauf basieren) Meditationstechnik ist, Deine Gedanken und Gefühle zu beobachten; zuzuschauen, welche Gedanken im Deinem Kopf kommen und gehen, welche Gefühle in Dir entstehen und vergehen - ohne diese zu bewerten, als gut und schlecht zu klassifizieren. Ein neutrales Beobachten von dem was jetzt in Dir ist. Also beispielsweise die Angst beobachten, die Gefühle dazu, wie fühlt sich das in Deinem Körper an, wo spürst Du die Angst in Deinem Körper, welche Gedanken kommen dazu in Deinem Kopf (vielleicht der Wunsch, die Angst irgendwie loszuwerden) .... Wenn Du Dich daran erinnerst, kann dieses Beobachten auch während der Arbeit, während dem Reden mit einem Menschen etc. stattfinden - das ist zu Beginn aber meist noch recht schwierig, daher würde ich es zunächst einmal in Ruhe zu Hause probieren.


Ich beschäftige mich ein wenig mit dem Enneagramm. Vielleicht kann Dir das Enneagramm helfen, dass von Dir sogenannte "Alpha-Problem" zu finden. Es beschreibt 9 verschiedene Typen, mit bestimmten Charakterfixierungen. Aufgrund Deiner Charakterfixierung reagierst Du auf ein Problem, auf etwas Unerwartetes in einer bestimmten Art und Weise. Dabei ist es nicht wichtig zu analysieren, wie und warum gerade diese Charakterfixierung bei einem Menschen zustande gekommen ist - sondern zu schauen, wann man aufgrund dieser Verhaltensmuster unbewusst reagiert.


Sonst macht es meiner Erfahrung nach nicht viel Sinn, bei Problemen eine Ursachenforschung zu betreiben. Man kann hinter jeder Ursache immer noch eine weitere Ursache finden, in der Pupertät, Kindheit, Babyalter ... oder vielleicht ist die Ursache ja schon im Mutterbauch entstanden ... oder gar in einem vorigen Leben ..... und damit kann man für Jahrzehnte den Verstand beschäftigen und in Problemen verwickelt und verwirrt bleiben, die in dem Moment vielleicht überhaupt nicht aktuell wären.



Ich wollte eine Zeit, die beobachteten Gedanken und Gefühle nicht akzeptieren. Sie erschreckten mich zeitweise und ich fand sie häßlich, unfreundlich etc. Ich wußte zwar theoretisch, dass nichts zu verändern ist, dass ich mich nicht verändern muss, sondern nur Bewusstheit hinzu kommen muß (und durch das bewusste wahrnehmen, verändert sich einiges ganz von alleine), trotzdem habe ich praktisch gegen mich selbst gekämpft, was sinnlos und unmöglich ist. Ich weiß im nachhinein jedoch nicht, ob diese Zeit nicht auch wertvoll und notwendig war.


Du wirst im Großen&Ganzen der bleiben, der Du bist (vielleicht fallen einige Verhaltensweisen weg, die Du Dir nur als oberflächliche Strategien zurecht gelegt hast) - und zugleich Dein wahres Sein immer öfter erkennen.



Alles Liebe Dir
sam
 
mspaetauf schrieb:
vielleicht geht das ganze aber auch schrittweise....
Es GEHT schrittchenweise. Die meisten Schritte sind so klein, dass wir sie nicht mal bemerken. Und es geht bisweilen fast mehr Schritte rückwärts als vorwärts. Und manchmal steht alles oder hängt in der Luft. Dann wieder rennt es so schnell, dass man selbst einfach nicht mehr folgen kann.

Am Anfang ist da so ein Verdacht, so ein unseliger Verdacht, dass etwas nicht stimmt. Man schenkt dem keine Beachtung, aber es kommt immer wieder. Bis man den Verdacht nicht mehr ignorieren kann. Alleine das kann schon ein halbes oder ganzes Leben brauchen, bis man's merkt.
Dann wird aus dem Verdacht Gewissheit. Man sieht, dass etwas nicht stimmt. Aber man weiss nicht, was es ist, und man weiss noch weniger, was man tun kann. Das ist keine einfache Phase.
Dann wird aus der Gewissheit eine rasende Wut. Du weisst, dass etwas nicht stimmt, aber du kannst es nicht fassen, nicht greifen. Alles, wirklich alles, ist einfach irgendwie falsch, verquer, sinnlos und unstimmig. Aber du kannst nichts tun. Die Wut kommt, und sie reinigt dich, sie brennt dich aus.
Wenn die Wut ausgebrannt ist, kommt Stille. Ein wundervoller Moment. Jetzt weisst du nichts mehr. Jetzt brauchst du nichts mehr zu wissen. Wissen ist nur dummer Ballast. Jetzt verstehst du auch, was es war und ist, was nicht stimmt.
Die Stille verstärkt sich. Du interessierst dich nicht mehr länger für andere Dinge, als für diese Stille. Wozu auch? Du siehst, dass nicht die Dinge nicht stimmten, nein, DU warst es, mit dem etwas nicht in Ordnung war.
Irgendwann ist die Stille absolut. Es gibt keine Bewegung mehr und die Welt ist Staunen. Im Moment, in dem die Stille abfällt, ist einfach nur noch das.

"In-Sich-Gehen" ist genau das, was du "getan" hast. Da kam etwas hoch in dir, du musstest weinen. Danach war das Gefühl von Offensein. Dann kam aber der Rückschritt, die alten Gewohnheiten, du hast es wieder verloren. Keine Angst, es kommt wieder. Und du wirst es wieder verlieren. Später kommt es wieder und bleibt länger. So geht das weiter, irgendwann durchschaust du das Spiel und achtest nicht länger darauf. Du machst alles richtig.
 
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Hi,

ein wundervoller und berührender Text, fckw. Du beschreibst tiefe, authentische Erfahrungen. Ich denke auch, daß mspaetauf eine kurzzeitige Auflösung seines Ichs erfuhr. Die Tränen bedeuteten vielleicht Liebe und Verbundenheit, ein Hauch der Erlösung, die Traurigkeit über das lange Irren und die Sehnsucht.

Liebe Grüße,
Meta
 
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