Ich brauche einen Rat - und das ist kein Scherz

LoneWolf

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Wien
Der Geist der stets verneint ist in mir! Nicht immer, nicht andauernd, aber immer wieder taucht er auf und erzählt mir:

"Alles was entsteht, ist wert dass es zergeht. Drum besser wärs, wenn nichts entstünde, damit ich meinen Frieden finde."

Wie soll ich mit diesem Geist umgehen?
Wie kann ich mich von diesem Geist befreien?
Oder wie lerne ich, diesen Geist richtig zu behandeln?

Das sind schwere Frage für mich, denn der Geist kommt mir vor, als wäre er ebenso ein Teil von mir wie auch mein Feind, der mich am Leben hindert. :dontknow:

Ich bedanke mich im Voraus für eventuelle Anregungen.
 
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Hoffentlich bin ich nicht selbst dieser Geist, denn dann ists wohl schlecht bestellt, um meinen inneren Frieden.

Schließlich ist da ja auch noch der andere Geist, der trotz Trauer, Kummer, Schmerz und Vergänglichkeit Ja! zum Leben sagt.

Wie kommt man mit diesen zwei Seelen in einer Brust klar, ohne durchzudrehen?
 
Hy Monk! Ich würde mal annehmen beide Gister sind Teil von dir. Und du brauchst den einen wie den anderen. Das ist so ein Geheimnis des Mensch-sein, dass wir auch durch das Tal der Tränen gehen müssen, um in den Sonnenschein zu kommen wo wir auch mal für eine Weile glücklich sein können. Ich kann nur sagen: es KOMMEN auch wieder die glücklichen Zeiten.
Ich will mal ganz ehrlich sein, weil ich vermute, du bist es auch. Ich hab diese Woche zwei Stunden durchgeheult aus Gründen, die ich hier nicht angeben will, aber es waren eben Gründe. Danach hatte ich hämmernde Kopfschmerzen. Das Leben kam mir wirkich vor wie ein Bissen von einem Stück altem morschen Holz. Aber dann kam ein glücklicher Tag. Nicht weil von außen irgendeine großartige Veränderung passiert ist. Sondern weil ich das Leben einfach anders wahrnehmen konnte. Und die Tränen haben mir ein stück weit geholfen, dorthin zu kommen, wo ich mich an den Bestandteilen des Alltags ganz anders erfreuen konnte.
Ist das jetzt zu moralisch? Ich bin kein Verfechter der >freue dich an den kleinen Dingen< -Theorie, aber ich mache doch immer wieder die sprituelle Erfahrung, das Gott überall ist, in allem.

Liebe Grüsse
Rose
 
Hallo Monk,

was du erzählst, kenne ich in gewisser Weise auch ganz gut. Im Moment komme ich ganz gut damit zurecht.

Mein Weisheit (für mich) lautet: Ich bin viele. Ich bin keine homogene Person, sondern trage viele unterschiedliche Anteile in mir. Der erste Schritt für mich war, jedem dieser Anteile einen Namen zu geben. Also da gibt es die Ängstliche, den Zweifler, den Kämpfer, usw. Und als ich da mal genauer geforscht habe, entdeckte ich auch einen Anteil, der mit dem "Höheren Selbst" oder so verbunden ist. Das ist der Vermittler.

Nun, also, mal alle Anteile an einen Tisch gesetzt. Jedem seinen Platz zugewiesen. Entscheidungen getroffen, wann ich auf welchen Anteil höre, welcher Anteil für welche Aufgaben richtig ist. Ich bin viele, und wir sind ein Team. Jeder braucht seinen Stellenwert, seine Aufgabe. Jeder Anteil dient auf seine Weise dem Leben. Und wie in jedem Team: nicht alle sind sich immer einig. Da gilt es zu vermitteln.

Hilft dir das weiter?

Liebe Grüße
Terrara
 
Es hat doch auch was erleichterndes das alles vergeht und nichts so bleibt
wie es war, na für mich zumindestens.

So kann ich mir denken, dass alle Begrenzungen, einst auch nicht mehr sind.


Wir sollten vielleicht sogar dankbar sein, wenn wir mit Angst konfrontiert werden. Es ist eine Konfrontation mit dem Leben und eine große Chance, es bei den Hörnern zu packen.

Ich erlebe Anstrengung als etwas, das meine Wahrnehmung einengt.
Es ist, als ob man sich in einen dunklen Tunnel begibt. Das Sehen, eine feine Form des Wahrnehmens, verschwindet weitestgehend aus dem Bewußtsein. Auch das Fühlen wird dumpf. Es ist noch da, aber der Sinn für seine Qualitäten schwindet. Der Tunnel ist eng. Man muss ihm Widerstand leisten, ihn dehnen.

Die Erfahrung des "Ich bin" wird auf den Energie- und Kraftaspekt reduziert: Man ist nur noch eine Art Ofen. Darüber hinaus nur noch die Angestellte, die die Kohlen nachlegen muss. Wohin die Maschine fährt, wozu sie dient, die Energie, die man da erzeugt, das weiß ich kaum noch. Alles läuft automatisiert, sogar der Wille zur Anstrengung und die Nachfuhr neuer Kohlen, doch entbindet das einen nicht davon, die Hitze auszuhalten.
 
Das mit den vielen Persönlichkeitsanteilen kenn ich auch, aber ich hab das mit dem Management nie richtig hinbekommen.

Früher hat mir zum Beispiel Meister Eckehart geholfen, mich wieder zu sammeln... etwa wenn er sagte: "Kein Unfriede steht auf in dir, der nicht aus dem Eigenwillen kommt."

Das hab ich gern zitiert, weil es für mich soviel hieß wie: Das Leben nehmen wie es kommt.

Daraus aber erwuchs mir wieder dieses Gefühl, nicht wirklich zu leben. Jetzt sitz ich also da und komm mir natürlich oft überflüssig vor. Wie ein Vogel mit gestutzten Flügeln. Was dringend getan werden muss, dass tu ich zwar, doch wirklich erfreut bin ich auch nicht drüber. Weil da ja dieser Geist in mir sehr dominant ist, der alles verneint und somit für sinnlos erklärt. Das macht müde. Wozu einen Willen entfalten, wenn da immer dieser Geist rumschwebt und mir erzählt: "Besser wärs, wenn nichts entstünde, dass ich meinen Frieden finde...".

Das ist auf Dauer ganz schön demotivierend.

Nicht einmal der Zustand des sagenumwobenen Nirwana, der vielleicht die Erlösung aus dem unendlichen Kreislauf von Werden und Vergehen bringt, erscheint mir erstrebenswert, da er viel zu fern und unerreichbar scheint. Wohl ferner noch, als die fernsten Sterne.

Naja, egal... ich bedanke mich vorläufig für das Feedback und werde mal eine kleine Radtour machen. Familienbesuch. Am Abend schau ich wieder rein.

Auf Wiedersehen. :)
 
"Alles was entsteht, ist wert dass es zergeht. Drum besser wärs, wenn nichts entstünde, damit ich meinen Frieden finde."

Einerseits kann ich mich damit identifizieren, andererseits frage ich mich gerade, warum ist es das "wert"?

Ich kann dir nicht genau sagen warum, aber ich denke hier auch an Zerstörung-Selbstzerstörung.
 
Daraus aber erwuchs mir wieder dieses Gefühl, nicht wirklich zu leben. Jetzt sitz ich also da und komm mir natürlich oft überflüssig vor. Wie ein Vogel mit gestutzten Flügeln. Was dringend getan werden muss, dass tu ich zwar, doch wirklich erfreut bin ich auch nicht drüber. Weil da ja dieser Geist in mir sehr dominant ist, der alles verneint und somit für sinnlos erklärt. Das macht müde. Wozu einen Willen entfalten, wenn da immer dieser Geist rumschwebt und mir erzählt: "Besser wärs, wenn nichts entstünde, dass ich meinen Frieden finde...".

Das ist auf Dauer ganz schön demotivierend.

Wie wäre es, wenn du in Zukunft nur noch tun würdest, was du wirklich willst, und nicht das, was du musst?

Im Grunde müssen wir ja nichts, oder?
 
Einerseits kann ich mich damit identifizieren, andererseits frage ich mich gerade, warum ist es das "wert"?

Gute Frage... das hab ich mich auch schon gefragt. Handelt sich ja im Grunde um einen alten Spruch.
Also das Deutsch ist eher sehr alt, würde ich sagen.

Vielleicht meinte der Verfasser: Bestimmt... alles was entsteht, ist dazu bestimmt, das es zu Ende geht.
Die Bestimmung ist der Wert. So könnt ich mir das denken.
 
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Der Geist der stets verneint ist in mir! Nicht immer, nicht andauernd, aber immer wieder taucht er auf und erzählt mir:

"Alles was entsteht, ist wert dass es zergeht. Drum besser wärs, wenn nichts entstünde, damit ich meinen Frieden finde."
Ich würde sagen es ist der Todeswunsch, der sich da sprachlich in Dir ausdrückt.

Wie soll ich mit diesem Geist umgehen?
Wie kann ich mich von diesem Geist befreien?
Oder wie lerne ich, diesen Geist richtig zu behandeln?
ach ja gut, Todeswunsch.... ich habe das auch, ne. Wenn ich das will kann ich problemlos denken und fühlen, daß eh alles vergeht und daß es praktischer wäre, eine Abkürzung zu nehmen, um zu Tode zu kommen. Aber hm, Gott, das sind Gedanken, nicht wahr. Begleitet von Gefühlen. Man muß sie nehmen, wie sie sind, die eigenen Gedanken und Gefühle.

Es ist ja auch Ausdruck eines reifen Geistes zu wissen, daß alles vergänglich ist. Die Erkenntnisursache für die Gedanken ist also "gutartig", wenn man zwischen gut und böse unterscheiden will. Man hat erkannt: all das Vergängliche hier muß vom Grundsatz her für mich nicht mehr sein. Ich kann schon mehr.

Das sind schwere Frage für mich, denn der Geist kommt mir vor, als wäre er ebenso ein Teil von mir wie auch mein Feind, der mich am Leben hindert. :dontknow:

Ich bedanke mich im Voraus für eventuelle Anregungen.
Also bei mir kam diese Erkenntnis mit den damit verbundenen Gedanken durch die Summe bestimmter Lebenserfahrungen. Andere Lebenserfahrungen haben mir dafür den Wert des Vergänglichen gezeigt und was es für mich bedeutet, jetzt hier im Vergänglichen ein Leben führen zu können/dürfen/müssen.

Die Auseinandersetzung zwischen diesem Ja und dem Nein zum Leben ist übrigens auch eine Erscheinung des Alterns. Ich denke der Zusammenhang dürfte klar sein, daher führe ich ihn nicht aus.

lg
 
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