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Zärtliche Fürsorge


In der Regel, und so mache ich es die meiste Zeit heute noch, leben wir so, dass wir entweder unsere Bedürfnisse negieren oder erwarten, dass der und die andere unsere Bedürfnisse mit 100% Treffsicherheit blind erraten - anders gesagt, wir bemühen uns nicht, herauszufinden, was wir wann wie brauchen und mögen es auch weder formulieren, noch irgendwie testen, ob das, was wir uns so vorstellten, vorstellen konnten, was unsere Bedürfnisse befriedigt, auch tatsächlich so ist.


Möge der Kelch dessen, dass ich herausfinden muß, was ich wann wie und wo will, doch bitte an mir vorübergehen und damit mein ganzes Leben. Möge doch irgendjemand die Verantwortung dafür übernehmen, dass ich befriedigt bin, jetzt sofort, Herrgottnochmal!


10 Milliarden Menschen auf der Erde machen das auf die eine oder andere Art so, mich mit eingeschlossen. Niemand wird stutzig, niemand wundert sich über die mangelnde Erfüllung unserer Bedürfnisse. Dabei sind insbesondere in Zentraleuropa einige Bedürfnisse aufs feinste erfüllt, aber eben nur einige. Gerne lastet das erwachende Ego dann den bereits erfüllten Bedürfnissen (nach Nahrung, Wohnraum z.B.) an, dass damit nicht auch die nebulös erahnten anderen Bedürfnisse abgedeckt werden. Mit ein zwei Verhaltensmustern sollen alle Bedürfnisse abgedeckt werden, auf Teufel komm raus, ohne zu wissen, was ich denn wie brauche. Eines dieser nebulösen Wundermittel ist Sex. Ein anderes in Esoterikkreisen beliebtes Wundermittel sind Seelenpartner. Beide sollen wortlos in vollendeter Perfektion unser Leben zu einem Paradies machen.


Sind wir wirklich so bescheuert? Sind wir derart gehirnamputiert? Fehlt uns jegliches Feingefühl für uns selbst? Glauben wir, was wir da wortlos von anderen fordern?


Für meinen Fall muß ich die Fragen mit: „Bisher JA.“ beantworten, auch wenn ich mich am Anfang des Weges befinde etwas zu ändern, so habe ich noch nichts geändert - mein falscher Anspruch besteht weiterhin und ich werde ihn also ablegen, jetzt, heute, morgen, immer öfter ...


Dieses schreiben darüber ist Teil meines eigenen Prozesses der Klärung und Verbindung mit mir selbst, mit meinen Bedürfnissen, meinem So-Sein ... meinem Gewordensein ... 


Entspannung ... wir wissen nicht mehr wie das geht ... wir sind so weit überspannt, dass es Entspannung nur noch im Sarg, Koma oder manchmal in der Psychiatrie gibt ... Kinder werden bereits getrimmt, am richtigen Ort zur richtigen Zeit und vor den Nachbarskindern, flöten, scheißen, essen zu können ... offiziell und doch allermeistens heimlich und super-heimlich und super-ober-heimlich läuft das ... 


Entspannung gab es noch nie vor dem TV oder am Radio und was wir Meditation nennen ist öfter Entspannung als das, was Meditation ist: eine Konzentrationsübung für Kinder, wir aber sind bereits die leibhaftig gewordene Über-Konzentration in jeder Lebenslage ... Kontrollwahn ... Kontrollsucht ...


Wir machen Loslass-Übungen, Entspannungs-Übungen und können es doch nicht ... noch nicht ... Illusionen ...


Erst danach, danach kommt die zärtliche Fürsorge, das „sich-selbst-lieben“, die „natürlichen Bedürfnisse“, das alles so anders ist, als sich jedes westlich-zivilisiert glaubende Ego vorstellen will, dass es alles, was da so ist, was da so an echten Bedürfnissen sein könnte, peinlich gemacht hat: Dreck unter den Fingernägeln, verschwitzt sein, rohes Fleisch essen, sich ohne weitere Absichten berühren ... 


Und nicht zu vergessen: das Ego wird es kopieren, ohne es zu kapieren.


Also: zärtliche Fürsorge.


Unzärtliche Fürsorge haben wir zur Genüge: das Sozialamt zahlt, im Gefängnis erfrieren wir nicht, zu ficken finden wir fast immer jemand, etc. aber das hält uns im Terror gefangen, im Terror des Ungeliebtseins, weil wir nicht erforschen durften, was wir wirklich brauchen und weil uns mittlerweile unsere eigenen Meßinstrumente abhanden gekommen sind.


Wie zurück?


In liebevoller, langer, milder Übung.

Ich bin schon wer.

Ich bin schon ich.

Es ist schon in mir.

Tut mir das gut?

Wirklich?

Schlafe ich besser so?

Kommt mir manchmal ein Lächeln aufs Gesicht?

Wird es verbissener?

Hallo hallo Leben, lehre mich liebevoll meines.

Hallo hallo Liebe, zeige mir mich, zeige mir den Gott, die Göttin in mir!

Hallo hallo Leben, hilf mir, mein göttliches Potential auszudrücken, zu lernen es auszudrücken und in allererster Linie für mich selbst, damit es mir so richtig göttlich gut geht.

Hallo hallo Gott, was ist zärtliche Fürsorge? Was? Ich höre es noch nicht! Bitte sprich noch lauter und deutlicher!


Danke!



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