Göttin Fauna

fckw

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Zürich
Es ist selten, dass in einem Traum ein Archetyp so direkt erscheint, wie das heute Nacht bei mir der Fall war. Es würde mich interessieren, was euch noch so alles dazu in den Sinn kommt. Leider weiss ich viele Details des Traumes nicht mehr.

Ich folge einer schwarzhaarigen Frau in ihre Wohnung. Um zum Eingang zu gelangen muss man zuerst durch eine Gallerie oder Veranda, welche durch ein Drahtgitter gegen aussen abgetrennt ist. Es stehen viel Pflanzen herum, und trotz des Gitters fühle ich mich in der Umgebung recht wohl. Seltsamerweise ist der Eingang zur Wohnung ganz klein. Man muss sich bücken und hindurchkriechen um hineinzugelangen. Das stört aber nicht weiter, es ist halt einfach so. Ich bin alleine in der Wohnung, fühle mich ein wenig fremd, aber es gefällt mir hier auch.

Da ist eine Frau. Ihre zwei Beine sind die eines Rehs oder einer Hirschkuh, ihr Oberkörper ist derjenige einer Frau. Sie hat dunkle, schwarze Haare, ihre Hautfarbe ist ein sattes Rot, ähnlich wie etwa Vajrayogini im tib. Buddhismus. Sie trägt keine Kleidung, man kann folglich ihre Brüste sehen. Insgesamt ist sie eine sehr attraktive Frau, gleichzeitig unschuldig und verführerisch.
Die Frau hat einen (eher jungen) Mann als Freund. Es ist aber nicht näher definiert, was das alles impliziert, also ob sie beide auch Geschlechtsverkehr haben oder nicht.
Wir befinden uns in den USA. Insgesamt wird die Frau gesellschaftlich nicht sehr gut behandelt, viele machen sich heimlich oder offen über sie lustig oder ignorieren sie. Jedenfalls hat sie nicht die gesellschaftliche Stellung inne und erhält nicht die Achtung, die ihr eigentlich ihrer Bedeutung gemäss zustehen würde.


Ich habe kurz im Internet recherchiert, die Frau im Traum hat einige Ähnlichkeit zur Göttin Fauna, wahlweise Gattin, Tochter oder Schwester von Faunus. Beide sind halb Tier halb Mensch. Schon ihre Zweiteilung - tierischer Unterkörper und menschlicher Oberkörpfer - deutet auf eine Verbindung dieser beiden Bereiche hin. Ähnliche Geschöpfe bei den Griechen waren etwa Satyr oder auch Pan. Die Satyren gehörten zum Gefolge von Dionysos, dem Gott des Weines, Rausches und auch der sexuellen Orgie. Es ist zu vermuten, dass die Darstellung des christliche Teufels mit den Bockshörnern und Ziegenfüssen aus dieser Symbolik hervorgegangen ist. Das könnte als (vermutlich wenig erfolgreicher) Versuch gedeutet werden, die animalische Seite (tierischer Unterkörper) hinter sich zu lassen, und zur geistigen Seite (im Himmel, menschlicher Oberkörper) aufzubrechen.
Fauna wird übrigens oft mit Bona Dea in Verbindung gebracht oder gar gleichgesetzt, eine Göttin, die bei den Römern nur von Frauen verehrt werden durfte, Männer durften an den Zeremonien nicht teilnehmen.

Mir kam erst heute Morgen noch kurz in den Sinn, dass ich die Nacht zuvor von roten Schlangen geträumt hatte, die an/im Boden sind. Das hatte mich im Traum recht erschreckt. Auch hier findet sich eine Parallele zu diesem Traum: Schlangen kriechen auf dem Boden, also die Nähe zur urtümlichen Natur, weiter die Farbe Rot.

Würde gerne eure Deutungen, Meinungen etc. hören.
 
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Ich hatte gestern noch kurz geschaut, was der Asteroid Pan grade so macht. Der transitierende Asteroid war grade in exaktem Trigon zu meinem MC. Ich muss allerdings sagen, dass mir dieser Zusammenhang ein wenig weit hergeholt vorkommt.
 
Lieber Fckw,

die Wohnung beschreibt wie in jedem Traum dein Seelenhaus, wobei dieses unter einem erotischen Aspekt beleuchtet werden soll. Wie man sehen kann, gestaltet sich der Zugang zu dieser Gefühlswelt etwas schwierig. Damit ist gemeint, dass es da um einen inneren Bereich geht, der nur für dich erreichbar bleiben soll. Du möchtest dich mit dieser Sache also bildlich in dich selbst verkriechen und einigeln.

Die Frau beschreibt nun dieses Gefühl der Erotik etwas näher, denn sie hat alle Attribute, die mit Sinnlichkeit verbunden werden.

Deine Sorge um diese Sinnlichkeit wird dann in der letzten Sequenz in den USA nochmals deutlich betont (das Gefühl von Nichtachtung und Ignoranz). Wie man in der Beschreibung der Frau sehen kann, möchtest Du diese Gefühle als etwas dir Heiliges, Reines verstehen, das nicht durch andere beschmutzt werden soll. Es geht also nicht um die Sexualität an sich, sondern um die Erotik als solche.

Die rote Schlange kann sich übrigens auch mit diesem Thema beschäftigen (die Kraft der Sünde). Nun ja, in die Sterne blicke ich weniger, ich sehe hier deshalb mehr die Seele eines Menschen.


Merlin​
 
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Danke dir für die Deutung, ich glaube, das trifft die Sache sehr gut. Im buddhistischen Tantra gibt es eben viele Figuren (v.a. Dakinis), welche einerseits als vollständig erleuchtet und andererseits auch als explizit sehr erotisch in Erscheinung treten. Interessanterweise gibt es aber in der christlichen Tradition wenig Platz für Erotik, von ein paar Stellen in der Bibel mal abgesehen. Ich empfinde das tatsächlich als einen kollektiven, kulturellen Mangel, insbesondere die meiner Meinung nach mangelnde gesellschaftliche Unterscheidungsfähigkeit zwischen Erotik und Pornographie oder Erotik und Sexualität. Inwiefern das früher und/oder in anderen Kulturen anders war, das kann ich nicht beurteilen. Ich werde mir mal ein paar Gedanken darüber machen, wie oder inwiefern es möglich ist, mehr Erotik in mein Leben einzuflechten. Möglicherweise hat das auch viel mit einer gewissen bewusst gewählten Sichtweise auf die Dinge zu tun.
 
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