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Katarina
Guest
Hm, wenn ich an Gewaltfreiheit denke, dann stelle ich mir eher das Gegenteil von Ablehnung von Gewalt vor. Gewaltfreiheit impliziert für mich, daß ich in der lage bin, mir meiner eigenen Gewalt *bewußt* zu sein und allem, was als Ursache dafür steht. Eben vor meinen Gefühlen nicht weglaufen müssen, indem ich sie aus mir rausschmeiße. Somit bin ICH der Herr im Haus.![]()
Was heißt das konkret für Dich? Was bedeutet es, dass Gewaltfreiheit das Gegenteil der Ablehnung von Gewalt sei? Was bedeutet diese "Gewaltbewußtheit" in diesem Kontext konkret für dich? Hast Du da ein Beispiel?
Zu Deinem letzten Satz hätte ich gerne ein Beispiel. Kannst Du eins kreieren, irgendwie sowas ganz situatives?![]()
Zunächst: meine Ansicht zu der Unangreifbarkeit der Mitte ist das Ergebnis so einer merkwürdigen Mischung aus Gefühl und Logik. Beweisen kann ich es nicht. Es ist eine Hypothese. Ich kenne niemanden, der vollumfänglich in seiner Mitte ist und ich vermute mal, dass es auf diesem Planeten in diesem Moment auch niemanden gibt, der das ist. Aber, wir sind partiell immer wieder mal in unserer Mitte. Das gibt mir Anhaltspunkte. Für den Fall von (Verbal-)Gewalt ist es ja leicht, Beispiele zu finden. Das kennen wir alle, dass uns bestimmte Bemerkungen einfach überhaupt nicht treffen. Sie gehen schlicht durch uns hindurch.
Bei körperlicher Gewalt wird es schwieriger. Denn unsere körperliche Integrität ist uns ganz wichtig. Da haben wir viel Angst. Sieht man ja auch an der Tatsache, dass Erziehungsschläge gegenüber Kindern verboten sind, aber Verbalgewalt weiterhin erlaubt.
Ich könnte wohl zwei Beispiele unmittelbarer körperlicher Gefahr anführen, in der möglicherweise der "gute Ausgang" der Ausdruck meiner "Mittigkeit" gewesen ist. Andere würden es schlicht Glück nennen. Du aber willst ja konkret ein Beispiel für die Unangreifbarkeit im Angesicht von zielgerichteter körperlicher "Gewalt". Dazu fällt mir nur etwas vom HörenSagen ein. Ich habe mal einen sehr bemerkenswerten Mann kennengelernt, der erzählte, dass er nach einer sehr schwerwiegenden, schmerzhaften und fast tödlichen Erkrankung komplett jegliche Angst vor allem verloren habe. Er fand sich auch nicht besonders mutig. Er sagte, er sei eigentlich weder ängstlich noch mutig. Dieser Mann wurde, so erzählte er, einmal abends auf einem Parkplatz überfallen und als er die Gelbörse nicht rausrücken wollte, ging der Dieb auf ihn los und wollte ihn mit Körpergewalt motivieren, das Geld doch noch herauszurücken. Aber es ging nicht. Er war unfähig, seine erhobene Faust zum Schlag zu führen. Er hatte sozusagen eine körperliche Ladehemmung. Vielleicht ist das ein Beispiel, das so ein bißchen in die Richtung geht.
Ich stelle mir das so vor: wenn ich in meiner Mitte bin, kann mich körperliche Gefahr einfach nicht mehr treffen. Entweder hat der Angreifer Ladehemmung oder ich kann ausweichen, ohne meine Mitte zu verlieren oder der Schuß/Schlag wird abgewandt, geht ins Leere. Soviel zur katarinischen Hypothese
.Katarina
