Gefühle betrügen mich?

ssringa

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2. Januar 2010
Beiträge
25
Ort
Münsterland/Westfalen
Hallo,

ich bin zur Zeit in einem schlimmen Gefühlschaos und meine Kinder leiden mit mir. Aber ich weiß nicht, ob ich schlichtweg krank bin oder ob es ein normales Verhalten ist.

Mein Mann hat mich am Ende unserer Beziehung seelisch mißhandelt und schließlich angeschrien, als ich nicht mehr machte wie er wollte. Ehe er gewalttätig wurde, ging ich mit unseren drei Kindern (jetzt 4, 2 und 7Monate) ins Frauenhaus. Zog dann rund 250km weg und habe jetzt seit September eine Wohnung.
Soweit groß zur Vorgeschichte.

Wider alle Vernunft ist seit etwa einer Woche ein ganz ausgeprägtes Gefühl in mir, das mich stört. Denn ich wünsche ihn mir tief in mir nicht nur zurück, sondern ich empfinde sogar Mitleid mit ihm.
Er hat der Erziehungsberaterin (unserer ältesten Tochter) am Telefon mitgeteilt, dass er nicht mit mir zusammen mit der Beraterin über die Kinder sprechen kann.

Ich bin mir sicher, dass er seine Kinder liebt, aber mit mir absolut nicht kann. Dass er darum auch seine Kinder nicht regelmäßig anruft und bisher erst einmal besucht hat.
Dann hat er, wenn ich die Geschichten glauben darf, bereits ernsthafte Probleme mit seiner neuen Partnerin.

Als ich ihn kurz am Telefon hatte, war er so abweisend und kalt und auch angriffslustig mir gegenüber, dass ich völlig überrascht war. Denn wenn ich an ihn und mich als Paar denke, dann kommen keine negativen Energien rüber sondern positive. Ich habe teilweise sogar ein Gefühl von Ruhe und Frieden in mir, wenn die Kinder wieder einmal meine ganze Kraft gebraucht hatten und ich dann an meinen Noch-Mann und unsere einstige Beziehung denke.

Immer häufiger kommen auch Erinnerungen aus den ersten Monaten unseres Zusammenlebens hoch - schöne Erinnerungen, an die ich gar nicht mehr gedacht habe. Manchmal hab ich dann das Gefühl, als erlebe ich die Situation noch einmal, kann fast schon die Gerüche und Geräusche von damals wahrnehmen. Gleichzeitig verspüre ich dann auch ein starkes Mitleiden für ihn, weil er dies nicht (mehr) hat und es stimmt mich traurig, dass ich ihm nicht helfen kann obwohl ich es gern würde. Ich habe heute sogar mit einem Verwandten von ihm telefoniert und diesen gebeten ein wenig nach meinem Noch-Mann zu schauen, weil ich mir Sorgen um ihn mache.

Andererseits fechten wir einen heißen Kampf über unsere Anwälte aus. Kopfgesteuert gebe ich nicht nach und kämpfe um den korrekten Kindesunterhalt und strebe das alleinige Sorgerecht an.

Dieser Gegensatz :
Kopfmäßiger Kampf gegen ihn, Gefühlsmäßiges Mitleiden für ihn
macht mir sehr zu schaffen.

Ist das normal in so einer Trennungssituation?

LG, ssringa
 
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Hallo ssringa

Beruflich hatte ich mit trennungen und scheidungen zu tun.
Bis jetzt hatte ich immer den eindruck, dass die frauen, die ins frauenhaus flüchten mussten, weil sie vom eheman seelisch oder körperlich misshandlt wurden, froh waren, wieder ein getrenntes leben beginnen zu können. Keine hatte mitleid mit dem ehemann.

Andrerseits habe ich auch schon gehört, dass es frauen gibt, die schuldgefühle empfinden oder den männern helfen wollen, von denen sie getrennt sind.

Ich denke, du musst diesen gefühlen nachempfinden, aber in erster linie für ein gewaltfreies klima für die kinder sorgen. Du selber musst auch zur ruhe kommen und hast mit einer eigenen wohnung dafür gesorgt, dass der erste schritt gemacht wurde.
Lass das übrige auf dich zukommen. Denk dran, dass seelische oder körperliche gewalt, die von einem ehegatten ausgeübt werden, nie basis für eine gesunde ehe sein können.

Ich wünsche dir alles gute

Mipa
 
Gewissen nennt man das. Mach dir da mal keinen Kopp. ;)
Gewissen? Wenn ich spüre wie angespannt er ist? Wenn ich ein Bild von ihm anschaue, dann erlebe ich für mich tiefen Frieden und Ruhe, aber gleichzeitig spüre ich eine Unruhe in ihm - die mich aber nicht belastet. Als er Mitte Januar angerufen hat, da fühlte ich, wie er im Verlauf des Gesprächs mit den Kindern ruhiger wurde und fröhlicher. Beim letzten Telefonat jedoch war ununterbrochen eine starke Anspannung, die sich letzlich sogar in einen Angriff gegen mich richtete, als ich ihn fragte, wann er seine Kinder besuchen kommt.

Dass ich sehr empfindsam bin was die Emotionen anderer angeht, kenne ich. Aber bisher hatte ich noch nie erlebt, dass ich etwas spürte oder zu spüren / riechen / schmecken glaubte, wenn ich ein Foto angesehen habe. Dies ist völlig neu für mich und irritiert mich.

Darum meine Frage, ob das normal ist, oder ob ich mir da nur was vorgaukle?
 
Also ich kann und möchte das auch garnicht wirklich beurteilen aber ich sehe es so (bitte jetzt nicht falsch auffassen) aber, so wie du das erzählst und dem verhalten nach hast du etwas getan was er nicht kontrollieren konnte was ihm in seinem ego stark verletzt hat und nun ist da auch noch eine neue partnerin die wahrscheinlich auch nicht ganz so tut wie er will wodurch er führ jemanden der es gut erwischt hat wiedrum in eine Opferrolle fällt soviel zu deinen gefühlen aber zurücknehmen solltest du ihn auf keinen fall hacke das ab und schau nach vorne das bringt dir auf lange sicht mehr.
 
Die Trennung von einem Menschen der dich seelisch verletzt hat ist das beste was du machen kannst, dein innerlicher Frieden zeigt dir das.
Seine Energie versucht jetzt natürlich Mitleidsgefühle in dir wachzurufen. Am besten grenzt du dich von ihm ab. Sag dir immer wieder stopp aus, Tür zu ende. Das hilft. Spüre deine Gefühle einfach und denkt nicht darüber nach, die verarbeiten sich dann von ganz alleine auf natürlichem Wege.
 
Hallo,

ich bin zur Zeit in einem schlimmen Gefühlschaos und meine Kinder leiden mit mir. Aber ich weiß nicht, ob ich schlichtweg krank bin oder ob es ein normales Verhalten ist.

Mein Mann hat mich am Ende unserer Beziehung seelisch mißhandelt und schließlich angeschrien, als ich nicht mehr machte wie er wollte. Ehe er gewalttätig wurde, ging ich mit unseren drei Kindern (jetzt 4, 2 und 7Monate) ins Frauenhaus. Zog dann rund 250km weg und habe jetzt seit September eine Wohnung.
Soweit groß zur Vorgeschichte.

Wider alle Vernunft ist seit etwa einer Woche ein ganz ausgeprägtes Gefühl in mir, das mich stört. Denn ich wünsche ihn mir tief in mir nicht nur zurück, sondern ich empfinde sogar Mitleid mit ihm.
Er hat der Erziehungsberaterin (unserer ältesten Tochter) am Telefon mitgeteilt, dass er nicht mit mir zusammen mit der Beraterin über die Kinder sprechen kann.

Ich bin mir sicher, dass er seine Kinder liebt, aber mit mir absolut nicht kann. Dass er darum auch seine Kinder nicht regelmäßig anruft und bisher erst einmal besucht hat.
Dann hat er, wenn ich die Geschichten glauben darf, bereits ernsthafte Probleme mit seiner neuen Partnerin.

Als ich ihn kurz am Telefon hatte, war er so abweisend und kalt und auch angriffslustig mir gegenüber, dass ich völlig überrascht war. Denn wenn ich an ihn und mich als Paar denke, dann kommen keine negativen Energien rüber sondern positive. Ich habe teilweise sogar ein Gefühl von Ruhe und Frieden in mir, wenn die Kinder wieder einmal meine ganze Kraft gebraucht hatten und ich dann an meinen Noch-Mann und unsere einstige Beziehung denke.

Immer häufiger kommen auch Erinnerungen aus den ersten Monaten unseres Zusammenlebens hoch - schöne Erinnerungen, an die ich gar nicht mehr gedacht habe. Manchmal hab ich dann das Gefühl, als erlebe ich die Situation noch einmal, kann fast schon die Gerüche und Geräusche von damals wahrnehmen. Gleichzeitig verspüre ich dann auch ein starkes Mitleiden für ihn, weil er dies nicht (mehr) hat und es stimmt mich traurig, dass ich ihm nicht helfen kann obwohl ich es gern würde. Ich habe heute sogar mit einem Verwandten von ihm telefoniert und diesen gebeten ein wenig nach meinem Noch-Mann zu schauen, weil ich mir Sorgen um ihn mache.

Andererseits fechten wir einen heißen Kampf über unsere Anwälte aus. Kopfgesteuert gebe ich nicht nach und kämpfe um den korrekten Kindesunterhalt und strebe das alleinige Sorgerecht an.

Dieser Gegensatz :
Kopfmäßiger Kampf gegen ihn, Gefühlsmäßiges Mitleiden für ihn
macht mir sehr zu schaffen.

Ist das normal in so einer Trennungssituation?

LG, ssringa

Das gefühlsmäßige Mitleiden ist sehr gefährlich für Dich. Es entspringt aus Deiner Liebe zu ihm, die man nicht so schnell abstellen kann. Verlasse Dich in Diesem Fall auf Deinen Verstand und nicht auf Dein Gefühl. Ist sicher nicht einfach, aber Du wirst es bereuen, wenn Du es nicht machst. Ich spreche aus eigener Erfahrung und wünsche Dir, daß Du stark bleibst. :umarmen:
 
ich wuerde es nicht gewissen nennen, sondern ''loch'', eine art leere nachdem
man sich aus der ''akuten'' situation geloest hat. eine art ''phantomschmerz''.
die gefuehle, die ''da'' waren, und noch in staerkerem masse, die gefuehle die
nicht da waren, werden produziert/ gesucht. deshalb das verlangen nach dem
anderen, nach dem was noch ungeloest und unerfuellt ist.

gerade nachdem eine beziehung ungluecklich war, wenn man ''probleme'' nicht
loesen konnte, sondern sie sich so weit ''hinaufgeschaukelt'' haben, dass es zu
psychischer und psychischer gewalt kam, wird ein ''ausgleich'' gesucht.
im idealfall mit diesem menschen. wenn das nicht passiert, bleibt nur die eigne
aufarbeitung. das beginnt damit, zu verstehen, dass sich das erlebte nicht mehr
zurueckholen und wieder ''gut'' machen laesst, sondern, dass es besser ist, es
in sich aufzuloesen. schmerz loszulassen, erwartungen fallen zu lassen und sich
auf sich und sein leben, ohne den anderen einzustellen. ein ganz ''neues' leben
aufzubauen.

hoffe das hilft ein wenig weiter.
 
Sicher lässt es sich nicht so ganz vergleichen, aber hier mal meine Situation.

Ich bin jetzt 47 Jahre, habe vom 21. - 35. Lebensjahr ganz in meiner Sucht gelebt (Spielsuch, wobei das eine untergeordnete Rolle spielt)!
Mit Lügen, betrügen ständigem Kampf ums Überleben und den nächsten Spieltrieb war mein Leben alles andere als positiv!

Ich habe dann (fast ganz ohne Therapie) den weg da heraus geschafft.
Nun habe ich eine schöne Wohnung, einen geregelten Job (mit Führungsaufgaben) ein entsprechend geregeltes Einkommen und so etwas wie einen Tagesablauf!

Mein Freundeskreis ist fast völlig aufgelöst und ich habe einige neue Bekannte kennengelernt.

Mein Leben verläuft also jetzt (natürlich sind da Schulden zurückgeblieben) in geordneten Bahnen und ich beschäftige mich schon seit Jahren mit Esoterik, Meditation und verschiedenes mehr!

Trotzdem stelle ich manchmal fest, das ich eine Sehnsucht nach dem alten Leben verspüre. Klingt bescheuert, ist aber so!
Irgendwie ist es mir bis heute nicht gelungen, die durch den Wegfall des "Überlebenskampfes" entstandene Leere zu füllen.

Damals hatte ich eben immer nur das eine Ziel: Das nächste Geld zum Zocken zu finden. Alles andere ergab (die Begleitumstände eben) sich fast von Selbst!

Jetzt muss ich nicht mehr ständig ums Überleben kämpfen, komme aber eben auch net wirklich vom Fleck!

Was oft bleibt ist das Gefühl, bei allem negativen Begleitumständen, die es mit sich brachte: Ich habe mich damals deutlich lebendiger gefühlt als heute! Ich fühlte mich auch mehr beachtet und wahrgenommen (weil ich die Menschen ja zwang dieses zu tun!)

Da gibt es den schönen Spruch: Jeder sieht wenn ich betrunken bin; aber keiner sieht, wenn ich Durst habe!

Wie gesagt: Es kann sein, das Dir das gar nicht weiterhilft, aber vielleicht siehst Du da auch Parallelen??

Ich wünsche Dir von Herzen, das es Dir gelingt die Leere zu füllen!

Liebe Grüße
Azuzena
 
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Sicher lässt es sich nicht so ganz vergleichen, aber hier mal meine Situation.

Ich bin jetzt 47 Jahre, habe vom 21. - 35. Lebensjahr ganz in meiner Sucht gelebt (Spielsuch, wobei das eine untergeordnete Rolle spielt)!
Mit Lügen, betrügen ständigem Kampf ums Überleben und den nächsten Spieltrieb war mein Leben alles andere als positiv!

Ich habe dann (fast ganz ohne Therapie) den weg da heraus geschafft.
Nun habe ich eine schöne Wohnung, einen geregelten Job (mit Führungsaufgaben) ein entsprechend geregeltes Einkommen und so etwas wie einen Tagesablauf!

Mein Freundeskreis ist fast völlig aufgelöst und ich habe einige neue Bekannte kennengelernt.

Mein Leben verläuft also jetzt (natürlich sind da Schulden zurückgeblieben) in geordneten Bahnen und ich beschäftige mich schon seit Jahren mit Esoterik, Meditation und verschiedenes mehr!

Trotzdem stelle ich manchmal fest, das ich eine Sehnsucht nach dem alten Leben verspüre. Klingt bescheuert, ist aber so!
Irgendwie ist es mir bis heute nicht gelungen, die durch den Wegfall des "Überlebenskampfes" entstandene Leere zu füllen.

Damals hatte ich eben immer nur das eine Ziel: Das nächste Geld zum Zocken zu finden. Alles andere ergab (die Begleitumstände eben) sich fast von Selbst!

Jetzt muss ich nicht mehr ständig ums Überleben kämpfen, komme aber eben auch net wirklich vom Fleck!

Was oft bleibt ist das Gefühl, bei allem negativen Begleitumständen, die es mit sich brachte: Ich habe mich damals deutlich lebendiger gefühlt als heute! Ich fühlte mich auch mehr beachtet und wahrgenommen (weil ich die Menschen ja zwang dieses zu tun!)

Da gibt es den schönen Spruch: Jeder sieht wenn ich betrunken bin; aber keiner sieht, wenn ich Durst habe!

Wie gesagt: Es kann sein, das Dir das gar nicht weiterhilft, aber vielleicht siehst Du da auch Parallelen??

Ich wünsche Dir von Herzen, das es Dir gelingt die Leere zu füllen!

Liebe Grüße
Azuzena

das hast du gut geschrieben und es ist was wahres dran.
So ist es leider mit allem , nicht nur spielen, trinken, nein auch helfen, Gefühle auch das sehen .
Anteil nehmen , was ist das für ein Mensch der dort auf dem Bahnsteig sitzt oder auf der Parkbank oder sonswt wo.
Heute denken die Mensche meist über sich nach, was habe ich für Leid, wie schlecht ist es mir ergangen und und und, dabei ließen sich eventuelle Löcher genau mit der Achtung für andere Menschen stopfen.
Du bist ein wunderbarer Mensch Azuzena.
Sei lieb gegrüßt,
Nayeli
 
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