Hallo Berlinerin,
dass sich wohl niemand mit den Klarträumen beschäftigt, ist nicht ganz richtig. Saint-Denys hatte sich bereits im ausgehenden 19. Jahrhundert mit den Klarträumen beschäftigt und auch Freud war mit diesem Phänomen vertraut. Zudem gehört das "Traumjoga" zu den Lehren des buddhistischen Vajrayana und auch die Tibeter kennen diese Praxis. Klar, dass auch besonders in den Siebzigerjahren deshalb verschiedene Esoteriker die Klarträume für sich "wiederentdeckt" hatten (damit bist aber nicht du gemeint).
Selbst mit dem fortgeschrittenen Techniken des autogenen Trainings werden über die Visualisierung Klarträume generiert. Du siehst, dass man sich mit diesem Thema schon beschäftigt, aber einen etwas anderen Weg einschlägt. Wenn man bedenkt, dass ein Großteil der Menschen nur sehr selten einen Klartraum erlebt, wird schnell klar, warum man dies nicht dem Zufall überlassen möchte.
Deine Idee, die Meditation mit dem Einschlafen zu verbinden finde ich sehr gut, denn somit lassen sich auch mühelos alle Bewusstseinszustände auf natürliche Weise erreichen. Im Grunde machst du ja schon alles, was nach meinem Verständnis zu einer guten Meditation gehört. Der kleine Haken dabei ist, dass man sehr leicht in den Schlaf abgleiten kann (ist aber auch nicht weiter schlimm).
Wie ich aus deinem letzten Beitrag herauslese, geht es dir aber eigentlich mehr darum die Bewusstseinsebene zu erreichen, welche als Alphazustand (Tiefenentspannung) bezeichnet wird. Das hat aber mit den eigentlichen Träumen nur wenig zu tun.
Es ist nicht so einfach, den jeweiligen Bewusstseinszustand zu erkennen, da sie häufig fließend ineinander übergehen, aber auch abrupt eintreten können. Als Betroffener ist man sich über den eigenen Zustand nur sehr vage bewusst. So kann zum Beispiel auch bei einer monotonen Autofahrt auf der Autobahn dieser Zustand trotz geöffneter Augen sehr leicht erreicht werden, was häufig zu unerklärlichen Unfällen führt. Der Geist hatte sich hier unmerklich vom realen Körper getrennt.
Erste Anzeichen daran, dass ich mich selbst der Tiefenentspannung nähere, ist das Gefühl, dass sich meine Hände scheinbar auflösen und auf den Untergrund zu fließen beginnen. Dieses Gefühl strömt dann schlagartig in den ganzen Körper und hüllt ihn in völlige Entspannung. Der Körper scheint sich dabei aufzulösen, bis ich ihn nicht mehr wahr nehme. Bilder tauchen aus dem Nichts auf und beginnen sich mit Leben zu füllen.
Wie bei einer Bahnhofsdurchsage wird mir dann immer kurz klar, dass ich die Grenze zum Schlaf erreicht habe und es nun an der Zeit ist, meine eigenen Visualisierungen einzubringen. Diese "Durchsage" lässt sich mit einer Formel zu Beginn der Meditation/Schlafengehen verankern. Beispiel: Wenn ich die Grenze zum Schlaf erreicht habe, wird mir das eine innere Stimme sagen!
Wird die gleiche Formel häufig verwendet, wird diese als Symbol/Schalter verankert. Ohne die Formel erneut auszusprechen, wird nun die Anweisung bei einem bestimmten Ereignis ausgelöst. Mit etwas Übung und Erfahrung lassen sich über diese Schalter alle Zustände ohne Aufwand an- und ausknipsen, man gelangt so in wenigen Minuten bis in die Ebene der Klarträume.
Da ich überwiegend mit solchen Schaltern arbeite, habe ich jetzt das Problem, dass ich deine Art der Meditation nun nicht mehr nachvollziehen kann. Es wäre deshalb einmal interessant, wie unbedarfte Träumer mit dieser natürlichen Methode klar kommen können.
Eventuell möchte ja die eine oder andere Leserin die Sache einmal selbst austesten und ihre Erfahrungen hier einstellen. Ich denke, dass wir alle daraus lernen und mit ein paar Tipps und Meinungen die Sache gemeinsam noch etwas ausbauen könnte.
Merlin