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In diesen Zeilen wird sicherlich unbeabsichtigt der Irrtum deutlich, dass man sich in der Traumwelt frei bewegen könne. Wünsche und Sehnsüchte entstehen in der Tiefe des Unbewussten, dem Bewusstsein bleibt dann lediglich dies zu wollen oder nicht.


Auch die Klarträume folgen einer Rahmenhandlung, in der man sich eigentlich nur scheinbar frei bewegen kann. Es gleicht dann einem Lotterie-Spiel, in dem auf den Losen steht, was man gerne gewinnen möchte.  Es hat also einen Grund warum man ganz „spontan“, als Hauptgewinn einen Rundflug durch die Träume ziehen wird. Was keiner weiß, dass auch auf allen andere Losen „Hauptgewinn, ein Rundflug“ zu lesen ist.


Es gibt nun zwei Gründe, warum jemand fliegen möchte: Zum einen kann es die Sehnsucht sein, sich von all seinen Grenzen und Lasten entledigen zu wollen. Es kann aber damit auch das Gefühl gemeint sein, die Bodenhaftung verloren zu haben und nun haltlos durch Zeit und Raum zu schweben.


Nun ist es so, dass in der Traumwelt nicht zwischen Fiktion und Wirklichkeit unterschieden und somit alles zur Realität wird. Ja und so kann es geschehen, dass jemand zwar den Hauptgewinn des Rundfluges gewonnen hat, ihm aber der Mut fehlt, die Grenzen wirklich hinter sich zu lassen. Das wird nun vom Regisseur der Träume bildlich umgesetzt. Das sieht dann so aus, dass der Flug eher ein Hopsen gleicht, als ein Flug in den rosaroten Himmel der Glückseligkeit.


So wird man auch nicht mit dem Lichtschalter ein Licht einschalten oder eine verschlossene Tür öffnen können, wenn es im Drehbuch nicht vorgesehen ist. Der Regisseur wird dann immer wieder neue Argumente aus dem Ärmel schütteln, warum das Licht nicht leuchten mag.


Angst, die man nicht überwinden kann, endet immer mit einer Flucht aus der Traumwelt, also macht es Sinn, dem Träumenden diese Flucht zu erleichtern. Das Licht der Erkenntnis wird erst zu leuchten beginnen, wenn dem Träumenden sein Zustand bewusst werden kann. Warum sollte ich mich dann eigentlich damit abmühen, unentwegt den Schalter bedienen zu wollen – wenn ich die Frage nach dem Warum mit einer realen Erkenntnis überschreiben kann?


Die Angst ist eigentlich ein guter Freund für uns, der uns vor allerlei Gefahren warnt. Gefährlich wird es aber, wenn sie zu einem immerwährenden Zustand wird, und beginnt uns zu bestimmen. Ja, die Angst kann uns bewahren, aber auch die Seele auffressen. In den Träumen ist also die Angst zunächst ein Freund, mit der die Seele uns mit Nachdruck auf etwas hinweisen möchte. Verselbstständigt sich diese aber und wird zu einem Traummuster, beginnt sich ein verhängnisvolles Karussell zu drehen, bei dem dann die eigentliche Ursache keine Rolle mehr spielt (die Angst vor der Angst).


Es verändert sich damit fast unmerklich die Grundstimmung, die von der Traumwelt in den Alltag getragen wird und von dort aus wieder in die Traumwelt. Man legt sich dann am Abend voller Bangen vor diesen Träumen ins Bett und breitet damit die Saat der Albträume aus. Früher hätte man gesagt, man würde damit die bösen Alben einladen, um sich während der Nacht auf unserer Brust niederzulassen.


So können Albträume auch ein Warnsignal sein, wenn durch das Klarträumen allzu sehr und unbedacht die Integrität der Seelenwelt infrage gestellt wird (die dunklen Gestalten, die uns bedrohen). Ich möchte an dieser Stelle nochmals anmerken, dass Träume die Realität der Seele widerspiegeln. Ich hatte ja schon davon geschrieben, dass wir uns als Gast in unserer Seelenwelt verstehen sollten und nun stelle ich mir einen Gast vor, der ungefragt all meine Zimmer in meiner Wohnung betritt und alles verändert – würde mich das nicht mit Unbehagen erfüllen?



Merlin


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