faire Löhne, faire Preise, faire Steuern

kulli

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ABC der Steuertrickserei
Ikea beherrscht es, Starbucks hat es perfektioniert, aber auch die Deutsche Bahn, die Deutsche Bank oder Volkswagen tricksen, was das Zeug hält: Sie verschieben Gewinne, rechnen Ausgaben hoch und zahlen am Ende weit weniger Steuern als die ortsgebundenen kleinen und mittelständischen Unternehmen.

„Steueroptimierung“ - ein netter Begriff für eine schlimme Sache. Unternehmen nennen so ihre hinterhältigen Tricks, mit denen sie Gewinne klein und Verluste groß rechnen, um am Ende kaum noch Steuern zahlen zu müssen. Die Steuervermeidung basiert dabei auf legalen Regeln, und das böse Wort Steuerhinterziehung möchten die Trickser gar nicht hören.

So rechnen Konzerne ihre Steuern klein:

  • Verrechnungspreise (transfer pricing): 60 Prozent des Welthandels findet innerhalb der Konzerne zwischen den Töchterunternehmen statt. Es werden von den Töchterfirmen in Ländern mit höheren Steuern gern überhöhte Preise verlangt. So landet der überzogene Profit beim Mutterkonzern in einem Niedrigsteuerland.
  • Lizenzgebühren: Eine Konzerngesellschaft in einem Niedrigsteuerland bekommt Lizenzgebühren für die Nutzung des Markennamens usw. In Deutschland werden diese Ausgaben vom Gewinn abgezogen – auf jeden weggerechneten Euro spart das Unternehmen ca. 30 Cent Unternehmenssteuer
  • Zinsen: Es lohnt sich für internationale Konzerne, ihr Kapital in Ländern zu platzieren, die Zinsen nicht oder kaum besteuern. Dieses Geld wird dann an Töchter in Ländern mit höheren Steuern verliehen und dafür jährlich Zinsen in Rechnung gestellt. Die Zinsen für das „Fremdkapital“ werden vom Gewinn abgezogen und fließen an den Mutterkonzern in der Steueroase im Ausland.
  • Komplexe Finanzierungsmodelle: Die Unterschiedlichkeit der Steuersysteme verschiedener Länder führt dazu, dass beispielsweise Genussscheine in einigen Staaten als Eigenkapital und in anderen als Fremdkapital gewertet werden Clevere Konzerne nutzen das, um Steuern zu sparen, da Zinseinnahmen meist anders besteuert werden als Dividenden.
  • Stiftungen: Gemeinnützige Stiftungen sind steuerbegünstigt und deshalb eine attraktive Anlageform für Konzerne und Superreiche. Sie können oft selbst bestimmen, für welche sozialen, kulturellen oder sonstigen Zwecke das Geld eingesetzt wird.
  • Versicherungen und Derivate: Viele Konzerne unterhalten an einem geeigneten Standort eine eigene Versicherungsgesellschaft, die die Konzerntöchter zu hohen Gebühren versichert und auch so hilft, am Ende weniger Gewinne ausweisen zu müssen.
  • Treaty-shopping – sich in Abkommen einkaufen: Steuerabkommen zwischen Staaten können ausgenutzt werden. So kommt es sogar zur „doppelten Nicht-Besteuerung“, weil beispielsweise Verluste doppelt berücksichtigt werden oder bestimmte Vermögenswerte in zwei Ländern so unterschiedlich bewertet werden, dass am Ende keine oder fast keine Steuern zu entrichten sind.
  • Gruppenbesteuerung: In Österreich können seit 2005 global agierende Konzerne durch eine besonders großzügige Regelung ihre Gewinne mit Verlusten ihrer Tochterunternehmen gegen- und kleinrechnen. Dies gilt auch bereits ab einer 50-prozentige Beteiligung an einem ausländischen Unternehmen. Der Rechnungshof kritisierte 2013, dass dadurch dem österreichischen Staat jährlich 450 Millionen Euro entgehen.
  • Veräußerungsgewinne: Seit 2002 können in Deutschland Kapitalgesellschaften ihre Beteiligungen an anderen Unternehmen verkaufen und den Erlös zu 95 Prozent steuerfrei verbuchen.
  • Internethandel: Damit ein Unternehmen in einem Land besteuert werden kann, braucht es dort eine „Betriebsstätte“. Diese Herangehensweise ist nicht mehr zeitgemäß, denn virtuelle Märkte wie Online-Shops oder immaterielle Güter werden nicht berücksichtigt.
Quelle: Attac Deutschland

Aber nicht nur die Konzerne versuchen Steuern zu sparen, auch der einzelne will sparen, wenn er "billig" kauft, einen Pfuscher beschäftigt, selber "schwarz" arbeitet, Waren aus Billiglohnländern erwirbt, Dienstleistungen von billigeren Nachbarstaaten in Anpruch nimmt oder aus egoistischen Gründen überhaupt von der Allgemeinheit lebt.

Sind die Steuern zu hoch, treiben sie die Preise in die Höhe, verdienen wir zu wenig oder gar zuviel? Was kann man ändern?
 
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Man könnte damit anfangen, keine Parteien zu wählen, die die Wahlplakate im Ausland drucken lassen.
oder selber auch nichts mehr einkaufen, was vom Ausland kommt .....:cry:
Das ist schwierig, denn auch der Staat, Parteien, Staats- und Landesbetriebe sind angehalten zu sparen.
Vielleicht sollte man woanders ansetzen und sich fragen, ob das notwenig ist, bei uns Löhne, Steuern und damit Preise ständig zu erhöhen, sodass wir uns gegenseitig nicht mehr leisten können.
Fast alle unsere Produkte werden inzwischen in Billiglohnländern produziert, viele Firmen sind schon vor Jahren abgewandert.
 
Sind die Steuern zu hoch, treiben sie die Preise in die Höhe, verdienen wir zu wenig oder gar zuviel?
Ich finde, man kann weder sagen, dass die Steuern zu hoch seien, noch das wir zu wenig oder zu viel verdienten. Sowohl die Steuerbelastung als auch die Einkommen sind einfach nur ungerecht verteilt.

Fast alle unsere Produkte werden inzwischen in Billiglohnländern produziert, viele Firmen sind schon vor Jahren abgewandert.
Deutschland ist mittlerweile selbst zu einem Billiglohnland geworden. Seit 25 Jahren geht hier die Schere zwischen Produktivitätssteigerung und Lohnzuwachs stetig auseinander. Darunter leiden auch die Sozialversicherungssysteme, nicht unter dem vielzitierten "demographische Wandel". Warum ist Deutschland wohl Exportweltmeister, warum läuft die Wirtschaft in weiten Teilen Europas schlechter? Doch nicht, weil die Deutschen fleißiger sind, sondern weil wir die anderen Staaten bei den Lohnstückkosten unterbieten und von der Substanz zehren, die bis in die 80er Jahre aufgebaut wurde, als es noch mehr soziale Gerechtigkeit gab, ein besseres Bildungssystem und höhere gesellschaftliche Durchlässigkeit, die es auch einem Arbeiter ermöglichte, sich einen bescheidenen Wohlstand zu schaffen und man die Hoffnung haben konnte, dass es seinen Kindern mal besser gehen werde, als einem selbst.
 
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@McCoy,

der mindestlohn ist zu wenig und es gibt berufsgruppen (edtwa altenpfleger oder krankenschwester) die viek zu wenig verdienen! und die steurn sind bei mittleren und unteren einkommen viel zu hoch - nur die rfeichen und superreichen zahhlen so gut wie keien steuern... wenn das gerecht ist......?

shimon
 
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