"Esoterik" und seelische Gesundheit

G

Gawyrd

Guest
Zu Kritik gehört nicht nur Negatives, sondern auch die Anerkennung des Positiven. Deswegen schreibe ich das bewusst in "Esoterik kritisch" :

Die zunehmende Beschäftigung mit der seelischen Welt kann auch sehr hilfreiche und auch für die psychische Gesundheit positive Auswirkungen haben.

Es machen ja viele Menschen "aussergewöhnliche" Erfahrungen und Wahrnehmungen - die sie sich nicht auszusprechen trauen, weil sie Angst haben, verrückt zu werden bzw. für verrückt gehalten zu werden. So lernen sie nicht mit ihren Fähigkeiten umzugehen, lernen auch nicht Trugbilder von echten Wahrnehmungen zu unterscheiden - und können oft in eine Isolation geraten. Wenn man dauernd wesentliche Teile des eigenen Erlebens geheim halten oder gar unterdrücken muss - auch das kann psychisch krank machen.

Für solche Menschen kann es enorm erleichternd sein, wenn sie erleben, dass ihre Wahrnehmungen und Fähigkeiten ernst genommen werden, wenn sie beginnen können, darüber mit anderen zu reden - wenn sie beginnen sich selbst ernstzunehmen und der eigenen Wahrnehmung zu trauen. Das kann auch dazu führen, dass Depressionen und Angstzustände sich auflösen - die in diesem "Doppelleben" begründet sind : nach aussen "Normalität" vorspielen zu müssen und das geheim halten zu müssen, was und wie man wirklich erlebt.

Zu den Überlegungen, inwieweit (unseriöse) Esoterik psychisch krank machen kann gehört meiner Meinung nach ergänzt, dass auch ein rein materielles Weltbild krank machen kann - das die seelische Welt und ihre Wahrnehmung negiert oder sogar als "krankhaft" unterdrückt.

Gawyrd
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Bei vielen Menschen ist es ja so, daß bereits in ihrer Kindheit, wo sie noch vieles wahrnehmen, was nicht sichtbar ist, daß bereits da ihnen gesagt wird, daß da nichts ist, daß sie träumen, daß sie sowas ja niemand erzählen sollen, daß eben das seelische Erleben schon der Kinder nicht ernstgenommen wird und unterdrückt.
 
Ich kam vor einigen Jahren zur Esoterik, weil ich des nächtens Gestalten sah und nicht mehr schlafen konnte. Es spukte regelrecht im Haus. Über eine Internetseite, die sich mit Jenseitsforschung befasste, kam ich zu Informationen, was das ist, wie ich damit umgehen kann und vor allem: Es nahm mir die Angst. Und machte mir klar, dass genau DAS der Knackpunkt ist: Hast Du Angst, werden diese Dinge schlimmer, überwindest Du sie, hören sie auf.

Und genau das passierte. Die Erscheinungen hörten völlig auf - wenn heute noch hie und da was vorkommt, dann weiss ich, wie ich das zuordnen kann.

Insoferne hat mir die "Esoterik" sehr geholfen. Wenn Du nicht mehr schlafen kannst, glaubst Du manchmal, dass Du verrückt wirst. Und es tut gut, wenn man Menschen findet, die einen dann nicht auslachen oder das vom Tisch wischen, sondern Informationen anbieten.

Lg
Reinfried
 
Ich kam vor einigen Jahren zur Esoterik, weil ich des nächtens Gestalten sah und nicht mehr schlafen konnte. Es spukte regelrecht im Haus. Über eine Internetseite, die sich mit Jenseitsforschung befasste, kam ich zu Informationen, was das ist, wie ich damit umgehen kann und vor allem: Es nahm mir die Angst.
Genau. Und wenn Du Pech gehabt hättest, wärest Du als psychotisch (oder etwas Ähnliches) abgestempelt worden.

Das war der Anlass, warum ich diesen Thread eröffnet habe :

Ich habe gerade eine Person wieder getroffen (ich bleibe bewusst sehr allgemein), die wegen ihrer "psychischen Erkrankung" mehrfach in der Nervenklinik war und bereits die Frühpension erhielt. (Und dass man wegen psychischen Störungen frühpensioniert wird, das ist nicht leicht - da braucht es schon gewichtige Diagnosen, dass die Störung längerfristig als nicht heilbar eingestuft wird !). Sie lernte ihre "aussergewöhnlichen Wahrnehmungen" ernst zu nehmen, sie nicht mehr als krank einzustufen - sondern sie in ihr Leben zu integrieren und zu nützen. Und jetzt ist sie gesund und munter (Nervenklinik und Frühpension sind Schnee von gestern) - sie arbeitet, macht eine Ausbildung und ist voller Lebensfreude.

Gawyrd
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Moin Moin :)

ich habe in einem anderen Thread mal was geschrieben das passt glaube ich auch hierher:
jeden Tag nehmen wir bewußt und unbewußt alles mögliche wahr. Jedoch weit aus mehr unbewußt....Denke das ist eine "Sicherheits"-einrichtung unseres Gehirns, damit nicht zu viele Daten be- arbeitet werden.
Was aber passiert mit den unbewußt aufgenommenen?
Einiges wird mit Sicherheit in Träumen verarbeitet... und auch denke ich dass so einiges dann als "Intuition" gewertet wird.
Ist so einiges einfach nur das " 2 + 2 " unseres Unterbewußtseins?
Einfach intelligenter assoziiert als wir in unserem Bewußtsein zu in der Lage sind?
Viele Menschen sind z.b. Krank weil erlebte Dinge in den Keller des Unterbewußtseins "verkramt" wurden.....
Wenn nun noch vererbtes "Wissen" gibt .... Alles gut verpackt und erst einmal nicht willentlich zugänglich ausser vielleicht in Hypnose. Wären dann nicht "Erinnerung" an frühere Leben erklärt? Alles eingebunkert in der DNA?

Noch ist es ja nicht bewiesen aber die Wissenschaft ist auf den Weg dorthin.

Mitunter gibt es Menschen die in dieses "Allesbewußtsein"(den Namen mag ich :D) zugreifen können und das kontrollieret. Da mache ich mir auch garkeine Sorgen. Nur bei Menschen die in eine "Sicherheitslücke" latschen und damit nicht fertig werden da sehe ich schon dass es besorgniserregend werden kann.

Stell dir einmal selber vor du hättest urplötzlich das wissen von "Beethoven"....rein hypothetisch....dann wirst Du vom Psychiarter als Schizophren bezeichnet.
Oder urplötzlich hat man Wahrnehmungen ...sagen wir als Stimmen die man "hört" oder oder

In meinen Augen ist Esoterik mittlerweile das "geheime Wissen " über dieses von mir "Allesbewußtsein" genannte.

Deswegen klammer ich auch garnichts mehr aus... also gibt es Gott, Engel , Telepathie, Magie, channeln, Astralreisen, oder oder oder...

Einen "Beweis" dessen sehe ich eigentlich auch in den "Instinkten" die die Tiere haben (die angeborenen)...Wer weiss vielleicht haben die einen direkteren "Draht" als wir.

Esoterik wird in meinen Augen kritisch wenn es unabsichtlich geschieht oder irgendwelche Dogmaten dieses "Allesistmöglich" eingrenzen und als Manipulationswerkzeug nutzen.

Liebe Güße Ullili
 
Ich fände wichtig, eine klare Unterscheidung zwischen psychiatrischem und tiefenpsychologischem Ansatz hervorzuheben.

Die Psychiatrie geht grundsätzlich eher von "Pathologien" aus (also von Leiden, wie das Wort Pathos schon sagt), gemessen an einem angenommenen "Normalitätswert", der bekanntermaßen erstens recht fragwürdig ist, und zweitens an die sich wandelnden vorherrschenden Erwartungen der "Gemeinschaft" dahingehend gekoppelt ist.

Zum Beispiel könnte man meinen, die meisten Menschen seien heutzutage "gestört" wenn man die Beschreibung zur "schizoiden Persönlichkeitsstörung" liest.
In Wirklichkeit findet gerade ein Wandel vom Gruppentier zum Individualisten statt, als Folge des selbsterwirtschaftbaren (relativen) "Wohlstandes", der eine Rudelstrategie zur Absicherung überflüssig zu machen scheint.
Zudem ist der Psychiater soz. der "Notarzt" bei akuten Ereignissen, und v.a. zuständig für chronische irreversible Ausfälle (wenn soz. das Ich jegliche Kontrolle über sich selbst verloren hat).

Der tiefenpsychologische Ansatz (ohne damit eine Schule im Besonderen zu meinen) geht von einem dynamischen Prozess zwischen sozialem Gefüge und individuellem Entfaltungsdrang aus, wobei ein "anderssein" eher als eine "kreative" Umgangsart mit einem Anpassungsproblem betrachtet wird.

Hier hat Freud - bei aller berechtigten Kritik an seinen Deutungen - den richtigen Ansatz geliefert, gerade was "Religion" betrifft.

Die Tiefenpsychologie ist der zeitgemäße Ausdruck der früheren "Esoterik", die einem kulturellen und bewusstseinsgeschichtlichen Paradigma der Vergangenheit angehört.


"Mensch erkenne dich selbst (und du erkennst die Welt)", wie schon vor über 2000 Jahren das Stichwort lautete.

:)
 
Ich fände wichtig, eine klare Unterscheidung zwischen psychiatrischem und tiefenpsychologischem Ansatz hervorzuheben.
Da gibt es einige verschiedene Ansätze - stimmt. Das wäre aber ein anderer Thread (zB. in "Psyche und Persönlichkeit" ?) und ist hier nicht das Thema. Ich habe diese allgemeinen Begriffe "psychische Erkrankung / Störung" nur deswegen gewählt, um die betreffende Person nicht erkennbar zu machen - deswegen kann ich nicht einfach beschreiben, was bei ihr los war.

Gawyrd
 
Ich schreibe das deshalb, da in den Augen der meisten Menschen da erstens KEIN Unterschied besteht, und weil z.B. einer Psychotherapie immer noch der Stempel des "Irrsinns" anhaftet.

Die meisten Menschen, die in die sog. "Esoterik" (zu m.E. 90% minderwertige Angebote) flüchten, wissen einfach nicht, dass zum Beispiel ein nach dem Modell C.G. Jungs ausgebildeter Therapeut ein offenes Ohr für ihre Visionen hätte, und sie nicht als "krank" bezeichnen würde.

Künstler wären ja nach dem allgemein gültigen Normalitätsschema auch "krank".
Sie gehören aber in dieselbe Kategorie wie Seher, Schamanen etc.
Wirklich Geistes-"Kranke" sind der Extremausdruck dieser Veranlagung, die im Normalfall über das Träumen zur seelischen Gesundheit beiträgt.
 
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Zu Freuds Ansatz ein kurzes Zitat. In Grau setze ich dabei die Erklärungen, die ich nicht teile. (sie werden evtl. durch Markieren mit der Maus lesbarer)

Seine [Freuds] These ist, daß die
Religion als Menschheitsphänomen den Neurosen vergleichbar ist. Sie tritt an jenen Stellen
der Entwicklung auf, an denen eine im Kindheitsstadium verharrende Menschheit
unbrauchbare Triebwünsche nicht durch Vernunft beherrschen kann, sondern diese angstvoll
verdrängen muß. Neurotische Symptome wie religiöse Rituale, die magischen Handlungen
Zwangskranker gleichen, entstehen dann, wenn solche Unterdrückungsakte nicht mehr
ausreichen.

„Die Religion“, stellt Freud fest, „wäre die allgemein menschliche
Zwangsneurose, wie die des Kindes stammte sie aus dem Ödipuskomplex, der
Vaterbeziehung.

Nach dieser Auffassung wäre vorauszusehen, daß sich die Abwendung von
der Religion mit der schicksalshaften Unerbittlichkeit eines Wachstumsvorgangs vollziehen
muß, und daß wir uns gerade jetzt mitten in dieser Entwicklungsphase befinden.“
Aus einem -leider im web nicht mehr auffindbaren- Artikel von Wolfgang Schmidbauer, Psychoanalytiker und Buchautor, zu diesem Thema.
 
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