Enteignung durch Besteuerung

Alice94

Neues Mitglied
Registriert
14. März 2010
Beiträge
3.100
Hallo!

In den Medien kursiert oft das Argument, dass in unserer Gesellschaft die Personen mit hohen Einkünften viel zu minimal zum allgemeinen Einkommensteueraufkommen beitrügen. Vor allem linksorientierte politische Strömungen postulieren deswegen des Öfteren enorme Anhebungen des Spitzensteuersatzes(1, 2). Die Linksfraktion sprach sich sogar für eine Vermögenssteuer auf Länderebene in Höhe von 5% aus(3), womit sie gleichzeitig eine pure Enteignung fleißig arbeitender Menschen fordert.

Eine Statistik, die vom Bundesfinanzministerium publiziert wurde(4), widerlegt die obigen Behauptungen der Roten und Dunkelroten ganz offensichtlich: 0,7% der deutschen Steuerzahler verdienen jährlich 200 000€ oder mehr und finanzieren allein 22,2% des gesamten Einkommensteueraufkommens. 22,7% der einkommensteuerpflichtigen Menschen haben ein Jahresgehalt von gut 10 000€ und beteiligen sich dagegen lediglich mit einem prozentualen Anteil von 0,1% an den Einkommensteuerzahlungen.

Der Grund dafür ist: Das deutsche Steuerrecht beinhaltet bereits eine Steuerprogression zugunsten kleiner Löhne und zulasten großer Einkommen, so dass die Starken die Schwachen tragen(5). Weitere Steuererhöhungen sind deshalb absolut ungerechtfertigt und kämen meiner Ansicht nach vielmehr einer moralisch verwerflichen Enteignung viel schaffender Menschen gleich als einer Manifestation von Sozialität.


Literatur

1. http://www.rp-online.de/politik/deu...-60-Prozent-Spitzensteuersatz_aid_819617.html
2. http://www.tagesschau.de/inland/spd806.html
3. http://www.youtube.com/watch?v=IV9dQBmP3ZY
4. http://www.bundesfinanzministerium.de/DE/BMF__Startseite/node.html?__nnn=true
5. http://de.wikipedia.org/wiki/Einkom...twicklung_des_Einkommensteuertarifs_seit_1958
 
Werbung:
so dass die Starken die Schwachen tragen

was auch nichts anderes ist als der sinn und zweck einer steuer. genau so wie bei einer Krankenversicherung die Gesunden die Kranken tragen und bei einer Rente die Jungen die Alten.

das Nennt sich Sozialausgleich
 
Hallo Alice

Ein progressiver Steuersatz wirkt ja auch bloss der eigentlichen Arbeitsleistung nicht entsprechendem Einkommen entgegen.
Von mir aus könnte man es so machen, dass jeder den gleichen Anteil Steuern zahlt, wenn gleichzeitig der Verdienst der Leistung angepasst wird.

Siehe zum Beispiel (ist älter aber sicher noch aktuell):

http://www.n-tv.de/wirtschaft/meldungen/So-hoch-wie-Mongolei-BIP-article183491.html

Meinst du der Manager leistet/arbeitet soviel wie alle Leute in der Mongolei zusammen?! Manche reichen Leute arbeiten fast gar nicht und das Geld "arbeitet" für sie. Einfache Beispiele: viel Geld auf der Bank haben und von den Zinsen leben, oder Geschäftshäuser besitzen und durch die Mieteinanhmen reich werden, Aktien eines Unternehmens halten das grosse Gewinne macht ( eher Glücksspiel als Leistung).

LG PsiSnake
 
das Nennt sich Sozialausgleich

Gegen das Sozialstaatsprinzip habe ich ja im Grundsatz auch keinerlei Einwände. Es ist für mich selbstverständlich, dass die besser Verdienenden einen höheren Steuerbetrag entrichten als Geringverdiener. Jedoch bitte alles in Maßen.
 
Einfache Beispiele: viel Geld auf der Bank haben und von den Zinsen leben, oder Geschäftshäuser besitzen und durch die Mieteinanhmen reich werden, Aktien eines Unternehmens halten das grosse Gewinne macht ( eher Glücksspiel als Leistung).

Hallo Psi!

Der Konflikt mit dem grundgesetzlich definierten Gleichheitssatz ist ein elementares Problem unseres aktuellen Steuerrechts. Ich stimme Dir völlig zu, dass es total ungerechtfertigt ist, dass das Geld aus Erwerbstätigkeit bei manchen Menschen mit beinahe 45% besteuert wird, während anstrengungslos erhaltene Gelder (z. B. Kapitalerträge verschiedenster Art wie Zinsen oder Dividenden) lediglich mit 25% staatlich versteuert werden. Hier bedarf es einer Reformation, die eine Anpassung der Einkommensteuersätze zum Ziel haben sollte.

Auch stimme ich mit Dir überein, dass alle Einkommen mit einem identischen Steuersatz besteuert werden sollten. Das würde zu der eingangs erwähnten gesetzlichen Gleichheit führen und zudem das System massiv vereinfachen, auch finanziell den Staat entlasten durch die Auflösung komplexer Steuerbürokratien.

Einige Personen argumentieren ja diesbezüglich stets, dass es gänzlich unerfindlich sei, dass eine Sekretärin so viel Steuern zahle wie ihr vorgesetzter Chefarzt. Dass dieser Vergleich absurd ist, liegt aber auf der Hand, wenn man sich vergegenwärtigt, dass zwar der prozentuale Anteil hinsichtlich der Steuerabgabe gleich ist, jedoch keinesfalls der Steuerwert. So zahlt der Chefarzt monatlich vielleicht 8 000€ Einkommensteuer, während seine Angestellte nur 500€ steuerlich entrichtet.

Viele Grüße

Alice
 
Gib der Sekretärin ein anständiges Gehalt, dann kann sie auch 8000,-E Steuern zahlen.

Hey Nightingale!

Das Problem bei Deinem Vorschlag ist mindestens zweifacher Natur. Erstens muss das Prinzip der Leistungsgerechtigkeit gewahrt werden, so dass man einer Sekretärin, einem Straßenkehrer und vergleichbar Berufstätigen nicht so hohe Gehälter auszahlen kann wie Menschen, die eine wesentlich längere und anspruchsvollere Ausbildungszeit hinter sich brachten. Würde man allen Berufstätigen identische Gehälter bezahlen, lohnten sich ja erhöhte Arbeitsleistungen, unternehmerische Verantwortungen und materiell entbehrliche Ausbildungsphasen gar nicht. Die Motivation, derartige Berufe zu ergreifen, schwände demzufolge, obschon sie für unsere Kultur ebenfalls sehr wichtig sind.

Das Zweite ist, dass es vielen Unternehmen und Betrieben leider nicht gegeben ist, übermäßig hohe Löhne auszuzahlen, weil sie ansonsten einen Bankrott riskieren, Arbeitsplätze aufkündigen oder Preiserhöhungen veranlassen müssten, um das finanzielle Defizit, das für die gesteigerten Löhne investiert wird, zu kompensieren. Eine 8 000€ Steuern zahlende Sekretärin ist also gänzlich unrealistisch und absolut ökonomiefeindlich.

Viele Grüße

Alice
 
Du bewertest körperliche Arbeit und geistige Arbeit also unterschiedlich wertvoll. Warum?
Sieh das doch mal in Bezug auf das Endergebnis, also den nachher wieder gesunden Patienten und nimm mal die Krankenschwestern mit rein in deine Überlegungen.

Außerdem.. Die Sekretärin muß insgesamt mit viel weniger Geld auskommen und hat dementsprechend viel weniger Lebensmöglichkeiten. Was genau meinst du mit dem "nur" bei den 500,-E die sie Steuern zahlt? Die Geldmenge im Vergleich sieht selbstverfreilich wenig aus.

LG Nightingale
 
Erstens muss das Prinzip der Leistungsgerechtigkeit gewahrt werden

inwievern ist es denn gerecht, dass Menschen, die aus einem Finanziell und eventuell strukutrell schwierigen Umfeld kaum in der Lage sind, höhere Ausbildungen zu absolvieren, obwohl sie Intelligent genug währen und ihnen einfach die nötige Rückendeckung durch Familie, Sozialstruktur und Geld fehlt?

inwievern wiederum ist es gerecht, dass ein Mensch der von Geburt aus weniger dazu veranlagt ist, geisig Anspruchsvolle Arbeit zu tätigen, für dieses Devizit, für dass er nichts dafür kann zu büssen?

und wie weiter ist es gerecht, dass gerade in Firmen wo Manager oft Millionenabfindungen bekommen und auch sonst nicht schlecht verdienen, dazu noch unbegrenzt spesen haben Firmen leiten, bei denen die Belegschaft oft nahe am Existenzminimum lebt - sie dann auch noch Outsourcen und eventuell auch noch Geld bei Börsenspekulationen verzocken?

oder ist es gerecht, dass Manager von Banken, Energie und Ölunternehmen Millionenfach gewinn einfahren und allfällige Verluste aber wieder auf die Gesellschaft abwälzen und mit Steuergeldern refinanzieren (Bankenkriese, bei jeder Versicherung für ein Atomkraftwerk, Umweltabgaben usw.)

Wenn hohe Löhne gerechtfertigt sind, dann wohl doch blos für Berufe, bei denen der Berufstätige ein hohes Risiko trägt, sein Wissen über leben und Tod entscheidet, er einer schweren physischen und psychischen Belastung ausgesetz ist und ein Hohes Risiko in sachen Recht und Reputation trägt, wenn er einen Fehler begeht... Namentlich also Ärzte, Piloten sowie alles was mit Luftverkehrssteuerung zu tun hat, Polizei, Armee und Sicherheitskräfte sowie alle Rettungs, Bergungs und Katastrophenschutzberufe.
 
Werbung:
Hallo Nightingale!

Du bewertest körperliche Arbeit und geistige Arbeit also unterschiedlich wertvoll. Warum?

So würde ich das nicht formulieren... Es ist nun aber einmal eine Tatsache, dass die komplexe mentale Planung, z. B. eines Unternehmens oder Betriebes, eine immense Verantwortung für eine Vielzahl von Menschen impliziert, die dann auch mit einem höheren Einkommen gewürdigt werden sollte, wie ich finde. Der normale Arbeitnehmer, z. B. der Straßenfeger, geht regulär seiner konventionellen Tätigkeit nach, verlässt abends seinen Arbeitsplatz und kehrt heim, während ein Unternehmer als Zugpferd eines gesamten Unternehmens mit zahlreichen Angestellten immer vorausschauend, planend und organisierend tätig sein muss. Das muss bei der Gehaltszumessung natürlich ins Gewicht fallen.

Außerdem.. Die Sekretärin muß insgesamt mit viel weniger Geld auskommen und hat dementsprechend viel weniger Lebensmöglichkeiten. Was genau meinst du mit dem "nur" bei den 500,-E die sie Steuern zahlt? Die Geldmenge im Vergleich sieht selbstverfreilich wenig aus.

Die Sekretärin muss deshalb mit einem kleineren Gehalt auskommen, weil sie erstens keine so lange und aufwändige Ausbildung absolviert hat wie der Chefarzt, die zudem bei vielen mit einem jahrelangen materiellen Verzicht einhergeht und zweitens, weil auch sie wesentlich weniger Verantwortung trägt und einer relativ leichten Arbeitstätigkeit nachkommt, die sich weitgehend immer wiederholt. Bei einer Position in der Klinikleitung muss der Betroffene dagegen oftmals neuartige komplizierte Prozesse und Konflikte regeln und verwalten.

Sie empfängt also ein minimaleres Gehalt, von dem sie auch geringere Steuerbeträge zahlen muss. Darum ging es. Und letzten Endes ist es die individuelle Entscheidung eines Jeden, welchen Beruf er in Deutschland ergreift. Das dreigliedrige Schulsystem steht jedem zur Verfügung. Die Sekretärin hätte sich ja ebenfalls für den langwierigen Arztberuf entscheiden können, um so auch anschließend mehr zu verdienen. Das liegt halt in der Verantwortung eines jeden Menschen mit allen Konsequenzen. Dafür darf man jedoch niemanden zur Verantwortung ziehen, der sich für eine aufwändigere berufliche Karriere mit gleichzeitiger höherer Verantwortung entschloss.

Viele Grüße

Alice
 
Zurück
Oben