Elternmord

Urajup

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17. November 2004
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22.230
Liebe Foris,

hobbymäßig beschäftige ich mich mit Ahnenforschung und bin im Zuge dessen auf dieses Post eines anderen Forschers gestossen, welches ich sehr interessant fand. Nach diesem Tatsachenbericht wurden Eltern, die zu alt wurden und für ihr Essen nicht mehr selber sorgen konnten, entsorgt, indem man sie erschlug......:rolleyes:

Und hier der Bericht:


Durch einen Bekannten habe ich eine Leichenpredigt aus dem Stadtarchiv Braunschweig aus dem Jahre 1710 erhalten. Darin heißt es unter anderem:
"Die am Caspischen Meere wohnenden Völcker haben nach Bonifinii Bericht ihrer Lands-Leute, wenn sie das siebziegste Jahre erreichet durch Hunger getödtet und aus dem Wege geräumet, welches Coelius Rhodiginus mit einigen beygefügten Umständen bekräftiget. So meldet auch Clemens Alexandrinus von denen Hyberoreis, daß sie ihre Alten, wenn sie das siebzigste Jahr zurück geleget vor ihre Thore der Stadt geführet und daselbst abgethan haben. Bey den Wenden, da sie schon zum christlichen Glauben bekehret worden ist diese schlimme Gewohnheit im Brauche geblieben, daß sie denen Alten, die nicht mehr ihr Brod verdienen können gewaltsamer weise vom Brodte geholffen. Albertus Cranzius und aus demselben einige neuere Scribeten erzehlen folgende Begebenheit, ...: Frau Oda des letzten Grafen von Lüchau Tochter, vermählte Gräfin von Manßfeld wolte ihre Eltern besuchen und wie sie ein Ende durch das Lüneburger Land fahren mußte, so hörte sie in einem Holze in den Büschen ein jämmerlich Klagen und Weinen eines alten Mannes...... ...begab sie sich selbst dahin und befand daß einem sehr alter Manne, der nicht mehr arbeiten konnte die Hände gebunden waren, welcher mit vielen Thränen um die Erhaltung seines Lebens bath. Dessen Sohn aber stund bey ihm und machte eine Grube, darein er seinen Vater begraben wollen. Die Gräfin fragte ihn, was er da machte? Worauff er ihr ohn einigen Scheu, weil dergleichen zu thun bey denen Wenden ein alter unstraffbarer Gebrauch wäre, antwortete: Ich habe hier meinen Vater, der ist nun in sein Alter kommen und kann nicht mehr arbeiten noch sich ernehren, deßwegen will ich ihn todtschlagen und begraben. Die Gräfin straffte ihn und hielt ihn das vierdte Gebot vor, die Eltern nach Gottes Befehl zu ehren. ... Er aber antwortete Ihr: Er könnte das Brod nicht seinen Kindern nehmen derer er viele hätte und dasselbe einem alten unnützen Kerl geben. Worüber die Gräfin beweget ward ihm etwas Geld zu seines Vaters Erhaltung mitzutheilen: Bey deßen Annehmung aber der Wende sagte: So lange das Geld währete, wolte er seinen Vater noch leben lassen, wenn aber dasselbe verzehert, müßte er doch dran.


Bericht Ende

Tja....also 1710 ist ja noch nicht allzu lange her und wer weiß, wie viele Jahre der "alte Vater" oder die "alte Mutter" noch "vor das Thor" geführt wurden und ab in die Grube kamen?....

Frage: Werden familientechnisch gesehen die Generationen danach für diese Taten büßen müssen? Es schien doch so zu sein, daß bei der Beseitigung keinerlei Schuld empfunden wurde. Macht dies vielleicht den Unterschied aus?


LG
Urajup
 
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Juppiee...

*malganzvorsichtignachfrag*

Du nimmst diesen Vorläufer von der Spinne in der Yuccpalme aber nicht wirklich ernst, oder?
 
Liebe Foris,

hobbymäßig beschäftige ich mich mit Ahnenforschung und bin im Zuge dessen auf dieses Post eines anderen Forschers gestossen, welches ich sehr interessant fand. Nach diesem Tatsachenbericht wurden Eltern, die zu alt wurden und für ihr Essen nicht mehr selber sorgen konnten, entsorgt, indem man sie erschlug......:rolleyes:

Und hier der Bericht:


Durch einen Bekannten habe ich eine Leichenpredigt aus dem Stadtarchiv Braunschweig aus dem Jahre 1710 erhalten. Darin heißt es unter anderem:
"Die am Caspischen Meere wohnenden Völcker haben nach Bonifinii Bericht ihrer Lands-Leute, wenn sie das siebziegste Jahre erreichet durch Hunger getödtet und aus dem Wege geräumet, welches Coelius Rhodiginus mit einigen beygefügten Umständen bekräftiget. So meldet auch Clemens Alexandrinus von denen Hyberoreis, daß sie ihre Alten, wenn sie das siebzigste Jahr zurück geleget vor ihre Thore der Stadt geführet und daselbst abgethan haben. Bey den Wenden, da sie schon zum christlichen Glauben bekehret worden ist diese schlimme Gewohnheit im Brauche geblieben, daß sie denen Alten, die nicht mehr ihr Brod verdienen können gewaltsamer weise vom Brodte geholffen. Albertus Cranzius und aus demselben einige neuere Scribeten erzehlen folgende Begebenheit, ...: Frau Oda des letzten Grafen von Lüchau Tochter, vermählte Gräfin von Manßfeld wolte ihre Eltern besuchen und wie sie ein Ende durch das Lüneburger Land fahren mußte, so hörte sie in einem Holze in den Büschen ein jämmerlich Klagen und Weinen eines alten Mannes...... ...begab sie sich selbst dahin und befand daß einem sehr alter Manne, der nicht mehr arbeiten konnte die Hände gebunden waren, welcher mit vielen Thränen um die Erhaltung seines Lebens bath. Dessen Sohn aber stund bey ihm und machte eine Grube, darein er seinen Vater begraben wollen. Die Gräfin fragte ihn, was er da machte? Worauff er ihr ohn einigen Scheu, weil dergleichen zu thun bey denen Wenden ein alter unstraffbarer Gebrauch wäre, antwortete: Ich habe hier meinen Vater, der ist nun in sein Alter kommen und kann nicht mehr arbeiten noch sich ernehren, deßwegen will ich ihn todtschlagen und begraben. Die Gräfin straffte ihn und hielt ihn das vierdte Gebot vor, die Eltern nach Gottes Befehl zu ehren. ... Er aber antwortete Ihr: Er könnte das Brod nicht seinen Kindern nehmen derer er viele hätte und dasselbe einem alten unnützen Kerl geben. Worüber die Gräfin beweget ward ihm etwas Geld zu seines Vaters Erhaltung mitzutheilen: Bey deßen Annehmung aber der Wende sagte: So lange das Geld währete, wolte er seinen Vater noch leben lassen, wenn aber dasselbe verzehert, müßte er doch dran.


Bericht Ende

Tja....also 1710 ist ja noch nicht allzu lange her und wer weiß, wie viele Jahre der "alte Vater" oder die "alte Mutter" noch "vor das Thor" geführt wurden und ab in die Grube kamen?....

Frage: Werden familientechnisch gesehen die Generationen danach für diese Taten büßen müssen? Es schien doch so zu sein, daß bei der Beseitigung keinerlei Schuld empfunden wurde. Macht dies vielleicht den Unterschied aus?


LG
Urajup


Liebe Urajup,
ich bin da eher der Meinung, dass Personen, die damals so ohne Reue ihre Eltern unter die Erde brachten, in einer anderen Inkarnation dafür "zur Rechenschaft" gezogen werden. Ich denke, dass das für eben das Wesen oder Selbst mehr Auswirkungen hat. Auf nachfolgende Generationen vielleicht auch, aber wohl nicht so stark und auf andere Art und Weise. So wie wir als nachfolgende Generation mit der Schuld der Nazis noch umgehen muß.
lg Siriuskind
 
*Erst die Alten verbrauchen*, sagt unser Meister immer zum Lehrling, wenn der was nicht findet.
 
Juppiee...

*malganzvorsichtignachfrag*

Du nimmst diesen Vorläufer von der Spinne in der Yuccpalme aber nicht wirklich ernst, oder?


Hi Melodie,

meinst Du, der Eintrag von 1710 ist "getürkt"? Ich glaube es nicht. In früheren Zeiten war es usus, unbequeme Familienmitglieder zu entsorgen, meistens ging es dabei aber um uneheliche Kinder, die man mit Absicht "vernachlässigte", damit die "Schande" sich von selbst erledigte sozusagen, denn gerade die Kindersterblichkeit bei den unehelichen Kindern war über die Maßen hoch....In alten Kirchenbüchern oft zu finden: "Neugeborenes im Fluss oder Weiher soundso gefunden und wurde am.......bestattet".

Es waren rauhe Zeiten und rauhe Sitte damals....:rolleyes:



LG
Juppi
 
Liebe Urajup,
ich bin da eher der Meinung, dass Personen, die damals so ohne Reue ihre Eltern unter die Erde brachten, in einer anderen Inkarnation dafür "zur Rechenschaft" gezogen werden. Ich denke, dass das für eben das Wesen oder Selbst mehr Auswirkungen hat. Auf nachfolgende Generationen vielleicht auch, aber wohl nicht so stark und auf andere Art und Weise. So wie wir als nachfolgende Generation mit der Schuld der Nazis noch umgehen muß.
lg Siriuskind


Oh je ja, das mit den Verbrechen an den Juden z.B.... Da muß ich auch oft dran denken und wann wir oder wer dafür büßen muß...:rolleyes:

LG
Juppi
 
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Hi Melodie,

meinst Du, der Eintrag von 1710 ist "getürkt"? Ich glaube es nicht. In früheren Zeiten war es usus, unbequeme Familienmitglieder zu entsorgen, meistens ging es dabei aber um uneheliche Kinder, die man mit Absicht "vernachlässigte", damit die "Schande" sich von selbst erledigte sozusagen, denn gerade die Kindersterblichkeit bei den unehelichen Kindern war über die Maßen hoch....In alten Kirchenbüchern oft zu finden: "Neugeborenes im Fluss oder Weiher soundso gefunden und wurde am.......bestattet".

Es waren rauhe Zeiten und rauhe Sitte damals....:rolleyes:



LG
Juppi


Ich habe jetzt mal ein bisschen recherchiert.

Albert Kranz starb 1517. Und seine Geschichte der Wenden erschien 1519. Aus der muss die Geschichte wohl entnommen sein. Kranz verwechselt übrigens die Wenden mit den Vandalen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Wenden#Geschichtsschreibung

Die Oda ist nicht wirklich zu orten. Es gibt eine Oda von Lüchow um das Jahr 1100 herum.
Dann gibt es noch eine Oda von Merseburg, die einen Grafen Mansfeld geheiratet hat. War um 1200.
Muss also eine alte, überlieferte Geschichte gewesen sein. Dazu passt auch die Formulierung: nachdem die Wenden das Christentum übernommen hatten. Das geschah nach dem 12. Jahrhundert.

Ich meine gehört zu haben, dass bei den Inuit, wenn die Nahrung nicht über den Winter reicht, die Alten sich freiwillig zum Sterben zurückziehen. Aber eben freiwillig und aus eigenem Antrieb.

Nun hatten die Wenden in der alten Zeit eine ziemlich schlechte Presse unter den germanischen Abkömmlingen. Als Slaven unterschieden sie sich. Ist vermutlich nur einen schlechte Geschichtsschreibung der Sieger.

Spirituell gesehen ist Mord nicht unbedingt ein Grund für eine seelische Verletzung, also schlechtes Karma. Und wenn Mord im gesellschaftlichen Kontext ein übliches Verhalten war, gab es auch keine Schuldkomponente. Eine seelische Verletzung entsteht nicht durch die Tat alleine. Sondern erst durch die seelische Interpretation der Tat.

:)

crossfire



 
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