Also ich kenne das auch, aber es war bei mir einfach so, daß ich mal länger vor dem Spiegel stehengeblieben bin um zu sehen, wie sich das Bild verändert, wenn ich mit den Augen spiele. Man kann so sehen und so sehen - das muß man erst mal entdecken (wollen).
Ich verstehe, daß das beängstigend sein kann, aber es ist und bleibt das Bild der eigenen Augen. Und daher kann es nichts sein, das Angst verursachen muß.
Es ist halt die Frage: bleibe ich mir darüber bewußt, daß ich vor dem Spiegel stehe und meine Augen verstelle, oder interpretiere ich in die Sensationen (Sinneswahrnehmungen), die ich dann habe, etwas hinein. So oder so: es ist auf diese Weise des "Starrens" immer ein Ich, das in den Spiegel schaut, um etwas Anderes in sich zu entdecken als es kennt. Und wenn es dann etwas Ungewohntes sieht, erschreckt sich das Ich, also der wahrnehmende Mensch, der sich mit dem gesehenen Bild identifiziert und darüber Gefühle entwickelt.
In der Meditation ist das nicht unähnlich: wenn man z.B. sitzt, dann hat man natürlich den eigenen Körper und mit dem ist man erst mal eine ganze Weile beschäftigt. Man spürt ihn, beobachtet ihn. Außerdem hat man Bild, denn egal ob man die Augen schließt oder nicht: man bemerkt, daß der optisch-visuelle Sinn aktiv ist. Selbst die Schwärze ist bei geschlossenen Augen ja nicht schwarz, sondern sie ist in Bewegung, fluide. In ihr ist irgendwo immer auch Licht, aus dem sich sogar, wenn man die Augenmuskulatur entspannt, geistige Bilder ergeben können.
Man ist natürlich dann verführt, nach diesen Wahrnehmungen des Körpers und des Geistes zu greifen. Sie festzuhalten und geistig zu manifestieren: "ich sitze hier und meditiere". Man läuft so Gefahr, "starr" zu werden wie Du vor dem Spiegel, mit und mit verflüchtigt sich das aber durch das Üben. Die eigenen Gedanken vergehen, die eigenen Gefühle, die mit den Gedanken kommen, ebenfalls. Und was bleibt ist Stille im Geist und ein Bild. Außerdem auch ein Ton, denn die Ohren kann man nicht verschließen. (die Augen auch nicht, aber man kann die Lider über die sehenden Augen klappen. Das Auge blickt ja trotzdem weiter, genauso hört das Ohr immer weiter.)
Wenn man da in diesem Stillezustand sehend und hörend sitzt, atmend, und diesen Zustand der ruhigen, teilnehmenden Beobachtung eine Weile halten gelernt hat, dann ergibt sich aber auch die Möglichkeit, die Identifizierung mit dem Sitzenden zu verlassen, und zur Wahrnehmung selber zu werden. Man sagt "Offene Weite" zu dem Zustand, in dem man einfach offen da ist und nicht nach einer Wahrnehmung greift um sie in irgendeiner Weise zu bearbeiten, sondern die Wahrnehmung selber ist. Sinnbildlich gesprochen liegen dann unendlich viele Momente von Wahrnehmung hintereinander, ähnlich wie ein Sekundentakt, nur viel schneller. Und diese hintereinanderliegenden Wahrnehmungsmomente ergeben dann einen sogenannten Bewußtseins-"Fluß", das heißt eine ununterbrochene Aneinanderreihung von Neuem. Im Falle des Sekundentaktes ergibt sich so Zeit.
Dieses Flußbewußtsein nennt man dann die Teilnahme im "Hier und Jetzt". Das ist die vollkommene Aufmerksamkeit, die sogenannte "Präsenz". Beherrscht man die, besser: läßt man sich von dieser beherrschen, dann kann man nach Innen reisen und sich den eigenen Gedankengefühlen auf einer neuen Ebene stellen. Man hat also mehr "Bewußtheit" erlangt, und kann nun anders auf die Dinge schauen.
Anders vor dem Spiegel und sich selber anstarrend: dort verliert man die Präsenz, denn man erkennt das Bild und erschrickt. Und schon ist ein Gedanke da: "ui, was habe ich da jetzt gesehen?" Dieser Gedanke ist ein normaler Reflex auf Ungewohntes, aber: der Mensch kann sich ja an Allem jewöhnen, wie der Rheinländer sacht.
Übrigens erinnere ich mich gerade, daß es beim Starren in den Spiegel interessant ist, mal aus den Augenwinkeln zu gucken. Einfach mal so tun, als lägen die Pupillen weiter außen oder innen, in den Augenwinkeln, oder als hätte man ein breiteres oder schmaleres Gesicht. Es ist ganz interessant zu beobachten, wie sich das Bild verändert, wenn man absichtlich "breit" aus den äusseren Augenwinkeln herausschaut, oder ob man aus den inneren Augenwinkeln heraus fokussiert. Wenn man mal genau beobachtet, dann stellt man fest, daß sich die Brennweite der Augen durch diese rein geistig ausgeführte Tätigkeit verändert.
http://de.wikipedia.org/wiki/Brennweite
Besonders schön ist das auch, wenn man in einem abgedunkelten Raum vor einer Kerze sitzt und in Richtung der Flamme blickt. Man kann mal üben: zwischen den eigenen Augen und der Flamme liegt ja Luft. Das Licht von der Kerze muß also eine Strecke zurücklegen, bis es in die Augen fällt. Ganz interessant ist jetzt, wenn man den Brennpunkt des optisch-visuellen Sinns absichtlich verstellt:
http://de.wikipedia.org/wiki/Fokus
wenn man nicht in die Flamme selber fokussiert, sondern meinetwegen einen Punkt in der Luft 10cm vor ihr, dann sieht man schon, daß sich das Bild der Kerze verändert. Wenn man dann den Fokus näher zu den Augen heranzieht, dann beginnt man ja irgendwann zu schielen. Es ist ja genauso, als würde man auf den eigenen Zeigefinger blicken und sich mit diesem den Augen nähern: dann fängt man ja auch irgendwann an zu schielen. Im Falle der Kerze läßt man halt den Finger weg. (muß man etwas üben.)
Ist man dann nah genug, hat man also den Fokus soweit von der Kerze weg und auf sich selber zu verschoben, daß das Schielen beginnt, dann sieht man etwas Einzigartiges: der Raum spaltet sich scheinbar auf, man sieht den Raum zweimal. Es ist zuerst in der Mitte ein Spalt im Bild, und dann hat man zwei Räume vor sich. Man kann dann mit etwas Übung die Fokussierung etwas lockern und kann ganz entspannt in zwei Räume schauen. (Das liegt daran, daß durch das Schielen die Bilder beider Augen im Gehirn nicht mehr synchronisiert werden können. Man nimmt so wahr: hups, ich habe zwei Augen.
) Und sehe aber normalerweise nur ein Bild.)
... nette Spielereien ... macht Spass ..... nur nicht vom eigenen Körper vereulenspiegeln lassen und immer bewußt bleiben bei dem, was man tut, sieht, macht.