Ein Spiel für tausend und eine Stunde

C

chaya_wien

Guest
Erfinden wir ein Spiel für tausend und eine Stunde, schreiben unsere Namen ins Wasser, falten sie zu Schiffen und lassen sie in den Lichtkegel in der Mitte des Sees treiben, dort, wo schon das Flüstern wartet und uns Unsterblichkeit verspricht. Glauben wir daran und breiten unsere Arme aus zu Flossen, die bald schon vom Fliegen träumen und sich emporschwingen in die ausgestoßenen Wirbel einer vollendeten Atmosphäre. Fliegen, landen, stranden, alles ist möglich, höre ich dich vergnügt rufen, ein Jubel wie aus meinen besten Träumen, in denen wir die Wunden inwendig gekehrt tragen, damit sie uns nicht jedes Mal, wenn wir uns ansehen, an das erinnern, was früher war, eine Dekade nach Kindheit, zwischen langsamer werden und stolpern. Nun bist du mein Märchen, der Engel, der mich auszieht, um mich nackt der Welt zu zeigen, die uns beinahe schon vergessen hat, aber jetzt zählen wir ihre Regentropfen und die Sonnenstrahlen, tanzen durch Baumreihen, die uns zuwinken und versichern, dass es immer so sein kann, wir müssen nur daran glauben. Und ich springe, bin eine Milliarde Beine und keines davon gerät ins Wanken und du bist der Schönste, den ich erst seit gestern kenne und morgen noch immer halten werde, Atem an Atem, ineinander verstrickt ohne Knoten.
Sei mein vielfarbiger Klangbogen und ich werde für dich singen, sei mein Vogel und lehre mich nie auf den Boden zu starren, wenn wir uns erzählen, wie es war, als wir beide fliegen konnten, sei mein erster Gedanke, der mich von allen nachfolgenden erlöst, sei mein bester Freund und tröste meine Knochen, wenn sie beinahe schon brechen wollen, aber dann doch standhalten. Ich werde dir dafür ein Bild schenken, abgebrochen vom Ast der träumenden Weiden, die unsere kostbarsten Wünsche behüten, ich werde dir sagen, dass wir auch außerhalb des Bildes leben, mehr sind als Szenen, Funkeln und Schriftzüge und du wirst lächeln wie niemals zuvor, weich und fließend und wir werden wahr werden.
 
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