Ein Flügel nur

Lifthrasir

Aktives Mitglied
Registriert
5. Juli 2009
Beiträge
3.314
Ort
Nanhai, Foshan, PR China
Ein Flügel nur!

Flügel so zart wie Engelstränen, leicht wie ein Windhauch in der lauen Sommernacht.
Sie liegen mir zu Füßen und erzählen von einer traurigen Schlacht!

Die Nacht bricht herein, die Sonne versinkt, die Augen geschlossen, die Nacht so still.
Niemand ist Zeuge der glücklichen Tragödie, nicht einmal der Jägers Zunge schmeckt den Preis des Laufes Natur!
Die Sonne versteckt ihr Antlitz Gesicht vor der nun kommenden Geschicht.

Ein zarter Versuch, ein erster Flügelschlag.
Instinkt? Gefühl? Wer das wohl sagen mag?
Es ist der Antriebs natürlicher Lauf und dennoch des Schicksals tückischer Graus.
Aus Trieb entfacht, der Erhaltung der Art, beginnt ein Tanz schrecklich schön und grausam hernach.
Erst zart, eines, zwei und auch drei, bis die Nacht erfüllt von stillem Geschrei!
Es bricht hervor mit gewaltiger Macht, so zart auch jedes einzelne gedacht.
Instinkt? Gefühl? Wer das wohl sagen mag?
Überwältigend, gewaltig, klein ganz groß, ein Wunder der Natur oder eine Laune bloß?

Zu Millionen erwacht in einer einzigen Nacht, in dieser nur, was treibt sie an?
Zu fliegen, zu begatten, all nur in dieser Nacht – um dann zu sterben, ein jedes für sich!
Niemand hat’s bemerkt, lautlos geschah’s, die Massenhysterie, Hochzeit und Tod, gebannt in einer einzigen Nacht!

Flügel so zart wie Engelstränen, leicht wie ein Windhauch in einer lauen Sommernacht.
Erzählen mir diese traurige Geschicht von Liebe und Verhängnis, ein Augenblick
– bis ihn fort trägt der Atem aus meinem Gesicht!


Lifthrasir
 
Werbung:
Ich habe dieses Gedicht nach einem Erlebnis geschrieben, das ich im Sommer 2006 in China hatte - danach habe ich bisher so etwas noch nicht wieder gesehen.

Ich wollte mich abends duschen und habe dabei immer das Fenster geöffnet, an diesem Abend schwirte ein Insekt ins Bad, kurz darauf noch zwei - ich schloss das Fenster.
Nach dem Duschen konnte ich draußen, im Schein einer Laterne - tausende von den Insekten sehen.
Am nächsten Morgen lagen überall nur noch Flügel, die durch den leichtesten Hauch davon getragen wurden. Einer der Flügel lag auf meiner Fensterbank.

Aus diesem Erlebnis ist das Gedicht entstanden.

Ein Freund von mir erklärte, es wären Termiten gewesen, die sich in dieser Nacht gepaart hätten - bis heute habe ich jedoch ein solches Schauspiel nicht wieder erleben können.
 
...das ist fantastisch, genau aus den gleichen Gründen, entsprechenden Umstäden sind auch meine Gedicht entstanden...
...es ist wirklich sehr sehr schön, ich kann es nicht anders beschreiben, hier spricht eindeutig Deine Seele...ohne weitere Worte, diese könnten es eh nicht erfassen...

Alles Liebe Dir...
Orion7
 
Werbung:
Zurück
Oben