Ego aufgeben = Aufgeben vom Selbstwert??

DarkVisions

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zwischen Himmel und Hölle
Gibt man mit seinem Ego gleichzeitig seinen Selbstwert auf?

Folgendes Beispiel:

Es gibt jemand, der liebt einen anderen Menschen, der beruflich so eingespannt ist, dass er jegliches Zeitgefühl verloren hat und alles um sich herum vergisst und sich bei der anderen Person so gut wie nie von sich aus meldet. Die andere Person meldet sich und der beruflich eingespannte will sich auch sofort treffen und freut sich über die Nachricht und ist glücklich darüber.

Irgendwann schaltet sich das Ego ein und sagt, wenn dich diese Person lieben würde, dann würde sie sich melden oder so etwas habe ich nicht nötig. Dann wird auf stur geschaltet und man meldet sich wieder einige zeitlang nicht.

Wenn man akzeptiert, dass dieser andere Mensch sich so verhält, ist das dann bedingungslose Liebe, weil man sein Ego überwindet oder gibt man damit seinen Selbstwert auf? Oder muss man es sich selbst wert sein, sich nicht dauernd von sich aus bei diesem Menschen zu melden, den man liebt.

Ich weiss nicht wohin man soetwas einordnen sollte.

Dies ist jetzt nur ein Beispiel - trotzdem bleibt die Frage ob man generell seinen Selbstwert aufgibt, wenn man sein Ego überwindet.



 
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Hallo!

Ich vermute, das Ego ist weitaus "menschlicher", als der Selbstwert. Es zu überwinden zu Gunsten von Gefühlen wie der Liebe, stellt in meinen Augen eine ehrenwerte Handlung dar. Dass man auf diese Weise sein Ego überwindet, scheint dabei ganz klar, aber den Selbstwert?!

Selbstwert bedeutet soviel, wie sich selbst etwas wert sein. In diesem Fall stärkst du dieses Gefühl, denn du bist es dir wert, Liebe zu geben und zu empfangen, egal, was du dafür tun musst.

Demnach denke ich, dass du überlegen solltest, was diese Gefühle bedeuten - ob sie "es wert sind", dafür Einschränkungen in Kauf zu nehmen. Ich verstehe dich durchaus so, dass deine Gefühle das Handeln rechtfertigen. Dann lass das Ego außen vor und lebe, wie es dich glücklich macht. Wenn du allerdings befürchtest, es könnte einseitig werden und du gibst mehr als du bekommst, dann sei es dir wert, dass auszusprechen und entsprechend zu handeln.

Liebe Grüße
 
Hallo Zauberlehrling

Gibt man mit seinem Ego gleichzeitig seinen Selbstwert auf?

Das ist eine gute Frage.

Irgendwann schaltet sich das Ego ein und sagt, wenn dich diese Person lieben würde, dann würde sie sich melden oder so etwas habe ich nicht nötig. Dann wird auf stur geschaltet und man meldet sich wieder einige zeitlang nicht.

Das hängt ja davon ab, ob es wirklich das "Ego" ist, was sich da einschaltet oder ein "Verstehen" der Situation, eine Einsicht, die aber nichts mit einem übersteigerten "Ego" zu tun hätte, sondern Selbstschutz wäre. Das kann man ja gar nicht treffsicher unterscheiden.

Wenn man akzeptiert, dass dieser andere Mensch sich so verhält, ist das dann bedingungslose Liebe, weil man sein Ego überwindet oder gibt man damit seinen Selbstwert auf? Oder muss man es sich selbst wert sein, sich nicht dauernd von sich aus bei diesem Menschen zu melden, den man liebt.

Es kommt wohl darauf an, wie man sich dabei fühlt. Ich persönlich empfinde es so, dass eine Beziehung oder auch Freundschaft, nur dann eine ist, wenn beide bereit sind, etwas einzubringen, Kontakt aufzunehmen, sich zu melden, daran interessiert sind, was der andere so macht, wie es ihm geht ... und wenn das auf Dauer nicht ausgewogen ist, dann deute ich es so, dass derjenige, der sich nicht meldet, auch wohl nicht daran interessiert ist.

Wenn das, was du als Beispiel angibst, real ist, wäre das m. E. schon ein Zeichen für Workaholismus und ich würde mir dann die Frage stellen, ob es meine "Aufgabe" ist, diesen Menschen davon zu befreien. Die Einsicht kann ja eigentlich nur bei dem Menschen selbst liegen.

Es mag ja Menschen geben, die einfach ganz locker damit umgehen und sich immer wieder melden, auch wenn vom anderen nie mal was zuerst kommt.

Wenn ich so unausgewogene Beziehungen sehe, wo einer bei jemandem bleibt, der sich permanent kühl bis abweisend oder sich auch in der Beziehung extrem destruktiv verhält, dann frage ich mich auch manchmal, ob das wohl bedingungslose Liebe des sich einbringenden Partners ist oder nur die Angst, keinen anderen mehr "abzukriegen", oder das Gefühl, dem anderen aus irgendeinem Grund "was schuldig" zu sein. Das kann jeder einzelne wohl nur für sich herausfinden, wenn er ganz tief in sich hineinfühlt.

Also, ich denke, bedingungslose Liebe ist schon möglich ... jemanden auch weiterlieben, wenn er sich überhaupt nicht so verhält, wie man es erwarten oder wünschen würde, oder auch "normal" finden würde. Aber das muss nicht unbedingt dann eine Beziehung bedeuten. Ob man eine Beziehung mit so jemandem aufrecht erhält, das hängt davon ab, wie man sich dabei fühlt ... ob man sich auf Dauer wirklich gut dabei fühlt.

Ob man als Mensch wirklich in der Lage sein kann (oder auch muss?) jemanden so bedingungslos zu lieben, dass man ständig in eine Beziehung nur hinein-gibt ... das bezweifle ich.

Liebe Grüße
Fedelta
 
Hallo Zauberlehrling :liebe1:

Liebe die nicht erwiedert wird ? Immer wieder Kontakt aufnehmen ? Kann man alles eine Zeit lang bestimmt machen. Aber der Stolz würde bei mir siegen. Dann eben nicht. Denn es soll ja auch nicht in Hörigkeit ausarten. Wenn die Beziehung nämlich nicht abgeschlossen werden kann, wird es auch zu keiner neuen, glücklichen Beziehung kommen können. Der Frust sollte erst abgebaut und überwunden werden...:)
 
Hallo Zauberlehrling :liebe1:

Liebe die nicht erwiedert wird ? Immer wieder Kontakt aufnehmen ? Kann man alles eine Zeit lang bestimmt machen. Aber der Stolz würde bei mir siegen. Dann eben nicht. Denn es soll ja auch nicht in Hörigkeit ausarten. Wenn die Beziehung nämlich nicht abgeschlossen werden kann, wird es auch zu keiner neuen, glücklichen Beziehung kommen können. Der Frust sollte erst abgebaut und überwunden werden...:)

Ich bin nicht gefrustet und hörig bin ich auch nicht. Hörig ist ja das, wenn man immer nur das macht was der andere will. Ich führe jedoch durchaus mein eigenes Leben und bin nicht auf diesen Menschen angewiesen - aber die Liebe ist größer. Trotzdem stelle ich mir die Frage, ob man damit seinen Selbstwert aufgibt oder ob es einfach dieses bedingungslose Annehmen eines Menschen ist.

Ist nicht der Stolz das Ego?
 
Hallo Zauberlehrling,
ich denke, das Ego hat die Eigenschaft zur Selbstsucht zu mutieren.
Obwohl ich mir bei der ganzen Thematik nicht sicher bin (denn ich habe mir auch die Frage gestellt, ob man seine Persönlichkeit gleichzeitig mit dem Ego verliert), so denke ich doch, daß bestimmte geistige Mechanismen wirken.

Ich sehe das heute so:
Alle Wesen leiden. Das Leid entsteht durch Unwissenheit. Durch Anhaften und Abneigung stärken wir unser Ego. Das führt zu verstärktem Leid und zum Ergreifen. Diese Geistesgifte wirken in jedem von uns.

Mein Bruder hat es tatsächlich geschafft, sich über 10 Jahre nicht bei mir zu melden. Das macht mich wütend. Ich denke dann manchmal: Na warte, wenn du mal Hilfe brauchst, dann...

Doch wenn ich mich zurücknehme und versuche logisch zu bleiben, dann sehe ich, daß er nicht kann. Wie ich auch so vieles nicht kann. Es gilt dann die Geistesgifte in mir zu bekämpfen und nicht die Handlungen meines Bruders.
Nicht so einfach für mich...


Liebe Grüße
R.R
 
Hallo Zauberlehrling,
ich denke, das Ego hat die Eigenschaft zur Selbstsucht zu mutieren.
Obwohl ich mir bei der ganzen Thematik nicht sicher bin (denn ich habe mir auch die Frage gestellt, ob man seine Persönlichkeit gleichzeitig mit dem Ego verliert), so denke ich doch, daß bestimmte geistige Mechanismen wirken.

Ich sehe das heute so:
Alle Wesen leiden. Das Leid entsteht durch Unwissenheit. Durch Anhaften und Abneigung stärken wir unser Ego. Das führt zu verstärktem Leid und zum Ergreifen. Diese Geistesgifte wirken in jedem von uns.

Mein Bruder hat es tatsächlich geschafft, sich über 10 Jahre nicht bei mir zu melden. Das macht mich wütend. Ich denke dann manchmal: Na warte, wenn du mal Hilfe brauchst, dann...

Doch wenn ich mich zurücknehme und versuche logisch zu bleiben, dann sehe ich, daß er nicht kann. Wie ich auch so vieles nicht kann. Es gilt dann die Geistesgifte in mir zu bekämpfen und nicht die Handlungen meines Bruders.
Nicht so einfach für mich...


Liebe Grüße
R.R

Danke für deinen Beitrag!

Das ist es nämlich, das wissen wieso und weshalb es jemand nicht kann und damit nicht die eigene Erwartungshaltung erfüllt.

Ich weiss in meinem Beispiel auch, dass er zur Zeit sich nicht melden kann, weil er beruflich auch so in einem Umbruch ist und nicht weiss wie und wo es mit ihm weitergeht und sich damit selbst blockiert und in seiner menschlichen Entwicklung nicht soweit gereift ist, sich anders und offensiv zu verhalten. . Ausserdem ist er geprägt von Erfahrungen mit Frauen, die ihm immer Streß gemacht haben, wegen seines Jobs. . Soweit die Logik.

Trotzdem kommen diese Geistesgifte, wie du sie nennst, der Verstand, der teilweise so sehr analysiert, dass nur noch Mist rauskommt und nicht mehr objektiv ist.

 
Wenn du versuchst zu erkennen, wie diese Geistesgifte wirken, so wird sich Dein Leiden verringern. Man hat dann die Möglichkeit mehr Mitgefühl zu erzeugen, weil die Gifte dann nicht mehr so arg den Verstand vernebeln. Auf dieser Basis kann man das Leid der anderen verringern.

Aber das ist einfacher gesagt als getan. (Beispiel)
 
Solange Du gut mit der Situation zurechtkommst, sollte es keinen Selbstwerteinbruch zur Folge haben. Aber wenn Du beginnst, Dich zu grämen, dann solltest Du Dein Handeln neu überdenken...
 
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Wird das Ego überwunden fällt das Ego nicht weg. Das Ego ist immer noch da und kann bei Bedarf aus- und eingepackt werden.
 
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