SealedMagician schrieb:
mein haustier
hat efeu eigentlich eine magische bedeutung?..aussa natürlich die bedeutung die jeder ihr individuell geben kann....
boa wehe es kommt jetzt: sie wächst is grün und is ne kletterpflanze^^
kennt jmd. eine art mystisches pflanzen lexikon (am besten wär ne website)....ich finds faszinierend was für bedeutungen die menschen den pflanzen
geben..^^
Ich schätze die Ausführungen von Wolf-Dieter Storl in "Pflanzen der Kelten" - AT-Verlag (Inhalt: Heilkunde, Pflanzenzauber, Baumkalender).
Zum Efeu steht folgendes in diesem Buch:
EFEU (Hedera helix, gall. bollusseron, suibitis oder p'denno)
Die Signatur des Efeus sagt schon viel aus. Wir haben es mit einer Liane zu tun, einem Wurzelkletterer, der mit seinen Haftwurzeln wie ein Tatzelwurm an Baumstämmen und Gemäuern emporkriecht. Die Haftwurzeln fliehen das Licht. Die Blätter haben keine einheitliche Form, sondern sind höchst wandelhaft; die Blätter der nichtblühenden Triebe sind fünf- oder dreilappig, die der blühenden Triebe eiförmig. Das Laub hat keine lichthafte, sondern eher eine düstere Aura. Die Liane blüht von September bis Oktober mit grünlichgelben Dolden. Die Blüten sind honigsüß, geben aber zugleich Fäulnisdüfte ab, so dass sie zugleich Bienen und Aasfliegen anziehen. Die Liane hat etwas Archaisches an sich. Nicht nur kann eine Efeupflanze bis zu vierhundert Jahre alt werden, sie ist selbst ein lebendes Fossil, ein Relikt aus der alten Kreidezeit. Es gab sie schon vor 100 Millionen Jahren, als sich die Alpen aus dem Meer erhoben, als es noch Riesenechsen und gerade erst die primitivsten Söugetiere gab.
Die Efeuliane klettert bis zu zwanzig Meter hoch und ist somit eine "Himmelsleiter". Zugleich aber wurzelt sie fest in der Erde. Schon äußerlich betrachtet zeigt sie mit ihrem Gewirr von Haftwurzeln das chtonische Prinzip - Wurzeln gehören doch eigentlich in die Erde! Sie hebt, in anderen Worten, Archaisches, Uraltes, Ataistisches nach oben ins Lichthafte. Das Gewächs ähnelt einer sich windenden Schlange. Der Reptiliengeist ist in ihr und dieser ist mit der Erdmutter, mit dem Erddrachen, verbunden.
Begibt sich der Mensch in den Umkreis dieser Erdgöttin, verliert er seinen Verstand, er wird rasend. Und genau so wird von den klassischen Autoren die Wirkung des mit Efeusaft vermengten Weins beschrieben. Plutarch schreibt: "Efeu enthält gewalttätige Geister", die wahnsinnige Ausbrüche und Krämpfe erzeugen. Er könne eine Art Besessenheit in denjenigen erzeugen, die einen natürlichen Hang zur Ekstase hätten. Dem Wein zugesetzt erzeuge dieses Gemisch ein Delirium, "eine Verwirrung, wie sie sonst nur durch Bilsenkraut hervorgerufen werden könne " (Rätsch 1988). Plinius schreibt: "Efeu verwirret den Sinn, reinigt, zu reichlich getrunken, den Kopf, innerlich genommen schadet er den Nerven, ist aber bei äußerlicher Anwendung eben diesen Nerven zuträglich".
Der Efeu ist auf innigste Weise mit Dionysos, der Gottheit des Rausches, des Weines und der Vegetationskraft, verbunden. Dionysos, der "efeugeschmückte" (Knissos), ist Kind des das Blitzzepter tragenden Zeus und der thrakischen Erdgöttin Semele. Die griechische Mythe erzählt, dass sich Semele wünschte - von der eifersüchtigen Hera dazu überredet -, Zeus in seiner göttlichen Gestalt zu sehen. Als er strahlend unter Donner und Blitz vor ihr erschien, verbrannte sie und fuhr in die Unterwelt. Zeus rettete das ungeborene Kind aus ihrem Leibe und trug es in seinem Schenkel aus (Gottschalk 1993). Aus dem "Efeuberg" (Helikon) wurde das Kind großgezogen, und in der "Efeuquelle" wurde es gebadet. Dionysos zog als Gott der Ekstase in orgiastischen Streifzügen durch das Land. Seine Anhänger und die Initianden in seinen Kult - die rasenden Weiber (Mänaden), die sexgeilen Satyrn und Silenen, Mischwesen aus Pferd und Mensch, die die Verbundenheit mit dem tierischen Trieb symbolisieren, sowie die trunkenen Bacchanten - warf er in den Zustand des Chaos, in die Ur-Wildheit, wo Ur-Schmerz und Ur-Seligkeit noch nicht getrennt sind, wo die Ordnung aufgehoben ist und das Neue beginnen kann. Rasend, Efeu kauend, trunken, Tiere und auch Menschen lebendigen Leibes zerreissend, so werden die von Dionysos Besessenen beschrieben: Ein Zustand, der typisch für bestimmte Phasen des Initiationsvorganges ist. Es ist der Zustand, in dem der Initiand von der Urschlange zerrissen und heruntergewürgt wird, und aus der er dann erneut, verjüngt oder erleuchtet wiedergeboren wird - falls er es überlebt! Die Schlange, als Erscheinungsform der Erdmutter, als Geschöpf des Erdchaos, war immer mit dabei. Nonnos von Panopolis schreibt: "Die Efeuruten, die die Mänaden auf einen Baumstumpf geworfen hatten, wanden sich um ihn und verwandelten sich in Schlangen". Griechische Vasen zeigen dionysische Bacchanten und Mänaden als Motiv: Ekstatisch werfen sie den Kopf in den Nacken, in der rechten Hand tragen sie den efeuumrankten Thyrosstab, zur Linken führen sie einen Leoparden, und das gelöste Kopfhaar formt sich zu Schlangen. Von dem Rauschgott selbst wird erzählt, dass er einst von Piraten gefangen wurde; da verwandelte er den Mast in eine Riesenschlange, sich selbst in einen Löwen und wickelte das Schiff in Efeu ein, so dass die entsetzten Seeräuber ins Meer sprangen und ertranken.
Der Efeu ist eine vegetabile Schlange. Er hat Teil an dem Wesen der Schlange. Das Reptil ist Symbol des Todes, seine Giftzähne betäuben das Opfer und verschlingen es. Schlangen verwehren Unbefugten den Zutritt zur Anderswelt. Sie erscheinen warnend und bedrohlich in extremen psychedelischen Intoxikationen; sie sind Schwellenhüter zu Mysterien, die den Menschen töten oder verwandeln. Zugleich symbolisieren sie als sich häutende Wesen die Wiedergeburt, das ewige, sich ständig wandelnde Leben. Auch die Kelten kannten die Schlange in diesem Zusammenhang. Für die Kelten verbildlichte die Schlange den Gedanken, dass der Tod das Leben hervorbringt und das Leben den Tod. Die widderköpfige Schlange, die sich zu einem Ring formt, ist Symbol des sich ständig selbst verzehrenden, selbst wiedergebärenden Lebensstroms. Das Motiv der Schlange, die sich wie der Uroboros in den Schwanz beißt und die kleine Insel unseres Daseins umschließt, kannten die Kelten gut. Die Torques, die eine Schlange mit Widderhörnern darstellenen Halsreifen, welche die keltischen Helden trugen, waren vor allem mit dem Herrn der Höhle, Cernunnos, verbunden.
Die Hüter der Ordnung, die Priester des Jupiter und Apollo, hatten Mühe mit dem Kulst des entfesselten Dionysos. Den römischen Flamen, den Jupiterpriestern, war es verboten, Efeu auch nur anzurühren - denn sie sollten der Ordnung walten und nicht dem Delirium verfallen. Noch tausend Jahre später bezeichnet die hellsichtige Hildegard von Bingen - als Äbtissin Hüterin der christlichen Ordnung - den Efeu (Ebich) als "Unkrut", seinen Genuss als schädlich; aus ihm lasse sich höchstens eine äußerlich angewendete Salbe gegen Gelbsucht herstellen. Die Efeusalbe würde die schädlichen Gifte und Säfte aus dem Körper herausziehen.
Ob der Kult des Dionysos und des Efeus schon in keltischen Zeiten bis nach Gallien gedrungen war, ist ungewiss. Wir wissen jedoch, dass die Gallier wie versessen auf römischen Wein waren und ihn, zum Entsetzen der Romanen und Griechen, unverdünnt und in großen Mengen soffen. Da kann es gut sein, dass mit dem Wein auch ein entsprechender initiatorischer Kult und ein Mythos bis zu den Kelten vorgedrungen war. Wenn Jahre später Taliesin singt: "Ich habe den Efeuzweig besessen", dann weis das womöglich auf einen Initiationsritus hin.