Die weißen Federn der Engel

sternentaler

Neues Mitglied
Registriert
12. Juni 2007
Beiträge
15
Ort
im Kreis Dortmund
Die weißen Federn der Engel
©Copyright
Monika Litschko

Eine verzweifelte Frau, kniet sich auf ihren Wohnzimmerteppich und faltet ihre Hände zum Gebet.
„ Gott,“ betet sie. „ Ich weiß nicht mehr weiter. Wie soll ich meine drei Kinder weiterhin versorgen.Das bisschen Geld, was ich zur Verfügung habe, reicht nicht für uns alle.Wir haben schon Tage nicht mehr richtig gegessen. Kannst du mir nicht helfen? Ich brauche dringend eine Arbeit. Aber so sehr ich mich auch bemühe, ich finde keine. Lasse ein Wunder geschehen.“
Dann betet sie das Vater Unser.

Zur gleichen Zeit, sitzt ein verzweifelter Mann auf seinem Sofa.. Er hat seine zitternden Hände vor sein Gesicht gelegt. „ Gott!“ ruft er leise. „Ich weiß nicht mehr weiter. Meine Schulden lasten schwer auf meinen Schultern. Sie erdrücken mich. Meine Familie leidet unter diesem Druck und bevor ich sie verliere, werde ich meinem Leben ein Ende setzen. Ich habe auf Wunder gehofft. Doch leider vergeblich.“
Dann betet er das Vater Unser.

Ein sehr wohlhabender Mann sitzt in seinem Auto. Mit seinen schneeweißen Händen, hält er das Steuer fest umklammert. „Gott,“ schimpft er. „ Ich habe meine Ziele im Leben erreicht. Besitze Häuser und viel Geld. Habe eine Familie, der es an nichts fehlt. Warum betrügt mich meine Frau dann mit einem andern Mann?Jetzt kann ihr nur noch ein Wunder helfen.“
Dann betet er das Vater Unser.

In der selben Minute stirbt eine alte Frau.Ihr Ehemann, nimmt die runzeligen Hände seiner Frau in die Seinen. „ Gott,“ sagt er dankbar. Öffne deine Tore und lasse sie eintreten. Sie war eine Kämpferin im Leben. Mit ihr, habe ich so viel erreicht.Durch jedes Tal ist sie mit mir gegangen. Ich danke dir, dass sie die Früchte unserer Ernte, so lange mit mir genießen durfte.
Dann betet er das Vater Unser.

In der selben Nacht, träumen die Frau und die beiden Männer den gleichen Traum.
Sie verlassen ihre schlafenden Körper und schweben auf einen Engel zu. Der Engel umschließt sie mit seinen Flügeln und wärmt ihre sorgenvollen Herzen. Dann öffnet er seine Flügel wieder und beginnt zu sprechen.
Wir haben eure Gebete gehört,“ sagt er tonlos. „ Sagt mir, wie sehen Wunder für euch aus? Wenn wir eure Wünsche erfüllen, ist es dann ein Wunder was geschehen ist? Oder möchtet ihr nur ein leichtes Leben?“
Er wendet sich der Frau zu. „ Du jammerst, dass ihr nicht genug zu essen habt;“ sagt er zu ihr. „ Dein Geld reicht nicht und Arbeit findest du auch nicht. Jetzt betest du um ein Wunder.“
Die Frau nickt traurig mit dem Kopf. „ So ist es ja auch,“ weint sie leise.
„ Und deine Kinder?“, fragt der Engel.“ Was wünschen sie sich?“
Die Frau weiß es nicht. Sie hatte ihre Kinder nie nach ihren Wünschen gefragt. Auch nicht danach, ob sie glücklich waren oder etwas vermissten.
Der Engel streichelt über ihre Wange. „ Sie sind glücklich,“ tröstet er sie. „ Aber auch ängstlich, weil sie deine ewige Sorge spüren. Und das jeden Tag. Merkst du nicht, dass es in deinen Händen liegt ,dein Schicksal zu drehen? Glaube an dich und deine Wünsche. An deine Ziele und deinen Weg.Arbeite an dir und lasse dich nicht entmutigen. Lebe deinen Kindern das positive vor. Zeige ihnen den Weg, den sie später einschlagen könnten.Lasse sie sehen, das man alles erreichen kann, wenn man nur daran glaubt. Dann hast du dein eigenes Wunder vollbracht.“

Dann wendet er sich dem wohlhabenden Mann zu.
„ Warum kann deiner Frau nur noch ein Wunder helfen?“, fragt er ihn ernst. „Was hat sie getan und was hast du vor? Trachtest du nach ihrem Leben? Warum?“
Der Mann wird wütend.“ Ich habe ihr alles gegeben!“, ruft er aufgebracht. Es fehlt ihr an nichts. Und trotzdem betrügt sie mich. Das habe ich nicht verdient.“
Der Engel nimmt die Hand des Mannes.“ Was fühlst du?“, fragt er ihn.
Der Mann versucht die Hand es Engels abzuschütteln.Aber es gelingt ihm nicht.
„ Was fühlst du?“, fragt er Engel noch einmal.
„ Deine Hand,“ antwortet der Mann zornig. „ Was sollte ich sonst fühlen.“
Der Engel drückt noch fester zu.“ Was noch ?”, fragt er wieder.“ Denn ist nicht nur einfach eine Hand.“
Der Mann lässt seine Schultern sinken und stöhnt gequält auf. „ Wärme spüre ich und Kraft,“ antwortet er geschlagen. „ Ruhe und Geborgenheit.“
Der Engel lächelt.“ Und?“, will er wissen.“ Wie fühlt sich das an?“
Der Mann lächelt. „ So gut,“ antwortet er.“ So gut. Ich verstehe was du mir sagen willst,“fährt er fort.“ Meine Gedanken haben sich nur um Wohlstand und Geld gedreht.Das hat mich innerlich tot für das Leben gemacht. Ich habe vergessen zuzuhören und zu sehen. Habe genommen, aber nicht gegeben. Es ist nicht die Schuld meiner Frau, sondern meine.“
Der Engel stimmt ihm zu.“ Das wahre Glück, mein Lieber. Findest du nur bei Menschen die dich lieben,“ sagt er aufmunternd. „ Es ist nie zu spät dieses zu erkennen.Verzeih ihr, dass sie die Liebe gesucht hat, die du ihr versagt hast.“
Der Mann nickt.“ Habe ich denn eine Chance, das mir meine Frau verzeiht?“, fragt er zerknirscht.
Der Engel schlägt mit seinen Flügeln. „ Zeige ihr, wie wunderbar du sein kannst,“antwortet er ihm.
„Erschaffe dich neu.Verzeihe dir selber und glaube an die, die dich brauchen und lieben.“
Der Mann hat verstanden und bedankt sich bei dem Engel.

Dieser wendet sich nun dem Verzweifelten zu.
„ Du hast viele Schulden und überlegst aus dem Leben zu scheiden?“, fragt er ihn ernst.“ Angst hast du, dass deine Familie dem Druck nicht gewachsen ist. Und weil du sie nicht verlieren willst, verlässt du sie lieber?“
Der Verzweifelte schüttelt den Kopf. „ Ich habe Angst, dass sie in mir den Verlierer sehen,“ antwortet er mühsam.“ Das sie mich auslachen und verachten.Und weil ich das nicht ertragen könnte, verlasse ich sie lieber.Sie werden trauern und mich irgendwann vergessen.“
Der Engel wird wütend.“ Was werden sie vergessen?“,fragt er ihn zornig.“ Das du sie im Stich gelassen hast? Bist du sicher, das sie um dich trauern werden?“
Der Verzweifelte kann nicht fassen, das der Engel so mit ihm redet.Was meinte er bloß? Verständnislos sieht er den Engel an. „ Ich meine es doch nur gut,“ sagt er daher trotzig.
Da fasst der Engel seine Schultern und schüttelt ihn.“ Wenn jeder der in Schwierigkeiten steckt, diesen Weg wählen würde,“ sagt er eindringlich.“ Hätte der Himmel viel zu tun.Du wählst diesen Weg, weil du es bist, der nicht noch einmal von vorne anfangen will.Es ist dir zu mühselig.“
Der Mann gibt dem Engel einen Stoß. „ Das glaubst auch nur du!“, schreit er ihn an. „ Ich habe meine Arbeit verloren. Was wird aus unserem Haus? Mit den Kindern? Ihre Freunde werden sie ausschließen. Und nur, weil wir alles verlieren werden.“
Der Engel wehrt sich und stößt den Mann weit von sich. „ Hast du dass deinen Kindern beigebracht?“, schreit er aufgebracht. „ Das sie nur die wertschätzen sollen.die sich alles leisten können? Stumpfe,lächerliche und nichtssagende Werte. Dann bist du ihr Totengräber. Denn irgendwann, werden sie dir folgen.“
Der Mann sinkt auf die Knie und weint erbärmlich. „ Aber so ist das Leben,“ stammelt er.
Der Engel bekommt Mitleid mit ihm und hilft ihm auf. „ So kann das Leben nicht sein,“ antwortet er milde.“ Nicht wir, sondern ihr habt es zu einem Kampf gemacht.So sind euch die wirklichen Werte, die das Leben ausmachen abhanden gekommen. Immer mehr von euch bitten um Wunder. Und warum? Weil ihr euch alle nach etwas anderem sehnt.Die Hektik des Lebens wird euch zu viel. Verborgene Sehnsüchte erfüllen eure Seele.Wenn ihr es zulasst, öffnen sich euer aller Augen wieder. Ihr seid nicht alleine. Zusammen, könnt ihr viele Wunder erschaffen.“ Der Engel gähnt ausgiebig.“ Feiglinge seid ihr,“ sagt er müde.
Der Verzweifelte, reicht dem Engel seine Hand. „ Dann mache ich den Anfang,“ sagt er dankbar. „ Ich will kein Feigling mehr sein und auch nicht der Totengräber meiner Kinder. Du hast Recht, die eigentlichen Werte, die das Leben ausmachen sehen anders aus.Wir werden bei Null anfangen müssen.Aber das macht nun nichts mehr. Ich freue mich, wenn wirkliche Freunde, bald unser Leben neu bereichern.“
Der Engel legt seinen Arm um ihn. „ Und schon wieder ist ein Wunder geschehen,“ sagt er und lächelt. Er breitet seine Flügel weit aus. „ Hört mir zu!“, ruft er laut.
Es ist traurig, das Glück und Unglück von einem Stück Papier ,und von ein paar Münzen abhängig ist,“ sagt er nachdenklich. „ Glaubt es oder glaubt es nicht. Es geht auch anders.Aber da ihr um Wunder gebeten habt, will ich euch eines geben.Ein ganz kleines, mit großer Wirkung.“
Der Engel schüttelt sein Federkleid und eine kleine, flauschige weiße Feder schwebt sacht zu Boden. „ Wenn ihr mal wieder strauchelt oder anfangt zu zweifeln,“ sagt er zu ihnen. „Dann achtet auf eine kleine weiße Feder.Sie kann überall sein.Auf der Straße, direkt vor euren Füßen könnte sie liegen. An eurer Kleidung haften oder an euch vorbei schweben. Ganz egal wo ihr sie findet. Sie wird euch an das erinnern, was ihr wirklich wollt. Nur, ihr dürft das hinsehen nicht vergessen.“

Neben ihnen leuchtet ein helles Licht.Es umgibt eine alte Frau die langsam auf sie zu schreitet.
Der Engel nimmt ihre Hand und zieht sie an seine Lippen. „ Da bist du ja,“ begrüßt er sie liebevoll.
„ Ich habe auf dich gewartet. Es ist lange her, nicht wahr?“
Die alte Frau nickt freundlich.“ Ja,“ antwortet sie.“ Es ist lange her. Aber ich habe deinen Rat befolgt. Mein Leben war so erfüllt von Liebe und Harmonie.Von den kleinen Hürden, reden wir erst gar nicht.Es hat sich einfach gelohnt zu leben, zu glauben und zu kämpfen. Nur das zählt. Nun komme ich zu dir zurück und sage noch einmal Danke. Jede Feder die ich fand, veränderte mein Leben zum positiven.Danke.
Der Engel nimmt die alte Frau auf seine Arme.Dann breitet er seine Flügel aus.Doch bevor er mit ihr davon fliegt, dreht er sich noch einmal um.
„ Wir sehen uns wieder!“, ruft er ihnen zu.Dann erhebt er sich in die Lüfte.
 
Werbung:
Werbung:
Zurück
Oben