Die Schlangenkönigin

Sunnygirl

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Hi zusammen

Es gab eine Phase in meinem Leben, wo ich gerne Märchen, Mythen und Sagen las und deren tiefenpsychologischen und volkskundlichen Aspekte beleuchtete.

In einer dieser Geschichten ging es um ein kleines Kind, das sein Frühstück draußen - auf einem Stein sitzend - einnahm. Da gesellte sich eine weiße Schlange mit Königskrone zu ihm und aß mit. Die Mutter des Kindes beobachtete dieses seltsame vertraute Beisammensein der beiden, sah, wie ihr Kind der Schlange gutmütig auf das Krönchen schlug mit der Ermahnung, nicht nur wählerisch von der Milch, sondern auch von den Brotmöckchen zu nehmen, und machte es vor.

Der Mutter war diese seltsame Szene unheimlich, also wandte sie sich an ihren Mann, der die Schlange erschlug.

3 Tage danach war das Kind auch tot.

Ich finde, in dieser Geschichte steckt sehr viel tiefenpsychologisch Wahres. Sagen von Kindern haben mich schon immer besonders berührt.

In letzter Zeit entrümple ich wieder mal, was bei mir viele Erinnerungen hochkommen lässt. Doch fühle ich mich dabei irgendwie befremdet, so wie die Mutter in dieser Volkssage.

Ich habe den lebendigen Zugang zu vielen Erinnerungen verloren. Zwei Brüder sind tot. Mein Vater ist tot. Mit ihnen starben all die Jahre mit ihnen mit. Meine Kindheit ist tot.

Als ich die Zeichnungen meines Neffen durchsah, war es anders. Alles, was mich mit ihm verbindet, ist noch sehr lebendig. Er ist jetzt 13, aber noch immer sehe ich gleichzeitig sein Baby-Gesicht vor mir und höre sein lachendes Kreischen, als wäre es gestern gewesen. Alles, was in diesen 13 Jahren die Hölle war, ist jedoch verblasst wie ein böser Traum. Es ist, als hätte ich meine Lieben hinübergetragen in ein neues Schiff und das alte mit all dem Kummer sinken lassen.

Wenn ich an meinen Pa denke, dann sind nur noch die schönen Erinnerungen lebendig, alles andere ist farblos und leer geworden, unwichtig, nur noch ein Schatten.

Wie ergeht es euch mit euren Erinnerungen?
 
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Hi und ein Hallo,

Erinnerungen........... oh ja die habe ich, mir geht es fast so wie Dir, obwohl meine Eltern noch Leben, wir sind im letzten Jahr im Streit auseinander gegangen, jetzt wo Du es so schreibst, wird mir klar, ich denke sehr selten an Ihn und wenn verbinde ich es mit den guten Erinnerungen.

Ich habe vor 6 Monaten meine beiden Omis und meinen Onkel verloren, mir kommt es so vor als ob es die Zeit nicht gegeben hat, auch wenn man sich erinnert............ es bringt mich aber zum nachdenken,was Du geschrieben hast.

Gruss Missi
 
Meine Mum ist zwar nicht gestorben, aber sie ist innerlich für mich gestorben. Es ist noch nicht so lange her, aber bei erinnerungen an sie, tut es derzeit noch weh.

Bis Erinnerungen für mich einfach nur schön sind, müssen viele Jahre vergangen sein, damit ich einfach nur im guten zurückdenken kann...
 
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Liebe Sunny,


ich kann mich sehr sehr gut in deine gefühle hineinversetzen.

irgendwie gehts mir ein bisschen wie dir. man ist ja ein teil seiner vergangenheit, aber wenn diese vergangenheit so schicksalsbelastet ist, möchte, ja muss man sie irgendwie verabschieden, damit man weiterleben kann. dieser spagat ist sehr schwierig.

ich habe meinen mann und meinen sohn verloren. alles, was mein leben ausgemacht hat - meine familie - gibts nicht mehr. ich fühle mich wie ein baum, dem die wurzeln nach und nach abgeschnitten wurden....

alles, was mich an 30 lebensjahre erinnert (und das ist täglich irgend etwas) ist mit schmerzen verbunden. es gäbe so viele schöne erinnerungen, aber ich ertrage sie nicht.

ich steh da wie ein einsamer baum, der irgendwie versucht, neue wurzeln zu schlagen....

ich umarme dich :liebe1:

Sandy
 
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