Die Ewigkeit der letzten Sekunde

lazpel

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Hallo,

Ein Leben nach dem Tode im klassischen Sinne gibt es nicht. Davon bin ich fest überzeugt. Die Seele, also der "Hauch", oder die Psyche, oder der Geist stirbt mit dem Körper, unwiderruflich, und ist dadurch auch auf immer verloren.

Eine Reinkarnation existiert nicht, da mit dem Tode des Gehirns alles, was den Menschen seelisch, geistig und intellektuell ausmacht, ebenfalls stirbt, es also keine Möglichkeit gibt, die Person zu übertragen.

Ein Jenseits im klassischen intersubjektiven Sinne existiert nicht, da ein Ansatz einer dualistischen Weltsicht, die in Geist und Körper unterteilt, sich nicht als wahr erwiesen hat, und der Geist/die Seele vom Körper nicht getrennt werden und ohne den Körper weiterexistieren kann.

Ein Mensch stirbt, und kehrt nie wieder zurück. Ich erlebe die Sekunde des Todes eines mir nahestehenden Menschen als eine tragische Sekunde von vielen gleichen Sekunden im Takt des Lebens, und nehme die Zeitspanne nicht anders wahr, wie jede andere Sekunde bis zu meinem eigenen Tode.

Albert Einstein schrieb:
Die Unterscheidung zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ist nur eine Täuschung, wenn auch eine hartnäckige.

Zeit ist eine Angelegenheit der Wahrnehmung. Es kommt vor, daß ich in Träumen Stunden erlebe, währenddessen ich nur Minuten schlafe.

In einer Bewußtlosigkeit nimmt man oftmals selbst nur eine Sekunde wahr, es vergehen aber Stunden.

Peter Brugger schrieb:
Es ist eine alte Frage, wie es möglich ist, komplexe Szenen in Sekundenbruchteilen zu träumen. Neben Ihrem Bett fällt eine Ständerlampe um, und im Traum interpretieren Sie das blitzschnell als fallenden Baum, bloss weil Sie gerade eine Szene am Waldrand geträumt haben. Aber bis der Baum fällt! Da kommt erst noch der Förster mit der Motorsäge und legt ihn um. Es ist paradox. Das Gefühl einer kontinuierlichen Zeit wird vermutlich im sogenannten Schläfenlappen hergestellt, einem Teil der Grosshirnrinde. Wie das Erlebnis des gleichmässigen Fliessens der Zeit genau zustande kommt, wissen wir aber nicht.

Die Funktion des Scheitel- und Schläfenlappens wird beeinträchtigt, falls Sauerstoffmangel herrscht. Dann ändert sich auch die Wahrnehmung der Zeit, die Wahrnehmung der eigenen Person und die Wahrnehmung des Ichs (z. B. außerkörperliche Effekte). Eine elektrische Stimulierung des Scheitellappens führt zu außerkörperlichen Erfahrungen, die in Sekunden-Bruchteilen minutenlange Sequenzen abspielen können.

Sauerstoffmangel ist natürlich auch dann gegeben, wenn der Körper stirbt.

Das heißt, ein Sterbender wird ein ganz anderes Zeitempfinden haben.

Meine These lautet nun, daß der letzte Augenblick des Lebens im Gehirn zeitlos wahrgenommen wird.

D. h., es kann sein, daß der letzte Augenblick die wahrgenommene Zeit zum Stillstand bringt. Alles, was man in dieser Unendlichkeit der letzten Sekunde wahrnimmt, ist die eigene innere Projektion. Man verbringt möglicherweise die Ewigkeit in der eigenen Traumwelt.

Daraus könnte sich die Aussage ableiten lassen, daß es ein Jenseits gibt. Das würde aber nicht passen, da ein Jenseits per Definition außerhalb des eigenen Selbst wäre, ich spreche allerdings von einem Diesseits, welches bereits in uns ist, und welches man formt, tagein, tagaus mit dem, was man denkt, wie man fühlt, und wie man handelt, und insbesondere auch damit, an was man glaubt.

Die letzte intersubjektive Sekunde könnte zur subjektiven Ewigkeit werden, in der man in die Welt eintaucht, die man selbst ist, und die man sich selbst geschaffen hat.

Gruß,
lazpel
 
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wow, lazpel, als ich den ersten absatz deines posting las, sträubte sich ALLES in mir! gerade mir, die ich so auf ein 'jenseits' hoffe, widerstrebte es total...

aber ich las weiter. und ich begann zu verstehen.

dein text regt mich sehr zum nachdenken an. ist es doch irrsinnig schwer, etwas entgegen dem persönlichen 'wunschdenken' zu akzeptieren.:escape:

aber, du könntest durchaus recht haben! es hört sich sehr plausibel an. aber ich wünsche mir trotzdem, du hast unrecht mit deiner these. :kiss3:
 
hi lazpel!

deine ausführungen klingen ja wirklich logisch. dennoch finde ich, dass die logik bei einem thema, wie das leben nach dem tod, falsch angebracht ist. soll jetzt nicht persönlich gegen dich sein, aber ich bin halt fest der überzeugung, dass es die wiedergeburt gibt.

mfg :zauberer1
 
Hallo Lazpel!

Es ist schön, dass du dich mit den Funktionen des Gehirns vertraut machst.
Das Gehirn vermag viel mehr zu leisten. Es ist der dominante Aspekt unseres Lebens.
Und doch gibt es da eine Sache, die du in deine Rechnung nicht eingebaut hast: Die Unsterblichkeit der Energie. Ein physikalisches Gesetz.
Die Atome deiner Hand sind Milliarden von Jahre alt. Sie haben sich aber irgend wann zufällig entschlossen, deine Hand zu werden.
Die Gesetze des Alls sind sehr vielfältig und trotzdem liegt ihnen der Energieerhaltungssatz inne und dieser reagiert auf Actio und Reactio. Jetzt wirds zu physikalisch :daisy: . Noch mehr und ich schreibe selbst ein Buch darüber.
Aber: Ursache und Wirkung kommen auch hinzu und die mit dem Energieerhaltungssatz zusammen erklären die Unsterblichkeit der Seele. ;)

Das soll reichen. :rolleyes:
 
lazpel schrieb:
Zeit ist eine Angelegenheit der Wahrnehmung. Es kommt vor, daß ich in Träumen Stunden erlebe, währenddessen ich nur Minuten schlafe.
Hi lazpel, wohl wahr, aber da muss man nicht der Welt der Träume
bemühen. Ich zitier nochmal den Meister:

»Eine Stunde mit einem hübschen Mädchen vergeht wie eine Minute, aber eine Minute auf einem heißen Ofen scheint eine Stunde zu dauern.« (Albert Einstein)


lazpel schrieb:
Das heißt, ein Sterbender wird ein ganz anderes Zeitempfinden haben.

Meine These lautet nun, daß der letzte Augenblick des Lebens im Gehirn zeitlos wahrgenommen wird.

Die letzte intersubjektive Sekunde könnte zur subjektiven Ewigkeit werden, in der man in die Welt eintaucht, die man selbst ist, und die man sich selbst geschaffen hat.
Das glaube ich auch verschiedenen Gründen nicht. Für mich ist
Verlust von Zeitgefühl nicht unbedingt wahrgenommene
Ewigkeit. Könnte auch ein kurz aufblitzendes totales Chaos sein.
In diesem Ausnahmezustand, wo das sorgsam konstruierte
"Ich" nicht mehr vom Gehirn aufrechterhalten wird und alle
Unterschiede zwischen jetzt und später, Bewusstsein und
Unterbewusstsein zusammenbrechen - tja, da kann ich mir
eine ruhige kontemplative Träumerei einfach nicht vorstellen.

Das Ich zerbricht, was bestimmt zunächst eine überwältigende
Erfahrung ist. Aber dann ist es zerbrochen. Das Wort Erfahrung
macht dann keinen Sinn mehr.

Gruss
Camajan
 
JeaDiama schrieb:
Aber: Ursache und Wirkung kommen auch hinzu und die mit dem Energieerhaltungssatz zusammen erklären die Unsterblichkeit der Seele. ;)
Auf die Erklärung bin ich ja mal gespannt.

Ein Erhaltungssatz erklärt zunächst mal gar nichts, er beschreibt nur die Erhaltung einer Grösse bei bestimmten
Vorgängen. Ein hochkomplexer Vorgang kann auch nicht durch Erhaltungssätze beschrieben werden, geschweige denn
erklärt.

Gruss
Camajan
 
Hallo lazpel,

lazpel schrieb:
Ein Jenseits im klassischen intersubjektiven Sinne existiert nicht, da ein Ansatz einer dualistischen Weltsicht, die in Geist und Körper unterteilt, sich nicht als wahr erwiesen hat, und der Geist/die Seele vom Körper nicht getrennt werden und ohne den Körper weiterexistieren kann.

Wieso hat sich das nicht als wahr erwiesen? Es ist wahr, dass wir das Gehirn immer besser vestehen. Aber was (soweit ich weiß) noch nicht herausgefunden wurde ist der Ursprung der Gedanken und Gefühle. Vielleicht ist das Gehirn vielmehr eine Art Sende-Empfangseinrichtung zwischen unserer Seele und dem Diesseits. Je kaputter es wird, desto schlechter funktioniert die beidseitige Übertragung. Das Bild von außen wäre genau das selbe, egal, ob es eine unsterbliche Seele gibt, oder alles "nur" im Gehirn stattfindet.

lazpel schrieb:
Die Funktion des Scheitel- und Schläfenlappens wird beeinträchtigt, falls Sauerstoffmangel herrscht. Dann ändert sich auch die Wahrnehmung der Zeit, die Wahrnehmung der eigenen Person und die Wahrnehmung des Ichs (z. B. außerkörperliche Effekte). Eine elektrische Stimulierung des Scheitellappens führt zu außerkörperlichen Erfahrungen, die in Sekunden-Bruchteilen minutenlange Sequenzen abspielen können.

Sauerstoffmangel ist natürlich auch dann gegeben, wenn der Körper stirbt.

NDE wurden nicht nur unter Sauerstoffmangel wahrgenommen. Es gibt auch Beispiele, die unter normaler oder übergroßer Sauerstoffkonzentration gemessen wurden.

Und wieder... das widerspricht nicht einem Bild des Gehirns als Sende/Empfangsstation.

Such mal unter google nach Dr. Michael Schröter-Kunhardt. Er hat eine interessante Theorie über NDE. Zugegeben, unter Fachkollegen ist er nicht unumsritten... aber das muss auch nicht heißen, dass er unrecht hat.

lazpel schrieb:
Meine These lautet nun, daß der letzte Augenblick des Lebens im Gehirn zeitlos wahrgenommen wird.

Eine Vorstellung, die mir mehr Angst macht, als alle andere Vorstellungen. Selbst die, dass mit dem Tod wirklich alles vorbei ist.

Ich muss gestehen, dass ich stark gebiast bin, da ich mich gerade an die Vorstellung eines Weiterlebens nach dem Tod festklammere und daran glauben, bzw. es wissen will. Insofern werde ich da nicht emotionslos und nüchtern diskutieren können.

Viele Grüße
Joey
 
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lazpel schrieb:
Hallo,

Ein Leben nach dem Tode im klassischen Sinne gibt es nicht. Davon bin ich fest überzeugt. Die Seele, also der "Hauch", oder die Psyche, oder der Geist stirbt mit dem Körper, unwiderruflich, und ist dadurch auch auf immer verloren.

Eine Reinkarnation existiert nicht, da mit dem Tode des Gehirns alles, was den Menschen seelisch, geistig und intellektuell ausmacht, ebenfalls stirbt, es also keine Möglichkeit gibt, die Person zu übertragen.

Ein Jenseits im klassischen intersubjektiven Sinne existiert nicht, da ein Ansatz einer dualistischen Weltsicht, die in Geist und Körper unterteilt, sich nicht als wahr erwiesen hat, und der Geist/die Seele vom Körper nicht getrennt werden und ohne den Körper weiterexistieren kann.

Ein Mensch stirbt, und kehrt nie wieder zurück. Ich erlebe die Sekunde des Todes eines mir nahestehenden Menschen als eine tragische Sekunde von vielen gleichen Sekunden im Takt des Lebens, und nehme die Zeitspanne nicht anders wahr, wie jede andere Sekunde bis zu meinem eigenen Tode.



Zeit ist eine Angelegenheit der Wahrnehmung. Es kommt vor, daß ich in Träumen Stunden erlebe, währenddessen ich nur Minuten schlafe.

In einer Bewußtlosigkeit nimmt man oftmals selbst nur eine Sekunde wahr, es vergehen aber Stunden.



Die Funktion des Scheitel- und Schläfenlappens wird beeinträchtigt, falls Sauerstoffmangel herrscht. Dann ändert sich auch die Wahrnehmung der Zeit, die Wahrnehmung der eigenen Person und die Wahrnehmung des Ichs (z. B. außerkörperliche Effekte). Eine elektrische Stimulierung des Scheitellappens führt zu außerkörperlichen Erfahrungen, die in Sekunden-Bruchteilen minutenlange Sequenzen abspielen können.

Sauerstoffmangel ist natürlich auch dann gegeben, wenn der Körper stirbt.

Das heißt, ein Sterbender wird ein ganz anderes Zeitempfinden haben.

Meine These lautet nun, daß der letzte Augenblick des Lebens im Gehirn zeitlos wahrgenommen wird.

D. h., es kann sein, daß der letzte Augenblick die wahrgenommene Zeit zum Stillstand bringt. Alles, was man in dieser Unendlichkeit der letzten Sekunde wahrnimmt, ist die eigene innere Projektion. Man verbringt möglicherweise die Ewigkeit in der eigenen Traumwelt.

Daraus könnte sich die Aussage ableiten lassen, daß es ein Jenseits gibt. Das würde aber nicht passen, da ein Jenseits per Definition außerhalb des eigenen Selbst wäre, ich spreche allerdings von einem Diesseits, welches bereits in uns ist, und welches man formt, tagein, tagaus mit dem, was man denkt, wie man fühlt, und wie man handelt, und insbesondere auch damit, an was man glaubt.

Die letzte intersubjektive Sekunde könnte zur subjektiven Ewigkeit werden, in der man in die Welt eintaucht, die man selbst ist, und die man sich selbst geschaffen hat.

Gruß,
lazpel



hm, lustig...
haargenau diese These hatte ich vor einigen Tagen einem Mailfreund von mir geschrieben...
 
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