Deutung des Bisses durch die eigene Mutter

Lichttaucherin

Neues Mitglied
Registriert
16. März 2019
Beiträge
7
Hallo Ihr Lieben!
Ich hatte heute einen Albtraum wie ich ihn schon sehr lange nicht mehr hatte und wäre sehr dankbar für eure Hilfe.

Ich muss dazu sagen, dass ich von meiner Mutter bis zu meinem Auszug sehr gequält wurde (psychisch und physisch) und da an der Aufarbeitung dran bin (habe seit 2 Jahren keinen Kontakt, was bei mir immer wieder Thema ist ob ich mir das "erlauben" darf), momentan beschäftige ich mich intensiv mit Reinkarnation und mit der Idee, dass wir bereits vor unserer Geburt wählen, welche Schwierigkeiten wir erleben werden.
Ich versuche also mit dem Erlebten ins Reine zu kommen und sie zu lieben um meine Ängste vor ihr zu verlieren.

Als Kind hatte ich ständig sehr schlimme Albträume, seit dem Kontaktabbruch aber kaum mehr und so Angst wie heute im und nach dem Traum hatte ich viele, viele Jahre nicht mehr.

Jetzt aber zum Traum:
Ich träumte ich wäre Kind (12) und mein kleiner Bruder(4), meine Mutter und irgendein Wesen liegen zusammen im Bett. Mein kleiner Bruder hatte mir gerade erzählt dass er sich daran erinnern kann 1945 gelebt zu haben und wie er durch Feuer gestorben war. Das Wesen stimmte eine düstere Melodie an, ich sagte ihm es soll damit aufhören, was es auch tat.
Dann erzählte ich meiner Mutter davon, die sich dann plötzlich meinem Hals näherte (was ich gewähren ließ im Glauben sie wollte mich küssen) und mir hineinbiss was unendliche Angst bei mir hervor rief.
Ich war dann kurz in einer anderen Welt (gestorben?), wachte dann auf und hatte wirklich lange Mühe, mich zu beruhigen, da ich ständig das Gefühl hatte dass ich nicht alleine war und seltsame Geräusche hörte.


Ich weiß überhaupt nicht was mir dieser Traum sagen soll, ich wäre euch sehr dankbar wenn ihr mir da Input geben könntet...
Danke schon im voraus!
LG
Eva
 
Werbung:
Ich war dann kurz in einer anderen Welt (gestorben?),
Du warst zuvor, also während der Traumszene in dieser anderen Welt. Der Biss, deine Panik, hat dich in die Realität katapultiert, in der du dann aufgewacht bist.

Die gesamte Szenerie ist symbolischer Natur. Das Wesen im Bett deiner Mutter, das ist halt ihr fremdes, unverständliches Wesen, das sie an sich hat, das sie ihr Kind quälen lässt. Dieses düstere Wesen kannst du dirigieren. Du kannst es zum Schweigen bringen.
Das war eine Info deines Traumes.

Deine Mutter beißt dich in den Hals. Der Hals ist die verletzlichste Körperstelle. Raubtiere töten ihren Fang mit einem Biss in den Hals.
Wenn deine Mutter das macht bei dir, dann empfindest du dich nach wie vor als ihr wehrloses Opfer. Flüchten ist alles, was du kannst. Flüchten in die Realität, wo deine Mutter schon lange keine Macht mehr hat über dich.
Also keine reale Macht. In deinen Gedanken und Gefühlen siehst du dich nach wie vor als schwach, hilflos, ausgeliefert.
(habe seit 2 Jahren keinen Kontakt, was bei mir immer wieder Thema ist ob ich mir das "erlauben" darf)
Ob du dir was erlauben darfst? Kontakt haben oder keinen Kontakt haben?
Ich versuche also mit dem Erlebten ins Reine zu kommen ... um meine Ängste vor ihr zu verlieren.
Dass diese Ängste rational nicht zu begründen sind, wird dir klar sein. Du bist erwachsen, du kannst kommen und gehen, du kannst ihr sagen, was für eine Mutter sie ist. Einfach so. Sachlich und nüchtern: Das und das hast du mit mir gemacht.

Die Dinge aussprechen, das ist in jedem Fall die wirksame Selbsttherapie. Was immer du machst und sagst, du sagst es deinetwegen. Nicht um bei ihr etwas zu erreichen.
Ich versuche also mit dem Erlebten ins Reine zu kommen und sie zu lieben
Wenn du für dich selbst erreichen willst, deine Mutter lieben zu können, gut, dann versuche es.
Aber man muss seine Eltern nicht lieben. Man soll sie „ehren und achten“. Das ist ein Unterschied. Versuche diesen Unterschied zu verstehen.
Reinkarnation und mit der Idee, dass wir bereits vor unserer Geburt wählen, welche Schwierigkeiten wir erleben werden
Ja, das wählen wir. Also hast auch du deine Muter gewählt und du hast vor der Geburt gewusst, welche Erfahrungen du machen wirst mit ihr. Und sie hat es auch gewusst.

Es zu wissen und trotzdem diese Umstände so zu wählen, hat nichts, aber auch gar nichts mit Schuld zu tun. Dass nur mal ganz grundsätzlich.

Du hattest deine guten Gründe dafür. Die kann dir natürlich keiner von außen exakt benennen. Man kann nur allgemeine Annahmen formulieren.
Es geht ja um die Themen Liebe und Abhängigkeit, darum, dass einem Kind das natürliche, angeborene Selbstwertgefühl genommen wird. Misshandelte Kinder fühlen sich minderwertig. Sie meinen, es geschieht ihnen Recht, sie hätten nichts anderes verdient.
Es ist dann für sie als erwachsener Mensch ein längerer Prozess, sich dieses Selbstwertgefühl wieder bewusst zu machen, es zu empfinden und auszudrücken.

Die Mutter wird solange hochgehalten als andauernder Angstgegner, bis dieser Prozess durchlaufen ist.
Es ist nun viiiiel leichter, sich immer weiter auf die Taten der Mutter zu konzentrieren, da was relativieren zu wollen wegen Liebe und so, als sich mit sich selbst zu befassen. DAS ist die wahre Herausforderung.

Du bist heute erwachsen. Wer bist du ohne die Mutter? Welche Eigenschaften und Fähigkeiten hast du? Und wie gesagt, die Mutter vorschieben, das bist du erstens gewohnt und zweitens entlastet es dich selbst.

Finde von den 100 guten Eigenschaften, die hast (mindestens) 10, die du benennen kannst. Definiere dich, wie du bist, wie du sein möchtest. Du hast absolut die freie Wahl dabei. Dann schau in den Spiegel, lächle dich an und dann lebe.

Den Prozess der Auf- und Verarbeitung, wie das heute verstanden wird, den kannst du sehr abkürzen. Du entscheidest, wer du bist und welche Rolle du spielst, und das in jedem Moment deines Lebens.
Liebe Grüße, Renate
 
Wichtigste symbole (in meine augen) sind Hals und beissen.

Das deutet auf nahrung hin.

Habe schon ofter geschrieben das ernahrung (mit zu viele "'zusatzstoffe" wie geschmacksverstarker', Alptraume hervorrufen konnen.
 
Vielen, vielen Dank euch beiden für eure Antworten!

@petrov: Danke, darauf werde ich mal verstärkt achten. Allerdings habe ich in den letzten Tagen nichts gegessen, was anders gewesen wäre als sonst und ich hatte wirklich schon lange keine solchen Albträume mehr. Aber danke für den Hinweis!


@Renate Ritter Offenbach:
Wenn deine Mutter das macht bei dir, dann empfindest du dich nach wie vor als ihr wehrloses Opfer. Flüchten ist alles, was du kannst. Flüchten in die Realität, wo deine Mutter schon lange keine Macht mehr hat über dich.
Also keine reale Macht. In deinen Gedanken und Gefühlen siehst du dich nach wie vor als schwach, hilflos, ausgeliefert.
Oh ja, das trifft es sehr gut.

Ob du dir was erlauben darfst? Kontakt haben oder keinen Kontakt haben?
Erlauben, keinen Kontakt zu haben weil es mir gut tut, aber obwohl ich weiß, dass sie darunter leidet weil sie es nicht verstehen kann und auch wütend auf mich ist deswegen. Manchmal denke ich auch, ich müsse Kontakt haben weil ich mich durch meinen Kontaktabbruch der Herausforderung nicht stellen würde und mich quasi "feige" meinem Schicksal entziehen würde und es aushalten müsste wie sie mich behandelt.

Man soll sie „ehren und achten“. Das ist ein Unterschied. Versuche diesen Unterschied zu verstehen.
Das finde ich wirklich sehr interessant, Danke für diesen Hinweis! Darüber habe ich tatsächlich noch nicht nachgedacht. Gerade "ehren" hielt ich immer für eine "Stufe" über "lieben". Ich würde wirklich gerne, wenn es dir nichts ausmacht, deine Sichtweise dazu hören, also was du unter "ehren und achten" verstehst. In meinen Augen war "ehren und achten" ein Synonym für "verehren", also den Menschen zum Vorbild nehmen gewissermaßen.
Ich würde mich sehr freuen, wenn du mir dazu sagen würdest, wie du darüber denkst.

Es ist nun viiiiel leichter, sich immer weiter auf die Taten der Mutter zu konzentrieren, da was relativieren zu wollen wegen Liebe und so, als sich mit sich selbst zu befassen. DAS ist die wahre Herausforderung.
Ich habe mich jetzt fast zwei Jahre lang ganz darauf konzentriert, die "alten Geschichten" ruhen zu lassen, jetzt zu verstehen wie ich mich verhalte und warum, aber ich habe das Gefühl immer wieder an eine Grenze (die von mir gesetzt wird, ist mir schon klar) zu stoßen und nicht weiter zu kommen, darum habe ich begonnen mich intensiv mit dem Vergeben (mir vor allem, dass ich mir zuliebe Kontakt abgebrochen habe) und ihr zu beschäftigen, da meine Ängste noch immer so gegenwärtig sind. Mir erschien es auch falsch, es nur verdrängen zu wollen und mich nicht der Auseinandersetzung mit diesen Ängsten bewusst zu stellen.
Oder verstehe ich dich falsch? Ich bin mir nicht sicher ob ich richtig verstanden habe, was du meinst.


Finde von den 100 guten Eigenschaften, die hast (mindestens) 10, die du benennen kannst. Definiere dich, wie du bist, wie du sein möchtest. Du hast absolut die freie Wahl dabei. Dann schau in den Spiegel, lächle dich an und dann lebe.

Deine Worte haben mich wirklich sehr berührt, Danke noch mal dafür.
Mein Selbstvertrauen ist allerdings, wie du auch richtig erkannt hast, in Mitleidenschaft geraten und wie ich eben beschrieben habe, habe ich das Gefühl ich komme über eine bestimmte Schwelle nicht hinaus, stehe mir da selbst mit Unsicherheiten und Ängsten im Weg.
Ich habe auch öfter gehört, man müsse zuerst das Familienkarma auflösen, bevor man sich mit persönlichen Problemen befassen kann, was hältst du denn von dieser Sichtweise?

Es tut mir leid, das waren jetzt doch einige Fragen. Ich würde mich aber sehr freuen, wenn du mir darauf (müssen ja nicht alle sein) antworten würdest.

Habt einen schönen Sonntag!
 
Erlauben, keinen Kontakt zu haben weil es mir gut tut, aber obwohl ich weiß, dass sie darunter leidet weil sie es nicht verstehen kann und auch wütend auf mich ist deswegen
Dir ist klar, es gibt keinen Menschen, keine Instanz oder so was, die dir was erlauben oder nicht erlauben kann. Du erlaubst, was auch immer. Es gibt auch kein übergeordnetes Gewissen, das dich schuldig sprechen könnte.
Aber deine Mutter versteht nicht, dass du keinen Kontakt hältst? Du hast es ihr nicht erklärt, nicht begründet, nicht gesagt, wie du leidest wegen diesem und jenem, was sie gemacht hat mit dir?
Wenn du nicht zu ihr kommst, dann natürlich deinetwegen nicht. Es geht nicht darum, sie zu bestrafen. Du musst erst klarkommen mit der Vergangenheit. Das sollte sie aber wissen.
Gerade "ehren" hielt ich immer für eine "Stufe" über "lieben".
Einen Menschen lieben, das ist ein Gefühl. Ihn ehren und achten, das macht man mit dem Kopf. Dazu braucht es keine Emotionen.

Alle Kinder lieben ihre Eltern. Aber manchmal werden sie so schlimm behandelt von ihnen, dass diese natürliche Liebe immer weiter in ihr Herz vergraben werden muss. Und DAS ist es, was tatsächlich das Schmerzhafte ist für sie. Ihre Liebe nicht mehr ausdrücken können, sie verleugnen müssen, vor anderen und auch vor sich selbst. Das tut mehr weh als Schläge.

Aber die Mutter hat dich geboren. Sie hat dich großgezogen. Dafür schuldet das Kind Respekt und eben Achtung. Darüber hinaus aber ist das Kind zu gar nichts verpflichtet. Jede Zuwendung und Fürsorge für die Eltern ist der freiwillige Ausdruck ihrer Liebe für sie. Die aber kann man nicht fordern. Die muss wahrhaftig empfunden werden.

Einen Menschen verehren ist aber ein Gefühl von Zuneigung. Ehren und verehren ist in der Bedeutung zweierlei.
Ich habe mich jetzt fast zwei Jahre lang ganz darauf konzentriert, die "alten Geschichten" ruhen zu lassen
Das ist richtig, nachdem man sie nicht ruhen lies. Erstmal muss man alles vorholen, sämtliche seelischen Verletzungen bewusst machen und sie ausdrücken, weinen, schreien, einem Menschen erzählen, der zuhören will. Durchaus auch mehrmals.
Dann wird sich das Bedürfnis ganz von selbst legen, sich immer weiter in der Vergangenheit aufzuhalten mit seinen bewussten Gedanken.

Es geht nicht um vergessen. Aber der Abstand, den es braucht, den erreichst du, indem du dir deinen Schmerz bewusst machst.
Dazu gehört auch die Ansprache der Mutter. Sie muss gesagt bekommen, wie sehr verletzt du bist. Das aber so sachlich wie möglich. Keine Anklage, denn das würde automatisch dazu führen, dass sie sofort in Verteidigungsstellung geht, gewisse Dinge abstreitet und sie nun umgekehrt dich anklagt.
darum habe ich begonnen mich intensiv mit dem Vergeben (mir vor allem, dass ich mir zuliebe Kontakt abgebrochen habe) und ihr zu beschäftigen
Wenn du dir dafür vergeben musst, dann deshalb, weil du dich selbst zuvor schuldig gesprochen hast. Aber – siehe oben – keinen Kontakt zu haben ist legitimes Verhalten von dir. Es gibt diese Schuld nicht.
Mir erschien es auch falsch, es nur verdrängen zu wollen und mich nicht der Auseinandersetzung mit diesen Ängsten bewusst zu stellen.
Natürlich wäre das falsch.
Aber, Eva, Ängste? Wovor? Du hast „Angst haben“ gelernt. Deshalb ist das ein gewohntes Gefühl von dir. Und wenn du heute immer noch unter Angst leidest, dann doch aus purer Gewohnheit. Weshalb sonst?
Ich habe auch öfter gehört, man müsse zuerst das Familienkarma auflösen
Hä? Entschuldige, aber selbst wenn es so was wie ein Familienkarma real gäbe, du könntest es nicht auflösen. Ist aber sowieso Nonsens.

Du bist deinetwegen auf der Welt. Du verfolgst ein Ziel mit deiner Existenz hier. Und die Menschen, mit denen du zu tun hast einschließlich deiner Familie, die benutzt du, um deinen Lebensplan umzusetzen. Deine Familie hat eine Funktion in deinem Leben.

Auch wenn das von Außen betrachtet nicht so aussieht, deine Familie war und ist dir behilflich. Selbst wenn man dir Steine in den Weg legt, die Steine waren gewollt im Hier und Jetzt. Und nicht etwa Karma, was ja weiter nichts ist als eine nicht fassbare Schuld aus einem nicht fassbaren anderen Leben, mit der man belastet wäre für dieses Leben hier. Nein, jedes Leben ist ein neuer Roman.
Liebe Grüße, Renate
 
Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, so ausführlich zu antworten, liebe Renate Ritter Offenbach :love:

Aber deine Mutter versteht nicht, dass du keinen Kontakt hältst? Du hast es ihr nicht erklärt, nicht begründet, nicht gesagt, wie du leidest wegen diesem und jenem, was sie gemacht hat mit dir?
Die "Gespräche" bei denen ich damals versucht habe meinen Standpunkt klar zu machen, das war aber schon lange bevor ich Kontakt abgebrochen habe, haben immer so geendet, dass sie meinte ich bin bösartig und berechnend und sowieso die größte Enttäuschung ihres Lebens. Sie kann sich an Schläge durch sie nicht erinnern und sieht sich als Mutter, die das Opfer ihrer Männer und einer schrecklichen, undankbaren Tochter geworden ist.
Mein Partner hat dann nach dem Kontaktabbruch noch versucht ihr (sehr sachlich) zu erklären, dass sie wohl unbewusst (oder auch nicht) viel falsch gemacht hat, so wie auch ihre Mutter bei ihr, am Ende des Gesprächs meinte sie nur er solle mir ausrichten "das gibt schlechtes Karma". :whistle: Meine Mutter hat aber auch schon mehrmals versucht, zu erreichen, dass ich meine Wohnung verliere, also wenn sie die Gelegenheit hat, versucht sie mich unter Druck zu setzen.

Eine (Halb-)Schwester von mir hat auch Kontakt abgebrochen und ihr auch sehr offen gesagt warum sie das möchte. Bei ihr führt unsere Mutter diesen Kontaktabbruch trotz der Gespräche aber auch nicht auf sich und ihr Verhalten zurück, sondern darauf, dass der Vater meiner (Halb-)Schwester sie als Kind traumatisiert hat und sie darum "gestört" ist.
Ich bin in ihren Augen einfach nur bösartig und habe einen schlechten Charakter.


Dazu gehört auch die Ansprache der Mutter. Sie muss gesagt bekommen, wie sehr verletzt du bist. Das aber so sachlich wie möglich. Keine Anklage, denn das würde automatisch dazu führen, dass sie sofort in Verteidigungsstellung geht, gewisse Dinge abstreitet und sie nun umgekehrt dich anklagt.
Ich verstehe was du meinst, aber ich habe das Gefühl meine Mutter hat durch ihre eigenen schweren Traumata so wenig Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl hat, dass es ihr ohnehin nicht möglich wäre, einzusehen, dass das die Reaktion auf ihre Aktionen ist.


Ich werde auf jeden Fall über alles was du geschrieben hast noch nachdenken und es mal "wirken" lassen. Ich danke dir sehr, sehr herzlich für deine Mühe!
 
Hallo Eva,
ich hoffe du liest das noch. Ich möchte dir noch mal was schreiben zu deiner Mutter.
Ich verstehe was du meinst, aber ich habe das Gefühl meine Mutter hat durch ihre eigenen schweren Traumata so wenig Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl hat, dass es ihr ohnehin nicht möglich wäre, einzusehen, dass das die Reaktion auf ihre Aktionen ist.
Eben.
Es geht nicht darum, mit Gesprächen bei ihr etwas zu erreichen. Du sagst es deinetwegen. Damit du deine Position, aber vor allem deine Gefühle klar formuliert hast. Vor dir selbst. Für dich selbst.
Das ist aber vor dem Spiegel nur halb so wirksam. Im stillen Kämmerlein kann man ja mit sich reden, was man will. Es hat nur dann eine Wirkung – auf dich selbst – wenn du es der betreffenden Person gesagt hast.

Mit ca. 50 Jahren ist die Charakterbildung abgeschlossen. Dann fällt es einem Menschen sehr schwer, sich in seinem Denken und Fühlen zu verändern.
Deine Mutter sorgt für sich. Und das ist normales Verhalten.
Die Selbstgerechtigkeit deiner Mutter ist der unreife, hilflose Versuch, sich selbst zu schützen. Diese Selbstgerechtigkeit wird sie dereinst mit ins Grab nehmen.
Aber sie schützt sich. Und das ist es, was ich auch dir noch mal nahelegen möchte.
Was immer du tust oder sagst, sei dir bewusst, dass du es deinetwegen sagst.

Tief verborgen in deinem Herzen liebst du deine Mutter. Diese Liebe ist nur verschüttet mit den Erfahrungen der Kindheit. Du kannst sie nicht einfach so ausdrücken.
Und dieser Spagat der Gefühle ist das, was dir Schuldgefühle macht, weswegen du nicht weißt, ob es richtig ist, keinen Kontakt zu haben oder ob es richtig wäre, Kontakt zu halten.

Wenn deine Mutter dich heute noch verletzen kann mit ihren Worten, wenn sie immer noch seelische Macht hat über dich, dann weil du ihr diese Macht gibst. Und die gibst du ihr wegen deinen widersprüchlichen Gefühlen ihr gegenüber.
Schau sie dir an in ihrer Hilflosigkeit, wie sie selbst verletzt wurde und das ihr Leben lang nicht überwinden konnte. Wie seelisch kaputt muss eine Mutter sein, wenn sie ihr Kind quält.

Vielleicht hilft dir dieser Gedanke, ihr die Macht zu nehmen, dich verletzen zu können. Denn das ist wohl der Punkt: Die Macht, die sie immer noch hat.
Liebe Grüße, Renate
 
Liebe Renate!
Danke, dass du dir noch mal die Zeit genommen hast um mir noch ein paar Anstöße zu geben, ich bin dir dafür wirklich sehr dankbar.
Damit du deine Position, aber vor allem deine Gefühle klar formuliert hast. Vor dir selbst. Für dich selbst.
Das ist aber vor dem Spiegel nur halb so wirksam. ... Aber sie schützt sich. Und das ist es, was ich auch dir noch mal nahelegen möchte.
Ich kann es mir immer besser vorstellen, es ihr als Brief zu schreiben, was ich fühle oder was meine Gründe sind, aber ich bekomme schon Panik wenn ich wieder in meinem "Heimatort" bin und sie theoretisch an mir im Auto vorbeifahren könnte... Ich weiß, dass mich in einem persönlichen Gespräch meine Gefühle überwältigen würden und ich weder klar denken noch sprechen könnte ohne in Tränen auszubrechen (was auf Verachtung ihrerseits stoßen und womöglich bei mir wieder alte Wunden aufreißen würde).
Wenn ich einen Brief schreibe (oder mich sonst mitteile), dann wird es aber sowieso so sein, dass innerhalb der "Kernfamilie", zu der ich keinen Kontakt habe, darüber hergezogen und sich darüber lustig gemacht wird, weshalb ich mir bis jetzt gedacht habe, dass ich mir etwas Gutes tue, wenn ich mich einfach nicht melde.
Ich habe auch darauf verzichtet, weil ich ihr nicht das Gefühl geben wollte, es gäbe noch "Hoffnung" und ich würde wieder Kontakt haben wollen, denn ich glaube das wäre automatisch der Fall, wenn sie eine Nachricht von mir bekommt. Außerdem habe ich noch einen kleinen Bruder, der alleine mit ihr wohnt und all ihre "Verstimmungen" austragen muss, und auch den will ich schützen, denn er sitzt dann einerseits wieder zwischen den Stühlen und andererseits lässt sie sich an ihm aus.

Wie seelisch kaputt muss eine Mutter sein, wenn sie ihr Kind quält. Vielleicht hilft dir dieser Gedanke, ihr die Macht zu nehmen, dich verletzen zu können. Denn das ist wohl der Punkt: Die Macht, die sie immer noch hat.
Ich danke dir für diesen und all die anderen Gedanken, ich werde weiter darüber nachdenken und in mich hineinspüren.

Vielen, vielen lieben Dank, liebe @renate!
Eva
 
Wenn ich einen Brief schreibe (oder mich sonst mitteile), dann wird es aber sowieso so sein, dass innerhalb der "Kernfamilie", zu der ich keinen Kontakt habe, darüber hergezogen und sich darüber lustig gemacht wird
Ja.
Eva, einen Brief schreibt man, wenn der andere etwas wissen und verstehen soll.
In einem Brief würdest du dich rechtfertigen für den Abstand, den du hältst. Du würdest über deine verletzten Gefühle schreiben, damit die Mutter das nun endlich mal versteht und ihr früheres falsches Verhalten einsieht.
Das wird sie nicht. Schon deshalb nicht, weil sie ja dann schlecht dasteht.
Das geschieht einfach nie. Ich habe schon versucht, dir das zu vermitteln.

Wenn du Panik bekommst beim Gedanken, dich ihr zu nähern, dann halte Abstand. Das ist legitimes Verhalten von dir. Mehr kann man da nicht sagen.

Aber der kleine Bruder. Wie geht es ihm denn?
 
Werbung:
Liebe Renate!
Du würdest über deine verletzten Gefühle schreiben, damit die Mutter das nun endlich mal versteht und ihr früheres falsches Verhalten einsieht. Das geschieht einfach nie. Ich habe schon versucht, dir das zu vermitteln.
Ich habe nicht die Intention, dass sie ihr eigenes Verhalten einsieht, aber du hast schon recht, ich würde den Brief auch schreiben weil ich ihr die Möglichkeit damit geben würde meine Seite rückblickend zu verstehen, aber das will sie ja ohnehin nicht, die Gelegenheit hatte sie schon oft.

Aber der kleine Bruder. Wie geht es ihm denn?
Das ist leider schwierig. Vor einiger Zeit war es sehr schlimm, als sie sich eine Zeit lang das Leben nehmen wollte, da war er auch schon alleine mit ihr. Sie hat ihn ziemlich verwahrlosen lassen (psychisch sowieso, physisch so, dass Schule/Jugendamt gerade nichts mitbekommen), kümmert sich nicht um ihn bis auf Wäsche waschen und Kochen. Sie tut das, was sie braucht um ihr Selbstbild zu wahren. Ich kann leider kaum etwas machen, er sitzt zwischen den Stühlen (die eine Seite der Familie vergöttert die Mutter, die andere Seite flüchtet - er kennt sich nicht aus) und ist jetzt gerade 15 geworden. Das Jugendamt sieht natürlich nichts, weil die Mutter zuckersüß ist wenn Besuch da ist oder sie einen "Auftritt" in der Schule hat.
Er hat teilweise begriffen, dass mit ihr etwas nicht stimmt (als sie ihm sagte, dass sie ihn besser nicht geboren hätte), aber aus Selbstschutz redet er sich jetzt wieder ein es sei seine Schuld. Ich versuche ihm zu vermitteln, dass er immer zu mir kommen kann, aber in Wahrheit ist er ihr ausgeliefert und hat nicht mal Geschwister als Zeugen, so wie wir älteren das hatten. Ich kann einfach nicht eingreifen, nur beten und hoffen.
 
Zurück
Oben