der Fall Julian Reichelt
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Das Investigativteam der Ippen-Gruppe (Frankfurter Rundschau, Münchner Merkur, Tz, BuzzFeed Deutschland) recherchierte auch nach der vorläufigen Beilegung der Kontroverse weiter zu den Machtmissbrauchsvorwürfen gegen Reichelt.[52][53] Verleger Dirk Ippen unterband im Oktober 2021 jedoch ohne inhaltliche Begründung die Veröffentlichung der Rechercheergebnisse.[54] Am 17. Oktober 2021 schließlich brachte die New York Times einen umfassenden Bericht über Reichelt und die Unternehmensgruppe Axel Springer. Darin zitierte das Blatt die Aussage einer Mitarbeiterin vor Anwälten der von Springer im Frühjahr beauftragten Kanzlei Freshfields:[55] Reichelt habe ihr im November 2016 gesagt, er würde seinen Job verlieren, wenn sie herausfänden, dass er eine Affäre mit einer Auszubildenden habe. Er habe die Beziehung jedoch weitergeführt, auch nachdem er 2017 zum Vorsitzenden der Chefredaktion befördert worden war. Er habe sie in ein Hotelzimmer in der Nähe des Axel-Springer-Hochhauses in Berlin kommen lassen und sie auf eine Führungsrolle im Newsroom befördert. Es sei immer so bei der Bild, wer mit dem Chef schlafe, werde befördert. Sie habe sich mit der Führungsrolle im Newsroom überfordert gefühlt. Nachdem sie auf eine andere Stelle im Newsroom versetzt worden sei, habe ihr ein anderer Redakteur gesagt, er habe es satt, Frauen beschäftigen zu müssen, mit denen Reichelt Beziehungen gehabt habe.[56][57] Eine der jungen Frauen litt der Recherche zufolge so unter dem Druck einer ihr übertragenen Position und dem Vorwurf im Kollegium, sie habe den Job nur wegen ihrer sexuellen Beziehung zu Reichelt bekommen, dass sie zur psychiatrischen Behandlung in eine Klinik gegangen und für einige Wochen krankgeschrieben worden war.[58] Mehrfach habe sie sich mit Reichelt in Hotels getroffen. Sie habe ihn nicht verärgern wollen und sich beruflich von ihm abhängig gefühlt. Die New York Times berichtete, Reichelt habe auch eine einmalige Zahlung von 5000 Euro an die damals 25-Jährige befürwortet und von ihr Stillschweigen verlangt. Zudem lagen der Zeitung von Reichelt gefälschte Scheidungspapiere vor, die auch die Compliance-Abteilung vom Springer Verlag erhalten hatte. Reichelt soll die Dokumente benutzt haben, um eine Mitarbeiterin von seiner Verfügbarkeit zu überzeugen.[59]
Einen Tag nach der Veröffentlichung der New York Times gab Springer die Trennung von Reichelt bekannt. Beobachter stellen einen Zusammenhang mit der von Springer geplanten Übernahme der US-Mediengruppe Politico her, die nur drei Tage später erfolgte. Demnach wurde Reichelt entlassen, um den Compliance-Anforderungen des US-Marktes gerecht zu werden, mit denen eine auf sexuelle Gefälligkeiten gegründete Beförderungspraxis, wie sie bei BILD unter Reichelt geherrscht haben soll, nicht vereinbar ist.
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