Der Brief des Clemens

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Namo

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Der Brief des Clemens von Alexandrien an Theodorus

[die von M. Smith hinzugefügten Wörter stehen in eckigen Klammern]:

"Aus den Briefen des höchst heiligen Clemens, des Autors der Stromateis. An Theodoros:

Du hast gut daran getan, die scheußlichen Lehren der Karpokratianer zum Schweigen zu bringen. Denn diese sind die "wandernden Sterne", auf die im Buch der Propheten Bezug genommen wird, die vom engen Pfad der Gebote in einen bodenlosen Abgrund der fleischlichen und körperlichen Sünden gleiten. Denn während sie sich eines Wissens "um die verborgenen [Dinge des] Satans" brüsten, wissen sie nicht, daß sie sich in die "untere Welt der Finsternis" der Lüge wegwerfen, und während sie sich rühmen, frei zu sein, sind sie Sklaven knechtischer Begierden geworden. Solchen [Menschen] ist auf jede Weise und ganz und gar entgegenzutreten. Denn selbst wenn sie etwas Wahres sagen sollten, sollte einer, der die Wahrheit liebt, ihnen nicht zustimmen. Denn nicht alle wahren [Dinge] sind die Wahrheit, noch auch sollte jene Wahrheit, die nach menschlichen Ansichten [lediglich] wahr zu sein scheint, der wahren Wahrheit, nämlich jener nach dem Glauben, vorgezogen werden.

Was nun die [Dinge] angeht, die sie fortwährend über das von Gott inspirierte Evangelium laut Markus behaupten, so sind einige ganz und gar Fälschungen und andere, auch wenn sie einige echte [Bestandteile] enthalten, trotzdem nicht getreulich berichtet. Denn die wahren [Dinge], die mit Erfundenem vermischt sind, sind verfälscht, so daß, wie das Sprichwort [sagt], sogar das Salz seine Würze verliert.

[Was nun] Markus [angeht], so schrieb er damals, während des Aufenthalts des Petrus in Rom, [eine Darstellung von] den Taten des Herrn, nicht jedoch gab er alle bekannt, noch machte er schon Andeutungen auf die geheimen, sondern wählte diejenigen aus, die er für die nützlichsten hielt, den Glauben jener zu stärken, die gerade unterwiesen wurden. Als aber Petrus als Märtyrer starb, kam Markus nach Alexandria herüber und brachte seine eigenen Aufzeichnungen wie auch die des Petrus mit, von denen er in sein früheres Buch diejenigen Dinge übertrug, die geeignet waren, welchen Fortschritt auch immer zur Erkenntnis [gnosis] zu machen. [Solchermaßen] verfaßte er ein geistigeres Evangelium zum Gebrauch für jene, die eben vervollkommnet wurden. Desungeachtet enthüllte er nicht die nicht zu verbreitenden Dinge, noch schrieb er die hierophantische Lehre des Herrn nieder, sondern fügte den schon geschriebenen Geschichten noch andere hinzu und brachte überdies gewisse Aussprüche hinein, von denen er wußte, daß ihre Interpretation als ein Mystagogen die Hörer in das innerste Heiligtum jener Wahrheit führen würde, die von sieben [Schleiern] verhüllt ist. So bestimmte er insgesamt, meiner Meinung nach, weder ungern noch unvorsichtig, die Dinge vorher und hinterließ sterbend sein Werk der Kirche in Alexandria, wo es noch heute aufs sorgfältigste behütet und nur denen vorgelesen wird, die in die großen Geheimnisse eingeweiht werden.

Da aber die unreinen Geister immer auf die Zerstörung der Rasse der Menschen sinnen, machte sich Karpokrates, von ihnen unterrichtet und hinterlistige magische Künste gebrauchend, einen gewissen Presbyter der Kirche in Alexandria so gefügig, daß er von ihm eine Abschrift des Geheimen Evangeliums bekam, das er seiner blasphemischen und fleischlichen Doktrin entsprechend auslegte und es darüber hinaus beschmutzte, indem er den makellosen und heiligen Worten äußerst schamlose Lügen beimengte. Aus dieser Mischung sind die Lehren der Karpokratianer abgezogen.

Ihnen darf man daher, wie ich oben sagte, nie nachgeben, noch auch sollte man, wenn sie ihre Fälschungen herausstellen, ihnen zugeben, daß das Geheime Evangelium von Markus ist, sondern sollte es sogar unter Eid verneinen. "Nicht alles Wahre muß allen Menschen gesagt werden." Aus diesem [Grund] rät die Weisheit Gottes durch Salomon "Antworte dem Toren aus seiner Torheit" und lehrt damit, daß das Licht der Wahrheit vor denjenigen verborgen bleiben sollte, die geistig blind sind. Und wieder sagt sie "Von dem, der nicht hat, soll genommen werden" und "Laßt den Toren in Dunkelheit wandeln". Wir aber sind "Kinder des Lichts", nachdem wir von der "Morgenröte" des Geistes des Herrn "von hoch oben" erleuchtet worden sind, und sie sagt auch "Wo der Geist des Herrn ist, ist Freiheit", denn "Alle Dinge sind dem Reinen rein".

Ich werde deshalb nicht zögern, dir die [Fragen] zu beantworten, die du gestellt hast, und die Fälschungen mit eben den Worten des Evangeliums widerlegen. Zum Beispiel bringt [das Geheime Evangelium] nach "sie waren aber auf dem Wege und gingen hinauf gen Jerusalem" und weiter bis "und am dritten Tage wird er auferstehen" Wort für Wort das Folgende: [zwischen Mk 10,34 und 35:]

"Und sie kamen nach Bethanien, und eine gewisse Frau, deren Bruder gestorben war, war dort. Und herzu kommend, warf sie sich vor Jesus nieder und sagte zu ihm: 'Sohn Davids, habe Erbarmen mit mir.' Aber die Jünger wiesen sie zurück. Und Jesus, der in Wut geriet, ging mit ihr in den Garten, wo das Grab war, und sogleich wurde ein lauter Schrei aus dem Grab gehört. Und näher tretend, rollte Jesus den Stein vom Eingang des Grabes weg. Und sogleich ging er hinein, wo der Jüngling war, streckte seine Hand aus und zog ihn hoch, indem er dessen Hand ergriff. Aber der Jüngling, als er ihn ansah, liebte ihn und fing an, ihn anzuflehen, daß er bei ihm sein möge. Und sie gingen aus dem Grab heraus und kamen in das Haus des Jünglings, denn er war reich. Und nach sechs Tagen sagte ihm Jesus, was er tun solle, und am Abend kommt der Jüngling zu ihm, ein leinenes Tuch über [seinem] nackten [Körper] tragend. Und er blieb diese Nacht bei ihm, denn Jesus lehrte ihn das Geheimnis des Reiches Gottes. Und von da erhob er sich und ging auf die andere Seite des Jordans zurück."

Nach diesen [Worten] folgt der Text "Und Jakobus und Johannes kommen zu ihm" und dieser ganze Abschnitt. Aber "nackter [Mann] mit nacktem [Mann]" und die anderen Dinge, über die du schriebst, werden nicht gefunden.

Und nach den [Wörtern] "Und er kommt nach Jericho" fügt das Geheime Evangelium nur hinzu [in Mk 10,46:]

"Und die Schwester des Jünglings, den Jesus liebte, und seine Mutter und Salome waren dort, und Jesus empfing sie nicht".

Aber die vielen anderen [Dinge, über] die du schriebst, scheinen falsch zu sein und sind Fälschungen.

Nun, die wahre Erklärung und das, was mit der wahren Weisheit übereinstimmt...

[Hier bricht der Text mitten auf der Seite ab.]

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"KLEMENS von Alexandrien (eigentlich: Titus Flavius Clemens), Theologe und Philosoph, * zwischen 140 und 150 (wahrscheinlich in Athen), † zwischen 211 und 215 an unbekanntem Ort. - K. gehört zu den Apologeten. Sein Wissen erhielt er bei verschiedenen Lehrern in Griechenland, Unteritalien und im Nahen Osten. Nach Jahren als wandernder Philosoph ließ er sich in Alexandrien nieder, um sich bei dem dort lehrenden Pantaenus weiterzubilden. In Alexandrien übernahm er nach Pantaenus' Tod dessen Stellung als Schulleiter. Vielleicht war Origines einer seiner Schüler. Die Christenverfolgung unter Kaiser Septimus Severus von 202 zwang K. zur Flucht. Bekannte Aufenthaltsorte sind Jerusalem und Antiochien, wo er wahrscheinlich das Amt des Presbyters ausübte. In einem Brief Bischof Alexanders von Jerusalem aus dem Jahr 215 oder 216 wird K. zu den verstorbenen "Vätern" gezählt. K. bringt erstmals die klassische antike Bildung in umfassender Weise in die entstehende christliche Theologie ein. Er war in der Bibel (dessen neutestamentlicher Kanon noch im aß war) und in der antiken Philosophie gleich gut bewandert. Drei Schriften ragen aus seinem Werk heraus: Protreptikos, Paidagogos und Stromateis. Im Protreptikos (Mahnrede) wirbt er um die Heiden, damit auch sie zur Erkenntnis der christlichen Wahrheit gelangten. Der Paidagogos (Erzieher) soll den Christen praktische Anweisungen zur christlichen Lebensweise geben, bis hin zu Fragen des Essens, Schlafens und Kleidens. Die Stromateis (Teppiche) ist die umfangreichste Schrift des K., eine bunte Vielfalt von grundsätzlichen theologischen, ethischen und hermeneutischen Themen. In dieser Schrift zeigt sich die umfassende klassische Bildung von K. Dennoch aß er keinen Zweifel daran, aß Gott nur in den Schriften der Bibel vollkommen zu den Menschen spricht. Wichtig ist auch eine erhaltene Predigt zu Mk 10,17ff "Über den geretteten reichen". K. arbeitet heraus, daß es bei der Schilderung der Begegnung zwischen Jesus und dem reichen Jüngling gar nicht um die Frage nach Besitz, sondern um die Dringlichkeit der Bekehrung gehe. Völlig verloren sind drei Schriften des K.: "Über das Fasten", "Über die üble Nachrede", und "Über den Propheten Amos". K. argumentierte in den inneren Kämpfen der frühen Kirche gegen den Gnostizismus, den Montanismus und gegen Marcion. Dabei bediente er sich exegetischer aber auch philosophisch-platonischer Argumente. Damit half er, das antike Bildungsgut in die Theologie zu integrieren. Das Christentum war für K. nicht nur rettender Glaube, sondern auch die wahre Philosophie. Der ideale Christ war demnach ein Lehrer, der die (heidnischen) Menschen aus dem Irrtum zum Licht der (göttlichen) Wahrheit führt. Gott ist für K. in erster Linie Wahrheit und Güte. K. ist, wie alle Apologeten, Offenbarungstheologe. Gott gibt den Menschen seine Wahrheit nur selbst bekannt. K. lobt die vernünftigen Erkenntnisse der heidnischen Philosophen, weist aber auf ihre Widersprüche hin. Aufgabe der christlichen Lehrer ist es, den naturgemäß auf das Materielle gerichtete Sinn der Menschen auf die göttliche Wahrheit zu lenken. Das System der dazu nötigen Pädagogik ist ein Dreischritt: Abwendung (Bekehrung) - Zuwendung (sittliche Erziehung) - Wahrheitserkenntnis (Empfang der Offenbarung).

Werke: Die erhaltenen Schriften des K. sind gesammelt in: Clemens Alexandrinus, hrsg. v. O. Stählin, GCS, Leipzig 1905-1936, Bde. 12,15,17,39; - Clemens von Alexandreia, Übersetzung: O. Stählin, BKV, München 1934-1938, Bde. 7,8,17,19,20. (BKV= Bibliothek der Kirchenväter, GCS= Die griechischen christlichen Schriftsteller der ersten Jahrhunderte)"


Die Echtheit des Briefes von Clemens an Theodorus wurde von Christ-Theologischen Experten angezweifelt und es wurde behauptet, das Morton Smith den Brief selber verfaßt hätte.

Man kann aber zeigen, daß das nicht wahr sein kann.

Eine große Bedeutung hat das insofern, daß damit neben der Lazarus Geschichte und der Golgata Geschichte eine weitere Geschichte in den Evangelien erzählt ist, welche die Elemente der Osiris Geschichte, die Hauptbestandteil der Ägyptischen Staats-Religion war, enthält. Das Symbol Lazarus ist der lateinische Ausdruck für Alazar und Al oder El ist der Begriff für
Gott und Osiris war Gott: Gott Osiris = El Asar.

Damit zeigt sich das in den Evangelien geschilderte Szenario als ein vorher bekannter Mythos, und weil es absolut keinen historischen Hinweis auf diese Vita gibt, kann man erkennen, daß das Christentum an einem Phantom festhält, das keine historische Wirklichkeit hat.

Eine Wirklichkeit hat nur das, was Thomas aufgeschrieben hat, als die Sayings von Jesus, denn sie beanspruchen keine historische Wahrheit. Sie haben deswegen eine Wirklichkeit, weil sie von denen wiedererkannt werden, als wahr, die es schon einmal wußten.

LG

Namo

P.S. Theologie ist eine große Wissenschaft. Es ist die Wissenschaft von Gott. Leider ist sie etwas korrumpiert von den Konfessionen, aber auch schon von den Kirchen-Vätern, wie das Beispiel Clemens zeigt.
 
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