Allegra83
Mitglied
Vorab möchte ich mich bei allen bedanken, die meine Geschichte gelesen haben und mit mir gefühlt haben. Ich habe jetzt natürlich einiges ausgelassen, möchte aber vorerst nichts mehr ins Forum stellen! So endet meine Geschichte (zumindest hier)
Liebe Grüße an euch alle, Allegra
Mein Wecker läutete um 5:30 Uhr, so wie jeden Morgen. Doch irgendwas war heute anders. Komisch, das Zähneputzen fiel mir nicht mehr so schwer und auch das Anziehen ermüdete mich nicht.
Als ich später wie üblich im Stau stand und den Radio aufdrehte, hörte ich auf einmal ein dünnes Stimmchen, das zu den verschiedenen Songs mitsang. Überraschenderweise bemerkte ich, dass es meine Stimme war.
Wie lange hatte ich schon nicht mehr gesungen?
Eigenartig, was war das nur für ein Tag?
In der Arbeit war es wie üblich stressig. Ich arbeitete mich den ganzen Vormittag durch meine Klienten. Meinen Beruf liebte ich schließlich nach wie vor. Helfersyndrom, wie Elisa immer sagte.
Aber an diesem Tag blühte ich wieder auf. Es war gar nicht so schwierig, den Telefonhörer abzunehmen oder während ruhigen Minuten etwas aufzuarbeiten, anstatt todunglücklich ins Leere zu starren.
In der Mittagspause erzählte ich Elisa davon. Sie war ganz begeistert.
„Das kann nur bedeuten, dass du endlich über Michael hinweg bist!“ jubelte sie. „Wurde auch Zeit,“ fügte sie noch hinzu.
„Ich weiß nicht recht. Ich kann mir noch immer nicht vorstellen, dass mit einem anderen Mann zusammen bin. Ich kann immer noch keinen anderen an mich ranlassen.“ meinte ich nachdenklich.
Elisa nickte. „Sollst du ja auch nicht. Aber es ist doch schon mal ein erster Schritt, oder? Du fühlst dich nicht mehr so erschlagen. Du lächelst wieder. Das ist toll!“
Sie hatte recht. Es war leichter geworden.
Und doch trug ich die Traurigkeit noch immer in mir. Aber ich war zuversichtlich, dass sie irgendwann verschwinden würde.
Ein paar Wochen später war ich abends mit Elisa aus. Wir saßen in einer Bar, tranken Cocktails und quatschten. Es war fast so wie damals mit Anne. Nur dass Elisa nicht Anne war.
Elisa räusperte sich. „Ich hab da so eine Idee.“ meinte sie.
Ich sah sie fragend an.
„Naja. Ich dachte... Also ich hab da einen Freund und den würde ich dir sehr gerne vorstellen.“ erklärte sie. „Aber du musst nicht, wenn du nicht willst.“ fügte sie schnell hinzu.
Ich überlegte. Das mit Michael war tatsächlich schon lange her. Aber beim Gedanken an ihn bekam ich immer noch einen Kloß im Hals.
„Erzähl mir von ihm.“ bat ich Elisa.
Sie konnte ihr Glück gar nicht fassen, dass ich sie nicht anschrie, so wie ich es noch vor ein paar Monaten getan hätte.
„Also er ist 25 Jahre alt. Er heißt Robert und ist von Beruf Behindertenpädagoge. Es ist sehr nett, ich kenne ihn schon lange.“
„Wie sieht er denn aus?“ fragte ich.
Auf diesen Moment schien Elisa nur gewartet haben. Sie zog ein Foto aus ihrer Tasche und reichte es mir. Er sah wirklich sehr gut aus. Groß, wie es schien, und dunkelhaarig und.. Moment mal!
Groß, dunkelhaarig und Behindertenpädagoge? Das kam mir mehr als bekannt vor. Ich überlegte und endlich fiel es mir ein. Die Wahrsagerin, Frau Burgstaller! Sie hatte mir diesen Mann voraus gesagt. Ich erzählte Elisa davon. Sie war ganz aus dem Häuschen. Ich fragte sie, welches Sternzeichen Robert denn hätte?
„Krebs.“ sagte sie. Verdammt, alles passte zusammen.
„Hat er reiche Eltern?“ fragte ich. Elisa sah mich komisch an. „Reich, weiß ich nicht, aber wohlhabend schon.“ antwortete sie.
Jetzt war ich wirklich schockiert.
Wie es aussah würde ich bald heiraten und zwei Kinder bekommen.
Ich sagte Elisa, dass ich bereit wäre, Robert kennenzulernen. Ich hatte schließlich nichts zu verlieren und viel zu gewinnen.
Und so verabredeten wir uns für das nächste Wochenende zum Essen beim Mexikaner und Elisa versprach, Robert und ihren eigenen Freund mitzubringen.
Am Tag der Verabredung war ich furchtbar nervös. Tausend verschiedene Sachen hatte ich schon an- und wieder ausgezogen. Ich schminkte mich mit besonderer Sorgfalt und war selbst ganz begeistert von dem Ergebnis. Es konnte gar nichts schief gehen. Robert war mir vom Schicksal vorbestimmt und man sollte sein Schicksal annehmen. Ich freute mich richtig darauf, meinen zukünftigen Ehemann kennenzulernen.
So machte ich mich auf den Weg zum Mexikaner. Ich musste ungefähr zehnmal im Kreis fahren, bis ich endlich einen Parkplatz gefunden hatte.
Beim Aussteigen riss der Gurt von meiner Handtasche. Der gesamte Inhalt fiel auf die Straße.
Fluchend machte ich mich daran, alles wieder aufzuheben. Und da sah ich es.
Das alte Automatenfoto. Michael und ich glücklich lachend.
Ich weiß nicht, wie lange ich in meinem Auto saß und das Foto anstarrte. Irgendwann schrieb ich Elisa eine SMS, dass ich nicht kommen würde.
Und irgendwann saß ich wieder hinter dem Steuer und fuhr in Richtung nach Hause. Ich weinte wie verrückt. Vielleicht würde die Traurigkeit nie mehr vergehen. Vielleicht musste ich sie annehmen und lernen, mit ihr zu leben. Mit ihr und ohne Michael. Was hatte dieser Mann nur mit mir gemacht? Warum war ich so verrückt nach ihm und so...so ... fixiert? Ich wusste es nicht.
Vielleicht konnte ich eines Tages einen anderen Mann kennen lernen. Und vor allem aus meinen Fehlern lernen und es bei ihm besser machen. Vielleicht, vielleicht...
Sicher war, dass ich jetzt noch nicht soweit war, einen anderen Mann an mich ranzulassen. Und es würde wohl auch noch eine Weile dauern. Michael.
ENDE
Liebe Grüße an euch alle, Allegra

Mein Wecker läutete um 5:30 Uhr, so wie jeden Morgen. Doch irgendwas war heute anders. Komisch, das Zähneputzen fiel mir nicht mehr so schwer und auch das Anziehen ermüdete mich nicht.
Als ich später wie üblich im Stau stand und den Radio aufdrehte, hörte ich auf einmal ein dünnes Stimmchen, das zu den verschiedenen Songs mitsang. Überraschenderweise bemerkte ich, dass es meine Stimme war.
Wie lange hatte ich schon nicht mehr gesungen?
Eigenartig, was war das nur für ein Tag?
In der Arbeit war es wie üblich stressig. Ich arbeitete mich den ganzen Vormittag durch meine Klienten. Meinen Beruf liebte ich schließlich nach wie vor. Helfersyndrom, wie Elisa immer sagte.
Aber an diesem Tag blühte ich wieder auf. Es war gar nicht so schwierig, den Telefonhörer abzunehmen oder während ruhigen Minuten etwas aufzuarbeiten, anstatt todunglücklich ins Leere zu starren.
In der Mittagspause erzählte ich Elisa davon. Sie war ganz begeistert.
„Das kann nur bedeuten, dass du endlich über Michael hinweg bist!“ jubelte sie. „Wurde auch Zeit,“ fügte sie noch hinzu.
„Ich weiß nicht recht. Ich kann mir noch immer nicht vorstellen, dass mit einem anderen Mann zusammen bin. Ich kann immer noch keinen anderen an mich ranlassen.“ meinte ich nachdenklich.
Elisa nickte. „Sollst du ja auch nicht. Aber es ist doch schon mal ein erster Schritt, oder? Du fühlst dich nicht mehr so erschlagen. Du lächelst wieder. Das ist toll!“
Sie hatte recht. Es war leichter geworden.
Und doch trug ich die Traurigkeit noch immer in mir. Aber ich war zuversichtlich, dass sie irgendwann verschwinden würde.
Ein paar Wochen später war ich abends mit Elisa aus. Wir saßen in einer Bar, tranken Cocktails und quatschten. Es war fast so wie damals mit Anne. Nur dass Elisa nicht Anne war.
Elisa räusperte sich. „Ich hab da so eine Idee.“ meinte sie.
Ich sah sie fragend an.
„Naja. Ich dachte... Also ich hab da einen Freund und den würde ich dir sehr gerne vorstellen.“ erklärte sie. „Aber du musst nicht, wenn du nicht willst.“ fügte sie schnell hinzu.
Ich überlegte. Das mit Michael war tatsächlich schon lange her. Aber beim Gedanken an ihn bekam ich immer noch einen Kloß im Hals.
„Erzähl mir von ihm.“ bat ich Elisa.
Sie konnte ihr Glück gar nicht fassen, dass ich sie nicht anschrie, so wie ich es noch vor ein paar Monaten getan hätte.
„Also er ist 25 Jahre alt. Er heißt Robert und ist von Beruf Behindertenpädagoge. Es ist sehr nett, ich kenne ihn schon lange.“
„Wie sieht er denn aus?“ fragte ich.
Auf diesen Moment schien Elisa nur gewartet haben. Sie zog ein Foto aus ihrer Tasche und reichte es mir. Er sah wirklich sehr gut aus. Groß, wie es schien, und dunkelhaarig und.. Moment mal!
Groß, dunkelhaarig und Behindertenpädagoge? Das kam mir mehr als bekannt vor. Ich überlegte und endlich fiel es mir ein. Die Wahrsagerin, Frau Burgstaller! Sie hatte mir diesen Mann voraus gesagt. Ich erzählte Elisa davon. Sie war ganz aus dem Häuschen. Ich fragte sie, welches Sternzeichen Robert denn hätte?
„Krebs.“ sagte sie. Verdammt, alles passte zusammen.
„Hat er reiche Eltern?“ fragte ich. Elisa sah mich komisch an. „Reich, weiß ich nicht, aber wohlhabend schon.“ antwortete sie.
Jetzt war ich wirklich schockiert.
Wie es aussah würde ich bald heiraten und zwei Kinder bekommen.
Ich sagte Elisa, dass ich bereit wäre, Robert kennenzulernen. Ich hatte schließlich nichts zu verlieren und viel zu gewinnen.
Und so verabredeten wir uns für das nächste Wochenende zum Essen beim Mexikaner und Elisa versprach, Robert und ihren eigenen Freund mitzubringen.
Am Tag der Verabredung war ich furchtbar nervös. Tausend verschiedene Sachen hatte ich schon an- und wieder ausgezogen. Ich schminkte mich mit besonderer Sorgfalt und war selbst ganz begeistert von dem Ergebnis. Es konnte gar nichts schief gehen. Robert war mir vom Schicksal vorbestimmt und man sollte sein Schicksal annehmen. Ich freute mich richtig darauf, meinen zukünftigen Ehemann kennenzulernen.
So machte ich mich auf den Weg zum Mexikaner. Ich musste ungefähr zehnmal im Kreis fahren, bis ich endlich einen Parkplatz gefunden hatte.
Beim Aussteigen riss der Gurt von meiner Handtasche. Der gesamte Inhalt fiel auf die Straße.
Fluchend machte ich mich daran, alles wieder aufzuheben. Und da sah ich es.
Das alte Automatenfoto. Michael und ich glücklich lachend.
Ich weiß nicht, wie lange ich in meinem Auto saß und das Foto anstarrte. Irgendwann schrieb ich Elisa eine SMS, dass ich nicht kommen würde.
Und irgendwann saß ich wieder hinter dem Steuer und fuhr in Richtung nach Hause. Ich weinte wie verrückt. Vielleicht würde die Traurigkeit nie mehr vergehen. Vielleicht musste ich sie annehmen und lernen, mit ihr zu leben. Mit ihr und ohne Michael. Was hatte dieser Mann nur mit mir gemacht? Warum war ich so verrückt nach ihm und so...so ... fixiert? Ich wusste es nicht.
Vielleicht konnte ich eines Tages einen anderen Mann kennen lernen. Und vor allem aus meinen Fehlern lernen und es bei ihm besser machen. Vielleicht, vielleicht...
Sicher war, dass ich jetzt noch nicht soweit war, einen anderen Mann an mich ranzulassen. Und es würde wohl auch noch eine Weile dauern. Michael.
ENDE