Das Ende naht

KleoSansa7

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17. Juli 2007
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Weinviertel
Hallo

MEIN lieber Opa leidet schon seit 2 Jahren an Alzheimer, zunehmender Immobilität und ist 84. Er wird immer weniger ansprechbar und kennt nicht mal mehr seine eigenen Leute. Sein Zustand wird zunehmend schlechter. In seinem Alter ja nicht verwunderlich aber trotzdem kann ich nicht denken, er ist doch schon so alt, darum hat er ein Recht zu sterben.

Nein, es bringt mich zum Weinen, wenn ich an das denke, was wir zusamen erlebt haben. Wir haben einen Bauernhof zuhause und als ich ein kleines Mädchen war, sind wir zusammen Heu machen gefahren und ich am Traktor immer mit. Er hat mich immer lieb gehabt und uns (meinen Bruder und mich) Mit Schockobananen, Zuckerl, und Schnitten zum Frühstück immer versorgt.

Sein Zustand bringt mich zum Weinen. Er hat jetzt 39 Fieber und ich glaub es wird bald soweit sein... bald... Tage, vl. Wochen noch. Ich kann´momentan nur weinen. Ich habe große Próbleme mit dem Tod klar zu kommen. Stehe große Ängste durch, die nicht abweichen, weil i Verlustängste habe und ganz starke Angst vor dem eigenen Tod.

Obwohl ich gläubiger christ bin, ein ganz schöner Widerspruch, nicht?

Lg eure Kleo Sansa
 
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liebe kleo,
es tut mir leid, dass du dich so hilflos fühlst und natürlich auch die sache mit deinem opa.:trost:
ich hatte früher auch große berührungsängste, was den tod betrifft, hatte auch vor dem eigenen tod große angst. ich bin krankenschwester und immer wenn es ums sterben ging, versuchte ich, soweit es ging, mich mit anderen dingen zu beschäftigen, weil ich absolut nicht mit dem tod umgehen konnte. ich hatte richtiggehend panik davor.:escape:
nachdem ich (nach der geburt meiner kinder) wieder arbeiten ging, war es plötzlich anders. mir ist es jetzt ein großes anliegen, den menschen, die mir da ja anvertraut wurden, ein würdiges sterben zu ermöglichen. man kann beobachten, wie sie die angst verlieren, wenn man ihre hand nimmt und einfach nur da ist. ich habe schon erlebt, dass menschen vor lauter angst nicht sterben konnten. wenn man sich dann zeit nimmt, mit ihnen spricht, sie berührt (auch wenn manche glauben, die menschen würden nichts mehr wahrnehmen), dauert es nicht lange, bis sie entspannter werden und die angst nachläßt.
ich glaube der punkt ist, dass man den menschen mit anwesenheit und beistand hilft, in die andere welt zu gehen. was meiner erfahrung nicht hilfreich ist, ist, wenn angehörige den sterbenden nicht gehen lassen wollen. das ist natürlich verständlich, aber die menschen können dann oft wirklich nicht weg.
ich komme auch aus einer großen familie, in meinem elternhaus wohnten auch meine großeltern. als mein opa aufgrund eines krebsleidens zu pflegen war, versuchte immer zumindestens einer aus der familie zu hause bei den gr0ßeltern zu sein, falls "es" passieren sollte. auf opas wunsch stellten wir das bett ins wohnzimmer und an einem nachmittag lag ich gleich daneben auf der couch und bin eingenickt. als ich aufwachte, war er gestorben. er war ganz ruhig eingeschlafen, es war trotz allem eine ganz friedliche stimmung.
vielleicht würde dir ein abschiedsritual weiterhelfen, damit du mit der situation zurecht kommst.
ich wünsche dir alles liebe
 
Liebe Kleo,
ich weiß wie du dich fühlst!
Meine Oma hatte 9 Jahre lang Alzheimer und ist nun vor 2 1/2 Wochen im Alter von 85 Jahren verstorben. Sie hat wirklich alle Phasen ausgiebig durch gemacht und nun ist sie endlich erlöst worden!

Die Krankheit ist wirklich schlimm und stiehlt den Menschen nach und nach, bis nichts mehr von demjenigen übrig ist....

Alles Liebe und Gute für dich!
Thoemco
 
KleoSansa7: Sein Zustand bringt mich zum Weinen. Er hat jetzt 39 Fieber und ich glaub es wird bald soweit sein... bald... Tage, vl. Wochen noch. Ich kann´momentan nur weinen. Ich habe große Próbleme mit dem Tod klar zu kommen. Stehe große Ängste durch, die nicht abweichen, weil i Verlustängste habe und ganz starke Angst vor dem eigenen Tod.

Hallo KleoSansa,

ich wünsche dir und deinem Opa auf diesem Wege alles Liebe!

Ich kann verstehen... dass es schwer ist... was du gerade durchmachst.

Ja.. es ist nicht einfach.... jemanden zu verabschieden.. ihn loszulassen...
Aber denk daran.. die Liebe geht auch über den Tod hinaus. Für jeden von uns.. kommt einmal die Zeit.. wo wir uns mit dem Tod auseinander setzen müssen.. Bei dem einen früher.. bei dem anderen später.

Und jeder von uns muss eines Tages von hier gehen.

Ich weiß.. es lässt sich immer leichter reden... Aber auch wenn dein Opa Alzheimer hat.. ich bin mir sicher... er kann deine Liebe spüren.

Ich wünsch dir alles Gute!

Alles Liebe,
Waldfee
 
Das tut mir furchtbar leid für dich, Kleo. Ich erlebe das grade bei einer lieben Kollegin und ihrer Mutter mit... und wenn sie mir erzählt, wie jedesmal, wenn sie kommt, wieder ein paar "Erinnerungsinseln" weniger aus dem Meer des Vergessens auftauchen, wird mir immer ganz anders.

Wir haben lang miteinander geredet drüber, und sie sagte irgendwann, sie habe immer das Gefühl, es seien all diese Erinnerungen nicht wirklich weg, sondern nur ihrem momentanen Bewußtsein nimmer erreichbar. Das ist das, womit die Kollegin sich über Wasser hält - und aus meiner Weltsicht könnte ich das druchaus nachvollziehen.

Ich wünsch dir viel Kraft - und daß das Tempo, in dem er sich entfernt, dich nicht überfordert...

Alles Liebe
Kinny
 
Thomeco,

waldfee.

Danke für euren Beitrag, ihr gebt mir Kraft, nun und wie ahorn sagt, menschen mit alzheimer sterben nicht schnell... es ist halt nur eine frage der zeit. Man kann es sicher nicht verallgemeinern, diese aussage ahorns, doch bei meinem opa trifft es zu. Nun,... ja

liebe/r Thomeco,
wie hast du den Tod deiner Großmutter verarbeitet? Ich denke sie bleibt immer in deinen Gedanken. Und mittlerweile glaub ich auch, das sie alle über uns wachen, weißt du? So als Schutzengel!


Liebe Waldfee,
danke für die Kraft, nun ich denke du hast vollkommen recht. Diese Zeit, wo ich mich befasst habe, war jetzt und seit Monaten sehr intensiv, ich habe es geschafft, mit diesem Thema jetzt "einen für mich würdigen SChluss zu bringen". DAs heißt, ich habe jetzt keine Angst mehr davor, denn es ist eben so wie es ist. Das zu akzeptieren ist schwer, doch es gibt Dinge, die mich das erfahren lassen mussten, denn so hab ich gelernt, meine Menschen um mich herum um ein Vielfaches mehr zu schätzen, als vorher.
Da lebte ich nur in den Tag hinein, ohne mir bewusst zu sein, dass es unwideruflich ist, was wir tun. Es ist ein Stück Wachstum, das mir gegeben wurde und dafür bin ich dankbar.

Ach ja, meinem Opa geht s wieder etwas besser.
Fieber ist weg und er hat Tage, da lächelt er und scherzt. Dann wieder Tage, da ist er apathisch, und blickt wie ein Marmorengel.

Das schönste Erlebnis war letztens, als mein Bruder und ich meinen Opa ins Bett halfen, da strich er mich am Kinn und meinem Bruder fuhr er durchs Haar. Ich denke er weiß tief in seinem Inneren, wer wir sind und er liebt uns so wie wir ihn lieben.

Momentan entdecke ich Facetten des Lebens von Begriffen wie Feingefühl, der ZAUBER des Momentes und wahre Begegnungen.

Danke euch allen.
 
Hallo lieber Moderator Kinnarih...

das was du da erzählt hast, das glaub ich stimmt. Sie vergessen nicht in dem Sinn, sie schließen nur mit dem Leben ab. Sowas "vergessen" gibts gar nicht, es ist nur nicht mehr abrufbar, weil sie ihr Körper daran hindert ihre Informationen abzurufen, doch in der Seele sind sie gespeichert und dann, nachdem die Körperl. Gefängishülle abfällt abrufbar, das glaub ich stark.
Je schlimmer es auch werden mag bei deiner Kollegin, sei weier für sie da.

In LIebe Kleo
 
Je schlimmer es auch werden mag bei deiner Kollegin, sei weier für sie da.

In LIebe Kleo
Sicher. Ich lerne immer besser zuzuhören - ich wollte das immer können, so zuhören wie die Momo bei Michael Ende, weißt du? Es ist einfach so, daß ich immer wieder alles mögliche erzählt bekomme, und ich achte immer drauf, wirklich zuzuhören...

Den Zauber jedes Augenblicks erleben, ja, das ist wohl das Beste, was man aus dem Begleiten dieser Krankheit machen kann...
 
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Liebe Kleo :trost:

Meine Grossmutter war immer sehr rüstig. Sie hat im Alter noch Holz gehackt, den Haushalt alleine bewältig und all das. Sie war geistig sehr wach und humorvoll.

Naja, rüstig... Sie hatte Osteoporose. Die Ärzte konnten uns nicht sagen, ob ihr Oberschenkelhals beim Gehen zerbrochen ist und sie deshalb hingefallen ist oder umgekehrt.

Ich besuchte sie mit meinen kleinen Kindern im Krankenhaus, hielt sehr lange ihre Hand und sagte ihr, dass alles gut wird und sie bald heim kann. Eigentlich merkte ich genau, dass ich sie und mich bewusst anlog. Meine Tante widersprach mir und sagte, Grossmutter würde bereits mit ihrem verstorbenen Mann sprechen und ihn sehen. Ich bestand darauf, dass meine Tante Quatsch erzählt. Diese Tante fuhr schon immer enorm auf der Eso-Schiene und behauptete immer, eine vollständig rosa Aura zu haben. Ich dachte wirklich, sie wolle sich aufspielen in dem Moment.

Beim zweiten Besuch lag Grossmutter in einem anderen Zimmer. Sie reagierte nicht mehr auf uns. Ich verabschiedete mich von ihr, legte ihr die Zeichnungen der Kinder aufs Bett... Es war ein Augenblick, der mich wach machte.

Der Körper, der da lag, war nicht mehr meine Grossmutter. Sie war innerhalb von Tagen wie zerfallen. Ich hatte das Empfinden, dass ihr geschundener Körper ein enges Gefängnis war und es tat unendlich weh, sie so zu sehen. Die Schläuche... die Dünnheit ihrer Haut... die ganze Zerbrechlichkeit...

Es tat weh, sie zu verlieren, doch ich konnte das nicht ertragen. Sie tat mir so sehr leid.

Am Abend ging mein Ex an den Fluss angeln, ich begleitete ihn mit den Kindern. Während die anderen drei spielten, ging ich still dem Fluss entlang. Dann sah ich auf das Wasser; sie war an diesem Fluss geboren und auch ich.

Ich weinte endlos lange und tat dann etwas, was mir zu dem Zeitpunkt selber ungeheuerlich erschien. Ich betete wie ein kleines Kind zum lieben Gott, dass er sie zu sich nehmen möge. Dass er sie erlöse von diesem zerbrochenen Körper! Ich war überzeugt, dass sie "drüben" glücklich und frei von Schmerzen sein würde. Dennoch fühlte ich mich seltsam, für den Tod eines lieben Menschen zu beten... "Bitte lieber Gott, lass Grosi sterben!"

Am anderen Morgen, als das Telefon klingelte, wusste ich sofort was passiert war. Bevor ich den Hörer abnahm, sagte ich zu meinem Ex: "Grosi ist gestorben"...
An der Beerdigung war es, als hätte ich alle Tränen bereits geweint. Während die anderen weinten, sah ich über sie hinweg zum Flussufer. Ein unendlich friedliches Gefühl erfasste mich und ich fühlte, dass Grossmutter da war und dass es ihr wunderbar ging.

Bei meinem Vater war es ähnlich. Den Vater zu verlieren ist noch viel schlimmer, als die Grossmutter. Er war erst 65 und die Nachricht, dass er ins Krankenhaus gekommen ist, war ein furchtbarer Schock. Meine Schwester arbeitete zu der Zeit in diesem Spital und konnte ihn noch sehen. Da war er bewusstlos. Sie sagte, dass eine Notoperation möglich sei, ein sehr grosses Risiko allerdings, und dass er mit grösster Wahrscheinlichkeit nie wieder selbständig sein würde.

Ich konnte das alles gar nicht glauben, es kam so plötzlich und er war doch kerngesund! Ich war wie gelähmt und wollte ihn nicht verlieren. Die Vorstellung, dass er nicht mehr derselbe unabhängige starke Mann sein würde, war nicht zu ertragen. Ich betete von ganzem Herzen, dass er entweder wieder vollständig gesund wird oder hinübergehen darf, wenn dies nicht der Fall ist... Wir wussten alle, dass er keine lebensverlängernden Massnahmen wollte, wenn sowas passieren würde. In irgendeiner Vorahnung muss er uns das gesagt haben...

Eine Stunde später hörte ich, wie das Telefon klingelte. Ich verkroch mich tief unter die Decke, bekam mit wie mein Ex raufkam und wollte es gar nicht wissen. Vati ist auf dem Weg in den OP-Saal gestorben, bevor sie überhaupt was machen konnten.

Es war eine wirklich schlimme Zeit. Er ist vor 7,5 Jahren gegangen und während ich dies schreibe, laufen mir die Tränen übers Gesicht. Der Schmerz wird niemals vergehen... Aber ich bin sicher, dass es für Vati das Beste war! Wirklich sicher!

Ich fürchte den Moment, wo auch meine Mutter sterben wird. Auch dann werde ich zusammen brechen. Doch ich denke, dass der Mensch ein Recht auf seinen Tod hat.

Wir anderen sind es, die sie nicht gehen lassen wollen. Kleo, das ist alles andere als ein Vorwurf! Ich merke diese Verlustängste auch häufig in meinem Umfeld. Wir haben Angst vor dem Schmerz und es ist für uns unvorstellbar, dass jemand "weg" ist. Einfach "weg".
Wir kennen diese Menschen von klein auf. Sie waren immer da und wir wissen gar nichts anderes, als dass sie da sind.

Als Kind hatte ich oft Angst, wirkliche Angst, dass meine Eltern sterben! Ich war sicher, dass ich das nicht überleben würde! Es dünkte mich so unvorstellbar, ein Leben ohne sie. Schon beim Gedanken dran, begann ich zu weinen.

Das fiel mir ein, nachdem mein Vater schon eine Weile tot war. Ich merkte überrascht, dass ich ja noch lebe. Dass es unendlich traurig ist, aber dass ich nach wie vor lebe.
Manchmal denke ich, wie soll das denn sein, wenn meine Mutter auch noch weg ist?! Das geht irgendwie gar nicht! Doch, es wird gehen.

Ich habe weder Rat noch Trost für dich. Denn beides ist nicht möglich.

Vielleicht findest du in meinen Erlebnissen irgendetwas, was dich ein kleines Stückchen beruhigt. Wenn's nur ein einziges Wort ist, unter diesen vielen, dann bin ich froh :liebe1:
 
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