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Dauntless Banana
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Shakespeare von Leselisten verbannen? Cancel-Culture an britischen Unis
Ob von Strindberg oder Colson Whitehead: Weltliteratur verschwindet von den Leselisten. Sie sei zu gewalttätig oder verletze "woke" Gefühle
Shakespeare von Leselisten verbannt: Cancel-Culture an britischen Unis
Ob von Shakespeare oder Colson Whitehead: Weltliteratur verschwindet von den Leselisten. Sie sei zu gewalttätig oder verletze "woke" Gefühle
Aus immer mehr Bibliotheken verschwinden immer mehr Titel. Anfang 2022 votierte eine Schulbehörde im Bundesstaat Tennessee dafür, Art Spiegelmans "Maus" wegen "anstößiger Sprache" aus den Klassen zu verbannen. Der Comic handelt von der Nazizeit und ihren Opfern: Spiegelman ist Nachfahr von Holocaustüberlebenden, "Maus" wurde 1992 mit dem Pulitzer-Preis geehrt.
Sklaverei und Suizid problematisch
Nun ist es auch in good old Europe so weit. Die britische Zeitung "The Times" hat von 140 Universitäten auf der Insel Auskünfte zum Umgang mit Texten angefordert. Nicht alle Unis haben die gewünschte Auskunft erteilt. Es zeigte sich aber: Zehn Institutionen gaben an, bereits Bücher zu den Themen Sklaverei oder Suizid aus ihren Leselisten gestrichen zu haben.
Dazu zählt etwa Colson Whiteheads Roman "Underground Railroad" (2016) über ein fantastisches System von unterirdischen Bahnverbindungen in den USA zu Zeiten der Sklaverei, über das Schwarze aus den Südstaaten in den Norden flüchten. Die Universität Essex hat das Werk wegen drastischer Darstellungen von Sklaverei "dauerhaft" von Leselisten entfernt. Pulitzerpreis hin oder her.
Charles Dickens und William Shakespeare sind ebenso von den Aktionen betroffen. Im "Sommernachtstraum" des Letztgenannten wurde von der Uni Aberdeen "Klassismus" ausgemacht. Auch Jane Austen, Charlotte Brontë und Agatha Christie haben Triggerwarnungen erhalten. Traditionellen Märchen geht es wegen Grausamkeit gegen Tiere an den Hals.
Wie ich in die Schule gegangen bin, war das Lesen von schwierigeren Büchern noch was Gutes, man hat sich mit der Vergangenheit auseinandergesetzt. Shoa, Drogen, Gewalt, Diskriminierung, Sklaverei, das hat eigentlich zu den Dingen gehört, mit denen wir Schüler uns beschäftigen sollten, wir sollten hinschauen, damit wir die Welt kennen lernen und vielleicht was verändern.
Das hat sich anscheinend sehr geändert.